Der neue VW ID.BUZZ – heiß ersehnt unter Campern, Bulli-Fans, aber auch Familienvätern und Businesswomen. Er ist die futuristische Style-Hommage an den T1 und ein absoluter Sympathieträger, aber kann er auch technisch überzeugen? Wir haben ihn 4.000 km quer durch Europa getestet und sagen euch, wo er enttäuscht und wo begeistert!

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VW ID.BUZZ Pro | 150 kW | 77-kWh-Akku | 403–423 km (nach WLTP) | 5-Türer | ab 64.500 € | Testwagenpreis 81.371 € | Hersteller-Website

Egal, ob Geschäftsmann, Handwerker oder Weltenbummler – der VW-Bus war bisher in jeder Generation bei allen beliebt. Schon seit Jahrzehnten prägt der Bulli das Straßenbild der Welt, jedoch hat er über die Jahre aufgrund von zahlreichen Modellerneuerungen und Facelifts immer mehr an Charme verloren. Der neue ID.BUZZ greift nun die symphatische Optik des Ur-Bullis wieder auf und transportiert sie in die Moderne. Wie alle ID-Modelle basiert auch der BUZZ auf dem MEB aka modularer E-Antriebsbaukasten. Die Bodengruppe lässt sich nahezu mit jeder beliebigen Karosse kombinieren, das soll Kosteneffizienz und Freiheit bei der Gestaltung der Modelle bieten. Der ID.BUZZ Pro ist ab 64.500 € und in der Cargo-Variante ab 56.000 € erhältlich. Wir haben den ID.BUZZ Pro für 81.371 € mit zahlreichen Features und kurzem Radstand getestet. Damit ist er ähnlich lang wie ein VW Caddy Maxi. Die Version mit längerem Radstand soll im Laufe des Jahres 2023 kommen.

Design-Ikone ab Stunde Null – Die Formensprache des neuen VW ID.BUZZ

Sorry an alle Porsche-, Ferrari-, Lamborghini- und Käfer-Fahrer! Der ID.BUZZ stiehlt euch die Show und ist bereits jetzt eine Design-Ikone. Auf der Straße erntet man fröhliche Blicke, eine Menge Daumen hoch und wird an jeder Ecke fotografiert. Schon 2017, als der ID.BUZZ auf der IAA vorgestellt wurde, ist er eingeschlagen wie eine Bombe. Äußerlich hat sich, abgesehen von den Kamera-Seitenspiegeln, die es nicht in die Serie geschafft haben, kaum etwas geändert, und beinahe das ganze Design-Konzept wurde umgesetzt. Die Formgebung und die zweiteilige Lackierung lehnen sich bewusst an die ersten Baureihen des Ur-Bullis an. Wie der legendäre Samba-Bus kommt unser Testfahrzeug in der 2.725,10 € teuren zweifarbigen Lackierung. Er ist in vielen modernen und hippen Farben erhältlich, wie etwa das Candy-Weiß/Energetic Orange Metallic bei unserem Bulli-Testfahrzeug. Wer es dezenter mag, kann auch aus vielen einfarbigen Lackkleidern wählen. Bereits bekannte Designelemente wie die halbrunde Motorhaube und die monströsen Markenembleme wurden in die Neuzeit transportiert und durch freundliche Scheinwerfer und ein durchgängiges Lichtband an Front und Heck ergänzt. Dass das Design ankommt, bestätigen allein schon die 10.000 Vorbestellungen – blind und ohne Probefahrt wohlgemerkt. Wie mutig (oder vielleicht auch voreilig) das war, erfahrt ihr im Testeindruck weiter unten.

