Vollgas, mehr Gas, GASGAS! Die spanische Marke befindet sich vor allem im Motorradbereich auf der Überholspur. Seit 2020 hat GASGAS auch E-Bikes im Sortiment, wobei das Moto 1 irgendwo dazwischen anzusiedeln ist: Reifen so dick wie die eines Mopeds, der Lenker wie von einem BMX-Bike. Wir haben den Beachcruiser im Golden State California für euch getestet.
Seit den frühen 80ern ist GASGAS eine große Nummer im Motocross- und Mototrial-Bereich. Mittlerweile fahren die spanischen Zweiräder sogar bei der Rallye Dakar und in der Königsklasse MotoGP mit. Seit 2020 ist GASGAS vollständig Teil von KTM bzw. der PIERER Mobility-Gruppe, woher vermutlich auch der E-Bike-Aufschwung kommt. Bisher hauptsächlich mit E-Mountainbikes vertreten, wagt GASGAS mit dem Moto 1 eine Reminiszenz an die Motocross-Sparte und stellt einen Beachcruiser auf dicke Reifen. Das Cruiser-E-Bike verkörpert Freiheit und rebellischen Flair, eindeutig inspiriert aus dem Motorradsektor. Angetrieben wird es allerdings nicht von einem Harley-typischen V2 mit 1200-ccm-Hubraum, sondern von einem BAFANG-(Elektro-)Nabenmotor. Der Tank ist in dem Fall ein 504 Wh großer Akku. Lediglich der starre Stahlrahmen des Moto1 könnte aus dem Motorradbereich stammen. Das unkonventionelle Gefährt taugt zweifellos, um lange Strände entlang zu cruisen und es an der Eisdiele vorzuführen. Doch kann sich das Bike auch im Alltag beweisen? Wir haben das 32 kg schwere GASGAS Moto 1 für 2.799 € an kalifornischen Stränden für euch getestet.
Was macht das GASGAS Moto 1 besonders?
Das GASGAS Moto 1 sticht durch das eigenständige Moto-Design hervor. Die lange Sitzbank und die breiten Reifen erinnern an eine Honda Monkey, der Lenker an ein Bonanzarad. De facto handelt es sich aber um ein E-Beachcruiser. Auf die kleinen 20″-Felgen sind super breite 4″-Reifen gezogen. Die geben Style, Grip und Kontrolle, aber vor allem eins: Komfort. Denn sonstige Federelemente, wie am Motocross, sucht man beim Moto 1 vergebens.
Der starre Stahlrahmen ist kaum sichtbar hinter zahlreichen Plastikblenden versteckt. Dagegen ist das vordere Rahmendreieck komplett frei und erinnert an die coole Optik eines Café-Racers. Um den Platz sinnvoll zu nutzen, ist von GASGAS aber auch eine Rahmentasche erhältlich, denn sonstigen Stauraum findet man am Bike nicht. Der hohe BMX-Lenker mit den dicken roten Griffen überragt die starre Sitzbank deutlich. Diese ist nicht höhenverstellbar, wie man es vom Fahrradsattel gewohnt ist. Der Motor ist unauffällig in der hinteren Radnabe versteckt und wird vom vertikal verbauten Akku gespeist. Dieser ist über die hochklappbare Sitzbank erreichbar. Aufgeladen wird der 504 Wh große E-Cruiser direkt am Akku. Ob der Akku am Bike bleibt oder mit in die Wohnung geht, ist in dem Fall egal, denn der Akku kann per Schlüssel einfach entnommen werden. Der BAFANG H 550-Nabenmotor leistet 60 Nm Drehmoment und geht mit seinem Format durch die großen Reifen und das generelle Volumen des Bikes in der Hinterradnabe optisch fast unter. Eure Kraft aus den Pedalen wird über eine Kette und 7-Gang-Schaltung auf den Asphalt übertragen, das reicht in Verbindung mit dem Nabenmotor auch für steile Anstiege.
Wer Wert auf „sinnvolle“ Gadgets wie Licht, Schutzbleche oder Transportmöglichkeiten legt und dennoch im Moto-Style cruisen will, sollte sich das GASGAS Moto 2 genauer ansehen. Das 500 € teurere Modell bietet Schutzbleche sowie Vorder- und Rücklicht. Passend zum Moto-Style ist das Frontlicht in eine coole Startnummerntafel integriert. Für den Aufpreis kriegt man nebst Alltagsfeatures auch mehr Akkukapazität, nämlich 672 Wh.
