Mit dem Rocks-e bringt Opel ein Elektroleichtfahrzeug, das man mit dem Rollerführerschein der Klasse AM ab 15 Jahren fahren darf. Ist das dann ein Auto? Definitiv nicht, auch wenn es auf den ersten Blick so daher rollt. Wir haben den kleinen Würfel getestet und sagen euch, ob er eine Alternative zum Mofa, Lastenrad oder den Öffis sein könnte.

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Opel Rocks-e Tekno | 6 kW | 5,5 kWh | 75 km | 2-Türer | ab 7.990 €
Testwagenpreis 8.790 € | Hersteller-Website

Was ist das jetzt eigentlich? Ein Roller mit 4 Rädern, 2 Sitzen und einem Dach über dem Kopf? Ein Auto, das aussieht, wie zusammengeknautscht? Ein Spielzeug? Der putzige Opel Rocks-e sieht aus wie ein zeichentrickfilmreifes Auto für die Minions, ist aber eher so eine Art Roller, der die Annehmlichkeiten eines Autos bieten will. Salopp formuliert könnte man auch sagen, es ist ein fahrbarer Würfel für die Stadt. Das Elektroleichtfahrzeug der Fahrzeugklasse L6e darf mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h schon von Personen ab 15 Jahren gefahren werden und startet mit einem Preis von 7.990 Euro. Laut Opel ist der Rocks-e ein SUM, ein Sustainable Urban Mobile, und ein Klon des Citroën Ami, der Schwestermarke von Opel. In dieser Fahrzeugklasse könnte er also eine Alternative zu einem Roller oder den öffentlichen Verkehrsmitteln sein. Die maximale Reichweite beträgt 75 km, die Nenndauerleistung 6 kW. Das kann man mit einem normalen Elektrofahrzeug also nicht vergleichen. Aber – der Rocks-e ist ja auch kein Auto!

Wir haben den 8.790 € teuren Opel Rocks-e Tekno getestet, der vor allem durch die Radkappen, die praktischen Features im Innenraum und die neongelben Farbakzente auffällt. Das Armaturenbrett ist dabei mit einem Aufbewahrungsset in Elektro Gelb ausgestattet, das stark an einen Lego Duplo-Baukasten erinnert. Außerdem ist eine gleichfarbige Smartphone-Halterung integriert. Mit im Paket und im Preis enthalten ist außerdem eine Ablage für die Bluetooth-Soundbox, an die das eigene Smartphone gekoppelt werden kann. Außerdem kann man den Tekno mit der MyOpel-App koppeln und damit Infos über Restladezeit, Akkukapazität und Kilometerstand abfragen.

Was ist ein Leichtkraftfahrzeug? Der Opel Rocks-e ist ein Leichtkraftfahrzeug und zählt zur Fahrzeugklasse L6e. Das heißt, diese Fahrzeuge haben eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h und eine Höchstleistung von 6 kW. Erlaubt ist ein Leichtkraftfahrzeug für Jugendliche mit der Führerscheinklasse AM. Die Fahrzeuge der Klasse L6e dürfen höchstens zwei Sitzplätze haben. In Deutschland braucht man für Leichtfahrzeuge – der amtliche Begriff ist Leichtkraftfahrzeuge – lediglich ein Versicherungskennzeichen wie bei einem Mofa. Somit ist auch keine Hauptuntersuchung oder Zulassung vorgeschrieben und es muss auch keine Kraftfahrzeugsteuer bezahlt werden.

Opel Rocks-e Tekno – Zeichentrickfilmreifer Minion-Mini-Bus

Größe ist ja bekanntlich relativ und eine Frage der Perspektive. Betrachtet man die Maße von außen, ist der Rocks-e winzig: Mit einer Länge von 2,41 m und einer Breite von 1,39 m ist er gut 40 cm schmaler als ein MINI und gut 25 cm kürzer als ein Smart EQ fortwo. Er hat einen Wendekreis von 7,2 m und kommt damit aber nicht an den legendären Smart EQ fortwo mit einem Wendekreis von 6,95 m ran.

Schon der erste Eindruck, den der Rocks-e von außen vermittelt, sorgt für Verwirrung: Wo ist eigentlich vorne und hinten? Gut, dass Opel vorne das Logo angebracht hat, das hilft ein wenig. Der Grund ist simpel und nachvollziehbar: Es werden die gleichen Karosserie-Teile für Front und Heck verwendet, das spart massiv Herstellungskosten. Das Konzept führt Opel bei den Türen fort, sie öffnen sich gegengleich, somit konnte auch hier die gleiche Tür mit dem Scharnier rechts verbaut werden. Die Fahrertür öffnet sich deshalb nach vorne, die Beifahrertür wie gewohnt nach hinten.

