Wie riecht Tokyo? Wie riechen Danzig, Neapel oder Abu Dhabi? Was sind typische Fehler beim Parfumkauf und ist ein Duft für 400 € besser als einer für 60 €? Wir sind von London aus auf Weltreise gegangen und haben unseren Englischwortschatz um einen wertvollen Begriff erweitert.

Was für Zufälle kann es eigentlich geben? Im Englischen gibt es das Verb “to gallivant”, was so viel heißt wie herumziehen, sich treiben lassen. Exakt das haben wir im Londoner Szeneviertel Hackney getan! Und wie es der Zufall will, sind wir dabei genau dem Mann in die Arme gelaufen, der seine Boutique-Parfummarke nach dieser Erfahrung benannt hat: Nick Steward von Gallivant. Nicks Düfte sind Liebesbriefe an die Orte, die er auf seinen Reisen um die Welt besucht hat. Erreichen möchte er mit seinen moderat bepreisten Parfums alle, die sich als “urban explorers” verstehen. Der Erfolg seines Konzepts gibt ihm recht: Gallivant ist vielfach prämiert und ausgezeichnet, wird in 70 Ländern verkauft und ist eine der Top-Brands in dem von den Royals frequentierten Nobelkaufhaus Fortnum & Mason in Central London. Dass das in keinem Widerspruch mit einer “less is more” Philosophie steht, lernen wir, als wir mit Nick in die Welt der Düfte eintauchen. Dabei verrät er uns auch, welchen Irrtümern wir beim Kauf eines Parfums gern aufsitzen. Ach ja: Wir wollten Nick eigentlich gar nicht treffen. Er hat uns in seinen Showroom förmlich reingezogen.

Klein und fein
Nick Stewards Parfum-Boutique in London Hackney.

DOWNTWON:
Nick, danke, dass du uns in deinen Showroom gelockt hast!

Nick:
Danke, dass ihr neugierig wart. Es war ja ein ziemlich spontaner Besuch.

DOWNTOWN:
Ehrlich gesagt, haben wir uns bisher nicht übermäßig mit Parfums beschäftigt, aber du hast uns neugierig gemacht. Was sind die gängigsten Fehlvorstellungen der Menschen, wenn es um Parfums geht?

Nick:
Oh, das ist eine große Frage. Ich denke, eine häufige Vorstellung ist, dass man denkt, Parfum muss immer etwas mit Verführung zu tun haben. Das suggeriert uns die Werbung der großen Marken. Parfum kann natürlich mit Verführung zu tun haben, aber vor allem ist Parfum ein Vergnügen. Es ist ein einfaches Vergnügen, ohne das ich mir mein tägliches Leben nicht vorstellen kann. Also möchte ich die Menschen immer dazu ermuntern, über die Sinne und das Vergnügen nachzudenken, das es in ihr Leben bringen kann. Es muss nicht übermäßig glamourös sein. Es muss nicht übermäßig sexy sein, was auch immer das bedeutet. Es ist einfach ein Vergnügen. Wie das Hören eines Musikstücks oder das Essen einer leckeren Mahlzeit.

Zwischenzeitlich ist noch Nicks Mitarbeiterin Souad dazugekommen. Sie findet: Wer sich auf die Suche nach dem sexy Parfum begibt, hat da was nicht ganz verstanden.

Souad:
Ich finde es merkwürdig, wenn ein Kunde oder eine Kundin mich nach dem sexiesten Parfum fragt, das wir haben. Da kann ich sie wirklich nicht beraten: Ich weiß ja nicht, was ihr Partner oder die Person, die sie beeindrucken wollen, sexy finden würde. Jeder empfindet sexuelles Vergnügen anders. Woher soll ich wissen, welche Geruchsnuancen ihnen sexuelles Vergnügen bereiten? Ich finde das echt eigenartig. Ich würde sagen, unsere Parfums sind alle sexy, je nachdem, was man mag. Etwas, das für mich total anregend ist, könnte für jemand anderen ein totaler Lustkiller sein. Wenn jemand zum Beispiel die Jasminblüte nicht mag und ich ihnen Tel Aviv gebe und sage: „Oh, das ist super sexy!“, dann wird diese Person mich hassen, weil ich sie damit an all die schlechten Dinge erinnert habe, die sie mit Jasminblüten verbindet.

Du trägst das Produkt. Das Produkt trägt nicht dich.

