High-Tech zum Low-Budget-Preis? Ein neues Decathlon E-Bike für die City macht es möglich. Das neue BTWIN LD 920E Automatic City-E-Bike wird befeuert von einem E2 Drives Owuru-Motor mit stufenlosem Automatikgetriebe und geht für unter 2.500 € über die blaue Decathlon-Ladentheke. Wir haben das High-Tech Wunder-Bike für euch getestet.

Der französische Sportartikelriese Decathlon mischt schon seit einigen Jahren im urbanen E-Bike-Sektor mit. In der allgemeinen Wahrnehmung tritt das Mammutunternehmen als preisaggressiver Wettbewerber in Erscheinung. Durch solide, aber nicht bahnbrechende E-Bikes zu Discounter-Preisen versucht man, etablierten Bike-Brands Marktanteile streitig zu machen.

Doch nun scheint sich bei Decathlon ein Strategiewechsel abzuzeichnen. Neben der Preisführerschaft wird auch die Technologieführerschaft im urbanen E-Bike-Sektor angestrebt. Dazu streckt das Unternehmen seine Fühler aus, bedient sich auch bei Technologien anderer Unternehmen und kombiniert diese mit der langjährigen Erfahrung des eigenen Teams.

Decathlon BTWIN LD 920 E | E2 Drives Owuru/702 Wh | 30 mm (v)
24 kg in Größe M | 2.499 € | Hersteller-Website

Wozu Decathlon technologisch selbst in der Lage ist, hat das Unternehmen mit der Konzeptstudie Magic Bike schon 2022 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Jetzt gehen die Franzosen noch einen Schritt weiter. Statt den potenziellen Kunden Konzept-Luftschlösser auf Messen zu präsentieren, werden nun harte Fakten geschaffen und die weltweit knapp 1.700 Ladenflächen mit dem neuen BTWIN LD 920E bestückt.

Das BTWIN LD 920E ist ein urbanes City-E-Bike in Form eines Alu-Hardtails, also mit einer Federung an der Front und einem starren Heck, und mit 28”-Bereifung. So weit, so gut. Doch abgesehen von solchen Banalitäten besitzt es noch einen neuartigen E-Bike-Motor mit integriertem Automatik-Getriebe, wie wir es zuvor noch nie gesehen haben. Der neu entwickelte Owuru-Motor vom noch kaum bekannten Motorenhersteller E2 Drives sorgt für ein stufenloses „Schalt-Feeling“, das nichts mehr mit einer konventionellen Schaltung zu tun hat. Faktisch schaltet der Motor auch gar nicht, sondern er „variiert“. Doch dazu gleich mehr.

Mit Strom versorgt wird das E-Bike von einem 702-Wh-Akku, und es bringt im fahrfertigen Zustand knapp 27 kg in Größe M auf die Waage. Für 2.499 € könnt ihr es direkt aus den Megastores mit dem blau-weißen Schriftzug hinaus kutschieren – falls ihr zu den wenigen Glücklichen gehört, bei denen das BTWIN LD 920E noch in der lokalen Filiale verfügbar ist.

Der Trick mit der Automatik – Was macht das Decathlon BTWIN LD 920E so besonders?

Das BTWIN LD 920E hat einen klassischen Alu-Diamantrahmen, der gut verarbeitet ist und durch seine Rundungen halbwegs modern wirkt. Mit hohem Oberrohr ist das E-Bike in den Größen M, L und XL verfügbar. Mit abgesenktem Oberrohr gibt es die Größen S, M und L. In manchen Ländern hört es auf die Bezeichnung ELOPS LD 920E statt auf BTWIN. Mit den zwei Varianten in insgesamt vier Größen sollen alle Biker zwischen 1,55 und 1,95 m bedient werden können.

Der Owuru-Antrieb arbeitet völlig anders als bisher bekannte E-Bike-Motoren. Statt einen Gang einzulegen, wählt man beim Owuru-Motor eine Ziel-Trittfrequenz zwischen 40 und 90 U/min aus. Das deckt eine Bandbreite vom ganz entspannten Cruisen bis hin zum recht flotten und sportlichen Treten ab. Der Getriebemotor übernimmt den Rest und passt die Motor-Power und das interne Übersetzungsverhältnis mit enorm hoher Abtastrate und ohne Leistungsabriss an. Das gelingt sogar so gut, dass man gar nicht mitbekommt, dass der Motor nicht direkt am Kettenblatt anliegt, sondern seine Power über ein weiteres kleines Ritzel an die Kette abgibt.

Das Decathlon E-Bike fragt sehr höflich, wie schnell man treten möchte und setzt alles daran, einem den Wunsch auch zu erfüllen. Zwischen 40 und 90 U/min lassen sich auswählen.

