Kalkhoff setzt beim Endeavour 5.B Excite+ auf eine außergewöhnlich hohe Gewichtsfreigabe von 170 kg, was im Kontrast zum verbauten Bosch-Motor der letzten Generation mit nur 65 statt 85 Nm steht. Kann das E-Bike trotzdem um den Testsieg mitfahren oder wird es von der fehlenden Motor-Power ausgebremst?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag
Kalkhoff ist einer der Dinosaurier der Fahrradbranche und kann auf eine über 100-jährige Firmengeschichte zurückblicken. Der Hersteller aus dem flachen Norden Deutschlands schickt mit dem Endeavour 5.B Excite+ ein Rad aus seiner E-Trekking-Bike-Linie in den Vergleichstest. Kalkhoff möchte sich vom altbackenen Image lösen und neue Zielgruppen abseits des 61-jährigen Max Mustermanns ansprechen. Da kommt doch unser Testfahrer Jannik, eines der vielversprechendsten Talente des Stuttgarter American-Football-Vereins und zarte 23 Jahre jung, wie gerufen. Wie das Endeavour mit 123 kg reiner Muskelmasse klarkommt und wie es im Vergleich zur Konkurrenz abschneidet, erfahrt ihr in unserem Test.
Steile Anstiege und maximales Gewicht bringen den Bosch Performance Line Cruise-Motor an seine Grenzen und alle Beteiligten ins Schwitzen.
Die Ausstattung des Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+ im Detail
Das Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+ ist mit 3.899 € eins der günstigsten Bikes im Test. In puncto Ausstattung muss man jedoch nur beim verbauten Motor Abstriche machen. Statt dem Bosch Performance Line CX-Motor aus der aktuellen Generation sorgt hier der etwas leistungsschwächere Bosch Performance Line Cruise mit 65 statt 85 Nm für Vortrieb. Wer viel Wert auf eine möglichst hohe Motorpower setzt, sollte sich beim Endeavour 7 ab 4.499 € umschauen, dem teuersten Modell aus der E-Trekking-Bike-Reihe – hier liegt die zulässige Gesamtmasse jedoch nur bei 130 und nicht bei 170 kg. Wie das Haibike Trekking 9 ist auch das Kalkhoff-E-Bike Excite+ in drei Rahmenversionen zu haben: dem von uns getesteten Diamantrahmen mit hoher Überstandshöhe, einer Version mit Trapezrahmen und einer Tiefeinsteiger-Variante. Dabei sind alle Versionen bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 170 kg zugelassen, dem dritthöchsten aller Bikes aus dem Vergleichstest. Die sonstige Ausstattung lässt sich durchaus sehen und so überzeugt sowohl die Vierkolben-Shimano-Bremse als auch die 12-fach-XT-Schaltgruppe von Shimano, die mit einer 10–51-Kassette eine riesige Bandbreite bietet und das Kalkhoff-Bike damit auch für steile Anstiege prädestiniert.
Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+
3.899 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line 65 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Kiox
Fork SR Suntour MOBIE25 63 mm
Sattelstütze Concept EX
Bremsen Shimano MT420 180/180 mm
Schaltung Shimano XT/DEORE 1x12
Vorbau Concept EX, verstellbar
Lenker Concept EX Riser 700 mm
Laufradsatz RODI AIRLINE PLUS
Reifen Schwalbe GT Tour 29 x 2"
Technische Daten
Größe S M L XL XXL
Gewicht 26,28 kg
Besonderheiten
Supernova-/Herrmans-Lichtanlage
Höhenverstellbarer Vorbau
sehr hohes zugelassenes Gesamtgewicht
Größe | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 430 mm | 480 mm | 530 mm | 580 mm | 630 mm |
Oberrohr | 588 mm | 597 mm | 606 mm | 615 mm | 624 mm |
Steuerrohr | 160 mm | 170 mm | 180 mm | 190 mm | 200 mm |
Lenkwinkel | 72,0° | 72,0° | 72,0° | 72,0° | 72,0° |
Sitzwinkel | 73,0° | 73,0° | 73,0° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 485 mm | 485 mm | 485 mm | 485 mm | 485 mm |
Tretlagerabsenkung | 65 mm | 65 mm | 65 mm | 65 mm | 65 mm |
Radstand | 1.108 mm | 1.117 mm | 1.126 mm | 1.126 mm | 1.144 mm |
Reach | 390 mm | 396 mm | 402 mm | 408 mm | 414 mm |
Stack | 648 mm | 658 mm | 667 mm | 677 mm | 686 mm |
Bosch Performance Line ohne CX – noch zeitgemäß?
