Haibike schickt mit dem Trekking 9 ein vielversprechendes E-Bike in den Pendler-Bike-Vergleichstest. Was sind die Vorteile des außergewöhnliches Motorkonzepts und kann das urbane Bike auf dem Weg zur Arbeit überzeugen? Alle Infos und einen ausführlichen Test findet ihr hier!
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Bike 2021 – Die 19 spannendsten Konzepte für den Alltag
Ähnlich wie unser Testfahrer Manne steht die deutsche E-Bike-Brand Haibike vor allem für zwei Dinge: eine satte Performance und eine distinguierte Optik. Sowohl ein Haibike als auch ein Manne möchten schon aus der Ferne als solche identifizierbar sein und beiden ist es gelungen, sich im Laufe der Jahre als feste Größen auf dem E-Bike-Markt zu etablieren. Das von uns getestete Haibike Trekking 9 macht dabei keine Ausnahme und sticht mit seinem außergewöhnlichen Rahmenkonzept, voluminösen Rohrformen und der legendären Skybeamer-Lampe aus der breiten Masse heraus. Das mag nicht jedermanns Sache sein, muss es aber auch nicht. Denn wer ein Haibike fährt, möchte nicht auf einem 08/15-Bike in der breiten Masse untergehen. Auf einem Haibike möchte man gesehen und – was viel wichtiger ist – wiedererkannt werden! Denn der Wiedererkennungswert ist eine Eigenschaft, an der viele Fahrradhersteller und Männer im besten Alter seit Jahren arbeiten und kläglich scheitern.
Die Ausstattung des Haibike Trekking 9 im Detail
Haibike setzt auf eine breite E-Trekking-Modellpalette und bietet das Bike in insgesamt sieben Varianten an. Den Einstieg macht das Trekking 4-E-Bike für 2.699 €, das Topmodell hört auf den Namen Haibike Trekking 10 und geht für 4.199 € über den Ladentisch. Unser Test-Bike ist das Trekking 9, das mit 3.899 € die zweitteuerste Version der Modellreihe ist und schon im Stillstand mit einer aufgeräumten Kabelverlegung zu gefallen weiß. Auch die aggressive Lackierung mit neonroten Akzenten zieht die Blicke auf sich. Neben der von uns getesteten Version mit Diamantrahmen wird jedes Haibike der Trekking-Reihe auch in einer Version mit niedrigerer Überstandshöhe und sogar als Tiefeinsteiger angeboten. Top! Gerade Tiefeinsteiger haben mit ihrer einfachen Handhabung eine große Fan-Base um sich versammelt. Und wo wir gerade beim Thema Rahmengröße sind: Das Haibike fällt ausgesprochen groß aus. Unsere Testfahrer, die sich üblicherweise auf L-Bikes am wohlsten fühlen, waren für das Test-Bike in Größe M gerade so groß genug. Ihr solltet also im Zweifel immer zum kleineren Bike greifen, falls ihr zwischen zwei Größen liegt. Zu den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen des Haibike Trekking 9-Pendler-Bikes zählen an dieser Stelle definitiv die mit einer großen Bandbreite glänzende Shimano DEORE 11–51-Kassette und der kraftvolle Bosch Performance Line CX-Motor der neuesten Generation. Wie sich das Motorkonzept in der Praxis schlägt, erfahrt ihr später im Test.
Haibike Trekking 9
3.899 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Intuvia
Fork SR Suntour MOBIE25 100 mm
Sattelstütze Haibike Components TheSeatpost ++ 34,9 mm
Bremsen Shimano MT410 180/180 mm
Schaltung Shimano DEORE M5100 1x11
Vorbau Haibike Components TheStem ++
Lenker Haibike Components TheBar ++ 740 mm
Laufradsatz RODI TRYP 30
Reifen Continental CONTACT Cruiser 27,5 x 2,4" ****
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 26,2 kg
Besonderheiten
Skybeamer-Frontlicht
AXA Blueline-Rücklicht
StandWell-Gepäckträger 25 kg
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 500 mm | 540 mm | 580 mm | 620 mm |
Oberrohr | 610 mm | 620 mm | 645 mm | 670 mm |
Steuerrohr | 160 mm | 170 mm | 180 mm | 190 mm |
Lenkwinkel | 67,0° | 67,0° | 67,0° | 67,0° |
Sitzwinkel | 73,0° | 73,0° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 470 mm | 470 mm | 470 mm | 470 mm |
Tretlagerabsenkung | 60 mm | 60 mm | 60 mm | 60 mm |
Radstand | 1.176 mm | 1.186 mm | 1.213 mm | 1.239 mm |
Reach | 410 mm | 417 mm | 439 mm | 462 mm |
Stack | 654 mm | 663 mm | 672 mm | 682 mm |
Typisch Haibike – Das etwas andere Motorkonzept im Detail
Das Entwicklungsteam aus dem Hause Haibike ist noch nie davor zurückgeschreckt, neue Wege einzuschlagen. Wie bekommt man den Schwerpunkt eines E-Bikes noch tiefer, um ein besseres Fahrverhalten zu ermöglichen? Auf der Suche nach einer passenden Antwort wurde viel Hirnschmalz verbrannt und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wie bereits von anderen Bikes aus Schweinfurt bekannt, wurde der Bosch Performance Line CX-Motor mit 85 Nm anders als üblich hochkant montiert, um den Bosch PowerTube-Akku mit 625 Wh so tief im Unterrohr zu platzieren wie bei keinem anderen Bike mit Bosch-Motor. Gut gemacht! Der Akku kann zum Laden entweder in Richtung Vorderrad hin entnommen werden oder er wird per Ladebuchse, die schön weit oben angebracht ist, direkt im Bike geladen.
