Das Diamant Juna Deluxe+ lässt fast vergessen, in welchem Jahr wir uns gerade befinden: Das urbane E-Bike vereint wie kaum ein zweites Modell in unserem großen Pendler-Bike-Vergleichstest moderne Technik mit Retro-Flair. Ob der Mix aufgeht und ob es sich damit an die Spitze des Testfelds aus 19 Bikes setzen kann, erfahrt ihr hier.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag
Jetzt ist einen Gang runterschalten angesagt! Diamant schickt das Juna Deluxe+ ins Rennen um den Titel „Bestes Pendel-Bike 2021“. Doch statt mit Top-Speed wirbt das Juna Deluxe+ mit Entschleunigung um eure Gunst. Das sächsische Traditionsunternehmen, das seit 2003 mit dem Bike-Giganten Trek gemeinsame Wege geht und selbst über eine 135-jährige Firmenhistorie verfügt, hat sich nämlich auf stilvolle Bikes mit Charakter spezialisiert. Mit dem Zouma Supreme+ S beweist das Team von Diamant, dass es auch Hightech-S-Pedelecs aus Carbon beherrscht. Beim Juna Deluxe+ wird aber konsequent ein anderes Konzept verfolgt: Mit viel Charme lockt es auch bei Regen vor die Tür. Ob Rollschuhe und Diamant-E-Bike das perfekte Rezept für ein sonniges Gemüt bei jedem Wetter liefert, haben wir für euch getestet.
Die Ausstattung des Diamant Juna Deluxe+ im Detail
Der Rahmen in Moreagrün mit geteiltem und tief heruntergezogenem Oberrohr ist nicht nur eine Augenweide, sondern sorgt auch für einen bequem Auf- und Abstieg. Die Schutzbleche und der Gepäckträger sind ebenfalls in der Rahmenfarbe lackiert. Die weitere Ausstattung wird entweder im Chrom-Finish oder durch braune Leder-Applikationen geschickt in Szene gesetzt. Der Lenker besitzt eine angenehme Krümmung nach hinten, wodurch das Cruiser-Feeling bereits aufkommt, wenn man zum ersten Mal die Hand anlegt. Die vom Hauptakku betriebenen Front- und Heckscheinwerfer greifen das Design auf und schlagen eine Brücke zwischen Retro und Moderne. Die Züge aus dem Cockpit verlaufen erst recht spät im Unterrohr in den Rahmen und bilden vor der Front weite Bögen. Was an jedem anderen Bike im Test störend und veraltet wirken würde, passt perfekt in das Bild des charmanten City-Bikes. Gleiches gilt für den externen 500-Wh-Akku: Nicht nur in unserem Vergleichstest aus 19 Bikes hat kein weiteres einen externen Akku, auch in der gesamten E-Bike-Branche besitzen sie inzwischen Seltenheitswert. Doch statt den Rohrdurchmesser des Rahmens anzuheben, um einen integrierten Akku zu realisieren, hat man sich bei Diamant bewusst dazu entschieden, der schlanken Linienführung treu zu bleiben und den Akku mit Leder-Applikationen in die Designphilosophie zu integrieren.
Das Design des Diamant Juna Deluxe+ ist eine Hommage an einfachere Zeiten – und dabei einfach schön.
Ebenso retro, aber auch gleichzeitig voll im Trend ist die 8-Gang-Nabenschaltung von Shimano. Sie wird mit einem Drehgriff am Lenker betätigt und kann im Stand durch alle Gänge schalten. Für rasante Gangwechsel unter Belastung auf der Kette ist sie jedoch nicht gemacht, denn sie sorgt mit ihrer trägen Schaltgeschwindigkeit unter Last für Schubaussetzer. Ein unauffälliges Ausstattungs-Highlight ist die gut funktionierende gefederte Sattelstütze, die dem E-Bike ein großes Plus an Sitzkomfort beschert. Für eine komfortable Handhabung sorgen der hochwertige Zentralständer, der dem Bike einen sicheren Stand verleiht, und das fest verbaute Rahmenschloss, das mit demselben Schlüssel wie der externe Akku verriegelt wird. Dadurch muss man das 26,12 kg schwere Rad nicht zwangsweise in die Wohnung schleifen, um es sicher abzustellen, sondern bekommt für 3.099 € ein gut ausgestattetes E-Bike, das im Fahrradkeller auf sich alleine aufpassen kann.
