Stahlrahmen, Klappkorb, minimalistische Anbauteile – mehr braucht Muli-Cycles nicht, um ein kurzes Long-John-Lastenrad auf die Reifen zu stellen. Das Muli Muskel ist zusammengeklappt nicht breiter als ein klassisches Fahrrad und verzichtet auf technischen Firlefanz. Geht das Konzept ohne Motor mit einem Preis unter 3.000 € auf?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Cargo-Bike im Test
Manchmal darf das Leben auch einfach sein. So einfach wie eine gute Pasta, die nur aus Mehl, Öl und Salz besteht und einfach immer schmeckt. Genauso kann es auch bei Lastenrädern sein. Ohne Frage sind fleißige Helfer wie ein Motor, ein integrierter GPS-Tracker oder ein Schnurrbart auf der Transportbox wie beim Butchers & Bicycles ganz wunderbare Features, die in vielen Fällen absolut Sinn ergeben – aber auch Geld kosten! Ihr wohnt in einer flachen Stadt wie Berlin, wollt keine 6.000 € ausgeben und seid auf der Suche nach einem flexiblen Stahl-Lastenfahrrad „Made in Germany“?
Dann seid ihr bei Muli-Cycles genau richtig! Bereits ab 2.725 € gibt es das Muli Muskel in Standard-Ausführung, in aller Einfachheit. Kein Motor und keine Elektronik, die rumzicken können. Kein Akku, der schon wieder leer ist und euch in der Pampa im Stich lässt. Keine Multimedia-Zentrale, die euch vom wahren Fahrvergnügen ablenken kann. Und ja, leider auch kein GPS-Tracker, falls das Lastenrad geklaut wird. Einfach nur ein Lastenfahrrad, das aus reiner Muskelkraft bewegt wird – vorzugsweise mit euren Kids oder Wocheneinkäufen drin! Optional gibt es einen Nabendynamo, der die Lichtanlage speist. Damit muss man nicht einmal ans Aufladen der Akkus denken!
Muli-Cycles Muli Muskel
2.725 €
Ausstattung
Bremsen Shimano BL-M6000 160/160 (v/h) mm
Schaltung Alfine 11 4.09
Reifen Schwalbe Big Apple Plus 20 x 2.15 / 16 x 2.00 (v/h)
Technische Daten
Größe One Size
Gewicht 27,4 kg
Länge 195 cm
Breite 60 cm
Höhe 105 cm
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 197 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 70 kg
Ständeraufnahme 45
Besonderheiten
zusammenfaltbarer Transportkorb
gefederte Sattelstütze
Made in Germany
Das Muli-Lastenfahrrad ist nicht nur aufgrund seines Verzichts auf einen Motor der Exot im Testfeld. Auch der hochwertige Stahlrahmen, hergestellt in Deutschland, ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Die Schweißnähte lassen erahnen, dass hier jemand mit ganzer Leidenschaft und Hingabe am Werk war. Mit eingeklapptem Korb denkt man auf den ersten Blick, dass ihr in eure alten Ortlieb-Taschen am Trekkingrad mehr reinbekommt – weit gefehlt! Sobald der Korb mit nur einem Handgriff von 28 auf 60 cm Breite ausgeklappt ist, stehen 100 l Ladevolumen zur Verfügung, belastbar bis 70 kg. Schicke und clevere Details wie der Schlauch über der Kette als Hosenschutz oder die hochwertigen Acros-Steuersätze runden das stimmige Erscheinungsbild sauber ab.
Deutsche Handarbeit für internationale Beinarbeit. Der Stahlrahmen wird komplett in Deutschland hergestellt und gepulvert. Die Schweißnähte sind super hochwertig und geben dem Muli ein edles Finish. Top!
Alles im Leben sollte so einfach sein. Ein einfaches Ziehen am Haken und der Ladekorb klappt auf. Simpel und genial zugleich!