Kämmerchen oder Raumwunder? – Der Innenraum des VW ID.BUZZ Pro

Im Vergleich zum Hybrid T7 mit 4,97 m ist der ID.BUZZ knappe 30 cm kürzer, dafür aber 4 cm höher. Der BUZZ nutzt im Innenraum die Vorteile durch den reduzierten Platzverbrauch des Elektroantriebs und sorgt in Verbindung mit der großen Windschutzscheibe und dem tiefen Armaturenbrett für ein riesiges Raumgefühl im Frontbereich. Das große Armaturenbrett kann sogar als Schreibtisch zweckentfremdet werden, ein Laptop hat locker Platz. Zum Aufladen sind serienmäßig 3 USB-C-Ladeports an Bord, und die 45 Watt Output sind auch zum Laden des Laptops ausreichend. Wer mehr Stromabnehmer anschließen möchte, kann gegen Aufpreis bis zu 8 USB-C-Buchsen oder sogar eine 230-V-Steckdose ordern. Das Smartphone lässt sich während der Fahrt in einem tiefen Fach neben dem Lenkrad induktiv laden. Leider wird das Handy dabei sehr heiß, und unser Apple CarPlay ist dadurch nicht nur einmal ausgefallen (bei 10° Außentemperatur) – fairerweise muss man dazusagen, dass das auch schon bei anderen von uns getesteten Fahrzeugen der Fall war.

Das tiefe Armaturenbrett lässt sich als Schreibtisch zweckentfremden.
Die USB-C-Ladebuchsen spucken bis zu 45 Watt aus, das ist genug Saft um seinen Laptop wieder aufzuladen.

Der Innenraum ist sauber verarbeitet, aber man blickt größtenteils auf eine Kunststoff-Landschaft. Cool hingegen: Die zweifarbige Lackierung setzt sich auch im Innenraum fort und Türverkleidungen sowie Teile des Armaturenbretts und die Sitze wechseln sich in den Farben Orange und Weiß ab. Bei dem von uns getesteten Modell mit Interieur Style Plus-Paket verfügen die Sitze über umfangreiche Einstellmöglichkeiten wie elektrische Sitzeinstellung mit Memory-Funktion, Einstiegshilfe für den Fahrersitz, Sitzheizung für Fahrer- und Beifahrersitz und eine pneumatische Lendenwirbelstütze. Zwischen den Vordersitzen befindet sich eine Staubox mit viel Stauraum, die mit wenigen Handgriffen entnommen werden kann und einen Durchgang in den Fond freigibt.

Mit wenigen Handgriffen lässt sich die Staubox zwischen den Vordersitzen herausnehmen, sodass sie den Durchgang zum Fond freigibt.

Die Rücksitzbank im Fond bietet bis zu 3 Mitfahrern Platz und auch für größere Fahrgäste genug Bein- und Kopffreiheit. Einfaches Einsteigen ist durch jeweils eine Schiebetür auf beiden Seiten gewährleistet. Um sich nicht verrenken zu müssen, können die Türen gegen Aufpreis elektrisch geöffnet werden – komfortabel per Knopf an der B-Säule.

Auf der Rücksitzbank im Fond finden bis zu 3 Fahrgäste Platz. Auch große Mitfahrer haben genug Bein- und Kopffreiheit.
Genug Platz für Erwachsene ist das eine, aber als Spielwiese muss der hintere Teil auch herhalten können.

Für den großen Kofferraum mit 1.121 Litern ist wie bei unserem Testfahrzeug ein so genanntes Multiflexboard erhältlich, das den Kofferraum wie ein Regal abtrennt. Das Fach reicht bis zu den Sitzen im Fond, und so lässt sich eine erstaunliche Menge an verschiedenen Utensilien verstauen. Leider ist der untere Teil für viele Taschen zu niedrig, aber von VW gibt es passende Faltkisten, in denen man z. B. das Ladekabel transportieren kann. Das Multiflexboard dient auch dazu, bei umgeklappten Sitzen eine ebene Ladefläche, beispielsweise fürs Campen im Fahrzeug, zu erzeugen. Camping-Fans können sich freuen, wenn sie noch etwas Geduld mitbringen: ab 2025 soll der ID.BUZZ als California erhältlich sein.

Das optional erhältliche Multiflexboard teilt den Kofferraum wie ein Regal ab. Leider passen größere Taschen nicht darunter.
Klappt man die Rücksitze um, lässt sich in Kombination mit dem Multiflexboard eine ebene Liegefläche fürs Campen herstellen.

