Das deutsche Unternehmen FEDDZ entsendet sein gleichnamiges E-Moped mit einem 4,8 kW starken E-Motor in unseren großen Pendler-Bike-Vergleichstest. Sprintet es durch pure Motorkraft an die Spitze des Testfelds oder bleibt es durch die gesetzlichen Einschränkungen hinter den E-Bikes auf der Strecke?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag
Für schnelllebige Trends und Technik-Gadgets konntet ihr euch noch nie begeistern. Statt vor dem Smartphone verbringt ihr die meiste Zeit in der Familiengarage, in der bereits euer Opa in den 1960ern seine erste Scrambler zusammengeschraubt hat. Der luftgekühlte Einzylinder-Viertaktmotor eurer Honda ist für euch immer noch der beste, den es gibt. Aber das Problem mit den undichten Ventildeckeln bekommt ihr einfach nicht in den Griff und Zweifel machen sich breit … Vielleicht ist es doch Zeit, sich nach was Neuem umzuschauen? Auftritt: FEDDZ, ein Akronym für „Fahre Elektrisch Durch Die Zukunft“. Damit verankert die E-Mobility-Brand gleich ihr Mission-Statement im eigenen Namen. Unter dieser Bezeichnung vertreibt das Unternehmen seit 2012 aus Oberschwaben Mountainbikes, City- und Touren-Bikes mit E-Antrieb und nun eben auch das von uns getestete E-Moped. Das zu großen Teilen mit Komponenten aus der Region hergestellte E-Moped steht für einen zukunftsorientierten Lifestyle, der Mobilität und Nachhaltigkeit vereinen will. Wir haben den Fahrradhelm mit einem Motorradhelm getauscht und sind das 7.999 € teure E-Moped auf den Straßen rund um Stuttgart für euch gefahren.
Das FEDDZ-E-Moped im Detail
Das FEDDZ-E-Moped unterliegt wie ein Roller den gesetzlichen Vorschriften für Kleinkrafträdern. Im Gegensatz zu den anderen S-Pedelecs in unserem Test benötigt ihr zum Fahren des FEDDZ einen vollwertigen Motorradhelm und einen Führerschein der Klasse AM, dann könnt ihr euch guten Gewissens auf das 47 kg schwere E-Moped mit einem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 173 kg schwingen. Noch vor der ersten Fahrt fällt das Motorrad-typische Cockpit auf, mit dem man sich vertraut machen muss. Statt durch Kurbeln und Pedale beschleunigt das Moped durch den Gashahn in der rechten Hand am Lenker. Daneben befinden sich Bedienelemente für die Blinker, die Hupe und den Knopf zur Wahl der Fahrmodi. Zentral am Vorbau wurden das Display und das Zündschloss platziert. Der Vorbau sowie viele weitere Komponenten wie z. B. die Federgabel oder die Bremsen entstammen ursprünglich aus dem Mountainbike-Bereich, die E-Antriebskomponenten kommen hingegen von FEDDZ selbst. Aus dem Cockpit wandern viele Kabel in die Rahmenverkleidung, mehr als bei jedem anderen Bike im Test, die aber durch Kabelschläuche gut sortiert wurden.
Das FEDDZ-E-Moped liefert Café-Racer-Ästhetik mit einer überraschend leisen und unkomplizierten Art der Fortbewegung.