Bei all seiner Winzigkeit wäre der Rocks-e dennoch perfekt als kleiner Bus für eine Horde von Minions. Überhaupt passt er eigentlich ganz prima in diese Minion-Welt: Der Rocks-e ist kompakt, optisch eigenwillig und irgendwie knuffig. Man hat das Gefühl, in einem riesigen Spielzeugauto zu sitzen. Der Innenraum ist geräumiger als man auf den ersten Blick vermuten mag, man hat ein großes, fast schon surreales Raumgefühl – fehlt nur noch, dass ein Minion neben einem Platz nimmt. Die Glasscheiben mit Rundum-Sicht sowie das serienmäßige Panorama-Glasdach verstärken diesen Eindruck noch. Der Rocks-e hat nach vorne sehr viel Raum, allerdings sitzt man auch gleich hinter der Heckscheibe und so hat man hinten kaum Platz für Gepäck. Dafür wurde der Beifahrersitz nach hinten versetzt, um einen großen Fußraum mit Platz für Gepäck zu schaffen – immerhin bietet der Opel Rocks-e 63 Liter Gepäckraum. Für Taschen gibt es zum Hinhängen noch einen praktischen Haken am Armaturenbrett. Große Staunetze an den Türen nehmen kleinere Dinge auf. Die Türen lassen sich per Stoff-Schlaufen entriegeln – der Rocks-e verzichtet auf Türgriffe und hat dadurch fast Rennwagen-Feeling. Spielzeug-Rennwagen-Feeling, versteht sich.

Opel Rocks-e: Weniger geht gar nicht

Wie ein Minion ist der Rocks-e auf das Notwendigste reduziert, die minimalistische Ausstattung geht fast schon in eine asketische Richtung. Es gibt kein Radio, geschweige denn ein Connectivity System. Dafür eine Halterung für das Smartphone und einen USB-Anschluss, damit muss nämlich fast alles gesteuert werden: Musik, Navi usw. Man navigiert also mit dem Smartphone – aber Vorsicht! Da der Rocks-e kein Auto ist und nur bis 45 km/h fährt, darf er nicht auf Kraftfahrstraßen gefahren werden und diese kann man bei Google Maps nicht bei den Routenoptionen deaktivieren … Über dem Lenkrad gibt es eine Art Flaschenhalter, in den eine Bluetooth-Box gestellt werden kann. Sie wird bei der Tekno-Variante mitgeliefert. Klimaanlage oder Lüftung? Fehlanzeige: Es gibt nur Fenster, die nach oben außen geklappt werden können, und ein Gebläse, das es aber kaum schafft, eine beschlagene Scheibe freizubekommen. Weitere qualitative Lowlights sind der kleine Innenspiegel und die Scheibenwischer – hier sieht man, dass man an dem Rocks-e gespart hat, wo es nur ging. Das Display am Lenkrad zeigt das Nötigste an: Reichweite, Geschwindigkeit, gewählter Gang und Akkustand. Allerdings ist es bei starker Sonneneinstrahlung sehr schwer zu lesen. Zudem kann es über die MyOpel App verbunden werden, um Live-Infos wie Restladezeit, Akkukapazität oder Kilometerstand abzurufen. Die Ein-Gang-Automatik befindet sich links unten am Fahrersitz und ist damit ungünstig platziert. Gespart wurde auch an der Dämmung, sodass die Elektrogeräusche des Rocks-e und auch der anderen Fahrzeuge außen deutlich zu hören sind. Aber auf einem Roller ist das ja auch nicht anders. Und im Rocks-e muss man dafür auch keinen Helm tragen.

Praktisch gedacht: Das Ladekabel zum Aufladen des Würfels ist in der Tür versteckt. Innerhalb von 3 Stunden lässt sich der Akku von 19 auf 80 % an einer normalen Haushaltssteckdose aufladen. Das Kabel ist ca. 3 m lang und sollte laut Opel zum Laden komplett aus dem Türrahmen gezogen werden, um eine Überhitzung zu vermeiden. Leider zieht sich das Kabel nach dem Laden nicht selbst ein, wie man es z. B. von einem Staubsaugerkabel kennt, sondern es muss mühsam in die Öffnung zurückgestopft werden. Das macht dann wirklich keinen Spaß, vor allem, wenn es regnet und man mit dem nassen, schmutzigen Kabel kämpft. Ist das Kabel wieder verstaut, muss man aufpassen, dass man den Anschluss nicht zu weit in die Öffnung hineindrückt, denn dann bekommt man das Kabel beim nächsten Laden nur mühsam herausgefummelt. Der Rocks-e lädt bis zu 2,3 kW und der unter den Sitzen verstaute Akku hat eine Speicherkapazität von 5,5 kWh – damit kommt der Rocks-e auf eine maximale Reichweite von 75 km. Das ist zwar kein Vergleich zu einem normalen Elektroauto, aber – es ist ja auch kein Auto. Und für einige Besorgungen und Fahrten in der Innenstadt reicht es allemal!