Wie performt das GASGAS Moto 1 auf der Promenade und am Strand
Beim GASGAS Moto 1 nimmt man auf der immer gleichbleibend niedrigen Sitzbank bequem Platz. Der hohe Lenker sorgt zwischen 1,60 m und 1,85 m Körpergröße für eine aufrechte Bonanzarad-Sitzposition. Ein effizienter Kniewinkel zum Pedalieren lässt sich durch den fixen Sitz aber nicht einstellen, nur zum Cruisen schiebt der Nabenmotor stark genug an. Dauerhaft aus eigener Kraft zu treten oder konstant über der Unterstützungsgrenze von 25 km/h zu fahren, gestaltet sich dadurch schwierig – aber ein effizientes Gefährt will das Moto 1 ja gar nicht sein. Der Motor regelt die Unterstützung nicht nur nach Kurbeldrehzahl, sondern auch gekoppelt an einen Drehmomentsensor. So kommt eine natürliche, aber kraftvolle Unterstützung zustande. Als Motorremote dient gleichzeitig das helle Schwarz-Weiß-Display links am Lenker, das als Kippschalter agiert. Der Einschalter befindet sich hingegen stirnseitig am Display.
Die Reifen begleiten den leisen Motor mit einem starken Brummen. Das unüberhörbare Abrollgeräusch der Reifen erinnert ans Grummeln eines Motors und warnt Vorausfahrende auch ohne Klingel. Zudem bieten die Reifen massig Komfort und das Traktionsgefühl eines Choppers. Mit niedrigem Luftdruck steigen Komfort und Dämpfung, aber auch das bouncy Gefühl beim Überfahren von Unebenheiten – Reifen sind eben nicht mit einem abgestimmten Fahrwerk vergleichbar. Dazu kommt die lange Sitzbank mit dickem Polster. Hier nimmt man einfach entsprechend der Körpergröße eher weiter vorne oder hinten Platz und kann sich so in gewissem Rahmen die angenehmste Position aussuchen. Außerdem wäre auch die Mitnahme eines zweiten Passagiers denkbar. Dafür bietet das GASGAS Moto1 mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 150 kg eine mögliche Zuladung von 118 kg – schlank sollte der Sozius also sein. Seitlich unter der Sitzbank gibt es Haltegriffe, zusätzliche Fußrasten wie beim Motorrad sind aber nicht zu finden.
Tuning-Tipp: Rahmentasche dazu bestellen, um den Alltagsnutzen zu erhöhen
Auf der Straße ist das GASGAS Moto1 spritzig und agil. Auch wenn man sich mit den Ballonreifen nicht allzu tief in die Kurve legen kann, vermitteln sie stets Grip, Traktion und damit Sicherheit. Gelenkt wird das Moto 1 sehr direkt über den steilen Lenkwinkel, was manchmal für eine leicht nervöse Front sorgt. Die kleine Supermoto ohne Führerscheinpflicht macht nicht nur im Sommer Spaß, sondern fühlt sich mit den leicht profilierten Reifen auch im Regen wohl. Einlenken, das Bein nach vorn ausstrecken und um Hindernisse rumzirkeln, wie auf einer Supermoto, macht bei der geringen Sitzhöhe besonders Spaß. Die dicken Schlappen lassen kaum Traktionsverlust zu, egal, ob Kurvenfahren oder Bremsen auf dem Fahrplan steht. Am Long Beach von Kalifornien sorgen die 4″-Reifen nicht nur für tiefe Spuren im Sand, sondern auch für lange Gesichter bei den Passanten. Auf dem roten GASGAS fällt man auf!
Für wen ist das GASGAS Moto 1 das richtige Bike?
Egal, ob Sylt oder Santa Monica Beach, das GASGAS Moto 1 eignet sich für stylische Pendler auf der Kurzstrecke. Ohne sinnvolle Alltagsfeatures, wie die aufpreispflichtige Rahmentasche, wird der Cruiser aber definitiv mehr zum Schönwetterfahrzeug als zum praktischen Alltags-„Kombi“. Fehlende Verstellmöglichkeiten killen den Langstreckenkomfort bzw. die Variabilität. Für alle markentreuen Fans passt das Moto 1 ideal neben die Motocross in der Garage und ist das optimale Einstiegsgefährt zum Motorsport für die Kids.
Das Fazit zum GASGAS Moto 1
Das GASGAS Moto 1 ist ein schicker Cruiser, der mit starken Motorrad-Vibes aufwartet und so, vor allem für Markenfans, ein Highlight darstellt. Im E-Bike-Kosmos entpuppt sich der Cruiser als ein etwas unbeholfener Alltagsbegleiter und wirkt wie ein reines Spaßgefährt für Moto-Styler, die ihr Hobby zur Schau stellen möchten. In Summe macht die Moto 1 Spaß und zieht auf jeden Fall neugierige Blicke auf sich. Vom Preis muss man gar nicht erst reden, günstiger wird man kaum an eine echte GASGAS kommen 😉
Tops
- komfortables Fahrverhalten dank dicker Reifen
- unterschiedliche Sitzpositionen entlang der langen Sitzbank
- Style-Level: +100
Flops
- sehr eingeschränkter Alltagsnutzen mangels Licht, Schutzbleche und Stauraum
Für mehr Infos besucht gasgas.com
Words: Julian Schwede Photos: GasGas, Antonia Feder