Bosch Performance Line Speed-Motor, Carbon-Rahmen und hochwertige Komponenten aus dem Mountainbike-Bereich – damit will Diamant das Zouma Supreme+ S zum Superbike für die Stadt machen. Hält das 45 km/h schnelle S-Pedelec, was Diamant verspricht? Wir haben es einem Test unterzogen und hier findet ihr alle Ergebnisse und Infos.
Das Zouma Supreme+ ist mit seinem Carbon-Rahmen das Topmodell im Diamant-Portfolio. Für 5.999 € bekommt ihr die 25 km/h-Version mit Bosch Performance Line CX-Motor und für 6.599 € gibt es das 45 km/h schnelle Zouma Supreme+ S – ein sogenanntes S-Pedelec. Die Bikes sind bis auf Lackierung, Sattel und Lenkergriffe baugleich mit den Modellen Allant+ 9.9 und Allant+ 9.9 S von Trek, der US-Amerikanischen Mutter von Diamant, kosten aber jeweils 400 € weniger. Wir haben das 45 km/h schnelle Zouma Supreme+ S für euch getestet. Es kommt mit stimmigen Proportionen und einem sportlichen Look daher. Das nach hinten abfallende Oberrohr sorgt trotz der breiten Reifen und des voluminösen Rahmens für eine kompakte Erscheinung und für ein S-Pedelec wirkt das Zouma Supreme+ S fast schon filigran.
Die einzelnen Komponenten wie Gabel, Lenker, Vorbau und Schutzbleche fügen sich nahtlos in die Linienführung des Hauptrahmens ein, sodass nirgends harten Kanten entstehen. Zwar haben am Lenker insgesamt acht Kabel ihren Ursprung, doch sie werden sauber in den Vorbau geführt und sind von dort an vollständig innen verlegt – clean gelöst. Beim Branding hält sich das Diamant trotz des großen Schriftzugs dezent zurück, die Lackierung in Carbonschwarz trägt ihr Übriges zum stilsicheren Auftritt des Bikes bei. Die Verarbeitung des Zouma Supreme+ S lässt keine Wünsche offen und die Komponenten sind qualitativ auf einem hohen Niveau. Das Bike ist vom Lenker bis zu den Reifen stimmig durchgestyltes und kann in seiner Formsprache die Gene des Trek-Konzerns nicht verbergen.
S-Pedelec – Die Regeln
Als 45 km/h schnelles S-Pedelec gelten für das Zouma Supreme+ S je nach Land spezielle Regeln. Für Deutschland solltet ihr diese Punkte beachten: Vor dem Kauf ist wichtig zu wissen, dass es sich bei S-Pedelecs rechtlich nicht um Fahrräder, sondern um Kleinkrafträder handelt. Deshalb braucht ihr dafür eine Haftpflichtversicherung inklusive Kennzeichen, einen Führerschein der Klasse AM – bei Pkw- und Motorradführerschein enthalten – und müsst zur Benutzung je nach Bundesland mindestens 15 oder 16 Jahre alt sein. Wenn ihr mit einem S-Pedelec unterwegs seid, dürft ihr nur Wege benutzen, die für Kraftfahrzeuge oder Krafträder freigegeben sind – eine Freigabe für Mofas reicht nicht aus. Radwege sind daher ebenso tabu wie Wald- und Wiesenwege. Außerdem dürft ihr Einbahnstraßen nicht entgegen der Fahrtrichtung befahren, je nach Verkehrsunternehmen den ÖPNV nicht nutzen, keinen Kinderanhänger anspannen. Es ist zudem Pflicht, immer einen Helm zu tragen und mit Licht zu fahren.