Diamant Juna Deluxe+
3.099 €
Ausstattung
Motor Bosch Active Line Plus 50 Nm
Akku Bosch PowerPack 500 Wh
Display Bosch Intuvia
Fork -
Bremsen TEKTRO Vela 180/160 mm
Schaltung Shimano NEXUS 1x8
Vorbau Diamant
Lenker Bontrager Capital Urban
Laufradsatz Hohlkammer Alu
Reifen Schwalbe Fat Frank 28 x 2,0"
Technische Daten
Größe S M
Gewicht 26,12 kg
Besonderheiten
Diamant-Frontgepäckträger 15 kg und Diamant Lowrider-Heckgepäckträger
Zentraler Ständer
AXA Solid+ Rahmenschloss
Größe | S | M |
---|---|---|
Sattelrohr | 450 mm | 490 mm |
Oberrohr | 600 mm | 625 mm |
Lenkwinkel | 67,0° | 67,0° |
Sitzwinkel | 67,0° | 67,0° |
Kettenstrebe | 505 mm | 505 mm |
Tretlagerabsenkung | 62 mm | 62 mm |
Radstand | 1.124 mm | 1.149 mm |
Reach | 324 mm | 349 mm |
Stack | 650 mm | 650 mm |
Sanfter Fluss statt reißendem Strom – Das Bosch-Motorkonzept des Diamant Juna Deluxe+
Angetrieben wird das Juna Deluxe+ von Flower-Power und einem Bosch Active Line Plus-Motor mit 50 Nm Drehmoment. Alle weiteren Bosch-Motoren aus dem Testfeld entstammen der Performance Line und liegen in ihrer Leistungsentfaltung eine große Stufe über dem Active Line-Motor. Für das gedachte Einsatzgebiet des Juna Deluxe+ eignet sich der sanfte Antrieb jedoch hervorragend und ist darüber hinaus durch seinen gutmütigen Charakter sehr einsteigerfreundlich. Nur auf steilen Rampen geht ihm etwas die Kraft aus. Die essenziellsten Motordaten werden auf dem einfachen Intuvia-Display ausgegeben. Es beeinträchtigt den Gesamteindruck des durchgestylten E-Bikes zwar kaum, konsequenterweise hätte man aber ein Motorkonzept ohne externes Display anstreben sollen. Eine Verbindung zum Smartphone oder weitere Connectivity-Features besitzt das Diamant-E-Bike nicht.
Das Diamant Juna Deluxe+ im Test
Egal ob Flip-Flops oder Gummistiefel, das Juna Deluxe+ stellt weder an die Garderobe noch an den Biker oder die Bikerin hohe Anforderungen. Die entspannte Sitzposition kann es mit den besten Lounge-Chairs aufnehmen, wodurch man sich nach einem langen Arbeitstag unverkrampft der Heimfahrt gen Sonnenuntergang widmen kann. Das Gepäck kann dabei gleichmäßig auf die Front- und Heckgepäckträger verteilt werden, vorne maximal 15 kg und hinten maximal 14 kg. Die Starrgabel generiert vorne ein gutes Maß an Vibrationsdämpfung und die gefederte Sattelstütze übertrifft in ihrem Komfort sogar die aufs Körpergewicht einstellbare und ebenfalls gefederte Sattelstütze am MERIDA eBIG.TOUR 700 EQ. An jeder roten Ampel fällt der Abstieg dank niedriger Überstandshöhe kinderleicht. Springt die Ampel auf Grün, fährt das Diamant butterweich an und lässt sich bei langsamen Geschwindigkeiten dank der wendigen Front leicht navigieren.
Das Diamant Juna Deluxe+ ist die Stilikone im Vergleichstest! Es ist das perfekte Bike für Sammler und Genießerinnen.
Tuning-Tipp: stilvolle Tasche für den Frontgepäckträger und Bike-Lametta für die Lenkerenden
Die Drehmomentorgie an der Ampel gegen E-Bikes wie das Cannondale Topstone Carbon Neo kann es zwar nicht gewinnen, aber man kann ein Rennen auch nur dann verlieren, wenn man dazu antritt. Für hohe Geschwindigkeiten ist das Juna Deluxe+ nicht ausgelegt. Dafür fehlt es dem gemütlichen Rad an Spurtreue durch die zu weiche Gabel und allgemein an Steifigkeit im Rahmen. Die Lenkung fühlt sich bei Highspeed schnell zu indirekt und schwammig an. Der Motor liefert genug Kraft zum erholsamen Cruisen und nicht mehr. Auch die Shimano NEXUS-Nabenschaltung sorgt mit ihrer trägen Schaltgeschwindigkeit unter Last für Schubaussetzer. Will man auf dem Juna Deluxe+ das Umland der Großstadt erkunden, bleibt man lieber auf geteerten Wegen, um das Fahrwerk nicht zu überfordern. Dann bleibt auch die störende Geräuschkulisse aus klappernden Schutzblechen und einer schlagenden Kette aus. Schlechtes Wetter kann einem zwar dank der tiefen Schutzbleche nur wenig anhaben, doch das entspricht nicht dem sonnigen Gemüt des Bikes. Das Juna Deluxe+ will genauso bewegt werden wie ein Oldtimer-Cabrio: Es ist ein Liebhaberstück und nur bis zu einem gewissen Grad Alltagsgegenstand, eher eine Herzensangelegenheit und weitestgehend keine rationale Kaufentscheidung. Stattdessen weckt es Erinnerungen an die ersten Ausfahrten auf dem Bike der Oma, mit dem man sich zwanglos durch den Vorort der eigenen Kindheit bewegt hat, bis die Sonne am Horizont unterging und man sich lediglich ein Versäumnis vorwerfen konnte: Du hast den Farbfilm vergessen.
