Specialized schickt mit dem Turbo Vado SL 5.0 EQ ein vielversprechendes urbanes E-Bike ins Rennen und setzt dabei auf den hauseigenen SL 1.1-Motor. Sind 35 Nm für ein Pendler-Bike ausreichend oder verspielt sich das Rad damit die Chance auf den Testsieg? Findet es heraus!

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag

Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ | Specialized SL 1.1/320 Wh
16,02 kg in Größe L | 7.430 € | Hersteller-Website

Urbane Mobilität und der städtische Verkehr der Zukunft sind komplexe Themen, zu denen es diverse Konzepte, Thesen und Ansichten gibt. Eins steht jedoch fest: Urbane Mobilitätslösungen befinden sich im Wandel und das Verhältnis aus Pkw-Verkehr, öffentlichem Nahverkehr, Radverkehr und Fußverkehr wird im nächsten Jahrzehnt kräftig durcheinandergewirbelt werden. Während sich manche noch immer in ihrer Blechbüchse geborgen fühlen, die sich mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte im Stop-and-go-Tempo durch verstopfte Straßen schiebt, dabei ununterbrochen Ressourcen frisst und die Luft und unsere Lungen mit kleinsten Partikeln füllt, haben andere die Augen aufgemacht und die Alternative erkannt. Elektromobilität auf zwei Rädern, in ein hübsches und leichtes Paket gepackt, zugeschnürt und mit dem Namen Turbo Vado versehen. Draufsetzen, Motor an und los geht die Fahrt! Bei der morgendlichen Runde durch den Stadtpark steigt nicht nur die Luft-, sondern auch die Lebensqualität. Nach all dem Regen der letzten Wochen strahlt das satte Grün von Bäumen, Büschen und Gräsern, die Nase umschmeichelt der Duft der frisch aufgestandenen Blumen und den Soundtrack liefert das Gezwitscher der Vögel – bei uns in Stuttgart sind es tatsächlich sogar wilde Papageien.

Die Ausstattung des Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ im Detail

Der erste Blick auf das vermeintliche Traum-Bike lässt unvermittelt die Frage aufkommen, was das Rad im Vergleichstest der besten E-Bikes zum Pendeln zu suchen hat. Erst bei genauer Betrachtung gibt sich das Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ als solches zu erkennen. Besser und geschickter kann ein Mittelmotor kaum in einen Rahmen integriert werden, der dazu noch hochwertig verarbeitet ist, mit sauber gelösten Übergängen glänzt und mit filigranen Linien durchzogen ist. Das Cockpit überzeugt einerseits mit einer tollen Ergonomie, wirkt andererseits aber etwas chaotisch mit vielen Zügen, die frei verlaufen und an verschiedenen Öffnungen in den Rahmen wandern. Für eine saubere Anzughose und ordentliche Schuhe sorgen die verlängerten Schutzbleche aus Metall, die keinen Tropfen Spritzwasser ans Material lassen. Die montierte Shimano-Kettenschaltung mit 12 Gängen ist für den sportlichen Charakter des Bikes absolut ausreichend und gut gewählt, bei steilen Anstiegen ist die Kombination aus 44T-Kettenblatt vorne und 45T-Ritzel hinten jedoch etwas zu happig.

Erst beim Blick auf das Display bemerkt man, dass bereits die 30 auf dem Tacho steht und der Motor nicht mehr unterstützt – ein natürlicheres Verhalten an der 25-km/h-Schwelle ist kaum möglich.

Viele Optionen
Über die TCU-Einheit auf dem Oberrohr kann man den Motor an- und ausschalten, die Unterstützungsstufe wählen und die Akkukapazität anzeigen. Über die Lenkerremote kann man ebenfalls zwischen den Unterstützungsstufen wählen und die hervorragende Schiebehilfe betätigen. Das Display dient als reine Anzeige.
Clean as a Whistle
Der Specialized SL 1.1-Motor ist perfekt und formschlüssig in den hübschen Turbo Vado SL-Rahmen integriert.
Vibrationsfresser
Die Future Shock 1.5-Federung schluckt effektiv sämtliche Vibrationen und ist damit auf schlechten Straßen und Kopfsteinpflastern Gold wert.

Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ

7.430 €

Ausstattung

Motor Specialized SL 1.1 35 Nm
Akku Specialized SL1 320 Wh
Display Turbo Connect-Display
Fork Specialized Carbon 20 mm
Sattelstütze Specialized Alloy 30,9 mm
Bremsen TEKTRO HD-R510 160/160 mm
Schaltung Shimano SLX/XT 1x12
Vorbau Specialized Stealth Alu
Lenker Stout Mini Rise
Laufradsatz DT Swiss R500
Reifen Nimbus 2 Sport Reflect 700 x 38C

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 16,02 kg

Besonderheiten

Future Shock 1.5-Federung
Leyzne-Lichtanlage
Mission Control-App

Schmutz an der Hose oder Dreck am Schuh? Nicht mit mir!
Die weit nach unten gezogenen Schutzbleche sind nicht nur optisch gelungen, sondern halten auch bei nasser Fahrbahn sämtlichen Schmutz von Schuhen und Hose fern.
Obacht geben
Die Nimbus 2 Sport Reflect-Reifen in 28 x 1,5” bieten im Gelände nur wenig Bremsgrip.
Eingeschränkt bergtauglich
Die Kombination aus 44T-Kettenblatt vorne und 45T-Kassette hinten sorgt zusammen mit dem verhältnismäßig schwachen SL 1.1-Motor für wenig Freude an steilen Anstiegen.
Größe S M L XL
Sattelrohr 415 mm 447 mm 495 mm 535 mm
Oberrohr 554 mm 587 mm 610 mm 630 mm
Steuerrohr 185 mm 217 mm 250 mm 285 mm
Lenkwinkel 70,0° 70,5° 71,0° 71,5°
Sitzwinkel 73,5° 73,5° 73,5° 73,5°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
Tretlagerabsenkung 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm
Radstand 1.062 mm 1.091 mm 1.110 mm 1.126 mm
Reach 378 mm 401 mm 415 mm 424 mm
Stack 595 mm 626 mm 660 mm 696 mm

Der Specialized SL 1.1-Mittelmotor im Detail – Sind 35 Nm zeitgemäß?

In Sachen Motor vertraut die US-amerikanische Firma nur einem – und zwar sich selbst. Der hauseigene Specialized SL 1.1 kommt mit einem vergleichsweise niedrigen Drehmoment von 35 Nm aus und wird kombiniert mit der fest im wirklich schmalen Unterrohr untergebrachten Specialized SL1-Batterie mit 320 Wh Kapazität. Wenn euch das nicht reicht, könnt ihr euch den SL Range Extender-Zusatzakku für 379,90 € bestellen, an die Flaschenhalteraufnahme montieren und an die Ladebuchse stecken, um weitere 160 Wh zur Verfügung zu haben. Die Steuerung des SL 1.1-Mittelmotors erfolgt über die gut bedienbare Specialized TCU-Einheit auf dem Oberrohr und die minimalistische Lenkerremote; das abnehmbare und gut platzierte Turbo Connect-Display am Lenker dient als reines Anzeigegerät und ist zu Trainingszwecken mit eurem Brustgurt koppelbar. Als vierte Schnittstelle und Kommunikationsmöglichkeit mit dem SL 1.1-Motor stellt der Hersteller die sehr gelungene Specialized Mission Control-App zur Verfügung. Mit ihr kann man die drei Unterstützungsstufen individuell konfigurieren, die verbleibende Akku-Reichweite kontrollieren und entsprechend die Unterstützung anpassen, und außerdem die Ausfahrten sowie die erbrachte Leistung aufzeichnen.

