In der Theorie wirkt vieles gut, auf einer Probefahrt auch – aber wie sieht es im täglichen Dauereinsatz aus? Wir haben zwei Smart EQ Forfour über Monate getestet und sagen euch, wie der Einstieg in die E-Mobilität gelingt, warum der altbekannte Smart bald ausstirbt und was ein E-Auto für den urbanen Alltag wirklich braucht!

Keine Frage: E-Autos sind faszinierend. Sie bieten ein neues Fahrgefühl, ein neues visuelles Zeitalter, neue Möglichkeiten – und die Hoffnung, die Welt zumindest ein bisschen retten zu können. Aber sie führen mitunter auch zu Schwierigkeiten. Und vielen Missverständnissen. Alle reden über sie, alle wissen irgendetwas, aber die wenigsten besitzen eines und nutzen es tagtäglich: Die Versprechen der Hersteller und der Politik sind groß, die Fragen der potenziellen Kundschaft auch: Wie sieht es aus mit Reichweiten, Ladezeiten, Kosten – und mit dem Fahrspaß?

Aufgrund eines Leasing-Angebots, das man nicht ablehnen konnte, hat unsere DOWNTOWN-Redaktion zwei Smart EQ Forfour geleast – und dabei zahlreiche spannende Erfahrungen gemacht: Einerseits haben wir uns aufrichtig für E-Mobilität im urbanen Alltag begeistern lassen, andererseits hat sich große Enttäuschung über die aktuelle Marktentwicklung breitgemacht. Dabei bietet E-Mobilität gerade im Kleinwagensegment für den (sub-)urbanen Raum ein riesiges Potenzial!

Das einfache Leben genießen? Minimalismus vs. Overengineering

Spätestens seit der letzten DOWNTOWN-Ausgabe „Fahrzeit ist Lebenszeit“ ist bekannt, wie wichtig uns nicht nur Fahrspaß ist, sondern auch die Zeit. Denn wir wollen nicht zu den gehetzten Erwachsenen der oberen Mittelschicht oder mittleren Oberschicht gehören, die zu viele Autos, zu viele Hobbys, zu viele Verpflichtungen haben. Klar, auch wir sind nicht gefeit davor, manchmal mehr zu wollen, als wir brauchen. Aber wir wissen auch: Das führt in der Regel zu keinem besseren Leben. Sondern nur zu Überforderung, fehlender Zeit und Gehetze. Wer Oldtimer liebt, wer das eigene Auto einfach lange behält oder wer beim Kauf die Nachhaltigkeit, den Ressourcenverbrauch und die wirkliche Nutzungsdauer eines Vehikels im Blick hat, weiß: Minimalismus und Einfachheit machen Spaß – und zeigen den Weg zum Wesentlichen! Und genau so haben wir es auch mit unseren E-Smarts gehalten: kein unnötiger Schnickschnack, nur das Wesentliche. Wie goldrichtig wir damit lagen, sollte sich erst später zeigen.

Ein Leasing-Auto günstiger als ein Handyvertrag?

Ein E-Auto für 39 € netto im Monat? Wo ist die versteckte Kamera? Als uns das Leasing-Angebot für Gewerbetreibende von der Mercedes-Benz-Niederlassung in den Mail-Account flatterte, haben wir nach dem Haken gesucht und das Angebot erst mal von unserem Autoexperten Erik überprüfen lassen. Er gab tatsächlich grünes Licht und drei Tage später hatten wir den Vertrag unterschrieben: 3 Jahre Leasing, 39 € im Monat, 6.000 € Einmalzahlung, die wir uns nach der Zulassung über die Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zurückholen konnten. DOWNTOWN-Gründer Robin bestellte sich den Smart EQ in Schwarz, Redaktionsassistentin Susanne in Weiß und dann hieß es warten: Der weiße Smart konnte nach 6 Monaten abgeholt werden, der schwarze Smart nach 9 Monaten. Ob es wohl an der Farbe lag? Im Frühjahr 2022 konnten wir dann beide stolz wie Bolle in unserem jeweils ersten (eigenen) E-Auto losdüsen. Natürlich hatten wir schon viele vollelektrische Gefährte von BMW über Jaguar und Porsche bis Tesla getestet, aber selten länger als ein paar Wochen. Umso gespannter waren wir, wie sich unsere ersten E-Autos tatsächlich in unseren Alltag integrieren würden! Ein wenig fühlten wir uns wie frisch gebackene Eltern, die in einen neuen Lebensabschnitt starten, ohne zu wissen, was auf sie zukommt.