Will man für den Camping-Trip sonstige Spielzeuge mit einpacken, bietet der Kofferraum bei umgeklappten Sitzen ein Volumen von 2.123 Litern. Zum Vergleich: Ein T7 kommt auf stattliche 3.672 Liter. Ein Surfbrett findet auch Platz, ohne die hinteren Sitze umzuklappen, bei einer Motocross oder einem E-Bike mit hoher Front hat man dagegen keine Chance, es aufrecht im Bus zu parken. Aufgrund der verbauten Batterien im Unterboden fehlen dem ID.BUZZ rund 14 cm an Deckenhöhe, die man im Verbrenner-Bulli zur Verfügung hat. Dafür ist der ID.BUZZ im Gegensatz zu den meisten anderen Elektroautos gegen einen Aufpreis von 981 € mit einer Anhängerkupplung ausgerüstet, mit der sich Lasten von bis zu 1.000 kg ziehen lassen.

Ein Surfbrett findet ohne Umklappen der Rücksitzbank im Kofferraum Platz.
Bei größerem Spielzeug wie einer Motocross wirds dann schon schwierig. Hier fehlen dem ID.BUZZ ca. 14 cm an Deckenhöhe, die man im Verbrenner-Bulli zur Verfügung hat.

Der BUZZ verliert gegenüber dem Verbrenner-Bulli an Funktionalität und Universalität: die Beladung und damit die Eignung für gewisse Hobbys sind eingeschränkt. Der Mehrwert des Bullis war bislang, sein teures Rad nicht draußen auf dem Heckträger stehen zu lassen, wo es nicht nur der Witterung, sondern auch Blicken und etwaigen Langfingern ausgesetzt ist. Aufgrund der geringeren Innenraumhöhe muss das Vorderrad herausgenommen werden bzw. das schwere E-Bike auf die vergleichsweise hohe Ladekante gewuchtet werden.

Clever wie Einstein – Die Assistenzsysteme des VW ID.BUZZ Pro

Assistenzsysteme in Autos sind mittlerweile fast normal, doch in der Funktionsweise und der Zuverlässigkeit gibt es immer noch riesige Unterschiede. Dass die Wolfsburger smarte Helferlein verbauen, die einen echten Mehrwert bieten, haben sie bereits bewiesen. Doch kann der ID.BUZZ noch eine Schippe drauflegen? Unser Testfahrzeug kommt mit dem 2.445 € teuren Assistenzpaket Plus und beinhaltet einen Abstandsregeltempomat aka Travel Assist, Spurhalte- und Wechselassistent, Emergency Assist, Park-Assist sowie eine 360°- und Rückfahrkamera. Ist man morgens auf dem Weg zum Kindergarten, können die Blödeleien der Kinder den Fahrer nicht aus der Ruhe bringen: Der Travel Assist hält, selbst in unübersichtlichen Kurven, zuverlässig den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und unterscheidet sogar zwischen LKW, PKW und Zweirad. Im Stop & Go hält der BUZZ automatisch an und fährt dann selbständig weiter. Falls man mal ein Schild übersieht, erkennt der Travel Assist als drittes Auge erlaubte Tempolimits – sogar mit Zeitbeschränkung – und passt dann sanft, aber zügig die Geschwindigkeit an und hält diese konstant auch bergab. Leider funktioniert die Schildererkennung nicht immer zuverlässig und ordnet manche Schilder der Autobahn zu, obwohl es sich um Beschränkungen für die Ausfahrten handelt. Das führt zu abrupten und unangenehmen Bremsungen auf der Autobahn, ohne ersichtlichen Grund für die nachfolgenden Fahrzeuge. Bei aktiviertem Navi passt der Bulli sich an Straßenverläufe an und bremst vor Kreisverkehren oder Kreuzungen ab. Gerade auf Autobahnen mit langgezogenen Kurven ist der Assistent sehr vorsichtig und verzögert deutlich, obwohl man zügiger fahren könnte.

Der Travel Assist hält den Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen zuverlässig ein und unterscheidet sogar zwischen verschiedenen Fahrzeugkategorien …
… da hat man während der Fahrt sogar noch Zeit mit den Kindern zu spielen – natürlich nur Spaß! 😉
Die Software erkennt Schilder mit Tempolimit und passt die Geschwindigkeit sanft an. Leider funktioniert die Schildererkennung nicht immer zuverlässig und ordnet manche Schilder der Autobahn zu, obwohl es sich um Beschränkungen für die Ausfahrten handelt.