Schon nach dem ersten Großeinkauf im Supermarkt wird klar: Das Lastenfahrrad ist mega agil und fährt sich sowohl unbeladen als auch mit Höchstlast super intuitiv. Die Kombination aus natürlichem Flex des Stahlrahmens mit der gefederten Ergotec-Sattelstütze macht auch das Befahren holpriger Wege angenehm. Im Gegensatz zu anderen Lastenrädern, wie z. B. dem Butchers & Bicycles, die bei langsamer Geschwindigkeit nur schwer zu kontrollieren sind, lässt sich das Muli Muskel auch bei Schrittgeschwindigkeit durch die Fußgängerzone steuern. Das Lastenrad ist super quirlig und das Handling sehr direkt – Fahrspaß pur! Viel Platz benötigt das Bike dafür nicht, es hat nach dem Tern-E-Lastenrad den kleinsten Wendekreis. In Schrittgeschwindigkeit geht es auch die Berge hoch – jedoch meistens schiebend. Während kleine Hügel noch kein Problem darstellen und sich das Muli dank steifem Rahmen und vergleichsweise niedrigem Gewicht auch gut im Wiegetritt fahren lässt, sind Steigungen ab 10 % mit Beladung auch für Trainierte kaum mehr zu bezwingen.
Wir haben das 220 € teure Update auf die ALFINE 11-Schaltung getestet. Mit einer Übersetzung von 408 % statt 380 % übertrifft sie zwar die Enviolo-Schaltung, die in den meisten Lastenfahrrädern verbaut ist. Das riesige 50T-Kettenblatt macht es aber unmöglich, steile Anstiege zu meistern. Nehmt ihr in der Ebene oder auf der Abfahrt erstmal Geschwindigkeit auf, kann das Lastenfahrrad auch über eine Gewichtsverlagerung gelenkt werden. Da vergisst man schnell, dass man gerade auf einem Lastenfahrrad unterwegs ist – denn sollte das nicht eigentlich per Definition behäbig sein? Für alle, die wie wir im hügeligen Terrain zu Hause sind, gibt es das Muli bald auch als E-Muli mit Motor. Kaufen kann man das neue E-Muli mit Shimano STEPS E-Antrieb, der auch im Larry vs Harry STePS eBullitt verbaut ist, ab Herbst 2020. Kosten wird es 4.820 €.
Charles Darwin: Das (Maultier) Muli scheint mir ein sehr erstaunliches Tier zu sein; es macht den Anschein, dass hier die Kunst die Natur übertroffen hat.
Tuning-Tipps: kleineres Kettenblatt für mehr Bergtauglichkeit | gönnt euch den optionalen Nabendynamo für ein komplettes Sorglospaket
Fazit
Das Muli-Lastenrad ist der Sieger der Herzen! Der quirlige Flitzer überzeugt alle sportlich Erfahrenen vor allem im Flachland mit großem Fahrspaß und lässt sich mit eingeklapptem Korb sogar in den Keller tragen. Ausgeklappt bietet der Korb ausreichend Platz für größere Lasten, Einkäufe und Kids. Hügeliges Terrain vor der Haustür? Dann werdet ihr mit dem Muli schnell ins Schwitzen kommen. Keine Lust auf Motor, Elektronik und genug Power in den Beinen? Dann ist das Muli Muskel-Lastenfahrrad ab fairen 2.725 € mit seinem stimmigen minimalistischen Gesamtkonzept die perfekte Wahl!
Tops
- quirliges Handling für agilen Fahrspaß und super enge Gassen
- kleiner Wendekreis
- niedriges Gewicht und Kellertauglichkeit
- Korb innerhalb von Sekunden auf- und eingeklappt
- passt zusammengeklappt wie ein normales Fahrrad durch jede Lücke
Flops
- vorderes Kettenblatt in Kombination mit Übersetzung der ALFINE-Nabenschaltung zu groß für Berge
Mehr Informationen findet ihr unter muli-cycles.de
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Cargo-Bike im Test
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Words: Aaron Steinke Photos: Valentin Rühl