Player 2: Susanne, 55, Redaktionsassistentin.
Fuhr bislang E-Bike oder ihre alte Piaggio. Liebt unkomplizierte Mobilität und will möglichst ökologisch ans Ziel kommen.
Player 1: Robin, 31,
Gründer DOWNTOWN. Fuhr bislang Lastenrad oder Porsche 911, Baujahr 1977. Liebt Design, Fahrspaß und charakterstarke Mobilität.

Die Ausstattung: Volles Programm oder ganz Basic?

Zugegeben, wenn man einen Kleinwagen wie den Smart EQ kauft, dann ist das alles andere als aufregend. Nun muss man sagen, dass ein Smart ein sehr rationales Auto ist: klein, unauffällig und in unserem Falle zudem verdammt günstig. Mehr ein praktisches Transportmittel als ein avantgardistisches Statussymbol. Und wir wollen ihn nicht nutzen, um unser grünes Gewissen zu beruhigen, sondern weil er so simpel ist und unseren Alltag hoffentlich einfacher gestaltet. Viele moderne Autos sind nämlich komplett überentwickelt. Sie sind vollgestopft mit den vielversprechendsten Features und Assistenten, damit man halb aufmerksam im Auto sitzen kann – aber bitte nicht einschlafen! Für uns geht Fahrspaß allerdings mit Purismus einher. Sinnvolle Connectivity-Features ja, aber bitte keine ablenkenden Riesendisplays und eigenwillige Assistenten mit mittelmäßigem IQ, die oft mitdenken, aber eben nicht immer.

Deshalb haben wir uns bei den Smart EQ Forfour für die Basic-Varianten entschieden, auch wenn man natürlich jede Menge Ausstattungsvarianten ordern konnte. Jede einzelne Position hätte die Gesamtsumme und damit die monatliche Leasingrate nicht dramatisch erhöht – aber wenn man mal in sich geht, merkt man: Man braucht eigentlich gar nicht so viel. Dass diese Reduktion aufs Wesentliche unglaublich befreiend sein kann, weiß nicht nur Marie Kondo! Also entschieden wir uns beide als einzige Extras für Ganzjahresreifen, eine Klimaanlage, Sitzheizung und das Ladekabel-Paket. Susanne wollte den Smart in Weiß und war bereit, für diese Farbe einen Aufpreis zu zahlen. Kleiner Nachtrag: Im Nachhinein hätte eine Einparkhilfe mit Piepser nicht geschadet, da man gerade mit einem kleinen Auto auch versucht, in kleine Parklücken zu kommen.

Alle anderen Varianten wären nice to have gewesen, aber wir wollten ganz bewusst mit wenig auskommen. So minimalistisch ausgestattet, lag der Listenpreis bei rund 24.000 €, was einer monatlichen Leasingrate von knapp 39 € netto entspricht bei einer Leasingdauer von 3 Jahren. Mehr Extras brauchten wir nicht. Einfach einsteigen und losfahren! Minimalismus pur und ein krasses Kontrastprogramm zum 190.000 € teuren Porsche Taycan Turbo Cross Turismo, den wir für die letzte Ausgabe getestet haben und der berechtigterweise in einer ganz anderen Klasse spielt. Die Heraus- und Anforderungen an einen Fahrzeugtyp wie den Smart EQ Forfour sind eben ganz andere, wie ihr im Folgenden lesen werdet.

Ein E-Auto ist nur so gut, wie du es im Alltag nutzen kannst

Ein Auto wie der Smart EQ Forfour kann mit einer Reichweite von ca. 120 km und ohne Schnellladefunktion natürlich keinen Mittelklassewagen ersetzen und taugt auch nicht für stundenlange Urlaubsfahrten in den Süden. Aber als wir uns vorm Leasing ehrlich gefragt haben, welche Strecken wir mit dem Wagen überwiegend zurücklegen wollen, da waren das zu 80 % Prozent Kurzstrecken: Pendeln, kurze Besorgungen und Meetings in der City, Einkaufen oder Besuch bei Freund*innen. Der Smart ist somit das ideale Zweitauto, das den größeren Verbrenner ergänzt. Oder man steigt bei langen Strecken auf die Bahn um bzw. mietet sich für drei Wochen Urlaub einfach ein großes Auto. Es kommt immer auf die jeweiligen individuellen Bedürfnisse an. Robin fährt gerne mal seinen Oldtimer spazieren und ist ansonsten viel mit dem E-Lastenrad unterwegs, Susanne wechselt zwischen E-Bike und E-Smart, je nach Wetter und Entfernung. Für moderne Mobilität gibt es nicht DIE allgemeingültige perfekte Lösung, es ist immer ein Mobilitätsmix, der an die jeweiligen Lebens- und Arbeitsbedürfnisse angepasst werden muss. Deshalb war die Chance, ein E-Auto für 3 Jahre günstig zu leasen, ideal – sozusagen ein Selbstversuch mit Netz und doppeltem Boden. Ein Spiel, bei dem man eigentlich nur gewinnen kann.

