Das Berliner Start-up LEMMO präsentiert mit dem LEMMO ONE ein Hybrid-Bike mit 2-in-1-Konzept. Das Bike lässt sich im Handumdrehen vom motorisierten zum analogen Rad transformieren – zusätzlich kann die Motorpower geleast werden. Ob das LEMMO ONE noch in den Kinderschuhen steckt oder ob es in der Praxis überzeugen kann, haben wir für euch getestet.

Lemmo One | 531 Wh | 19,42 kg in Größe L | ab 1.389 € | Hersteller-Website

Die Hypaths GmbH ist eigentlich das Start-up, das hinter der Bike-Marke LEMMO steht und von 3 Freunden gegründet wurde. Ausgeschrieben steht LEMMO (ehemals Lemo) für „Light Electric Micro Mobility“. Der Hersteller präsentiert sein erstes Bike im Portfolio, das neue LEMMO ONE, und macht das auch in der Modellbezeichnung deutlich.
Produziert wird das Rad aktuell in Asien, soll aber laut Hersteller bald auch in mehreren Fabriken in Europa hergestellt werden. LEMMO will mit dem E+BIKE-Konzept ein Hybrid-Fahrrad anbieten, das sich durch einen cleveren Mechanismus mit wenigen Handgriffen von einem motorisierten zu einem analogen Bike umbauen lässt. Die Berliner bieten zusätzlich einen Online-Konfigurator an, um das Bike den verschiedenen Fahrertypen entsprechend anzupassen. In unserer Ausstattung kostet das LEMMO ONE 1.990 € und lässt sich mit einem Gewicht von 19,42 kg auch leicht über die Ladentheke heben.

Nimm2, zahl eins! – Das LEMMO ONE im Detail

Beim ersten Betrachten des LEMMO ONE fällt sofort das sogenannte Smartpac im Rahmendreieck auf. Es enthält nicht nur einen 531-Wh-Akku, sondern auch den Ladeanschluss, den Motor-Controller, E-Bike-Connectivity-Komponenten und USB-Anschlüsse für Zubehör – oder anders ausgedrückt: Abgesehen vom Motor beherbergt das Smartpac viele Komponenten, die ein E-Bike ausmachen. Nimmt man das 3,12 kg schwere Smartpac ab, ist der erste Schritt zur Verwandlung in ein analoges Bike abgeschlossen. Jetzt muss man nur noch am 16,3 kg leichten LEMMO ONE den Schalter an der Steckachse ziehen und um 90° drehen, um den E-Antrieb entkoppeln und das Bike ohne Widerstand des Motors fahren zu können – et voilà: Schon sitzt man auf einem analogen Bike.

Das Smartpac des LEMMO ONE kann bequem aus dem Rahmendreieck entnommen und zusätzlich als Powerbank genutzt werden.

Eine kleine Abdeckung verschließt zusätzlich die Verbindung zwischen Bike und Akku und verhindert so, dass Nässe oder Dreck in den Verbindungs-Port gelangt. Über die USB-A- und USB-C-Buchsen können am Smartpac auch Laptops, Smartphones und weitere Geräte mit passendem Ladestecker geladen werden. Der E-Bike-Akku dient also quasi als Powerbank für unterwegs und kann auf Wunsch mit einem austauschbaren Stoffbezug individuell designt werden.
Wieder aufgeladen wird das Smartpac mit einem extra Ladestecker direkt am Akku. Wer sich noch nicht sicher ist, ob er das Smartpac benötigt, kann die Motorpower zunächst erstmal leasen und entweder ein Abonnement für 45 €/Monat, plus 20 € Anmeldekosten für die ersten 3 Monate, oder für 35 €/Monat für ein ganzes Jahr abschließen.
Wer sich schon vorab entscheidet, ohne Unterstützung fahren zu wollen, kann das LEMMO ONE in unserer Ausstattung auch ohne Smartpac für 1.389 € erwerben. Für 900 € kann der smarte Akku auch nachgekauft werden.

Gesteuert wird das Motorsystem von zwei kleinen Knöpfen links und rechts an den Halteschellen der Bremsen. Durch das Drücken des rechten Knopfes lässt sich die Motorunterstützung zwischen den Modi 0, 1, 2 und 3 wählen. Drückt man den linken Knopf, macht sich das Bike durch ein akustisch wahrnehmbares Hupen bemerkbar. Ein nahtlos und formschön im Oberrohr eingelassenes Display gibt Geschwindigkeit, Leistung, Unterstützungsstufe, Reichweite, Bluetooth-Verbindung und weitere Details an den Fahrer weiter. Über die LEMMO-App lassen sich am Smartphone weitere Informationen ablesen und Einstellungen tätigen. Clever integriert ist das Naben-E-Schloss in der Dual Mode Hub, das ein Wegrollen des Bikes verhindert und vor Langfingern schützt. Die Sperre wird durch langes Gedrückthalten der beiden Remote-Knöpfe am Lenker eingelegt und wieder gelöst.