Wie bei einem vollverkleideten Motorrad lässt sich am FEDDZ-E-Moped nur erahnen, wo sich der Alu-Rahmen befindet. Die ABS-Kunststoffverkleidung dominiert die Optik des Mopeds und verleiht ihm einen aggressiven und sportlichen Look. Im Zentrum des Rahmens sitzt die maßgeschneiderte Cargo-Tasche aus Leder, die auch als Umhängetasche genutzt werden kann. Sie wird von zwei Gurten mit Schnallenverschlüssen in dem 23 l großen Cargobereich gehalten und ersetzt entweder den Turnbeutel für das Fitnessstudio oder bietet genug Platz für kleinere Einkäufe und einen kompakten Laptop. Letzterer sollte aber in eine zusätzliche wasserdichte Hülle gepackt werden, denn die Reißverschlüsse der Tasche sind nicht wasserdicht. Unter der Tasche befindet sich der entnehmbare und knapp 12 kg schwere Akku – er wiegt so viel wie unser leichtestes Bike im Vergleichstest. Bevor das FEDDZ gestartet werden kann, muss es vorher immer am Akku aktiviert werden. Das Tagfahrlicht schaltet sich automatisch zu. Der Ständer muss ebenfalls eingeklappt sein, sonst startet der E-Motor nicht.
FEDDZ E-Moped
7.999 €
Ausstattung
Motor FEDDZ Model P301 153 Nm
Akku C01 1900 Wh
Display FEDDZ
Fork Manitou Circus Expert 80 mm
Bremsen MAGURA MT4 180/180 mm
Schaltung -
Lenker FEDDZ 710 mm
Reifen Schwalbe Crazy Bob 26 x 2,35"
Technische Daten
Größe one size
Gewicht 47 kg
Besonderheiten
Cargo-Tasche
Philips-Scheinwerfer
Gashahn statt Pedale
Rekuperationsmodus
Das Motorkonzept des FEDDZ
Das Herzstück des E-Mopeds sitzt nicht im Rahmen, sondern in der Hinterradnabe. Der Nabenmotor liefert nominal 3 kW Leistung und kurzfristig sogar bis zu 4,8 kW. Das macht das FEDDZ zum leistungsstärksten Bike im Test. Auch der Akku hat mit 1.900 Wh die größte Kapazität des gesamten Testfelds. Das ergibt natürlich Sinn, sobald man sich bewusst macht, dass das Moped seine Energie nur vom Akku bezieht. Die Beine pausieren während der Fahrt bequem auf den Fußrasten und das Moped übernimmt die ganze Arbeit. Der Motor bietet vier unterschiedliche Fahrmodi an: Modus 1 ist die Schiebehilfe, die nur im Stand aktiviert werden kann. Bevor man sie dafür nutzt, das Moped über eine Treppenrampe zu schieben, sollte man sich mit ihr auf einem leeren Parkplatz vertraut machen. Denn durch einen beherzten Dreh am Gashahn beschleunigt das Moped schnell auf 8 km/h und kann einem dadurch entgleisen. Im Eco-Modus ist das maximale Drehmoment gedrosselt und die Geschwindigkeit auf 35 km/h reduziert.
Statt mit Schweißperlen durch Anstrengung sollte man eher mit Angstschweiß rechnen, wenn man im Kurvenausgang zu stark am Gas hängt.
Der mittlere Modus Touring stellt einen Kompromiss aus Leistung und Effizienz dar. Im stärksten Modus, dem Sport-Modus, beschleunigt das E-Moped mit voller Kraft an die 45-km/h-Spitze und bereitet geübten Fahrenden den meisten Spaß, sollte aber von Fahrneulingen anfangs ebenfalls auf einer geeigneten freien Fläche getestet werden. Durch das Design des Nabenmotors besitzt das FEDDZ einen Rekuperationsmodus, der beim Bremsen automatisch aktiviert wird und ein paar wenige Prozentpunkte an Akkukapazität zurückgewinnt. Alle Motordaten werden auf einem großen Display mit vordefinierten Skalen angezeigt, das den Charme einer Casio LCD-Uhr aus den 80ern hat und nicht mehr Funktionen bietet als ein guter Tacho. Unter dem Display befinden sich zwei große Tasten, mit denen man Anzeigen wie Tageskilometer, Gesamtkilometer oder Batterie-Reichweite durchblättern oder die Tripdaten zurücksetzen kann. Das Display lässt sich mit der EV Emerge App aufs Smartphone spiegeln, einen echten Zusatznutzen bietet die App aber nicht.