Und: Don’t drink and ride – beim S-Pedelec gelten die bekannten Alkoholgrenzwerte (0,5 Promille bzw. 0,3 Promille bei einem Unfall). In Österreich sind S-Pedelecs ebenfalls zulassungspflichtig und dürfen nicht auf Radwegen bewegt werden. Außerdem ist hier ein Motorradhelm vorgeschrieben. In der Schweiz sind die Regeln hingegen lockerer ausgelegt. Hier dürfen die 45er-Bikes auch auf Radwegen oder bei ausgeschaltetem Motor in Fußgängerzonen bewegt werden, die für Fahrräder freigegeben sind. Die Schweiz ist deshalb in Europa ein Hauptabsatzmarkt für S-Pedelecs.
Das Herzstück: Bosch Performance Line Speed-Motor
Für Vortrieb sorgt im Diamant Zouma Supreme+ S der Bosch Performance Line Speed-Motor, der von einem internen 625-Wh-Akku gespeist wird. Der Motor bringt ein maximales Drehmoment von 85 Nm und eine maximale Tretkraftunterstützung von 340 % im TURBO-Modus. Beispiel gefällig? Ihr bringt 100 W, der Motor legt 340 W obendrauf. Damit ist auf der Ebene auch ohne große Anstrengung Tempo 40 möglich. Mit etwas mehr eigener Anstrengung werden auch die 45 km/h über längere Zeit erreicht. Dieses S-Pedelec läuft also auch tatsächlich 45!
Auch bergauf hat der Motor im TURBO-Modus genügend Reserven, aber ohne selbst mit voller Kraft zu treten, wird hier statt Tempo 40, je nach Steigung, eher Tempo 30 oder 20 erreicht. Die Beschleunigung ist ausreichend, um im Stadtverkehr locker mit dem Autoverkehr zu schwimmen. Das gilt vor allem in Städten, in denen mittlerweile oft Tempo 40 gilt. Wir geben es zu: Am meisten Spaß hat uns der TURBO-Modus bereitet und den sind wir auch die meiste Zeit gefahren. Der Bosch PowerTube-Akku des Zouma Supreme+ S befindet sich im Unterrohr und wird über die gut integrierte Ladebuchse auf der linken Seite des Tretlagerbereichs geladen. Alternativ kann der Akku auch mit zwei Handgriffen praktisch entnommen und mit einem integrierten Griff komfortabel zum Laden in die Wohnung genommen werden. So schnell, bequem und einfach kommt man bei fast keinem anderen Bike an den Akku. Unter realen Testbedingungen ist es möglich, eine Pendelstrecke von 20 km auf hügeligem Terrain hin und zurück vollständig im TURBO-Modus zu befahren. Zu Hause muss dann für den nächsten Tag nachgeladen werden. Wenn ihr also auch ausschließlich TURBO fahren wollt, dann sollte euer Arbeitsweg nicht viel länger als 20 km sein. Ist er das aber doch, müsst ihr entweder schon bei der Arbeit nachladen oder euch für 999 € (UVP – online ab 900 €) einen 500-Wh-Zusatzakku besorgen, der ans Unterrohr geschraubt wird. Darunter leidet jedoch der Look des Bikes und der Schwerpunkt wird leicht erhöht.
Bei 15 % verbleibender Akkukapazität wird die Leistung in den Modi TURBO und SPORT auf ECO-Niveau gedrosselt, um den Akku zu schonen und die Reichweite zu erhöhen. Die Vorteile des kraftvollen Motors sind dann dahin und die Fahrt wird deutlich anstrengender. Die Drosselung kann nicht übersteuert werden, was vor allem ärgerlich ist, wenn nur noch ein kurzer Berg auf dem Weg zum Ziel liegt. Mit den Modi SPORT, TOUR und ECO könnt ihr die Reichweite zum Teil deutlich steigern – im ECO-Modus fühlt sich das dann aber schon fast nach normalem Radfahren an. Sollte der Akku mal komplett leer sein, lässt sich das Bike in der Ebene zur Not auch ohne Unterstützung bewegen.
Tech-Talk – Ausstattung und technische Daten des Diamant Zouma Supreme+ S
Das Diamant ist in drei Größen erhältlich und wurde von uns in Größe L gefahren. Damit kamen unsere Testfahrer zwischen 1,80 und 1,90 m Körpergröße gleichermaßen gut zurecht. Die Größenempfehlungen von Diamant findet ihr in der Tabelle.