Etwas versteckt, aber schön in die Halteschellen der Bremse integriert, sind die Remote-Knöpfe zur Bedienung des Motorsystems.
Das schön ins Oberrohr eingelassene Display zeigt Geschwindigkeit, Leistung, Unterstützungsstufe, Reichweite, Bluetooth-Verbindung und weitere Details an.

Ein zusätzliches Smartpac-E-Schloss sichert den Akku vor fremden Entnehmen. Wird das City-E-Bike dann im abgesperrten Zustand bewegt, wird ein integrierter Alarm mit 100 dB Lautstärke aktiviert. Wer das Bike auch nach dem Abstellen noch im Blick haben will, kann sein LEMMO ONE via GPS-Tracking-System über das Smartphone beobachten. Das funktioniert jedoch nur im ausgewählten E-Modus. Wer auch im M-Modus ein mulmiges Bauchgefühl vermeiden will, kann einen Airtag, der aber nicht im Lieferumfang enthalten ist, in der Trinkflaschenhalterung platzieren. Eine Halterung von Knog Scout wäre hier von Vorteil, die die Airtag-Technologie nutzt und sogar einen Design & Innovation Award 2023 gewonnen hat.

Versteckt ist das E+BIKE-Konzept im sehr hochwertig verarbeiteten Aluminiumrahmen, der klare Linien und eine stimmige Formsprache aufweist. Durch die Bonded Aluminium Technology-Produktion, die keine Schweißnähte verursacht und aus der Luftfahrt- und Automobilindustrie adaptiert wurde, wirkt das LEMMO ONE wie aus einem Guss. Die Carbon-Starrgabel senkt nicht nur das Gewicht, sondern passt durch ihren schicken Look ins optische Gesamtbild. Schlicht, weniger auffällig und fast schon bescheiden präsentiert sich das LEMMO ONE in unserer Ausstattung in einem schlichten Grau, lässt sich im Konfigurator aber auch in einem hellen Sandfarben auswählen. Zwei Anschraubpunkte am Sitzrohr und auf der Unterseite des Unterrohrs bieten die Möglichkeit, einen Trinkflaschenhalter zu montieren. Alle Kabelzüge verlaufen vom Lenker sauber in den Steuersatz und kommen erst wieder am Einsatzort zum Vorschein. Das City-E-Bike der Berliner lässt sich in den Größen XL, L und ST wählen, wobei das Aufsteigen beim ST-Modell durch ein etwas abgesenktes Unterrohr und den Trapezrahmen erleichtert wird. Geschaltet wird an unserem LEMMO ONE mit einer mechanischen Shimano DEORE-10-Gang-Schaltung, die im Konfigurator aber auch durch einen GATES CDX-Riemen ersetzt werden kann. In der Riemen-Konfiguration lässt sich das LEMMO ONE als Singlespeed-Bike jedoch nur in einem Gang fahren. Hier muss abgewogen werden, ob man lieber auf die Bandbreite der Kettenschaltung oder auf den geringen Wartungsaufwand des Riemens setzt. Das City-E-Bike kommt in den Rahmengrößen ST und L auf 27,5″-Aluminium-Laufrädern. Beim XL-Größenmodell setzt man auf größere 29″-Laufräder. Das LEMMO ONE greift auf die nur wenig bekannten Innova IA-2562-Reifen und ungelabelte Vierkolbenbremse, die auf 160 mm Bremsscheiben zugreifen, zurück, was dem Fahrverhalten und der Bremspower aber nicht schadet

Als nettes Detail verbaut der Hersteller aus Berlin Schutzbleche aus Kunststoff an Vorder- und Hinterrad, die weit am Reifen herunter reichen. Ein Gepäckträger am Heck integriert zusätzlich formschön ein K-Mark-Rücklicht mit Bremslichtfunktion, was für Sichtbarkeit im Straßenverkehr sorgen soll. Der Gepäckträger ist jedoch eher für eine Satteltasche geeignet, die im Konfigurator für 69 € verfügbar ist, als für einen Korb, um Einkäufe oder Ähnliches zu transportieren, denn das Schutzblech ragt aus der oberen Trägerfläche hervor und eine Spannzange zum Befestigen fehlt ebenfalls. Passend zum Rücklicht findet vorne am Steuerrohr ein 20 Lux starkes Frontlicht Platz, das während der Fahrt aufgeladen wird. Mit Hilfe eines Schlüssels lässt sich das Frontlicht auch bequem entnehmen und als Taschenlampe nutzen. Im Konfigurator können zusätzlich ein Faltschloss (49 €), eine 20 l Fahrradtasche (79 €), ein Kettenstrebenschutz (16 €) und eine Anhängerkupplung (39 €) ausgewählt werden.