Wie auf dem Rennrad im Wiegetritt beschleunigen und anschließend im Mountainbike-Style um die Kurve carven? Das Haibike Trekking 9 ist dabei!
Gesteuert wird der Motor-Support mittels Bosch Intuvia-Display. Leider muss man hier sagen, dass das in die Jahre gekommene Display nicht mehr zeitgemäß ist und in Sachen Funktionalität und Bedienung nur die rudimentärsten Punkte abdeckt. In der Hinsicht glänzt z. B. das Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+ bei gleichem Preis mit dem um Welten potenteren Bosch Kiox-Display. Im Praxistest beweist der Bosch Performance Line CX-Motor einmal mehr, dass aktuell kaum ein Weg an ihm vorbeigeht. Egal ob in puncto Beschleunigung, Durchzugsstärke, Unterstützung am Steilhang oder bei voller Beladung: Der Bosch-Motor lässt euch nie im Stich und ist in keiner Situation in Verlegenheit zu bringen. Auch das Fahren an der 25-km/h-Schwelle ist ein Genuss, was beim sportlichen Haibike Trekking 9 durchaus vorkommt.
Das Haibike Trekking 9 im Test
Auf die Plätze, fertig, los! Das Haibike Trekking 9 scheint nur auf den Startschuss zu warten, um sich mit einer der sportivsten Beschleunigungen aller Bikes im Testfeld in Bewegung zu setzen. Das E-Bike lädt durch seinen sportlichen Charakter und seinen steifen Rahmen dazu ein, auch mal aus dem Sattel zu gehen und im Wiegetritt in die Pedale zu treten. Dabei solltet ihr jedoch längere Etappen über schlechte Straßen und unbefestigte Wege meiden. Ein Tag lang mit dem Haibike Trekking 9 über grobe Schotterpisten dürfte ähnlich komfortabel sein wie eine Nacht auf einem kalten Backsteinhaufen; das Bike fühlt sich definitiv auf perfekten Radwegen am wohlsten. Der bereits im letzten Absatz erwähnte tiefe Schwerpunkt führt in Kombination mit der hohen Front dazu, dass man sehr sicher und integriert im Rad sitzt. In Sachen Fahrsicherheit kann dem Haibike nur das Riese & Müller Homage Paroli bieten. Zusammen mit dem Lenkwinkel, der für ein E-Bike dieser Kategorie überraschend flach ausfällt, trägt der 740 mm breite Lenker zu massig Kontrolle und einer lässigen Lenkung bei, wie man sie aus dem Mountainbike-Bereich kennt. In Sekundenschnelle von 0 auf 25 km/h beschleunigen und anschließend lässig um die nächste Kurve carven? Das Haibike Trekking 9 ist euer Bike!
Für das Bergsteigen und den Großeinkauf gerüstet: Das Haibike Trekking 9 zeigt sich mit starkem Bosch-Motor und steifem Rahmen auch von der maximalen Zuladung von 25 kg absolut unbeeindruckt.
Tuning-Tipps: gefederte Sattelstütze für mehr Komfort am Heck | das Bike eine Rahmengröße kleiner als sonst bestellen | grobstolligere Reifen für mehr Offroad-Performance
Auf guten Untergründen glänzt das Trekking 9 mit einem stoisch ruhigen Geradeauslauf und generiert durch seine Stabilität viel Vertrauen und Sicherheit. Wird der Boden unter den breiten Continental-Reifen jedoch ruppiger, leiden der Fahrspaß und auch das Sicherheitsgefühl enorm. Wer also viel auf unbefestigten Wegen unterwegs ist, sollte sich z. B. das vollgefederte Moustache Samedi 27 Xroad FS 7 genauer anschauen. Positiv hervorzuheben ist an dieser Stelle noch die Lautstärke des E-Bikes: Es bewegt sich ohne Klappern oder andere Geräusche vorwärts und ist dabei fast so leise wie die sich anpirschende Katze im Test, das Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+.
Unser Fazit zum Haibike Trekking 9
Das Haibike Trekking 9 überzeugt mit seinem cleveren Rahmenkonzept, einer angenehm integrierten Fahrposition und seinem stabilen Geradeauslauf. Der großartige Bosch Performance Line CX-Motor bietet auch bei voller Beladung und am steilen Berg ausreichend Power und beschleunigt das Trekking 9 in Nullkommanix. Einzig der mangelnde Komfort beschränkt den Einsatzbereich des fast geräuschlosen E-Bikes auf befestigte Wege – aber dort legt es ordentlich los!