Rahmengröße | M | L | XL |
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empfohlen für Körpergröße | 164–177 cm | 174–187 cm | 185–197 cm |
empfohlen für Innenbeinlänge | 78–82 cm | 81–86 cm | 86–90 cm |
Der Rahmen und die Starrgabel des Diamant sind aus Carbon gefertigt, was zum geringen Gewicht von 23,4 kg beiträgt und in dieser Preisklasse eine echte Ansage ist. Beim Zouma Supreme+ S nutzt Diamant die Zugehörigkeit zum Trek-Konzern voll aus: Der Rahmen kommt von Trek selbst, der Vorbau mit integrierter Kabelführung, der für eine aufgeräumte Front sorgt, und der Pro Carbon LowRiser-Lenker von Bontrager, das ebenfalls zu Trek gehört. Der Lenker sieht gut aus und hat einen großen Anteil an der sehr guten Vibrationsdämpfung der Front. Bei den Kontaktpunkten vertraut Diamant auf einen Brooks Cambium All Weather-Sattel und Brooks Cambium Comfort-Griffe. Beides passt sehr gut zum Design des Bikes, doch die Griffe sind trotz ihres Namens unkomfortabel und werden durch Schweiß oder Regen ziemlich rutschig.
Bei Schaltung und Bremsen vertraut Diamant auf robuste Komponenten aus dem Mountainbike-Bereich und so trifft hier die MTB-Welt auf die der S-Pedelecs – was sehr gut funktioniert und uns aus Performance-Sicht absolut überzeugt. Die Schaltung ist eine Shimano DEORE XT, die die Gänge auch unter Volllast des Motors schnell und präzise durchschaltet. Der Clou: Sie kann auch mehrere Gänge gleichzeitig hochschalten – ideal beim Durchbeschleunigen von der Ampel. Die Übersetzung passt sehr gut zur Geschwindigkeitsbandbreite des Bikes bis 45 km/h.
Gut modulierbar gebremst wird mit der MAGURA MT5e, die einen Vierkolbenbremssattel aus dem MTB-Bereich mit dem E-Bike spezifischen Bremshebel kombiniert. Der M99 PURE+ Frontscheinwerfer kommt von Supernova und ist mit einem Tagfahrlicht sowie einem automatischen Abblendlicht ausgestattet. Er liefert jederzeit eine erstklassige Ausleuchtung, aber kein Fernlicht wie die Scheinwerfer der neuesten Supernova-Generation. Bei den Reifen kommen sehr voluminöse Semi-Slicks zum Einsatz, die gut aussehen und ordentlichen Grip bieten. Vor Spritzwasser und Schmutz schützen die schicken Aluminium-Schutzbleche, die über eine integrierte Kabelverlegung verfügen, wodurch das Kabel des Bremslichts komplett unsichtbar bleibt. Ein herkömmlicher Gepäckträger ist am Zouma Supreme+ S nicht zu finden. Es setzt dagegen auf ein Lowrider-Aluminium-Rack, an dem seitlich Panniers angebracht werden können – das trägt zum sauberen Look bei und passt zum Konzept des Bikes. Einzig die mitgelieferten Pedale und der Ständer fallen optisch und funktional im Vergleich mit der sonst sehr guten Ausstattung ab. Beides wirkt nicht dem Qualitätsstandard des Bikes angemessen.
Diamant Zouma Supreme+ S
6.599 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line Speed 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Kiox
Sattelstütze Bontrager SSR
Bremsen MAGURA MT5e Carbotecture 180/180 mm
Schaltung Shimano DEORE XT 1x11
Vorbau Bontrager 90 mm
Lenker Bontrager Pro Carbon LowRiser 690 mm
Laufradsatz Alexrims MD35
Reifen Schwalbe Super Moto-X 27,5 x 2,4”
Technische Daten
Größe M L XL
Gewicht 23,40 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 136 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 112,6 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme ja
Besonderheiten
Supernova M99 PURE+ Licht
Supernova M99 Tail Light 45
So fährt sich das Zouma Supreme+ S
Wir nehmen es gleich vorweg: Das Handling des Diamant Zouma Supreme+ S sucht im 45er-Segment seinesgleichen! Laufruhig und zeitgleich agil wirkt es nie nervös, ist immer berechenbar und intuitiv und schafft dadurch Vertrauen. Es hat einen stoischen Geradeauslauf, was Sicherheit gibt, lässt sich aber trotzdem flink um Hindernisse herumzirkeln.