Der Smart EQ Forfour im Detail

Der Look des Smart EQ Forfour

Viele E-Autos wie der Honda e oder der Hyundai IONIQ 5 setzen zurzeit auf eine neue und oftmals futuristische Designsprache, die selbst Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise neidisch gemacht hätte. Der aktuelle Smart EQ Forfour gehört nicht dazu, sondern deckt eher die Kategorie „sympathisch, praktisch, solide“ ab: eine Mischung aus Spießer und „Girl next door“. Die meisten Leute stört das vermutlich noch nicht einmal, denn sie haben gar nicht diesen Designanspruch bzw. fühlen sich mit zu viel Design und Aufmerksamkeit unwohl. Interessant ist, dass man trotzdem immer wieder auf das Auto angesprochen wird – nicht wegen des Designs, sondern wegen des E-Erlebnisses. Es ist ein wenig wie mit der Anschaffung eines neuen Hundes: Auf einmal sprechen einen Leute aus der Nachbarschaft an, mit denen man sonst wenig zu tun hatte, und ehe man sich versieht, kommt man miteinander ins Plaudern.

Haptik und Verarbeitung des Smart EQ Forfour

Der Smart EQ Forfour zählt als fünftüriger Kleinwagen natürlich zur Einstiegsklasse, kommt auf den ersten Blick aber deutlich hochwertiger daher als erwartet. Das im slowenischen Renault-Werk Novo Mesto gebaute Auto wirkt schlicht und funktional statt schick und elegant – und kommt trotzdem ohne billiges Plastik daher. Alles ist definiert und solide verarbeitet. Die Qualität ist dabei allerdings nicht 100 % konstant, deshalb haben beide Autos unterschiedliche Wehwehchen: Bei Robins schwarzem Modell quietscht und schleift es z. B. leicht beim Drehen des Lenkrads, beim weißen Forfour brauchen dafür die Türen etwas Nachdruck beim Schließen.

Platzgefühl und Innenraum des Smart EQ Forfour

Die Sitzposition im Smart EQ Forfour ist leicht erhöht, man hat eine gute Übersicht und das Verkehrsgeschehen stets im Blick. Einzig der großzügig dimensionierte Rückspiegel engt die Sicht durch die Windschutzscheibe etwas ein, nach hinten raus ist die Sicht relativ gut. Im Smart EQ sitzt man deutlich höher als in den meisten Kleinwagen und kann von daher auch bequem ein- und aussteigen. Die definierten Stoffsitze sind straff und geben Halt, ohne dass man einsinkt. Auch große Personen kommen mit dem Smart erstaunlich gut zurecht – ab 195 cm muss man natürlich in puncto Komfort Kompromisse machen, wie Susannes Sohn David mit 204 cm Körpergröße nur allzu gut weiß. Aber das ist in vielen anderen Fahrzeugen deutlich schlechter. Wenn man meistens nur alleine oder zu zweit fährt, macht der Forfour in unseren Augen Sinn. Klappt man die hinteren Sitze um, hat man schon eine beachtliche Ladefläche und ganz schön viel Stauraum zur Verfügung: Dann wächst das Ladevolumen von 185 Litern auf rund 975 Liter! Ein großer Wäschekorb passt rein, ein Hund auch – was braucht man mehr? Der Smart EQ Forfour wiegt 1.250 kg und hat eine Zuladung von 370 kg, das reicht für den Alltag locker. Insgesamt gibt einem der größere Forfour im Vergleich zum Fortwo ein besseres Sicherheitsgefühl und auch die Laufruhe auf der Autobahn ist deutlich höher als bei einem Zweisitzer. Erst beim Fahren mit vier Erwachsenen stößt der Forfour langsam an seine Grenzen, vor allem wenn die Körpergröße entsprechend ist. Unsere Testerin und Besitzerin Susanne hat sich an den Fiat Panda erinnert gefühlt, ihr erstes Auto. Zu erwähnen bleibt noch, dass der Smart EQ Forfour nicht für eine Anhängerkupplung zugelassen ist, also kann man auch keinen Heckträger für Fahrräder montieren.