Das FEDDZ-E-Moped im Test
Für unseren Pendler-Bike-Vergleichstest mussten wir auf dem FEDDZ erst mal die Routenplanung anpassen. Durch die Klassifizierung als Kleinkraftrad sind mit dem FEDDZ nämlich Strecken über Radwege, viele Feldwege und Waldwege tabu. Auch die Schwalbe Crazy Bob Semi-Slick-Reifen können mit losem Fahrbahnbelag nicht gut umgehen. Dabei würde das E-Moped mit seiner 80-mm-Federgabel von Manitou, dem einstellbaren Stahlfederdämpfer im Heck und dem breiten Motorradsitz genug Komfort bieten, um es auch mit ruppigem Geläuf aufzunehmen. Die Sitzposition auf dem FEDDZ ist angenehm; weil man Hüfte und Oberkörper nur minimal bewegt, ist sie außerdem kaum ermüdend und absolut langstreckentauglich. Die Größeneinstellung findet über die Verstellung der Sitzhöhe statt. Wer über 1,85 m ist, muss sich aber trotz voll ausgefahrener Sattelstütze erst mal an die kompakte Sitzposition mit stark angewinkelten Beinen auf den Fußrasten gewöhnen. Im Gegenzug sorgt die durchdachte Motorrad-Geometrie dafür, dass man an Ampeln leicht ein Bein auf den Boden bekommt, ohne dass das E-Moped im Stand umkippt.
Tuning-Tipp: Lederkombi und Helm in Nachtschwarz
Trotz der oft längeren Routen, die man mit dem FEDDZ einkalkulieren muss, weil man keine Abkürzungen auf Radwegen nehmen darf, ist man mit ihm am schnellsten unterwegs und meist als Erstes am Ziel. Selbst im Vergleich mit den anderen S-Pedelecs spielt das FEDDZ durch seine Motorleistung in einer anderen Liga: Es beschleunigt mühelos bis zur 45-km/h-Grenze und kann die Geschwindigkeit konstant halten. Nur auf steilen Anstiegen mit über 10 % Steigung fällt das Tempo bei Leuten über 95 kg ab.Wenn man sich auskennt, kann man in langgezogenen Kurven eine Menge Fahrspaß haben – indem man sich mit hohem Tempo tief in Kurven hineinlehnt und am Kurvenausgang mit voller Kraft herausbeschleunigt. Der Fahrspaß wird allerdings etwas getrübt, wenn man Bodenwellen überfährt: Dann sorgen die Tasche und der Ständer des sonst so geräuschlosen E-Mopeds für eine ziemliche Geräuschkulisse. Auch bei Vollbremsungen vermittelt das E-Moped durch die weiche und indirekte Front und den vergleichsweise geringen Grip auf dem Hinterrad nur wenig Selbstvertrauen. Bei langsamen Geschwindigkeiten schränkt der sehr lange Radstand die Wendigkeit des E-Mopeds ein und führt an öffentlichen Fahrradständern zu sonst ungewohnten Rangiermanövern, bis das Heck in die Parkbucht passt.
Unser Fazit zum FEDDZ-E-Moped
Moto-Bike-Fans, die möglichst mühelos lange Strecken zurücklegen wollen oder ihren Fahrspaß aus Top-Speed-Kurvenfahrten auf Asphalt beziehen, bekommen mit dem FEDDZ ein E-Moped mit kraftvoller Optik. Durch die Cargo-Tasche eignet es sich auch als Transporter von nicht zu sperrigen Objekten. Touren abseits verzeichneter Straßen sind mit dem FEDDZ nicht möglich und kurze Strecken vermiest das E-Moped mit seiner vergleichsweise umständlichen Handhabung.