Anhand von Umgebungsinformationen zu Fahrbahnmarkierungen oder Verkehrsschildern, die von anderen Volkswagen gesammelt werden, funktioniert der Spurhalteassistent auch auf Straßen mit schlechten oder undeutlichen Markierungen. Moderne Autos nähern sich immer weiter dem vollautonomen Fahren an, trotzdem liegt im Moment die Verantwortung noch beim Fahrer und die Hand muss am Lenkrad bleiben. Die Sensoren erkennen am BUZZ vor allem auf langen Geraden nicht immer die Hand am Lenkrad, sodass der Fahrer häufig aufgefordert wird, diese ans Lenkrad zu nehmen, um zu bestätigen, dass er das Fahrzeug im Griff hat. Bei sturem Ignorieren der Aufforderung ertönen als erstes akustische und optische Warnungen über die Lightbar, gefolgt von einem leichten Bremseingriff, bis hin zu einer stärkeren Bremsung samt Gurtstraffung, die einen kurz aber beherzt in den Sitz zieht – spätestens jetzt sollte man wieder wach sein. Der BUZZ bleibt also hartnäckig und schaltet nicht wie manch anderes Fahrzeug einfach die Assistenten ab. Kommt man nach einem anstrengenden Tag müde daheim an, kann das Einparken an die KI übergeben werden. Durch Memory-Funktion kann man dem Parkassistent Parkmanöver beibringen, die er dann immer wieder automatisch ausführen kann, was vor allem praktisch in der heimischen Garage ist. Beim Rangieren oder manuellen Einparken hat man mit der 360°- und Rückfahrkamera eine gute Übersicht und weiß stets, was neben und hinter dem Auto passiert.

Die 360°- und Rückfahrkamera sorgt für eine gute Übersicht, wenn es mal ein bisschen enger zugeht.

Test VW ID.BUZZ Pro – Was kann der Bulli zwischen Camping-Abenteuer und Alltag?

Der ID.BUZZ zaubert den Leuten auf der Straße ein Lächeln ins Gesicht, doch schafft er es auch, wenn man selbst hinterm Steuer sitzt? Sportliche Eckdaten bietet er allemal mit Heckmotor, Heckantrieb und 150 kW – wären da nicht die knapp 2,5 Tonnen Leergewicht. Trotzdem gibt es den typischen Elektroauto-Punch, der für ein sportliches Fahrgefühl sorgt und vor allem auf dem Beschleunigungsstreifen oder beim Überholen hilft. Im Innenraum ist das Sound-Design ruhig und unauffällig, von außen kommt der BUZZ mit einem voluminösen Summen um die Ecke – passend zur Größe des Autos.

Der Fahrwahlhebel hinter dem Lenkrad ist besser sichtbar platziert als beim VW ID.3. Mit ihm wählt man die unterschiedlichen Fahrmodi: Vorwärts-, Rückwärts- und Neutral-Stellung. Neben dem standardmäßigen Drive-Modus gibt es den Brake-Modus, der – wie der Name schon erahnen lässt – fürs Rekuperieren des BUZZ sorgt, sobald man den Fuß vom Gas hebt. So bremst der BUZZ bis zum Stillstand ab, und ihr könnt den Bulli nach kurzer Eingewöhnungszeit bequem per One-Pedal-Drive fahren. Über das Hauptdisplay in der Mitte des Armaturenbretts lassen sich vorkonfigurierte Fahrmodi wie Eco, Komfort und Sport auswählen. Im Individual-Modus kann der Fahrmodus den eigenen Vorlieben entsprechend erstellt und gespeichert werden. Ist man in der Stadt unterwegs, profitiert man vom kleinen Wendekreis von nur 11,1 m. Zum Vergleich: Das ist nur 1 m mehr als bei einem VW ID.3 und 2 m mehr als beim Smart Fforfour. Im Großen und Ganzen bietet der BUZZ durch die vielen Glasflächen eine gute Rundumsicht, das ist vor allem in den engen Gassen von Barrio Gotico in Barcelona oder jeder anderen engen Kleinstadt von Vorteil. Nur das tiefe Armaturenbrett macht die Einschätzung nach vorne etwas schwierig, und fürs Sightseeing oder an Ampeln muss man den Kopf verrenken, um aus dem Fenster sehen zu können. Die große Seitenwand des ID.BUZZ bietet dem Wind eine Menge Angriffsfläche, das führt zu einem etwas unruhigen Fahrverhalten und wird vor allem spürbar, wenn man auf Autobahnen in Küstennähe unterwegs ist.