Displays und Connectivity im Smart EQ Forfour:

Die Cockpits in E-Autos ähneln mittlerweile oft eher Raumschiffen als Autos. Auch hier setzt der Smart EQ Forfour bewusst auf Minimalismus, gepaart mit Retro-Zitaten. Es gibt einen zentralen Tachometer: Auf dem Hauptdisplay kann man neben der aktuellen Fahrgeschwindigkeit die verbleibende Reichweite ablesen und dadurch seine Fahrweise im Blick behalten. Links vor der A-Säule sind zwei kleine runde analoge Anzeigen angebracht, anhand der Anzeigenadel sieht man auf einen Blick, wie viel Prozent Ladung man noch übrig hat. Die andere Nadel zeigt an, dass das Auto fahrbereit ist, und stellt die Leistungsentfaltung sowie Rekuperation in Prozent dar. Erfrischend oldschool ist die Displaybeleuchtung: Statt greller Displays, wie man sie von vielen modernen Mittel- oder Oberklassewagen kennt, setzt der Smart EQ Forfour auf ein kurzwelliges warmes Rot, das die hohe Empfindlichkeit und damit die Sehfähigkeit des Auges bei Nacht nicht beeinflusst und Nachtfahrten sehr angenehm gestaltet. Gerade von großen Displays wird man in vielen modernen Fahrzeugen geblendet, obwohl man eine gute Sicht nach draußen braucht – mehr Stress und Anstrengung für die Augen sind die Folge. Nicht so beim Smart EQ Forfour, dessen Displays in der Grundausstattung alle klein und minimalistisch gehalten sind. Das gilt auch für das Radio. Jap, as simple as that! Es gibt Bluetooth für Musik und Telefonate. Für Apple CarPlay oder Android Auto braucht es jedoch das optionale Smart Media-System Connect – ein 8”-Multitouch-Display. Praktisch! Aber was wir an der Basic-Version lieben, ist die Einfachheit: Radio, Bluetooth und ein USB-Anschluss zum Handyladen. Hat man kein serienmäßiges Navi, kann man stattdessen sein Handy nutzen. Hier empfiehlt sich eine Handyhalterung (z. B. von Fidlock) am mittleren Gebläse, denn das Handy darf bekanntlicherweise im Straßenverkehr nicht in die Hand genommen werden.

Autofahren (fast) wie früher:
Die rote Nadel zeigt ganz analog die Geschwindigkeit an. Direkt darunter die digitalen Informationen über Reichweite, gefahrene Kilometer, Temperatur, Uhrzeit etc.

Darüber hinaus gibt es die Smart EQ Control-App, mit der man den Fahrzeugstatus inklusive Ladezustand sieht, Ladesäulen findet und das Fahrzeug vortemperieren kann. Das ist vor allem dann praktisch, wenn das Auto noch an der Steckdose ist und man das Fahrzeug ohne Einbußen in der Reichweite über den Netzstrom vorklimatisiert. Die Einrichtung der App erfolgt über die Mercedes-Benz-Niederlassung und ist leider etwas umständlich.

Das Fahrgefühl im Smart EQ Forfour – Zwischen Gokart und totaler Entschleunigung

Egal, mit wem wir gefahren sind oder wen wir ans Steuer gelassen haben – alle waren sich einig: Der Smart EQ Forfour macht verdammt viel Spaß! Er vermittelt ein pures, intuitives und unmittelbares Fahrgefühl, ein kleiner Cityflitzer für jeden Fahrtyp. Ein bisschen fühlt man sich wie in einem Gokart: Der Smart EQ Forfour ist mit seinen 3,5 m Fahrzeuglänge klein, wendig und liegt erstaunlich gut in der Kurve – in Anbetracht der hohen und übersichtlichen Sitzposition echt erstaunlich! Das Fahrwerk ist definiert, zeigt auch bei sportlicher Kurvenfahrt im engen Stadtverkehr oder über Land wenig Neigung und hat viel Traktion trotz seiner kleinen Reifen. Lenkvorgänge erfolgen direkt und sehr leichtfüßig. Der Wendekreis von 9,05 m macht das Rangieren oder Drehen auf der Straße zum reinsten Spaziergang. Zum Vergleich: Ein VW Golf 8 braucht 11,1 m, ein dreitüriger VW Up 9,6 m!