Kalkhoff setzt beim Endeavour 5.B Excite+ auf den Performance Line Cruise-Motor mit billig anmutender Plastikverkleidung; der leistungsstärkere Performance Line CX wäre hier auch optisch mit Magnesiumgehäuse ein tolles Upgrade gewesen. Die Motorintegration des Kalkhoff hätte im letzten Jahrzehnt noch für Bestnoten gesorgt, im Jahr 2021 kann man an der Stelle aber doch mehr Finesse erwarten. Der PowerTube-Akku mit 625 Wh Kapazität ist nach oben hin aus dem Unterrohr entnehmbar, was das Laden in der Wohnung deutlich vereinfacht. Bis auf die Navigations-Funktion des Nyon-Displays lässt das verbaute Bosch Kiox-Display keine Funktionen vermissen, zeigt sich sehr kontrastreich und präsentiert alle relevanten Informationen. Auch die Motor-Remote überzeugt mit hohem Bedienkomfort und ist eine der besten im Test.
Nun aber zur spannenden Frage: Wie schlägt sich der 65-Nm-Motor im Vergleich zum großen Bruder? Bereits beim Anfahren wird sofort klar: Hier geht es verhaltener und weniger dynamisch zu, vor allem am Berg ist der Cruise-Motor deutlich schneller am Limit als das CX-Modell. In puncto Durchzugsstärke in der Ebene muss sich der Bosch Performance Line Cruise jedoch nicht vor der hauseigenen Konkurrenz verstecken. Wenn es wirklich steil wird, profitiert das Bike vor allem von den leichten Gängen der großen Kassette. Der Motor hingegen kommt hier gerade mit sehr schweren Piloten wie unserem Testfahrer Jannik bzw. bei Beladung mit Gepäck und der Ausreizung der 170-kg-Marke ordentlich ins Schwitzen. Wenn ihr auf dem Weg zur Arbeit viele Anstiege zu bewältigen habt und euch ein zulässiges Gesamtgewicht von 130 kg ausreicht, würden wir euch deshalb das teurere Endeavour 7 ans Herz legen. Schon der verbaute Bosch Performance Line CX-Motor ist den Aufpreis wert. Für alle anderen bleibt nur der Kauf eines anderen Bikes mit starkem Motor und hohem zGG.
Das Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+ im Test
Das Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+ weiß bereits beim ersten Draufsitzen mit einer tourentauglichen Sitzposition zu überzeugen, die durch den verstellbaren Vorbau auch noch verfeinert werden kann. Es eignet sich dadurch auch für den ein oder anderen Ausflug am Wochenende. Im Vergleich zum Haibike Trekking 9 überzeugt das Kalkhoff-Bike mit einer besseren Eigendämpfung, die auch Ausflüge fernab von perfektem Asphalt ermöglicht. Ein Komfortwunder ist das Endeavour jedoch nicht, dafür sind Front und hinteres Rahmendreieck zu straff. Die großen Laufräder mit 29 x 2,0” stehen dem E-Bike ausgezeichnet und glänzen durch ein gutes Ab- und Überrollverhalten, was in Kombination mit einem stabilen Geradeauslauf zu einem hohen Sicherheitsgefühl auf dem Rad führt.
Ihr wollt lässig, lautlos und stilsicher durch die City und an der Blechlawine vorbei cruisen? Dann sollte das Kalkhoff Endeavour auf eurer Liste stehen!
Tuning-Tipp: Tuning-Tipp an Kalkhoff: Spendiert dem Bike einen Gepäckträger mit 27 kg erlaubter Zuladung. Und den CX-Motor bitte obendrauf!
Auch bei niedrigen Geschwindigkeiten überzeugt das Kalkhoff mit einem intuitiven Handling und reagiert gutmütig auf Lenkimpulse, wodurch das Zirkeln durch enge Gassen komplett seinen Schrecken verliert. Wären wir auf der Suche nach dem leisesten Pendler-Bike, hätte das Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+ den Testsieg sicher! Nichts klappert, ächzt oder stöhnt. Warum an dieser Aufgabe viele andere Hersteller scheitern, ist uns ein Rätsel. Aber auch der Punkt unterstreicht eines der Leitziele des Kalkhoff-Bikes: der Person auf dem Sattel eine gute Zeit zu ermöglichen. Dazu trägt auch der ergonomische Lenker mit einer angenehmen Biegung nach hinten bei, der den Charakter als wendiger Cruiser noch mal unterstreicht. Lässig und lautlos durch die Altstadt kurven? Das Endeavour ist dabei!