Tops
- höchste Reisegeschwindigkeit im Test
- hoher Fahrkomfort
- Moto-Optik im geräuscharmen Mobilitätskonzept
Flops
- wackeliger Ständer
- Fahrverhalten bei hohen Geschwindigkeiten erfordert eine geübte Hand
- klappernde Anbauteile trüben den Fahrspaß
Fahrertyp
6Mehr Informationen findet ihr unter feddz.com
Das Testfeld
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… oder auch: die regelmäßigen Langstreckenpendler*innen. Die übliche Pendelstrecke beträgt hier über 15 km pro Richtung und der Alltagsnutzung steht dabei klar im Vordergrund. Das E-Bike kommt als Fortbewegungsmittel, als echte Alternative zum Zweitwagen oder zum ÖPNV zum Einsatz. Praktikabilität, Zuverlässigkeit und ein hoher Nutzwert schlägt bei diesem E-Biker*innen-Typ den ultimativen Bling-Faktor, denn das E-Bike wird in weiten Teilen aus Überzeugung genutzt.↩
Dieser E-Biker*innen-Typ vereint E-Bike-Profis und Early-Adopter*innen sowohl aus der Fashion- als auch aus der Tech-Szene. Als hippe Trendsetter*innen wissen sie genau, wie man mit viel Style unterwegs ist. Sci-Fi, Hi-Fi, Wi-Fi – hier blicken sie genau durch und bespielen die digitale Klaviatur problemlos im Halbschlaf. Mit einem leichten Hang zum exzentrischen Ausleben ihrer Passionen stehen emotionale Entscheidungen vor den rationalen.↩
Mal eben die Kids in den Kindergarten, danach auf den Wochenmarkt und später noch im Getränkemarkt einen Kasten Selters holen – für diesen E-Biker*innen-Typ alles kein Problem und das auch ohne Auto. Wer sich hier wiederfindet, liebt es zu kombinieren: Rationale und emotionale Beweggründe gehen Hand in Hand, denn es wird aus Überzeugung und mit einer klaren Vision und Mission in ein passendes Gefährt investiert.↩
… wohnen in einer sogenannten 15-Minuten-Stadt wie beispielsweise Paris. Das heißt, dass alle Dinge des täglichen Bedarfs in einem Radius von 15 Minuten per Fuß oder E-Bike erreichbar sind. Für kurze Strecken unter 2 km scheuen sie sich nicht davor, auch einfach mal zu laufen. Bei mittelweiten Distanzen bis zu 10 km steigen sie selbstverständlich aufs Bike. Alle Strecken, die weiter sind, erledigen sie spielerisch mit dem Mobilitätsmix aus ÖPNV und Bike. Kurzstrecken-Biker*innen sind aktive, sportliche Menschen, die sich nie festlegen wollen, einen flexiblen Lebensstil pflegen und sich gerne von Impulsen inspirieren lassen. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse haben sie häufig kein Auto und wenn doch, kommt es überwiegend für den Genuss zum Einsatz.↩
Sie sind die E-Biker*innen mit der größten Bike-Erfahrung und kommen häufig aus dem sportiven Bike-Bereich. Wir fassen hier alle Mountainbiker*innen und Trailshredder*innen zusammen sowie Rennrad-Fans, Strava-Held*innen und Hobby-Touren-Fans mit Vorliebe für (ländliche) Ausflügen ins Umland und vor die Stadttore. Für den täglichen Weg zur Arbeit ziehen sie sich in Sportbekleidung um, denn der Commute wird direkt mit der Fitness-Einheit kombiniert – geduscht wird dann am Zielort. Ihr Bike muss sowohl unter der Woche fürs Pendeln herhalten als auch für die Touren am Wochenende und ist somit Fortbewegungs- und Transportmittel sowie Sportgerät in einem.↩
In diesem Artikel erfährst du mehr zu den verschiedenen Fahrertypen: Hier klicken! ↩
Words: Rudolf Fischer Photos: Valentin Rühl, Benjamin Topf