Die Beschleunigung des Smart EQ Forfour ist mehr als ausreichend. Um eine Ampelphase noch zu erwischen, kann man mit ihm lautlos und unauffällig kurz mal durchbeschleunigen, was mit einem Verbrenner meist negative Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gerade in der Innenstadt ist der Elektroflitzer richtig flott unterwegs, zumindest wenn man ihn nicht gerade mit vier Erwachsenen fährt – dann merkt man, dass die Leistung fehlt. Mit maximal 60 kW bzw. 82 PS ist das auch nicht verwunderlich. Aber Hand aufs Herz: Mehr als das braucht es in der City doch gar nicht!

Ansonsten fühlt sich der Forfour auch bei schneller Fahrweise wohl. Er zeigt ein sicheres Handling und bricht auch bei nasser Fahrbahn erst spät aus. Da kommt das Heck von Robins ebenfalls heckangetriebenem Porsche 911 Super Carrera deutlich schneller! Einen großen Beitrag zum Qualitätsempfinden leistet auch der E-Antrieb des Smart EQ Forfour, der im Gegensatz zu einem Verbrenner-Smart mit hakeligem Automatikgetriebe um Welten smoother läuft. Wer schon kleine Verbrenner mit Automatikgetriebe gefahren ist, kennt die Ruckler und Verzögerungen, mit denen man beim Gangwechsel leben muss und die sich einfach billig und unsauber anfühlen. Beim E-Smart besitzt das Automatikgetriebe nur einen Gang, die Kraftentfaltung ist konstant und super smooth – toll! Gerade im automobilen Einstiegsbereich kann ein E-Auto ein deutliches Plus an Fahrqualität bedeuten, wobei man nicht vergessen darf, dass E-Autos ohne staatliche Subventionierung auch deutlich teurer sind als ihre Verbrenner-Pendants.

Natürlich muss man bei einem Umstieg in die E-Welt auch bestimmte Regeln beachten: Geht man z. B. vom Gas und will das Auto ausrollen lassen, dann geht der EQ in die Rekuperation, um Energie zurückzugewinnen. Das kann man auch gut an dem typischen Wummern hören, während das Auto von alleine langsam runterbremst. Daran gewöhnt man sich allerdings nach wenigen Kilometern und schließlich hat das Ganze den Vorteil, dass man viel weniger bremsen muss und dadurch auch viel weniger Bremsverschleiß hat. Das typische Geräusch beim E-Auto, oftmals ein helles Surren, ist allerdings gewollt: Bis zu einer Geschwindigkeit von ca. 20 km/h darf ein E-Fahrzeug nicht lautlos sein, denn sonst würden umstehende Menschen das Auto ja gerade in Fußgängerzonen, auf Spielstraßen oder bei der Parkplatzsuche nicht hören. Diese Funktion ist gesetzlich vorgeschrieben und darf auch nicht abschaltbar sein.

Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h riegelt der Smart EQ Forfour ab – ausreichend für Autobahnfahrten. Dank der Begrenzung leidet auf der Autobahn auch nicht die Reichweite, dadurch kommt man mit E auf der Autobahn weiter als im Stadtverkehr. Für lange Autobahnfahrten ist der Smart jedoch nicht gedacht, das schließt schon die begrenzte Reichweite aus. Aber auf kurzen Autobahnabschnitten fährt er sicher und laufruhig, ohne nervös zu werden.

Agil und dennoch laufruhig, klein und dennoch groß, 60 kW und dennoch flott – das Tolle am Smart EQ Forfour ist seine urbane Vielseitigkeit, die für Menschen mit Zweitwagen genauso interessant ist wie für umweltbewusste Studierende oder Geschäftsleute, die privat ganz minimalistisch unterwegs sein möchten. Aber Achtung: Der Posing-Faktor ist gleich null. Wie man mit dem Smart fährt, ist Typsache: Die einen nutzen gerne seine Spritzigkeit und Beschleunigung, um an der Ampel kurz loszuheizen, die anderen nehmen sich die maximale Reichweite und Effizienz als persönliche Challenge, um das Maximum aus ihrem E-Antrieb herauszuholen.

Die Reichweite des Smart EQ Forfour: Heizen oder Fahren?

