Der Schweizer Hersteller FLYER präsentiert mit dem Upstreet1 ein E-Kompaktrad mit 20”-Laufrädern, Shimano Nexus-Nabenschaltung und Bosch Performance Line-Motor. Kann das urbane E-Bike im Alltag überzeugen und sich von der Konkurrenz abheben? Das findet ihr hier in unserem Testbericht heraus.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Big City Life auf 20/24 Zoll – 4 spannende E-Kompakt-Bikes im Test

FLYER Upstreet 1 | Bosch Performance Line/500 Wh
26,08 kg in Größe | 4.199 € | Hersteller-Website

Die Nacht war nach etwas zu viel Wein am Vorabend weniger erholsam, beim Snoozen habt ihr einen neuen Spitzenwert aufgestellt und um das ganze Schlamassel auf die Spitze zu treiben, sind auch noch die Kaffeebohnen leer. Was könnte eure Laune nach so einem Start in den Tag noch retten? Ein Vorschlag kommt aus der Schweiz und hört auf den Namen Upstreet. Mit dem Drücken des Startknopfs geht es noch mal von vorne los und der Tag erhält eine zweite Chance. Der Akku ist vollgeladen, das Aufsatteln dank Tiefeinsteiger-Rahmen denkbar einfach und der von euch benötigte Kraftaufwand beim Pedalieren minimal. Hattet ihr bis zuletzt noch eine nervenaufreibende Stop-and-Go-Fahrt durch die überfüllten Straßen der Innenstadt vor euch, schlängelt ihr euch jetzt mit dem kompakten FLYER Upstreet1 durch die City und kommt mit einem guten Gefühl im Office an. Wer hätte das nach Anblick der leeren Kaffeedose noch für möglich gehalten?

Ausstattung und Details des FLYER Upstreet1

Tiefeinsteiger nehmen einen immer größeren Anteil der täglich zum Pendeln eingesetzten Räder ein – und das vollkommen zu Recht. Auch FLYER setzt bei dem Kompaktrad Upstreet1 für einen leichten Auf- und Abstieg auf die Rahmenform ohne Oberrohr und erhöht damit den Alltagsnutzen ungemein. Hier hebt sich das Upstreet1 deutlich von der Konkurrenz ab. Auch kleine Details wie das U-Schloss machen den Alltag angenehmer, weil das Bike innerhalb von einer Sekunde verriegelt werden kann. In puncto Verarbeitungsqualität wechseln sich beim FLYER-Bike Licht und Schatten ab: Während Griffe, Bremsen und der Speedlifter zum Einstellen der Lenkerhöhe sehr hochwertig und solide daherkommen, lassen Schweißnähte und Lackqualität im Vergleich zur Konkurrenz zu wünschen übrig. Bereits nach wenigen Testkilometern haben sich mehrere Lackabplatzer im matten Grün des FLYER Upstreet1 gefunden.

Das FLYER Upstreet1 ist je nach Ausstattung ab 3.999 € zu haben und bringt in unserer getesteten Version 26,08 kg auf die Waage. Und wie das Riese & Müller Tinker und das QiO EINS setzt es auf eine gefederte Parallelogramm-Sattelstütze, um den Komfort im Heck zu erhöhen. Leider treffen die Schweizer mit der gewählten SR Suntour-Stütze nicht die geschickteste Wahl: Die Sattelstütze ist komplett unterdämpft, das heißt sie schaukelt sich teilweise auf und verändert z. B. beim Anbremsen die Fahrposition ruckartig. Die verbauten Sattelstützen am QiO und Riese & Müller zeigen, was in dem Bereich möglich ist. Wesentlich besser hat der Testcrew die gelungene Rahmenkonstruktion des Tiefeinsteigers gefallen. Der Rahmen ist bis zum Kettenblatt so tief runtergezogen wie nur irgendwie möglich und erleichtert dadurch den Auf- und Abstieg, was den Alltag deutlich komfortabler gestaltet. Sehr gut gelöst!

Weich gebettet
Der Bosch PowerTube-Akku mit einer Kapazität von 500 Wh ist hübsch in den Rahmen integriert und lässt sich bei Bedarf einfach entnehmen.
Für Moped-Fans wenig intuitiv
Im Vergleich zur Enviolo-Schaltung des R&M ist der Drehgriff der Shimano Nexus-Schaltung am FLYER und QiO wenig intuitiv und schaltet beim Heranziehen einen Gang runter.
Hoppe hoppe, Reiter …
Die SR Suntour-Sattelstütze kann mit der Konkurrenz leider nicht Schritt halten und fällt durch Unterdämpfung und Aufschaukeln negativ auf.