Tops
- hohe Laufruhe auf guten Untergründen
- hoher Motorsupport in allen Lebenslagen
- integrierte Sitzposition
- cleveres Rahmenkonzept führt zu niedrigem Schwerpunkt
- sehr leise
Flops
- mangelnder Heck-Komfort
- missverständliche Rahmengrößenempfehlung
Fahrertyp
6Mehr Informationen findet ihr unter haibike.com
Das Testfeld
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Alle Bikes im Test: Ampler Stout (Zum Test) | Brompton M6L Cloud Blue (Zum Test) | Cannondale Topstone Neo Carbon Lefty LE (Zum Test) | Canyon Commuter:ON 7 (Zum Test) | Diamant Juna Deluxe+ (Zum Test) | FEDDZ E-Moped (Zum Test) | FLYER Upstreet6 7.10 HS (Zum Test) | Haibike Trekking 9 | Kalkhoff Endeavour 5.B Excite+ (Zum Test) | MERIDA eBIG.TOUR 700 EQ (Zum Test) | MERIDA eONE SIXTY 10K (Zum Test) | Moustache Samedi 27 Xroad FS 7 (Zum Test) | Movea Modo 20” (Zum Test) | Riese & Müller Homage GT Rohloff HS mit DualBattery (Zum Test) | Riese & Müller Packster 70 Vario (Zum Test) | Riese & Müller Roadster Touring (Zum Test) | Schindelhauer Arthur VI/IX (Zum Test) | Specialized Turbo Vado SL 5.0 EQ (Zum Test) | VanMoof X3 (Zum Test)
… oder auch: die regelmäßigen Langstreckenpendler*innen. Die übliche Pendelstrecke beträgt hier über 15 km pro Richtung und der Alltagsnutzung steht dabei klar im Vordergrund. Das E-Bike kommt als Fortbewegungsmittel, als echte Alternative zum Zweitwagen oder zum ÖPNV zum Einsatz. Praktikabilität, Zuverlässigkeit und ein hoher Nutzwert schlägt bei diesem E-Biker*innen-Typ den ultimativen Bling-Faktor, denn das E-Bike wird in weiten Teilen aus Überzeugung genutzt.↩
Dieser E-Biker*innen-Typ vereint E-Bike-Profis und Early-Adopter*innen sowohl aus der Fashion- als auch aus der Tech-Szene. Als hippe Trendsetter*innen wissen sie genau, wie man mit viel Style unterwegs ist. Sci-Fi, Hi-Fi, Wi-Fi – hier blicken sie genau durch und bespielen die digitale Klaviatur problemlos im Halbschlaf. Mit einem leichten Hang zum exzentrischen Ausleben ihrer Passionen stehen emotionale Entscheidungen vor den rationalen.↩
Mal eben die Kids in den Kindergarten, danach auf den Wochenmarkt und später noch im Getränkemarkt einen Kasten Selters holen – für diesen E-Biker*innen-Typ alles kein Problem und das auch ohne Auto. Wer sich hier wiederfindet, liebt es zu kombinieren: Rationale und emotionale Beweggründe gehen Hand in Hand, denn es wird aus Überzeugung und mit einer klaren Vision und Mission in ein passendes Gefährt investiert.↩
… wohnen in einer sogenannten 15-Minuten-Stadt wie beispielsweise Paris. Das heißt, dass alle Dinge des täglichen Bedarfs in einem Radius von 15 Minuten per Fuß oder E-Bike erreichbar sind. Für kurze Strecken unter 2 km scheuen sie sich nicht davor, auch einfach mal zu laufen. Bei mittelweiten Distanzen bis zu 10 km steigen sie selbstverständlich aufs Bike. Alle Strecken, die weiter sind, erledigen sie spielerisch mit dem Mobilitätsmix aus ÖPNV und Bike. Kurzstrecken-Biker*innen sind aktive, sportliche Menschen, die sich nie festlegen wollen, einen flexiblen Lebensstil pflegen und sich gerne von Impulsen inspirieren lassen. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse haben sie häufig kein Auto und wenn doch, kommt es überwiegend für den Genuss zum Einsatz.↩
Sie sind die E-Biker*innen mit der größten Bike-Erfahrung und kommen häufig aus dem sportiven Bike-Bereich. Wir fassen hier alle Mountainbiker*innen und Trailshredder*innen zusammen sowie Rennrad-Fans, Strava-Held*innen und Hobby-Touren-Fans mit Vorliebe für (ländliche) Ausflügen ins Umland und vor die Stadttore. Für den täglichen Weg zur Arbeit ziehen sie sich in Sportbekleidung um, denn der Commute wird direkt mit der Fitness-Einheit kombiniert – geduscht wird dann am Zielort. Ihr Bike muss sowohl unter der Woche fürs Pendeln herhalten als auch für die Touren am Wochenende und ist somit Fortbewegungs- und Transportmittel sowie Sportgerät in einem.↩
In diesem Artikel erfährst du mehr zu den verschiedenen Fahrertypen: Hier klicken! ↩
Words: Aaron Steinke Photos: Benjamin Topf