Die offizielle Reichweite, rein elektrisch, wird mit 145 km angegeben. Aber wie beim E-Bike muss man auch hier zahlreiche Faktoren beachten. Beispiel Außentemperatur: Bei -3 °C zeigt der vollgeladene Smart EQ Forfour nur noch 110 bis 120 km Reichweite an. Überhaupt darf man die zusätzlichen Energiefresser wie Klimaanlage und Heizung nicht vernachlässigen. Gerade im Winter muss man heizen und die Scheiben belüften, das nimmt gut mal 20 % der Reichweite weg. Tipp: Wenn man die Kilometer auch fahren und nicht verheizen möchte, sollte man sich warm anziehen, da die Reichweite sonst rapide sinkt. Die optional verfügbare Sitzheizung ist ihren Aufpreis daher definitiv wert, denn sie wird sofort angenehm warm und verbraucht kaum Energie. Für Kurzstrecken ist sie völlig ausreichend und auch sehr effektiv. Achtung: Ist die Frontscheibe vereist, braucht die Frontscheibenlüftung sehr lange, bis das Eis abgetaut ist.

Da die Fahrten mit diesem Gefährt ohnehin primär im urbanen Bereich stattfinden, weiß man allerdings meistens, welche Distanzen man fährt. Der Smart wird für den Alltag gekauft und auch eingesetzt, nicht für Extremtouren, und der Alltag ist meist gut planbar. Bei kurzen Pendelstrecken von 5 km one way kann man locker die ganze Woche unterwegs sein, ohne zu laden.

Die richtige Ladestrategie für den Smart EQ Forfour – Kein Schnelladen, aber dennoch schnell

Wichtig: Bevor man sich ein E-Auto zulegt, sollte man sich fragen, wie man es im Alltag nutzen möchte und wie und wo man es wieder aufladen kann. Generell gibt es drei Möglichkeiten, den Smart EQ aufzuladen:

Eigene Wallbox:
Das ist natürlich die Luxuslösung, sozusagen die Schlossallee im E-Mobilitätsspiel, und setzt voraus, dass man ein entsprechendes Grundstück hat, evtl. mit Garage, und über die Möglichkeit verfügt, sich eine Wallbox anschließen zu lassen. Dann kann man zu Hause laden und ist nicht auf öffentliche Stationen angewiesen. Die Ladezeit beträgt in dem Fall ca. 3 bis 4 Stunden, bis man die 80 % erreicht.

Bevor man sich ein E-Auto zulegt, sollte man über Lademöglichkeiten und das eigene Fahrverhalten nachdenken. Je nach Verfügbarkeit von öffentlichen Ladestationen kann eine eigene Wallbox oder Steckdose kaufentscheidend sein.

Laden an der Steckdose:
Wer keine Wallbox hat, aber eine Garage mit „normaler“ Steckdose, kann den kleinen E-Flitzer dank des Ladekabels mit Schukostecker einfach und unkompliziert laden. Mal 2 Stunden nachmittags oder, wenn viel gefahren wurde, einfach über Nacht anstecken und die Batterie ist wieder bereit für die nächsten Fahrten. Robin lädt den E-Smart an sonnigen Tagen tagsüber bei seinen Eltern im Nachbarhaus, die eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben. Dadurch wird 100 % eigenproduzierter, grüner Strom verwendet. Susanne lädt in der eigenen Garage ebenfalls an einer Haushaltssteckdose, da eine Wallbox nicht installiert werden konnte. Das dauert ca. 6 bis 7 Stunden, bis der Akku wieder bei 80 % liegt.

Öffentliche Ladestationen:
Hier wird das Spiel ein wenig tricky und setzt gute Vorbereitung – und Nerven – voraus. Zunächst einmal sollte man sich eine entsprechende Mobility-App herunterladen, die idealerweise mit einer Bezahlfunktion verbunden ist. Die Apps sind meistens kostenfrei und zeigen die verfügbaren Lademöglichkeiten an. Zusätzlich kann man sich für das Bezahlen von den gängigen Anbietern eine Ladekarte, z. B. von EnBW anschaffen – die Ladevorgänge werden dann monatlich abgerechnet. Das klingt ein wenig kompliziert, soll sich aber ab dem 1. Juli 2023 ändern, denn dann greift die überarbeitete Ladesäulenverordnung. Damit müssen neue Ladesäulen ab Mitte 2023 die technische Möglichkeit bieten, das Laden mit einer üblichen Bezahl- oder Kreditkarte spontan zu bezahlen.