FLYER Upstreet 1

4.199 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line 65 Nm
Akku Bosch PowerTube 500 Wh
Display Bosch Intuvia
Fork -
Dämpfer -
Sattelstütze SR Suntour NCX gefedert
Bremsen Shimano DEORE 180/160 mm
Schaltung Shimano NEXUS 1x5
Vorbau Speedlifter Twist Pro SDS 90 mm
Lenker FLYER Riser 660 mm
Reifen Schwalbe Pick-Up 20 x 2,35

Technische Daten

Größe One Size
Gewicht 26,08 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 150 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 123,92 kg
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

RackTime-Gepäckträger 25 kg
Parallelogramm-Sattelstütze
Verstellbares Cockpit
Abus Shield 5650-U-Schloss

Och nö, euch gibt’s immer noch?
Keines der Bikes mit Bosch-Motor in unserem Test kommt ohne externen Speichenmagneten am Hinterrad aus. Muss das in der heutigen Zeit wirklich noch sein? Kann man das nicht schöner und weniger anfällig für Defekte montieren?
Come on, let’s twist again
Der Speedlifter Twist ist werkzeuglos in der Höhe verstellbar und überzeugt durch perfekte Standfestigkeit.
Hier steht die Null
Durch den GATES-Riemenantrieb hat man null Wartungsaufwand und null Öl an der Anzugshose.
Größe ONE SIZE
Sattelrohr 440 mm
Oberrohr 580 mm
Lenkwinkel 70,5°
Sitzwinkel 72,0°
Kettenstrebe 420 mm
Radstand 1.072 mm
Reach 403 mm
Stack 524 mm

Motor- und Akkusystem des FLYER Upstreet1

Wie auch die E-Bikes aus dem Hause R&M und QiO wird das FLYER Upstreet1 vom Bosch Performance Line-Mittelmotor angetrieben, der im Vergleich zum Bosch-Spitzenmodell mit 65 statt 85 Nm maximalem Drehmoment aufwartet. Das ist für ein urbanes Rad dieser Klasse jedoch absolut ausreichend und eine so sinnvolle wie ökonomische Wahl. Die Akku-Integration ist sehr schön gelöst und der Bosch PowerTube-Akku mit 500 Wh ist für eine saubere Optik in das Unterrohr integriert. Er ist abschließbar und zum Laden einfach zu entnehmen. Wer den Akku im Bike lädt, hätte sich jedoch über eine weiter oben angebrachte Ladebuchse gefreut. Leider findet sich auch am Upstreet1 das in die Jahre gekommene Bosch Intuvia-Display, das mit Funktionen und Smart-Features geizt. Schade, dass in dem Punkt einzig der niederländische Hersteller VanMoof Wert auf clevere digitale Funktionen setzt, die über einen hohen Alltagsnutzen verfügen.

Egal ob ihr das erste Mal auf einem E-Bike hockt oder bereits Tausende von Kilometern abgespult habt: Auf dem FLYER Upstreet1 fühlt ihr euch bestimmt zu Hause.

Tuning-Tipp: für perfekten Komfort im Heck die gefederte Cane Creek-Sattelstütze montieren

Auf der Straße – Das FLYER Upstreet1 im Test

Kommen wir zum wichtigsten Punkt: Wie schlägt sich das Upstreet1 im Alltag auf den Straßen und Wegen rund um Stuttgart? Positiv fällt als Erstes die geringe Geräuschkulisse auf. Bis auf die relativ lauten Gangwechsel der Shimano Nexus-Nabenschaltung ist das urbane E-Bike kaum zu hören. An der Stelle ist erfreulicherweise zu erwähnen, dass sämtliche kompakte E-Bikes in unserem Test verhältnismäßig leise daherrollen. Auch in Sachen Handling weiß das FLYER-Bike zu überzeugen und glänzt mit einer tollen Balance aus Laufruhe und Agilität, die in der Form bei keinem der anderen drei Bikes vorzufinden ist. Man kann sowohl dynamisch in die nächste Kurve steuern als es auch einfach mal laufen lassen. Durch dieses intuitive Fahrverhalten ist das Upstreet1 eine gute Wahl für Menschen aller Fähigkeitsstufen. Leider muss man in puncto Komfort Abstriche machen, da die Front im Vergleich zum Heck komplett steif ist und keinerlei Komfort spendet. Ähnlich wie das VanMoof X3 ist das urbane E-Bike wirklich nur für den städtischen Raum und asphaltierte Straßen ohne größere Unebenheiten zu empfehlen. An dieser Stelle würden wir euch nahelegen, für mehr Komfort mit dem Reifendruck der Schwalbe Pick-Up-Reifen zu experimentiere, die in der Größe 20 x 2,15” einiges an Spielraum bieten.

Unser Fazit zum FLYER Upstreet

Mit dem Upstreet1 hat FLYER ein solides Allround-Bike im Portfolio, das durch einen tiefen Einstieg und ein ausgeglichenes Handling zu überzeugen weiß und mit einer schönen Akku-Integration und hochwertigen Cockpit-Anbauteilen glänzt. Auch wenn es in puncto Lackqualität und Komfort Abstriche machen muss, ist es die perfekte Wahl für alle, die auf der Suche nach einem kompakten E-Tiefeinsteiger für vorzugsweise asphaltierte Untergründe sind.

Tops

  • ausgeglichenes Handling
  • tiefer und komfortabler Einstieg
  • hochwertige Cockpit-Komponenten
  • unauffällige Akku-Integration

Flops

  • Komfort-Dysbalance zwischen Front und Heck
  • mangelhafte Lackqualität
  • keine Gepäckträgerfreigabe für Kindersitz

Mehr Informationen findet ihr unter flyer-bikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Big City Life auf 20/24 Zoll – 4 spannende E-Kompakt-Bikes im Test

Alle Bikes im Test: FLYER Upstreet1 | Riese & Müller Tinker Vario (Zum Test) | QiO EINS P-5 (Zum Test) | VanMoof X3 (Zum Test)

Words: Photos: Benjamin Topf