Nick:
Das ist doch eine total seltsame Frage, oder? Es ist für jeden anders. Manchmal kann das heißeste Outfit ein weißes Shirt und Jeans sein, richtig? Weil die Person irgendwie etwas ausstrahlt.

Souad:
„Weniger ist mehr“, nicht wahr? Wenn alles zur Schau gestellt wird, bedeutet das nicht unbedingt, dass es sexy ist.

Nick:
Genau, und Parfums sind ja auch unsichtbar. Es ist nicht so, als würde ich ein Latex-Outfit tragen, das schreit „Dies ist ein Versuch, sexy zu sein“. Manchmal kommt die Sexiness in der Parfumerie genauso von der Person, die das Parfum trägt, wie vom Parfum selbst.

DOWNTOWN:
Wenn man in der Stadt unterwegs ist, riecht man manchmal wirklich starke Düfte, die eine Person völlig einhüllen. Man kann den Menschen, der das Parfum trägt, gar nicht mehr wahrnehmen. Würdest du sagen, dass es gute und schlechte Düfte gibt?

Nick:
Ich würde nur sehr ungern sagen, dass es gute und schlechte Düfte oder Parfums gibt, denn Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Wenn ein Kunde glücklich mit einem Parfum ist, bin ich glücklich für ihn. Aber das Tragen von Parfum muss nicht laut oder invasiv gegenüber anderen sein. Ich denke, im Moment sind wir ein bisschen in der Gefahr zu vergessen, dass Parfum auch subtil und leise sein kann.
Teil meiner Philosophie als Parfumeur ist, dass du als Mensch das Parfum trägst. Das Produkt trägt nicht dich. Ich denke, das ist sehr wichtig. Bei manchen Gelegenheiten möchte ich die Lautstärke eines Parfums ein wenig erhöhen, aber es muss nicht schrill oder laut sein. Es gibt einen Trend in der Parfumerie, der von synthetischen Noten kommt, die sehr intensiv sind. Das ist ein bisschen so wie in der Musik. Manchmal ist der Klang, wenn man zu fest in die Tasten haut, nicht so schön wie erwartet. Eine sanfte Herangehensweise macht sich überall gut, denke ich.

DOWNTOWN:
Welche Inhaltsstoffe verwendet Gallivant in diesem Fall? Und ist natürlich immer besser als synthetisch?

Nick:
Das Leben ist kompliziert. (lacht) So ist es auch mit Parfums. Moderne, zeitgenössische Parfumerie im Stil, wie Gallivant sie macht, ist immer eine Alchemie aus Natürlichem und Synthetischem. Manchmal verwenden wir synthetische Noten als Ersatz für natürliche Stoffe ganz einfach, weil es besser für die Umwelt ist. Man denke zum Beispiel an die Sandelholzbäume in Südindien. Der Wald wurde dezimiert, um der Parfumerie einen Inhaltsstoff zu liefern. Jetzt ist nichts mehr übrig. Man versucht, die Rohstoffe wieder aufzuforsten, aber das wird viele, viele Jahre dauern. In der Zwischenzeit haben wir einen Ersatz für die Natur. Vielleicht hätten die Menschen den Wald nicht abgeholzt, wenn wir von Anfang an einen Ersatz gehabt hätten. Das meine ich. Als Industrie müssen wir intelligent sein und durchdachte Entscheidungen treffen: Wo ist eine natürliche Zutat am besten und wo kann ein Ersatz dasselbe leisten? Das ist eine anhaltende Diskussion unter Parfumherstellern und es ist nicht einfach schwarz oder weiß.

Gallivant-Philosophie
So viel Natur wie möglich, so wenig Synthetik wie nötig.

DOWNTOWN:
Du hast im Vorgespräch erwähnt, dass du mit mehreren Parfumeuren zusammenarbeitest. Wie sieht die Dynamik dort aus? Wo passt du in das Ganze – bist du persönlich im Grunde „die Marke“?

Nick:
Ich würde sagen, ich bin der Dirigent des Orchesters. Ich muss in der Lage sein, die Musik zu lesen. Wenn ich die Noten selbst nicht lesen könnte, wie könnte ich dann ein Orchester dirigieren? Ich muss ein Gefühl für die Farbe der Komposition haben, um sie herzustellen. Aber ich bin völlig abhängig von einem talentierten Team, das mich unterstützt – eine begabte Gruppe von Menschen, die sehr harmonisch zusammenarbeiten, um etwas Schönes zu erschaffen. Es gibt kein einzelnes Genie. Ich mag es nicht, wenn die Industrie behauptet, dass es diese Promi-Parfumeure gibt, die einfach Genies sind. Sie arbeiten immer mit einem Team. Und je mehr wir verstehen, dass alle Teil eines Ökosystems und eines Teams sind, desto besser ist es für die Parfumindustrie, denke ich. Es ist ein bisschen so, als würde man sagen, ein Promi-Koch hat alles im Restaurant allein gekocht. Er hat nicht selbst alle Materialien beschafft. Er kocht wahrscheinlich nicht jede Mahlzeit in dem Restaurant, das seinen Namen trägt. In der Parfumerie ist es nicht anders: Man braucht ein kleines Dorf.