Für den Ladevorgang selbst sollte man wissen, dass der Smart EQ nicht über eine Schnellladefunktion verfügt. Für einen Mehrpreis von ca. 1.500 € kann man den Smart EQ mit einem On-Board-Lader technisch aufrüsten, wodurch bis zu 22 kW Ladeleistung möglich sind, statt der üblichen 4,6 kW. Mit dieser sogenannten Dreiphasenladung reduziert sich die Ladezeit für die 80 % auf 45 Minuten. Aufgrund der geringen Akkugröße ist die totale Ladezeit jedoch immer noch human! Hat man eine eigene Wallbox oder Steckdose und ist nur ab und zu auf öffentliche Ladestationen angewiesen, kann man sich diese Mehrkosten sparen. Wer öfter längere Strecken fahren will und ohne Nachladen nicht mehr nach Hause kommt, sollte jedoch über einen On-Board-Lader nachdenken – oder gleich ein E-Auto mit größerer Reichweite in Erwägung ziehen.

Game over? Reichweitenängste, realer Feierabend und Plan B

Gibt es am Wohnort keine eigene Lademöglichkeit, muss man sich vor der Anschaffung eines E-Autos genau darüber informieren, wo man laden kann und ob es in der Umgebung auch genug Ladestationen gibt. Trifft das zu, muss man außerdem wissen, dass man sein Auto auch nicht unbegrenzt lange an der öffentlichen Station stehen lassen kann, Stichwort Blockiergebühr. Inzwischen verlangen sehr viele Ladesäulenbetreiber eine Blockiergebühr, damit die Säulen schnell für die nächste Person freigemacht werden. EnBW z. B. verlangt ab einer Ladezeit von 4 Stunden ca. 10 Cent pro Minute. Dann heißt es eventuell spät abends noch mal raus, um sein geladenes Auto umzuparken. Das ist die andere Seite der Medaille: Man muss mehr mitdenken, sich mehr kümmern, strategischer agieren – ein Mehraufwand, der den realen Feierabend nach einem anstrengenden Arbeitstag noch mal länger hinauszögert!

Steht man weniger auf die Risiko-Strategie und möchte auf Nummer sicher fahren, dann sollte man am besten immer nur so weit fahren, dass man ohne zu laden wieder zurückkommt. Aber das schränkt den Radius natürlich ein. Ansonsten sollte man vor Fahrtbeginn sein Ziel und die Lademöglichkeiten vor Ort checken. Fährt man zu Oma und hat die eine Steckdose in der Garage, kann man die Zeit während des Besuchs nutzen und sich etwas Strom zapfen. Bei öffentlichen Ladestationen muss man damit rechnen, dass sie auch mal belegt sind, deshalb sollte man immer über einen Plan B nachgedacht und Zeit eingeplant haben. Ihr seht, das entwickelt sich in solch einem Fall fast zu einem Strategiespiel!

Der neue Smart #1 – Braucht es das wirklich?

Unsere Smart EQ Forfour werden nicht mehr hergestellt, der wegbereitende Smart EQ Fortwo voraussichtlich auch nur noch bis 2023 – und dann wird die Produktion ersatzlos eingestellt. Damit stirbt der Smart, wie wir ihn kennen, aus. Das hat seine Gründe, denn während Tesla und Co die Mobilität – zumindest an der Börse – neu erfunden und Rekordbewertungen eingefahren haben, war Smart immer ein finanzielles Sorgenkind. 2020 hat Mercedes-Benz die Submarke an den chinesischen Großaktionär Geely verkauft bzw. mit ihm das Joint Venture „Smart Automobile Co., Ltd.“ gegründet. Mit dem neuen, ausschließlich in China produzierten Smart #1 unternimmt die Marke nun einen Anlauf profitabel zu werden und richtet sich neu aus. Aus dem minimalistischen Stadtflitzer wird jetzt ein SUV, der mit 4,27 m Länge und fünf vollwertigen Sitzen nicht nur ordentlich wächst, sondern auch seine ursprünglichen Werte über Bord wirft. Aus dem einst niedlichen wie sympathischen Stadtmobil mit vergleichsweise mickrigen 60 kW wird ein Powerhouse mit stolzen 200 kW (272 PS) Leistung, 180 km/h Höchstgeschwindigkeit und WLTP-Reichweiten von 420 bis 440 km. Laut Gorden Wagener, dem Designchef von Mercedes-Benz, soll das neue Gefährt so erwachsen wie cool sein und Schönheit mit smarten Lösungen verbinden. Der neue Smart #1 soll Smart zu einer führenden Designmarke machen. Lösungen für die urbanen (Platz-)Probleme hat er nicht in petto, dafür einen neuen Premiumanspruch in Sachen Detailliebe und Verarbeitung. Ob das für die Zukunft reicht? In Sachen Sales sicherlich. Doch wir bedauern es, dass mit dem Auslauf der Smart EQ-Modelle ein wichtiger Player verloren geht auf dem Markt von kleinen, universalen City-Flitzern, die – abgesehen vom Ego – sehr viele Bedürfnisse befriedigen. Die entstandene Lücke werden selbst die gerade wiederbelebten Klassen L7e bzw. L6e nicht schließen können, wie z. B. der Microlino oder der Citroën Ami. Für diese besonders leichten elektrisch angetriebenen Fahrzeugklassen gibt es aktuell keine politischen Rahmenbedingungen, um staatliche Anreize zu bieten, wie es etwa der Umweltbonus bei elektrisch angetriebenen Pkws tut.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum wir euch so viele Seiten lang etwas von einem Auto erzählt haben, dass es so nicht mehr zu kaufen gibt. Die Antwort ist simpel: Zum einen könnt ihr den Smart EQ Forfour noch immer gebraucht kaufen. Zum anderen ging es uns bei diesem Selbstversuch vor allem darum, die Möglichkeiten und Grenzen der E-Mobilität im Kleinwagen auszuloten. Denn wir hoffen sehr, dass die plötzlich im Markt entstandene Lücke bald wieder gefüllt wird – und dann stehen wir bereit!

