Das englische Traditionsunternehmen Brompton entsendet seinen Falt-Bike-Klassiker in der Ausführung M6L in unseren großen Pendler-Bike-Vergleichstest. Als einziges unmotorisiertes Rad geht das kompakte M6L als Underdog in den Test. Kann es den fehlenden E-Support durch seinen cleveren Faltmechanismus wettmachen?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag

In eurem Leben gibt niemand anders den Ton an. Ihr lebt schnell, bewusst und intensiv. Erfolg und Kontrolle sind euch wichtig, im Job wie im Privaten. Nie im Leben würdet ihr mit einem Faltrad entspannt durch die Stadt ziehen. Wer seinen Sportwagen für ein Fahrrad stehen lässt, ist in euren Augen ein Verlierer. Schade! Denn wenn ihr daran festhaltet, dann verpasst ihr sie – die neue Leichtigkeit der urbanen Mobilität auf dem Brompton. Und wenn es nach Stückzahlen geht, ist das Brompton-Faltrad bereits ein Gewinner! Schließlich gibt es keinen britischen Hersteller, der jährlich mehr Bikes produziert. Auch in unserem Vergleichstest ist das Brompton in vielerlei Hinsicht Spitzenreiter und einzigartig: Es ist das einzige Bike im Test, das auf einen E-Antrieb verzichtet. Der Rahmen besteht aus Stahl statt aus Alu oder Carbon wie bei der Konkurrenz. Mit 12,60 kg ist es das leichteste Bike im Test und hat mit 16”-Laufrädern auch die kleinsten Reifen. Im fahrfertigen Zustand besitzt es die kompaktesten Ausmaße und im zusammengeklappten Zustand ist das Brompton das einzige Bike, das in die Ladebox des Riese & Müller Packster passt, unseres größten Bikes im Test. Klar, dass wir für so ein einzigartiges Test-Bike nur unseren stärksten Kollegen zum Einsatz bringen können: Thommi drückt über 100 kg auf der Hantelbank und jetzt mit Volldampf in die Pedale der britischen Pocket-Rocket. Seinen Sportwagen lässt er heute stehen.



Die Ausstattung des Brompton M6L im Detail
Das Rahmendesign und der Faltmechanismus sind bei Brompton schon seit mehreren Jahrzehnten im Wesentlichen unverändert. Trotzdem wird seit über 30 Jahren an den Feinheiten des einzigen Bikes im Portfolio gefeilt und das macht sich an den zahlreichen Detaillösungen bemerkbar. Das M in der Produktbezeichnung steht für den traditionell nach oben gebogenen und schmalen Lenker. Die 6 im Namen steht für die 6-Gang-Schaltung, die sich aus einer 3-Gang-Nabenschaltung und zwei Ritzeln am Heck ergibt. Praktisch: Durch die Nabenschaltung kann man selbst im Stand an der Ampel in einen leichteren Gang zum Anfahren schalten. Das L steht für die Ausstattungsvariante mit Schutzblechen; das vordere Schutzblech wird durch einen Schmutzfänger nach unten verlängert und sorgt selbst bei schlechtem Wetter für trockene Schuhe.

Viele Bikes im Test bieten zusätzliche Taschen an, aber nur für das Brompton gibt es buchstäblich eine Tasche.
Alle Züge sind extern am Bike verlegt, verlaufen in langen Schlaufen und werden an manchen Stellen durch angelötete Stahlösen am Rahmen geführt, wodurch beim Zusammenfalten nichts eingeklemmt werden kann. Gebremst wird mit klassischen Felgenbremsen, die für das Einsatzgebiet des Brompton ausreichend Bremskraft produzieren. Für gute Sichtbarkeit sorgen das Front- und Rücklicht, die beide über einen Nabendynamo mit Strom versorgt werden. Selbst eine kleine Zéfal-Handpumpe findet an einer Befestigung am Hinterbau Platz. Beim Sattel setzt das Team von Brompton auf den C17 in der Allwetter-Ausführung von Brooks, ebenfalls eine Traditionsfirma aus England, die übrigens eine noch längere Historie aufweisen kann als das Bike selbst. Außer der Version, die wir im Test hatten, wird das Faltrad auch in einer Ausführung mit Frontnabenmotor und Akku am Frontgepäckträger als Brompton Electric verkauft und als Brompton Superlight mit leichter Titan-Gabel und Titan-Hinterbau.