Tuning-Tipp: Im Konfigurator für 16 € einen Kettenstrebenschutz erwerben und montieren

Lemmo One

1.990 €

Ausstattung

Motor Nabenmotor 40 Nm
Akku Smartpac Akku 531 Wh
Display LCD-Bildschirm
Sattelstütze Aluminium
Bremsen Vierkolbenbremsen 160/160 mm
Schaltung Shimano Deore 1x10
Vorbau Aluminium
Lenker Aluminium
Laufradsatz Aluminium 27,5"
Reifen Innova IA-2562 2,0"

Technische Daten

Größe XL, L, ST
Gewicht 19,42 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 140 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 120,58 kg
Anhänger-Freigabe Ja
Ständeraufnahme Ja

Besonderheiten

Entnehmbarer Akku

Keep it simple – Das LEMMO ONE im Praxistest

Bewegt man das LEMMO ONE über den Asphalt, macht sich die kompakte und aufrechte Sitzposition bemerkbar. Dadurch hat man einen guten Überblick über den Straßenverkehr. Tritt man anfangs noch im manuellen Modus in die Pedale, fährt sich das LEMMO ONE ohne Widerstand wie ein normales Stadtrad. Das Gewicht des Motorsystems ist jedoch spürbar und es bedarf etwas mehr Eigenleistung, was das Fahrerlebnis aber kaum trübt, denn dafür kann der schwere Akku für die analoge Ausfahrt einfach zuhause bleiben. Die verbauten Bremsen überzeugen mit guter Performance, können durch die kleinen 160-mm-Bremsscheiben bei schwereren Fahrern im hügeligen Terrain jedoch schnell warm werden und überhitzen.

Will man nun doch auf die Tretunterstützung zurückgreifen, muss man mit einem kurzen Handgriff den E-Mode an der Hinterachse einlegen und den Akku wieder einsetzen. Beim Pedalieren auf flachen Stücken unterstützt der Nabenmotor stark.
Vor allem die Stufen 2 und 3 bieten ordentlich Unterstützung und fanden bei unseren Testern am meisten Anklang, da man schnell die 25-km/h-Grenze erreicht und ordentlich Rückenwind bekommt. Die Bedienung der Remote-Knöpfe funktioniert intuitiv, muss in der Haptik aber Abstriche machen. Die Knöpfe müssen tief eingedrückt werden, um die gewünschte Funktion zu erlangen. Bergauf überzeugt nicht nur die kraftvolle Dual Mode Hub, sondern auch die Bandbreite der von uns im Konfigurator gewählten Shimano DEORE-10-fach-Schaltung, durch die sich im kleinsten Gang auch steile Anstiege gut erklimmen lassen. Bergab punktet das direkte und einfache Handling, das Lenkimpulse ohne Überraschungen umsetzt und das Bike spritzig und agil fahren lässt. So hat man auf dem LEMMO ONE viel Fahrspaß und es stellt sich schnell ein breites Grinsen ein. An Komfort mangelt es dem LEMMO ONE etwas, denn bis auf die 1,95″ breiten Reifen, die auf Asphalt guten Grip haben und dennoch schnell Geschwindigkeit generieren, federt es Unebenheiten nur bedingt ab. Leider wurde am City-E-Bike der Berliner kein Kettenstrebenschutz ab Werk verbaut. Akustisch ist das zwar nur beim Herunterfahren von einem Bordstein wahrnehmbar, auf Dauer zerkratzt so aber die Kettenstrebe. Hier sollte im Konfigurator für 16 € unbedingt nachgeholfen werden – nicht nur euren Ohren zuliebe.

Autsch! – Einen Kettenstrebenschutz gibt es am LEMMO ONE ab Werk nicht. Dieser muss zusätzlich im Konfigurator hinzugekauft werden.
Agil und spritzig lässt sich das Hybrid-Bike von LEMMO über den Asphalt bewegen.

Für wen ist das LEMMO ONE?

Das hippe LEMMO ONE richtet sich an sportliche Urbanisten, die zwar keinen Platz für mehrere Fahrräder in der Garage haben, die jedoch trotzdem nicht auf die tägliche Wahl zwischen der Einfachheit und Leichtigkeit eines analogen Bikes und der kräftigen Unterstützung eines E-Bikes verzichten wollen. Auch preisbewusste Fahrer, die ein Bike suchen, das nicht nur im Alltag nutzbar ist, sondern sich auch mit cleveren Features wie elektronischem Schloss und entnehmbarer Powerbank geschickt in den Alltag integriert, werden beim LEMMO ONE fündig.

Fazit zum LEMMO ONE

Die Berliner präsentieren mit dem LEMMO ONE ein leichtes, smartes Hybrid-Bike, das durch ein cleveres Konzept urbane Mobilität neu denkt und Vorhandenes neu nutzt. Auf der Straße kann das LEMMO ONE mit einfachem Handling und viel Fahrspaß überzeugen. Durch die einfache Handhabung, elektronischen Gadgets und den spaßigen Fahrcharakter schafft es LEMMO, ein schlaues Bike mit vielen Features zu entwickeln, das zu einem mega fairen Preis verfügbar ist.

Tops

  • Hybrid-Fahrrad
  • viele nützliche Features, wie Naben-E-Schloss und GPS-Tracking-System
  • agiles Handling

Flops

  • kein ab Werk verbauter Kettenstrebenschutz
  • wenig Komfort

Für mehr Infos besucht lemmofuture.com

Words: Benedikt Schmidt Photos: Mike Hunger