Im Praxistest überzeugt der Mittelmotor mit einem angenehmen und wohl dosierten Anfahrverhalten. Das niedrige Drehmoment erfordert jedoch auch in der stärksten Unterstützungsstufe den Muskeleinsatz der Beine. Ein Shuttle-Feeling wie beim R&M Roadster, das vom Bosch Performance Line CX mit 50 Nm mehr angeschoben wird, sucht man vergebens beim Turbo Vado SL, das für 4.599 € den Weg in euren Keller findet. Das kann jedoch auch von Vorteil sein: Da man sowieso mit Muskelkraft in die Pedale tritt, sind der Übertritt an der 25-km/h-Schwelle und das Ende des Motor-Supports kaum zu spüren. In der Hinsicht können weder der FAZUA-Motor des Canyon Commuter:ON 7 noch der MAHLE-Ebikemotion-Motor des Schindelhauer Arthur VI/IX mithalten.

Das Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ im Test

Das Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ ist mit 16,5 kg trotz montiertem Gepäckträger, Lezyne-Lichtanlage und Metall-Schutzblechen eines der leichteren Bikes in unserem Pendler-Bike-Vergleichstest und eignet sich dadurch auch bestens für die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln und das Hoch- oder Runtertragen in Keller bzw. Wohnung. Die Future Shock 1.5-Federung in der Front ist ein absoluter Komfort-Booster und entschärft effektiv kleine Unebenheiten wie Pflastersteine und Unebenheiten der Fahrbahn, im Heck sorgt die Sattelstütze für ausreichend Komfort. Insgesamt ist das Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ damit ein oder gar zwei Level über dem Komfortlevel des Canyon Commuter:ON 7 einzuordnen. Abseits geteerter Wege ist jedoch Vorsicht geboten, die Nimbus 2 Sport Reflect-Reifen in 28 x 1,5” bieten im Gelände nur wenig Bremsgrip.

Tuning-Tipps: Für mehr Bergtauglichkeit: eine größere Kassette mit 50 oder direkt 51 Zähnen. | Für noch mehr Compliance im Heck: eine gefederte Cane Creek-Sattelstütze. | Für mehr Offroad-Performance: Specialized Pathfinder-Reifen draufziehen und den Einsatzbereich auf lose Untergründe erweitern.

Ob als Fitness-Bike in der Freizeit oder zum Pendeln ins Büro: Das Turbo Vado SL ist motiviert am Start.

Wer viel Wert auf eine möglichst geringe Geräuschkulisse legt, wird vom Turbo Vado SL enttäuscht sein. Trotz der vergleichsweise geringen Unterstützung ist der SL 1.1-Motor einer der lautesten im Test. Dafür überzeugt das urbane E-Bike mit einem agilen Handling, einer tourentauglichen Sitzposition und zeigt beim Test seine zwei Gesichter: An einem Tag ist es als Fitness-Bike 2.0 euer sportlicher Trainingspartner, am nächsten Tag fahrt ihr mit Laptoptasche am Gepäckträger durch den Stadtpark zur Arbeit. Geht also der Traum in Erfüllung und holt sich das Turbo Vado SL als universelle Alltags- und Freizeitwaffe den begehrten Testsieg? Fast! Aufgrund des vergleichsweise geringen E-Supports reicht es leider nur zu einem sehr guten zweiten Platz!

Unser Fazit zum Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ

Das Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ checkt insgesamt viele Boxen, wenn man gerne sportlich und im Flachen unterwegs ist. Dabei wissen sowohl das modulare Antriebskonzept als auch die gute Vibrationsdämpfung und die gelungene Motorintegration zu gefallen. Für hügeliges Terrain und eine komplett schweißfreie Fahrt zur Arbeit ist die Motorunterstützung des SL 1.1-Mittelmotors jedoch zu gering, weshalb es sich im Vergleichstest knapp geschlagen geben muss.

Tops

  • perfekte Motorintegration
  • modulares Antriebskonzept
  • gute Vibrationsdämpfung
  • weit heruntergezogene Schutzbleche lassen einen sauber im Büro ankommen
  • umfangreiches Ausstattungspaket

Flops

  • chaotische Kabelführung am Cockpit
  • vergleichsweise geringer Motor-Support schränkt Einsatzgebiet ein

Fahrertyp

6
Die Trans-Urbanen Meilen-Millionäre 1
Die stilsicheren Stadterkunder 2
The Transporter(s) 3
Die Kurzstrecken-Biker 4
Die Hobby-Biker 5

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag

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Words: Aaron Steinke Photos: Valentin Rühl