In seiner Firma ist Nick der Dirigent des Duft-Orchesters.

Als ich Gallivant gründete, sehnte ich mich in gewisser Weise danach, zu den Grundlagen zurückzukehren, zu etwas Einfacherem, Bescheidenerem. Persönlich bin ich nicht wirklich daran interessiert, ein Geschäft sehr schnell zu skalieren. Ich möchte dies langsam und auf einer sehr menschlichen Ebene tun. Das ist es, was mich an meinem Unternehmen begeistert: Menschen zu treffen. Ist das nicht eine schöne Sache? Manchmal vergessen wir das im modernen Businessdiskurs.

Jedes Parfum ist ein Liebesbrief an einen Ort, an dem ich gewesen bin; eine Feier der Welt, die uns umgibt.

DOWNTOWN:
Was bedeutet Gallivant?

Nick:
Gallivant ist ein sehr besonderes Wort im Englischen. Es bedeutet, herumzureisen und Vergnügen zu suchen. Gallivant ist ein Wort, das meine Mutter viel verwendet hat, auch mir gegenüber. Sie sagte immer: „Ah, wo hast du dich denn vergnügt?“ (Anm. d. Red.: im Englischen: Where have you been off gallivanting?)
Reisen ist also meine andere Leidenschaft. Ich habe inzwischen über 50 Länder bereist. Gerade erst bin ich über Land mit dem Zug von London nach Marokko gefahren. Ich reise zum Vergnügen, aber auch zur Inspiration. Vielleicht sehen wir in ein oder zwei, drei oder vier Jahren ein marokkanisches Parfum. Nicht Marrakesch, allerdings (lacht); es gibt andere Orte, die ich inspirierender und authentischer fand.
Jedes Parfum ist ein Liebesbrief an einen Ort, an dem ich gewesen bin und wo ich eine Verbindung, eine Schwingung gefühlt habe. Unsere Aufgabe ist es, diese Schwingung in eine Formel zu übersetzen und letztendlich in ein Parfum, von dem ich hoffe, dass die Menschen es gerne tragen möchten. Es ist ziemlich einfach. Es ist eine Feier der Welt um uns herum, und die Freude daran, neugierig auf die Welt zu sein, in der wir leben.

Jeder der 12 Gallivant-Düfte ist ein Liebesbrief an einen Ort, der Nick Steward auf seinen Reisen beeindruckt hat.

DOWNTOWN:
Würdest du sagen, dass Parfums sich im Laufe der Zeit verändern? Schau dir N°5 an, das gibt es schon seit über hundert Jahren.

Nick:
Ja, absolut. Das ist ein weiterer Irrtum betreffend Parfumherstellung – dass es keine lebendige, sich entwickelnde Sache ist. Sie muss es sein, durch ihre eigene Natur. Materialien, die wir vor hundert Jahren hatten, haben sich verändert, Naturmaterialien. Es scheint mir offensichtlich, aber manchmal verstehen Kunden nicht, dass die Rose, die im Mai 2018 in Grasse geerntet wurde, ein bisschen anders riecht als die Rose, die im folgenden Mai vom selben Boden geerntet wurde. Es gibt immer Abweichungen; oder man könnte es Unvollkommenheiten nennen. Jede Formel ändert sich im Laufe der Zeit. Wir müssen lernen, das zu akzeptieren; es liegt in der Natur der Sache.

DOWNTOWN
Wie groß ist Gallivant?