Mit dem Fahrwahlhebel hinter dem Lenkrad wählt man zwischen dem standardmäßigen Drive-Modus zum Segeln und dem Brake-Modus für den One-Pedal-Drive.
Durch die vielen großen Glasflächen hat man eine gute Rundumsicht, selbst in den engen Gassen von Barrio Gotico. Nur das tiefe Armaturenbrett macht die Einschätzung nach vorne schwierig.

Höhen und Tiefen – Laden, Ladeleistung und Verbrauch des ID.BUZZ Pro

Ein Bulli klingt nach Freiheit, richtig? Er ist zum Reisen gemacht, oder? Auch im Falle des ID.BUZZ Pro könnte man das vermuten, doch die Realität sieht etwas anders aus. Nur mit dem richtigen Mindset sollte man damit in den Urlaub fahren. Genau das haben wir ausprobiert – und zwar 4.000 km, vollgepackt mit Camping-Equipment, Dachzelt und Fahrradträger für die E-Bikes. Von Deutschland in die Provence, vorbei an Fischerdörfchen und Kräutern, über die Pyrenäen durch Eis und Schnee, bis an den Strand von Barcelona zum Sonne tanken. Im Temperatur-Bereich von -5° bis 20° C, von Freude bis Frustration war alles dabei – es war eine geile Zeit, auch wenn sie anfangs richtig an den Nerven gezehrt hat.

Laut Hersteller liegt die Reichweite zwischen 402 und 423 km nach WLTP, doch schon bald setzt Ernüchterung ein: Unsere Reichweite lag bei rund 120 km/h im Schnitt bei 200 km, ohne Dachzelt waren es teils bis zu 300 km – wobei die Reichweite stark von Geschwindigkeit, Luftwiderstand und Außentemperatur abhängig ist. Auf der Autobahn waren wir alle 1,5 Stunden gezwungen, einen Ladestopp von knapp einer Stunde einzubauen. Die Ladegeschwindigkeit ist stark abhängig von der Ladeinfrastruktur: Der BUZZ hat zwar theoretisch eine maximale Ladegeschwindigkeit von 170 kW, die in der Praxis aber so gut wie nie erreicht wurde. Laden ist vergleichbar mit Lotto spielen, man weiß nie, wie lange man tatsächlich lädt, vor allem nicht außerhalb Deutschlands. So rollt man teils mit gleichem Ladestand an dieselbe Ladesäule heran und lädt an einem Tag mit 170 kW, wohingegen es am nächsten nur noch 50 kW sind. Im besten Fall schafft es die Ladesäule in 30 Minuten, den Akku von 20 auf 80 % zu füllen. Wer den Stromspeicher ganz voll haben will, muss sich rund eine Stunde gedulden.

Im besten Fall ist der Akku in 30 Minuten von 20 auf 80 % geladen. Wer den Akku ganz voll haben will, muss sich rund eine Stunde die Zeit vertreiben.
Die Ladegeschwindigkeit ist stark abhängig von der Ladeinfrastruktur, und so hatten wir zum Teil deutlich längere Ladestopps als geplant.
Aufregen bringt da nix, lieber die Zeit nutzen und mit einer Yoga-Einheit entspannen.