Das Elastomer zwischen Sattelrohr und Hinterbau sorgt für einen großen Teil des Fahrkomforts auf dem Sattel.

Die kleinen und schmalen Reifen sind nicht für ruppige Feldwege gemacht. Auch an Bahnübergängen ist Vorsicht geboten.

In vier Schritten faltet sich das Brompton vom Fahrrad zur Handtasche zusammen. Der Klappmechanismus des Bikes ist so clever, dass selbst James Bond sich ein Brompton in den Kofferraum seines Aston Martin legen würde.
Brompton M6L Cloud Blue
1.785 €
Ausstattung
Motor -
Akku -
Display -
Fork -
Bremsen Felgenbremsen
Schaltung Sturmy Archer 2x3
Reifen Schwalbe Marathon Racer 16 x 1 1/3"
Technische Daten
Größe L
Gewicht 12,6 kg
Besonderheiten
Lichtanlage mit Nabendynamo
Klappmechanismus
Handpumpe mit an Bord
Felgenbremsen

Die Alltagsausstattung an unserem Mini lässt kaum zu wünschen übrig. Schutzbleche, Licht und Trägerblock für Gepäck kommen in Serie.

E-Antrieb und Akku fehlen am Brompton, der Strom für das Licht stammt aus dem Nabendynamo und fließt bereits bei geringen Geschwindigkeiten in ausreichender Stärke für gute Sicht im Dunklen.

Zusammengefaltet nimmt das Brompton nur knapp 59 x 56 x 27 cm ein und kann auf kleinen Stützrädchen abgestellt werden.
Größe | L |
---|---|
Sattelrohr | 250 mm |
Lenkwinkel | 72,7° |
Sitzwinkel | 72,8° |
Kettenstrebe | 411 mm |
Tretlagerabsenkung | 65 mm |
Radstand | 1.045 mm |
Reach | 415 mm |
Stack | 644 mm |

In vier Schritten von Fahrrad zu Handgepäck
Jedes Brompton-Bike besteht durchschnittlich aus 1.200 Teilen, viele davon werden extra für Brompton gefertigt. Umso erstaunlicher ist der Klappmechanismus, mit dem man in nur 4 Schritten das Klapprad auf eine Größe von knapp 59 x 56 x 27 cm zusammengelegt hat. Der Rahmen wird an 3 Gelenken umgeklappt und durch das Einfahren der Sattelstütze vor unbeabsichtigtem Auseinanderklappen gesichert. In diesem Zustand lässt sich das Bike leicht transportieren und in die Bahn oder mit ins Büro nehmen. Das Faltrad besitzt auf dem hinteren Schutzblech und am Hinterbau insgesamt drei kleine Rollen, auf denen es zusammengefaltet abgestellt werden kann. Und wenn man es mal auf Reisen mitnehmen will, dann gibt es sogar eine spezielle wattierte Tasche mit Rollen, in der man das Brompton verstauen kann! Während das Bike als Gepäckstück selbst eine gute Figur abliefert, sind die Transportmöglichkeiten von Gepäck am Bike eingeschränkt. An der Front befindet sich ein Trägerblock, der speziell dafür vorgesehene Taschen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 10 kg aufnehmen kann. In der Ausführung R besitzt das Brompton zudem einen Heckgepäckträger, der bis zu 10 kg Last tragen kann.