Wer hat Spaß mit den kleinen E-Flitzern? Und wer nicht?

Unsere Testmonate haben ganz klar gezeigt: Tatsächlich sind die meisten Fahrten, die wir täglich absolvieren, Kurzfahrten. Wer also geschäftlich keine längeren Strecken fahren oder weit pendeln muss, egal ob er eher im urbanen oder im ländlichen Bereich unterwegs ist, braucht keine große Reichweite. In vielen Fällen ist ein Kleinwagen wie der Smart EQ Forfour also der perfekte Zweitwagen. In anderen ist er sogar der perfekte einzige Wagen, wenn man bereit ist, für längere Fahrten auf den öffentlichen Fernverkehr oder auf Miet- und Sharing-Angebote auszuweichen. Super entspannt und fast schon privilegiert ist man unterwegs, wenn man eine eigene Wallbox oder Steckdose zur Verfügung hat, mit der man sein E-Auto jederzeit und unkompliziert wieder laden kann. Nicht ausschlaggebend, aber ein angenehmer Nebeneffekt: In manchen Städten, wie z. B. in Stuttgart, können E-Autos kostenlos parken. Das ist natürlich ein Privileg, das ungeahnte Freiheiten eröffnet. Schließlich muss man nicht vorab abwägen, wie lange man parken wird, sondern kann sein Auto abstellen und nach dem Shoppen ganz entspannt und spontan noch was trinken gehen – es gibt keinen Parkschein, der ablaufen könnte. Und wenn es noch später wird, dann kann man sein Auto einfach stehen lassen und mit der S-Bahn oder dem Taxi nach Hause fahren.

Klar ist aber auch: Bevor man auf E-Mobilität umsteigt, sollte man immer eine realistische Bestandsaufnahme machen von den Wegen, die man regelmäßig zurücklegt. Und von den Lademöglichkeiten, die man selbst oder in der Umgebung hat. Wenn man für kurze Fahrten ohnehin lieber den städtischen Nahverkehr nutzt und sich die Parkplatzsuche spart oder wenn man so abgeschieden und steckdosenlos lebt, dass das Auto nie Saft hat, dann bringt ein E-Auto einen natürlich nicht weiter. Für alle anderen können wir es aber nur empfehlen.

Ein E-Auto? Auf jeden Fall! Wir konnten es super günstig ausprobieren und möchten es nicht mehr missen. Gerade weil wir nicht auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind und eine eigene Steckdose nutzen können. Der Smart EQ Forfour bietet unauffällige Mobilität, perfekte Maße, breite Variabilität, viel Fahrspaß! Schade, dass man ihn nur noch gebraucht kaufen kann und mit dem Smart #1 genau diese Praktikabilität über Bord geworfen wird zugunsten von einem SUV mit viel Schnickschnack.

Words: Robin Schmitt, Susanne Feddersen Photos: Benjamin Topf, Robin Schmitt