Während der Wartezeit kann man sich mit dem 12”-Touch-Display, das mittig am Armaturenbrett angebracht ist, beschäftigen. Hierüber werden fast alle Einstellungen des VW ID.BUZZ vorgenommen. Wie beim ID.3 gibt es eine Schnellauswahl in geschickter Mindmap-Anordnung mit POI wie Ladesäulen oder zuletzt gewählte Ziele. Die Zieleingabe für das Navi kann per Touch am Display oder per Spracheingabe erfolgen, und bei längeren Etappen fügt die Software automatisch Ladestopps inklusive angepasster Ankunftszeit mit ein. Leider geht die berechnete Ankunftszeit des Navis nie auf, weil das System vom Optimum und nicht von einem realistischen Wert ausgeht. So ziehen sich lange Fahrten noch deutlich länger, und der BUZZ zeigt nicht an, wann man tatsächlich weiterfahren kann, um den nächsten Ladestopp zu erreichen. Für bessere Sichtbarkeit für den Fahrer kann die Zielführung auch am digitalen Tachoinstrument eingeblendet werden. Auch wenn die meisten Funktionen am großen Touch-Display verwaltet werden, gibt es einen guten Mix aus herkömmlichen Tasten und Touch-Oberflächen. Die Regler für Temperatur, Lautstärke, Klima und Fahrmodi können sowohl haptisch gedrückt als auch per Touch geswiped werden. Am Multifunktionslenkrad kann die Lautstärke oder der Travel Assist eingestellt werden, auch diese Tasten verfügen über die Druck- oder Touch-Funktion.

Das Navi fügt zwar Ladestopps inklusive angepasster Ankunftszeit automatisch in die Route mit ein, jedoch geht die Berechnung nicht auf, weil das Navi immer vom Optimum statt von realistischen Werten ausgeht.

Der ID.BUZZ ist aufgrund von Reichweite, Ladegeschwindigkeit und Navigation nur bedingt für lange Distanzen geeignet. Man kann nicht einfach mal kurz die Nacht durchfahren, um Strecke zu machen. Der Elektro-Bulli eignet sich nur mit viel Geduld für mittlere bis längere Distanzen. Darauf muss man sich einlassen wollen und können. Als Belohnung bekommt man meist eine ganz besondere Reise geschenkt, an die man sich noch lange erinnern wird – mit außerordentlichen Stopps, neuen Begegnungen und Zeit zu reflektieren. Wer den BUZZ als Fernstrecken-Mobil nutzen möchte, sollte strapazierfähige Nerven mitbringen und seine Trips um die Reichweite des Fahrzeugs herum planen. Das mag für viele Geschwindigkeits-Enthusiasten und akribische Trip-Planer ein No-Go sein, aber ganz ehrlich, ist es nicht genau das, was das wahre Vanlife und einen perfekten Roadtrip ausmacht? Auf dem derzeitigen Entwicklungsstand ist der VW ID.BUZZ eher der sympathische SUV für die Vorstädte, mit dem man positiv auffällt und nicht pauschal mit einem negativen Image abgestraft wird.

Fazit

So viel geiles Feedback bekommt man nichtmal mit einem Oldtimer: Der ID.BUZZ verbindet optisch wie emotional Nostalgie mit der Aufbruchsstimmung in die Zukunft und begeistert durch sein sympathisches Erscheinungsbild. Zugleich verliert er allerdings an (Transport-)Funktionalität und ist nur mit viel Geduld für Langstrecken geeignet. Er ist nicht gerade ein Raumwunder, dafür super wendig in der City und überzeugend mit guten Assistenzsystemen. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen – ob einem das mindestens 64.500 € wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Mehr Infos unter volkswagen.de

Tops

  • cooles und sympathisches Design
  • flinkes und wendiges Fahrverhalten
  • großzügiges Raumgefühl

Flops

  • nur bedingt für längere Strecken geeignet
  • Innenraum mit viel Kunststoff
  • verliert an Funktionalität
  • Ladeintelligenz und -geschwindigkeit ausbaufähig

Alle getesteten E-Autos: City Transformer Prototyp | Fiat 500e | Honda e | KIA EV6 | Opel Rocks E | Polestar 2 | Porsche Taycan | Smart EQ Forfour | Tesla Model 3 Dual Motor Long Range | VW ID.3 | VW ID.BUZZ

Words: Mike Hunger, Julian Schwede Photos: Mike Hunger, Robin Schmitt