Unser Fazit zum Diamant Juna Deluxe+
Das Diamant Juna Deluxe+ ist das perfekte E-Bike zum stilvollen Entschleunigen. Es beherrscht entspannte Runden durch die flache Hafenstadt genauso wie den Trip zum nahegelegenen Wochenmarkt für den kleinen Einkauf. Mit seiner geschmackvollen Optik ist es prädestiniert für Menschen, die sich gern an feinen Dingen erfreuen. Alle von euch, die gern schnell unterwegs sind, lange Strecken zurücklegen oder viel transportieren müssen, finden in unserem Vergleichstest bessere Optionen.
Tops
- liebevolles Designkonzept
- stabiler Zentralständer
- entspannte Sitzposition und komfortable gefederte Sattelstütze
Flops
- eignet sich rational nicht zum Pendeln
- unsicheres Fahrverhalten bei hohen Geschwindigkeiten
- fehlende Motor-Power für steile Anstiege
- hakelige Schaltperformance der Nabenschaltung
Fahrertyp
6Mehr Informationen findet ihr unter diamantrad.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag
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… oder auch: die regelmäßigen Langstreckenpendler*innen. Die übliche Pendelstrecke beträgt hier über 15 km pro Richtung und der Alltagsnutzung steht dabei klar im Vordergrund. Das E-Bike kommt als Fortbewegungsmittel, als echte Alternative zum Zweitwagen oder zum ÖPNV zum Einsatz. Praktikabilität, Zuverlässigkeit und ein hoher Nutzwert schlägt bei diesem E-Biker*innen-Typ den ultimativen Bling-Faktor, denn das E-Bike wird in weiten Teilen aus Überzeugung genutzt.↩
Dieser E-Biker*innen-Typ vereint E-Bike-Profis und Early-Adopter*innen sowohl aus der Fashion- als auch aus der Tech-Szene. Als hippe Trendsetter*innen wissen sie genau, wie man mit viel Style unterwegs ist. Sci-Fi, Hi-Fi, Wi-Fi – hier blicken sie genau durch und bespielen die digitale Klaviatur problemlos im Halbschlaf. Mit einem leichten Hang zum exzentrischen Ausleben ihrer Passionen stehen emotionale Entscheidungen vor den rationalen.↩
Mal eben die Kids in den Kindergarten, danach auf den Wochenmarkt und später noch im Getränkemarkt einen Kasten Selters holen – für diesen E-Biker*innen-Typ alles kein Problem und das auch ohne Auto. Wer sich hier wiederfindet, liebt es zu kombinieren: Rationale und emotionale Beweggründe gehen Hand in Hand, denn es wird aus Überzeugung und mit einer klaren Vision und Mission in ein passendes Gefährt investiert.↩
… wohnen in einer sogenannten 15-Minuten-Stadt wie beispielsweise Paris. Das heißt, dass alle Dinge des täglichen Bedarfs in einem Radius von 15 Minuten per Fuß oder E-Bike erreichbar sind. Für kurze Strecken unter 2 km scheuen sie sich nicht davor, auch einfach mal zu laufen. Bei mittelweiten Distanzen bis zu 10 km steigen sie selbstverständlich aufs Bike. Alle Strecken, die weiter sind, erledigen sie spielerisch mit dem Mobilitätsmix aus ÖPNV und Bike. Kurzstrecken-Biker*innen sind aktive, sportliche Menschen, die sich nie festlegen wollen, einen flexiblen Lebensstil pflegen und sich gerne von Impulsen inspirieren lassen. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse haben sie häufig kein Auto und wenn doch, kommt es überwiegend für den Genuss zum Einsatz.↩
Sie sind die E-Biker*innen mit der größten Bike-Erfahrung und kommen häufig aus dem sportiven Bike-Bereich. Wir fassen hier alle Mountainbiker*innen und Trailshredder*innen zusammen sowie Rennrad-Fans, Strava-Held*innen und Hobby-Touren-Fans mit Vorliebe für (ländliche) Ausflügen ins Umland und vor die Stadttore. Für den täglichen Weg zur Arbeit ziehen sie sich in Sportbekleidung um, denn der Commute wird direkt mit der Fitness-Einheit kombiniert – geduscht wird dann am Zielort. Ihr Bike muss sowohl unter der Woche fürs Pendeln herhalten als auch für die Touren am Wochenende und ist somit Fortbewegungs- und Transportmittel sowie Sportgerät in einem.↩
In diesem Artikel erfährst du mehr zu den verschiedenen Fahrertypen: Hier klicken! ↩
Words: Rudolf Fischer Photos: Valentin Rühl, Benjamin Topf