Das Brompton M6L im Test
Bekommt man in der Mittagspause spontan Lust auf ein Gericht aus dem Lieblingsrestaurant vier Häuserblocks entfernt, hat aber keine Lust zu laufen, dann schlägt die Sternstunde des Brompton. Unter dem Schreibtisch hervorgezogen ist es in unter einer Minute fahrbereit. Auf dem Brompton fühlt man sich auf Anhieb wohl, der hohe Lenker und das lange Sattelrohr sorgen für eine kompakte, aufrechte Sitzposition. Zusammen mit der niedrigen Überstandshöhe des Rahmens sorgt sie dafür, dass man ebenso unverkrampft auf das Bike auf- wie wieder absteigt. Im dichten Stadtverkehr punktet das Brompton mit seiner enormen Wendigkeit und erzeugt beim Umkurven von Hindernissen durch seine Einfachheit eine Menge Fahrspaß. Um den Sitzkomfort kümmert sich ein Elastomer, das Stöße vom Hinterbau abfedert.
Per Hand zusammenfalten – gibt’s dafür keine App? Das Brompton verzichtet auf Hightech und Connectivity und bietet dafür britische Wertarbeit.
Der Flex am Vorbau sorgt dafür, dass auch die Hände am Lenker nicht zu sehr durchgeschüttelt werden; noch nicht mal von Pflastersteinen oder leicht unebenen Fahrbahnen. Trotz der spürbaren Verwindung des Rahmens und des Vorbaus sind alle Komponenten am Bike so montiert, dass das Brompton nicht negativ durch eine Geräuschkulisse aus klappernden Zügen oder Schutzblechen auffällt. Mit 6 Gängen fehlt es dem M6L an der passenden Übersetzung, um steile Anstiege zu bewältigen – dafür lässt es sich dort umso leichter schieben. Mit seinen kleinen und schmalen Reifen und den begrenzten Federelementen ist es auch nicht für Touren auf Feldwegen oder für lange Ausflüge gemacht. Die Felgenbremsen sind zwar weniger kraftvoll als die hydraulischen Stopper der Konkurrenz, aber sie reichen für den innerstädtischen Gebrauch aus. Alles am Brompton ist dafür gemacht, um aktiven Fahrerinnen und Fahrern auf kurzen Strecken ein super handliches City-Bike zur Seite zu stellen – und in der Kategorie macht dem Brompton M6L so schnell niemand was vor.


Tuning-Tipp: Der FREITAG F748 COLTRANE-Rucksack ist maßgeschneidert für den vorderen Gepäckträger des Brompton. Er macht am Bike und auf dem Rücken eine gute Figur.

Unser Fazit zum Brompton M6L
Obwohl das Brompton M6L als klarer Underdog in dieses Rennen gestartet ist, konnte es viele Kontrahenten im Stadtverkehr hinter sich lassen. Als günstigstes Bike im Test überzeugte es dank lückenloser Alltagsausstattung auch in Sachen Preis-Leistung. Durch seine geniale Handhabung, den durchdachten Klappmechanismus und sein wendiges Fahrverhalten ist es das passende City- und Pendler-Bike für kurze Strecken und alle mit aktivem Fahrstil. Für alle anderen Einsatzzwecke ist es einfach nicht gemacht.

Tops
- ausgezeichnete Handhabung
- genialer Klappmechanismus
- hochwertige Verarbeitung
- durchdachtes, detailverliebtes Design

Flops
- eingeschränktes Einsatzgebiet
- wenig Transportmöglichkeiten
Fahrertyp
6Mehr Informationen findet ihr unter brompton.com

Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag
Alle Bikes im Test: Ampler Stout (Zum Test) | Brompton M6L Cloud Blue | Cannondale Topstone Neo Carbon Lefty LE (Zum Test) | Canyon Commuter:ON 7 (Zum Test) | Diamant Juna Deluxe+ (Zum Test) | FEDDZ E-Moped (Zum Test) | FLYER Upstreet6 7.10 HS (Zum Test) | Haibike Trekking 9 (Zum Test) | Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+ (Zum Test) | MERIDA eBIG.TOUR 700 EQ (Zum Test) | MERIDA eONE SIXTY 10K (Zum Test) | Moustache Samedi 27 Xroad FS 7 (Zum Test) | Movea Modo 20” (Zum Test) | Riese & Müller Homage GT Rohloff HS mit DualBattery (Zum Test) | Riese & Müller Packster 70 Vario (Zum Test) | Riese & Müller Roadster Touring (Zum Test) | Schindelhauer Arthur VI/IX (Zum Test) | Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ (Zum Test) | VanMoof X3 (Zum Test)