Nick:
Wir sind wahrscheinlich größer, als die Leute es sich vorstellen. Unsere Parfums werden in über 30 Ländern verkauft. Wir haben etwa 70 Einzelhandelspartner. Diese kleine Werkstatt hier gibt dir wahrscheinlich keine Vorstellung von der Reichweite unseres Geschäfts. Unsere Parfums werden in Fortnum & Mason im Zentrum Londons verkauft, wo, wie du vielleicht weißt, die Royals einkaufen. Es ist ein sehr besonderer Laden, und Gallivant ist eine ihrer Topmarken. Klein kann also auch mächtig sein. Es ist toll, wenn die Leute sagen, dass sie kleine Unternehmen unterstützen wollen. Und als Trend bin ich natürlich voll damit einverstanden, aber ich denke, kleine Unternehmen können auch mächtiger sein, als sie scheinen. Denn wir sind leidenschaftlich bei dem, was wir tun. Wir glauben daran. Ich möchte, dass noch mehr Leute meine Parfums riechen (lacht).

DOWNTOWN:
Was gibt dir in deinem Job Zufriedenheit?

Nick:
Am Ende jedes Arbeitstages fühle ich mich privilegiert. Ich gehe nach Hause und denke: Oh, das habe ich heute erschaffen. Das gibt mir ein immenses Gefühl der Zufriedenheit. Wenn ich in einen Laden gehe und unsere Parfums im Regal sehe, denke ich: Dass wir die gemacht haben, dass wir diese Flaschen gefüllt, sie etikettiert haben, das ist ein wirklich, wirklich wunderbares Gefühl.
Und wenn ich dann sehe, wie eine Kundin oder ein Kunde ein Parfum aus dem Regal nimmt und es aufsprüht und ich den Gesichtsausdruck beobachte, ist das auch ein echtes Privileg. Wenn du siehst, wie ein Mensch lächelt, realisierst du, dass du einen Moment des Glücks in das Leben von jemandem gebracht hast. Und dieses Gefühl ist unbezahlbar. Es ist wunderbar. Ich habe sehr viel Glück.

Fragt nicht immer danach, wie lange etwas anhalten wird.

DOWNTWON:
Wie lange hält die Wirkung deines Parfums an?

Nick:
Ich finde, ein Parfum sollte je nach Formel zwischen sechs und acht Stunden auf der Haut anhalten. Ein sehr frischer Duft hält nicht so lange an. Genau wie Zitrusnoten, die sehr flüchtige Moleküle sind. Man kann von ihnen nicht erwarten, dass sie allzu lange bleiben; sie können das nicht, weil es nicht in ihrer Natur liegt. Aber ein Duft mit etwas schwererer Resonanz ist von Natur aus stabiler auf der Haut. Es wird länger halten. Wenn man also möchte, dass ein Parfum länger hält, sollte man die richtigen Noten wählen. Die Amber, zum Beispiel. Das sind harzige, balsamische Parfümnoten. Aber wenn man etwas aufsprüht, das frisch und spritzig ist, wie die Blasen in einem Champagnerglas, ist es ein flüchtiges Vergnügen. Es wird keine acht Stunden halten. Man sollte den Moment genießen und nicht immer danach fragen, wie lange er anhalten wird. Das ist in gewisser Weise die falsche Frage. Wenn ich ein schönes Musikstück höre, könnte es drei Minuten und zwei Sekunden dauern, und ich bin glücklich, es gehört zu haben. Ein längerer Remix eines Songs, sieben Minuten und 48 Sekunden, ist eine andere Erfahrung. Ich bewerte sie nicht nebeneinander, und genauso wenig sollte man Parfums nebeneinander bewerten. Dinge sind mit unterschiedlichen Absichten entworfen. Unser Parfum Brooklyn – bei dem es für mich wirklich ganz um das Prickeln dieses urbanen Spielplatzes geht, mit Gerüchen von Gras, frisch gepresstem Orangensaft, Champagner – ist ein sehr flüchtiger Moment. Es hält ein paar Stunden, wie ein Picknick im Park. Es hält nicht über Nacht. Nicht alles hält gleich lang. Nicht alles fühlt sich gleich an, und wir wollen das auch nicht.

Nicht alles kann Liebe auf den ersten Riecher sein.

DOWNTWON:
Gibt es noch andere Tipps, die du geben kannst, wenn es darum geht, das richtige Parfum zu wählen? Sollten wir zum Beispiel auf die Liste der Inhaltsstoffe schauen?

Nick:
Macht euch keine Gedanken um Inhaltsstoffe und Fachjargon. Ihr müsst keinen ganz neuen Wortschatz lernen, um ein Parfum zu genießen. Testet einfach. Seid neugierig. Probiert sie auf eurer Haut. Probiert sie zwei oder drei Mal. Nicht alles kann Liebe auf den ersten Riecher sein. Und wenn ihr Parfum einkaufen geht und sie euch eine Liste von Inhaltsstoffen geben, deren Bedeutung sie oft selbst nicht einmal wirklich kennen, blendet es aus. Vertraut eurer eigenen Intuition. Sie wird euch sagen, was ihr mögt und was nicht. Das Wichtigste ist, sich Zeit zu nehmen. Lasst euch von den Verkäufern nicht dazu drängen, etwas zu kaufen. Ihr könnt sagen: Ich möchte es auf meiner Haut ausprobieren. Ich komme später zurück.