Unser Fazit zum Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+
Wir waren überrascht – und zwar positiv! Kalkhoff präsentiert mit dem Endeavour 5.B Excite+ ein wirklich spaßiges Bike, das neben der hohen Gewichtsfreigabe von 170 kg mit einem intuitiven Handling, einem hohen Sicherheitsempfinden und einem tollen Bedienkomfort glänzt. Und dabei ist es auch noch nahezu geräuschlos unterwegs. Leider fehlt dem Bosch Performance Line Cruise-Motor der nötige Wumms, um auch steilen Anstiegen gewachsen zu sein, wodurch das E-Bike leider nicht ganz vorne mitmischen kann.
Tops
- beinahe lautlos
- hoher Bedienkomfort
- intuitives Handling
- mit 170 kg zGG eine sehr hohe Gewichtsfreigabe
- hohes Sicherheitsgefühl
Flops
- wuselige Kabelverlegung im vorderen Bereich des Bikes
- für steile Anstiege untermotorisiert
Fahrertyp
6Mehr Informationen findet ihr unter kalkhoff-bikes.com
Das Testfeld
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… oder auch: die regelmäßigen Langstreckenpendler*innen. Die übliche Pendelstrecke beträgt hier über 15 km pro Richtung und der Alltagsnutzung steht dabei klar im Vordergrund. Das E-Bike kommt als Fortbewegungsmittel, als echte Alternative zum Zweitwagen oder zum ÖPNV zum Einsatz. Praktikabilität, Zuverlässigkeit und ein hoher Nutzwert schlägt bei diesem E-Biker*innen-Typ den ultimativen Bling-Faktor, denn das E-Bike wird in weiten Teilen aus Überzeugung genutzt.↩
Dieser E-Biker*innen-Typ vereint E-Bike-Profis und Early-Adopter*innen sowohl aus der Fashion- als auch aus der Tech-Szene. Als hippe Trendsetter*innen wissen sie genau, wie man mit viel Style unterwegs ist. Sci-Fi, Hi-Fi, Wi-Fi – hier blicken sie genau durch und bespielen die digitale Klaviatur problemlos im Halbschlaf. Mit einem leichten Hang zum exzentrischen Ausleben ihrer Passionen stehen emotionale Entscheidungen vor den rationalen.↩
Mal eben die Kids in den Kindergarten, danach auf den Wochenmarkt und später noch im Getränkemarkt einen Kasten Selters holen – für diesen E-Biker*innen-Typ alles kein Problem und das auch ohne Auto. Wer sich hier wiederfindet, liebt es zu kombinieren: Rationale und emotionale Beweggründe gehen Hand in Hand, denn es wird aus Überzeugung und mit einer klaren Vision und Mission in ein passendes Gefährt investiert.↩
… wohnen in einer sogenannten 15-Minuten-Stadt wie beispielsweise Paris. Das heißt, dass alle Dinge des täglichen Bedarfs in einem Radius von 15 Minuten per Fuß oder E-Bike erreichbar sind. Für kurze Strecken unter 2 km scheuen sie sich nicht davor, auch einfach mal zu laufen. Bei mittelweiten Distanzen bis zu 10 km steigen sie selbstverständlich aufs Bike. Alle Strecken, die weiter sind, erledigen sie spielerisch mit dem Mobilitätsmix aus ÖPNV und Bike. Kurzstrecken-Biker*innen sind aktive, sportliche Menschen, die sich nie festlegen wollen, einen flexiblen Lebensstil pflegen und sich gerne von Impulsen inspirieren lassen. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse haben sie häufig kein Auto und wenn doch, kommt es überwiegend für den Genuss zum Einsatz.↩
Sie sind die E-Biker*innen mit der größten Bike-Erfahrung und kommen häufig aus dem sportiven Bike-Bereich. Wir fassen hier alle Mountainbiker*innen und Trailshredder*innen zusammen sowie Rennrad-Fans, Strava-Held*innen und Hobby-Touren-Fans mit Vorliebe für (ländliche) Ausflügen ins Umland und vor die Stadttore. Für den täglichen Weg zur Arbeit ziehen sie sich in Sportbekleidung um, denn der Commute wird direkt mit der Fitness-Einheit kombiniert – geduscht wird dann am Zielort. Ihr Bike muss sowohl unter der Woche fürs Pendeln herhalten als auch für die Touren am Wochenende und ist somit Fortbewegungs- und Transportmittel sowie Sportgerät in einem.↩
In diesem Artikel erfährst du mehr zu den verschiedenen Fahrertypen: Hier klicken! ↩
Words: Aaron Steinke Photos: Benjamin Topf