Der Opel Rocks-e Tekno will doch nur spielen

Und was ist mit dem Fahrspaß? Kann der Opel Rocks-e hier überzeugen? Die Antwort lautet: Jein. Das Auto, das eigentlich kein Auto ist, zieht genau aus dem, was es nicht hat, positive Vibes. Er versprüht absolutes Minions-Feeling und man fühlt sich irgendwie in die Kindheit zurückversetzt. Der Spaß kommt durch die positive Aufmerksamkeit: Bei unserer Runde durch die Stadt haben wir mehr Aufsehen erregt als mit einem Porsche Taycan – okay, hier in der Umgebung rund um die Porsche-Heimat Stuttgart ist dieser auch nichts Besonderes mehr. Die Menschen sind neugierig und fragen, was das eigentlich für ein Auto ist. Dann kann man ganz cool erklären, dass das eigentlich gar kein Auto ist. Vielleicht deshalb macht es einem der Rocks-e mit seinem Fahrverhalten nicht so leicht. Man könnte Kart-Feeling erwarten, wird dabei aber enttäuscht. Er ist straff, aber nicht sportlich, im Kreisverkehr heben die inneren Räder bei hoher Geschwindigkeit leicht ab. Geht es länger bergauf, spürt man, wie der Motor seine Leistung reduziert, im Steilen reduziert sich die maximale Geschwindigkeit gerne mal auf 30 km/h, weil der Motor ins Derating geht, um sich vor Überhitzung zu schützen. Wird es flacher, braucht der Motor dann Zeit, um wieder seine volle Leistung bereitzustellen. In einer ebenen Stadt ist das Fahrgefühl für die Fahrzeugklasse recht gut, bei vielen steilen Anstiegen wie in und um Stuttgart wird es dann knifflig. Schwierig wird es aber erst richtig außerhalb der Stadt: Auf Überlandfahrten macht der Rocks-e wenig Sinn, durch die geringe Geschwindigkeit wird man zum Verkehrshindernis, ähnlich wie ein Traktor zieht der Rocks-e einen Rattenschwanz von Fahrzeugen hinter sich her und verursacht einen Rückstau. Positiv gesehen lernt man so etwas wie Demut und die Entdeckung der Langsamkeit, aber man schämt sich fast dafür, den Verkehr so lahmzulegen und fühlt sich auch bedrängt, vor allem wenn LKWs oder Linienbusse drohend hinter einem schleichen. Allerdings haben wir auf unseren Testfahrten nie ein Hupen oder Schimpfen erfahren – vielleicht auch wegen das 45-km/h-Aufklebers auf der Rückscheibe: Im schlechtesten Fall hatte man wohl Mitleid mit uns, im positiven Fall, fanden alle das Fahrzeug knuffig – Willkommen bei den Minions!

Vieles am und im Opel Rocks-e ist clever – aber auch clever eingespart, so einiges auch überspart. Mit fast 8.000 Euro ist der Einstiegspreis hoch, besonders für junge Einsteiger ab 15 Jahren. Das Anwendungsgebiet ist super eingeschränkt und auf den ersten Blick überzeugen die Vorteile nicht. Aber für alle Fans von Elektromobilität, die nicht nur die Kosten im Auge haben, kann es in der Stadt ein cooles Gadget sein, das als Upgrade zum Lastenrad für kurze Fahrten und Transporte bereitsteht.

Tops

  • klein und unkompliziert
  • Minion-Feeling
  • mehr Komfort (Wetterschutz) als ein Roller

Flops

  • teuer
  • ehr eingeschränktes Anwendungsgebiet
  • außerhalb der Stadt nicht zu empfehlen
  • Ladekabel-Aufbewahrung nicht zu Ende gedacht
  • billige Anbauteile wie Innenspiegel oder Scheibenwischer

Alle getesteten E-Autos: City Transformer Prototyp | Fiat 500e | Honda e | KIA EV6 | Opel Rocks E | Polestar 2 | Porsche Taycan | Smart EQ Forfour | Tesla Model 3 Dual Motor Long Range | VW ID.3 | VW ID.BUZZ

Words: Susanne Feddersen Photos: Simon Hänle