DOWNTOWN:
Das erinnert mich an die Verkostung eines Weins: Man muss ihm Zeit geben, besonders Rotwein, bevor man ihn probiert. Als ich eines deiner Parfums ausprobierte, hast du mir gesagt, ich soll warten und nicht sofort schnüffeln.

Nick:
(lacht) Manchmal mache ich mir Sorgen, wenn ich Kunden sehe, Leute im Duty-free, die Düfte aufsprühen. Ich weiß, sie haben es eilig zu ihrem Flug und sie werden das Parfum kaufen, aber sie wissen nicht wirklich, was sie kaufen. Sie haben das gesamte Ensemble noch nicht gehört.
Das ist viel verlangt, nicht wahr? Geduld. In einer sehr beschleunigten Welt. Manchmal sage ich zu Kunden: Denkt daran, die Freude, ein neues Parfum zu entdecken, ist auch das Vergnügen, sich zu verlangsamen und etwas zu entdecken, das ihr noch nicht kennt. Und das an sich sollte ein angenehmer Teil des Herumgallivantierens sein. Erkundung. Das Wichtige beim Ausprobieren eines Duftes ist dann, eine anständige Menge auf die Haut zu sprühen. Auf einen Puls-Punkt zum Beispiel. Weil die Blutzirkulation dort stärker ist, wird sich das Parfum ein wenig mehr erwärmen und sich ein wenig besser verteilen. Lasst es etwa 60 Sekunden einwirken und dann könnt ihr daran riechen. Wenn man zu schnell riecht, riecht man nur den Ethanol, der zuerst verdunstet. Aber nicht einmal die Kopfnoten des Parfums riecht man dann ordentlich. Die Kopfnoten sind die, die zuerst verdunsten. Wenn man ein schönes Amber riechen möchte, muss man es auf seine Haut sprühen und ein paar Stunden warten. Dann erst wird sich die Note in ihrer vollen Schönheit ausdrücken. Deshalb sprechen wir von langsamer Parfumerie; es darf nichts überstürzt werden.

Ein weiterer Punkt, den ich den Menschen zu bedenken gebe, ist: Nur weil ein Produkt sehr teuer ist – 300 oder 400 € – ist es nicht unbedingt besser als ein Produkt, das 50 oder 60 € kostet. Ich weiß, wir leben in einer Welt, in der die Leute denken, dass teuer gleich besser bedeutet, aber manchmal ist das nur sehr effektives Marketing. Ich verfolge mit meiner Marke Gallivant eine sehr klare Linie: Ich möchte, dass alle Arten von Menschen unsere Parfums genießen, was sich hoffentlich in unserer Preisgestaltung widerspiegelt, wie auch die Tatsache, dass wir unsere Parfums von Hand herstellen.
Ich liebe den Gedanken, dass möglichst viele unterschiedliche Menschen unsere Parfums tragen.

Wir wollten dann direkt – weils so schön war – einen Duft mitnehmen. Nick hat uns aber nicht erlaubt, etwas zu kaufen, sondern uns sein Nomad-Probeset mitgegeben, das er auch auf seiner Website anbietet: Der perfekte Start, um seine eigene Duftreise zu starten, wie er sagt: Ein neues Erlebnis für jeden Tag. Und genau das war auch unser Gallivant-Moment: Wir haben uns in seinen Laden ziehen lassen und sind in eine neue Welt eingetaucht, haben neue Impulse, neue Sichtweisen und Inspiration für noch mehr Lebensfreude gefunden. Völlig ungeplant und spontan, aber erkundet man nicht so auch die Welt?

Nicht alles im Leben ist eine To-Do-Aufgabe und braucht sofort einen Haken. Erst die Freude an der Entdeckung macht es so aufregend und interessant! Gallivanting eben. Und dann haben wir uns weiter treiben lassen. Au Revoir London! Und unsere Favoriten? London und Neapel. Aber Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters.

Hier gehts zu den Düften: gallivant-perfumes.com

Words: Robin Schmitt, Felicia Nastal Photos: Robin Schmitt