Das Bike hat zwar keine Federn, aber der Carbon-Rahmen sorgt zusammen mit den breiten Reifen, dem Carbon-Lenker und der Sattelstütze für genügend Compliance an Front und Heck, um Vibrationen und kleinere Schläge gut herauszufiltern. Größere Schläge von Schlaglöchern oder Bordsteinkanten schlagen hingegen kräftig durch, können aber durch das agile Handling entspannt umkurvt werden. Für den Einsatzbereich des Bikes im täglichen Pendelverkehr ist der Komfort völlig ausreichend, für lange Fahrten über aufgebrochenen Asphalt und Schotter aber zu gering. Vor allem auf losem Untergrund kommen dann auch die breiten Semi-Slick-Reifen, die auf Asphalt guten Grip bieten, an ihre Grenzen. Alle Bedienelemente sind so angeordnet, dass ihr eure Hände niemals vom Lenker nehmen müsst. Dadurch ist der Bedienkomfort sehr hoch und auch die Sicherheit profitiert.
Für wen ist das Diamant Zouma Supreme+ S?
Zuerst wollen wir beantworten, für wen das Zouma Supreme+ S nicht ist – denn das Bike ist vieles nicht und will es auch gar nicht sein. Die Reichweite ist vor allem im TURBO-Modus zu gering, um lange Touren am Wochenende zu fahren und durch die fehlende Federung ist es nicht für holprige (Schotter-)Straßen gemacht. Das Diamant Zouma Supreme+ S darf in Deutschland nicht auf Radwegen bewegt werden. Dadurch ist es zumindest hierzulande nicht das Letzte-Meile- oder City-Bike, um sich durch enge Gassen und Fußgängerzonen zu schlängeln. Deshalb sehen wir es auch nicht als das optimale Bike, um die täglichen Einkäufe zu erledigen.
Aber: Wenn ihr auf der Suche nach einem Bike seid, das euch jeden Tag schnell und sicher zur Arbeit und wieder nach Hause bringt, euren Style zwischen Smart und Business Casual voll unterstreicht und dabei noch richtig viel Spaß macht, dann werdet ihr hier fündig. Denn diese Aufgabe erledigt das Zouma Supreme+ S mit Bravour. Und nebenbei oder vollkommen bewusst setzt ihr mit dem Bike noch ein Statement: Ihr seid als Fahrradpendlerinnen und -pendler keine grün angehauchten Idealisten – ihr seid die selbstbewussten Vordenker unserer Gesellschaft, Führungskräfte von Unternehmen, Macherinnen!
Das Diamant Zouma Supreme+ S begeistert uns mit schickem Design und überlegenem Handling. Das S-Pedelec überzeugt mit einem kräftigen Motor, einem sehr ausgewogenen Handling und gut modulierbaren Bremsen. Dadurch ist es ein selbstsicherer Daily-Driver für pendelnde Bike-Fans, die nicht nur den Weg als Ziel haben, sondern die tatsächlich etwas bewegen wollen. Kurzum: eines der besten 45er-Bikes, die wir bisher gefahren sind.
Tops
- ausgewogenes und intuitives Handling
- modernes sportliches Design
- hochwertige und robuste Ausstattung aus dem MTB-Bereich
- kräftiger Motor
- Supernova-Lichtanlage
Flops
- Motordrossel lässt sich nicht übersteuern
- Ständer und Pedale
- kein Fernlicht vorhanden
Weitere Informationen findet ihr unter diamantrad.com
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