… oder auch: die regelmäßigen Langstreckenpendler*innen. Die übliche Pendelstrecke beträgt hier über 15 km pro Richtung und der Alltagsnutzung steht dabei klar im Vordergrund. Das E-Bike kommt als Fortbewegungsmittel, als echte Alternative zum Zweitwagen oder zum ÖPNV zum Einsatz. Praktikabilität, Zuverlässigkeit und ein hoher Nutzwert schlägt bei diesem E-Biker*innen-Typ den ultimativen Bling-Faktor, denn das E-Bike wird in weiten Teilen aus Überzeugung genutzt.↩
Dieser E-Biker*innen-Typ vereint E-Bike-Profis und Early-Adopter*innen sowohl aus der Fashion- als auch aus der Tech-Szene. Als hippe Trendsetter*innen wissen sie genau, wie man mit viel Style unterwegs ist. Sci-Fi, Hi-Fi, Wi-Fi – hier blicken sie genau durch und bespielen die digitale Klaviatur problemlos im Halbschlaf. Mit einem leichten Hang zum exzentrischen Ausleben ihrer Passionen stehen emotionale Entscheidungen vor den rationalen.↩
Mal eben die Kids in den Kindergarten, danach auf den Wochenmarkt und später noch im Getränkemarkt einen Kasten Selters holen – für diesen E-Biker*innen-Typ alles kein Problem und das auch ohne Auto. Wer sich hier wiederfindet, liebt es zu kombinieren: Rationale und emotionale Beweggründe gehen Hand in Hand, denn es wird aus Überzeugung und mit einer klaren Vision und Mission in ein passendes Gefährt investiert.↩
… wohnen in einer sogenannten 15-Minuten-Stadt wie beispielsweise Paris. Das heißt, dass alle Dinge des täglichen Bedarfs in einem Radius von 15 Minuten per Fuß oder E-Bike erreichbar sind. Für kurze Strecken unter 2 km scheuen sie sich nicht davor, auch einfach mal zu laufen. Bei mittelweiten Distanzen bis zu 10 km steigen sie selbstverständlich aufs Bike. Alle Strecken, die weiter sind, erledigen sie spielerisch mit dem Mobilitätsmix aus ÖPNV und Bike. Kurzstrecken-Biker*innen sind aktive, sportliche Menschen, die sich nie festlegen wollen, einen flexiblen Lebensstil pflegen und sich gerne von Impulsen inspirieren lassen. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse haben sie häufig kein Auto und wenn doch, kommt es überwiegend für den Genuss zum Einsatz.↩
Sie sind die E-Biker*innen mit der größten Bike-Erfahrung und kommen häufig aus dem sportiven Bike-Bereich. Wir fassen hier alle Mountainbiker*innen und Trailshredder*innen zusammen sowie Rennrad-Fans, Strava-Held*innen und Hobby-Touren-Fans mit Vorliebe für (ländliche) Ausflügen ins Umland und vor die Stadttore. Für den täglichen Weg zur Arbeit ziehen sie sich in Sportbekleidung um, denn der Commute wird direkt mit der Fitness-Einheit kombiniert – geduscht wird dann am Zielort. Ihr Bike muss sowohl unter der Woche fürs Pendeln herhalten als auch für die Touren am Wochenende und ist somit Fortbewegungs- und Transportmittel sowie Sportgerät in einem.↩
In diesem Artikel erfährst du mehr zu den verschiedenen Fahrertypen: Hier klicken! ↩
Words: Rudolf Fischer Photos: Valentin Rühl, Benjamin Topf