Doch nun zum technischen Teil: WOW! Bereits die Explosionszeichnung erregt unter E-Bike-Redakteuren mehr Vorfreude als die angekündigte Fussball-EM im eigenen Land: zwei unterschiedlich groß dimensionierte Elektromotoren, zwei Synchronriemen, ein Planetengetriebe mit innen und außen verzahntem Hohlrad im Mehrwellenbetrieb … Die technischen Details klingen wie die Motor-Schwärmereien beim US-Muscle-Car-Treffen. Dabei geht es beim Owuru-Antrieb nicht um die reine Power, sondern mehr um ein neues, nahtlos-sanftes Fahrgefühl. Vielleicht erinnert sich manch einer noch an die Audi Multitronic. Das Prinzip ist dem des Owuru-Motors sehr ähnlich. Aber gehen wir erstmal einen oder zwei Schritte zurück.

Die Idee stammt von E2-Drives, einem ursprünglich kleinen Zwei-Mann-Unternehmen in der Nähe von Brüssel, gegründet von Arthur Deleval und Simon Godfrind. Sie hatten die Idee zum Owuru-Motor. Owuru ist die Bezeichnung für Leopard auf Igbo, eine Sprache, die in Nigeria gesprochen wird. Der Leopard soll die schnelle Anpassungsfähigkeit des Owuru-Motors versinnbildlichen.

Der Owuru-Antrieb ist dem momentanen Stand der Technik ein bis zwei Schritte voraus. Im Inneren arbeiten zwei Motoren und eine stufenlose Automatik-Schaltung, wie wir sie noch an keinem anderen E-Bike zuvor gefahren sind.

Scheinbar war Decathlon vom Großkatzen-ähnlichen Motor-Konzept so überzeugt, dass man sich E2 Drives direkt einverleibt hat und es nun ein Tochterunternehmen des Sportartikelriesen ist.

Jetzt wird es noch etwas technischer: Im Inneren des Owuru-Motors arbeitet ein (größerer) Elektromotor, der über ein Planetengetriebe dem Motorsystem einen großen Teil seiner Kraft verleiht.

Laut E2 Drives sind mit dem Owuru-Motor hohe Drehmomente von bis zu 120 Nm möglich. Aber da es kein einheitliches Messverfahren für das E-Bike-Drehmoment gibt und das übertragene Drehmoment bei Motoren mit integrierter Getriebeschaltung immer vom aktuell eingelegten Gang abhängt, hat man sich dazu entschlossen, den Motor mit der konservativ ermittelten Kraft zu bewerben, die in jedem Gang erzielt werden kann. Auf der Decathlon-Homepage wird das BTWIN LD 920E daher mit lediglich 65 Nm Drehmoment angegeben.

Als Spitzenleistung nennt E2 Drives 600 Watt. Der maximale Unterstützungsfaktor liegt bei 375 %: Tritt man also mit 160 Watt in die Pedale, sollte man rein rechnerisch in der Lage sein, die vollen 600 Watt Motorleistung abzurufen.

Im Motor laufen menschliche Kraft und Motorkraft über einen Riemen und ein Planetengetriebe zusammen. Ein zweiter Motor, der sogenannte Variator, versetzt das Planetengetriebe von außen in Rotation. Klingt kompliziert, im Grunde gleicht das aber nur Trittfrequenz-Schwankungen aus und variiert das Übersetzungsverhältnis zwischen der Motordrehzahl und der eigenen Trittfrequenz.

Der Owuru-Motor bringt die eigene Trittfrequenz mit der Motordrehzahl in Einklang, sodass man gar nicht mitbekommt, dass die Motorleistung über ein gesondertes Ritzel und nicht direkt über das Kettenblatt an die Kette weitergegeben wird.

Soviel Technik schlägt sich natürlich im Gewicht nieder: Die Kombo aus Motor und Automatik-Getriebe soll alleine schon 4,6 kg auf die Waage bringen. Zum Vergleich: Dem deutschen Konkurrenten Pinion gelingt die Motor-Getriebe-Kombi mit knapp 4 kg (hier geht es zum Test der Pinion MGU E1.9 und E1.12) – dabei ist jedoch zu beachten, dass es allen Konkurrenten an einer stufenlosen Schaltung fehlt, wie sie im Owuru-Motor verbaut ist.

Gesteuert wird über die Remote links am Lenker. Mit zwei Tasten wechselt man zwischen den Support-Modi und mit einem kleinen Joystick wählt man die Trittfrequenz aus. Das gelingt auch während der Fahrt, der Joystick hat jedoch ein etwas schwammiges Feedback. Eine weitere Taste ist jeweils der Lichtsteuerung und einer Hupe gewidmet. Die Hupe klingt wie der Laser aus Space Invaders auf dem Atari 2600 und ist nicht besonders laut. Will man unaufmerksame Passanten beiseite scheuchen, nutzt man besser die eigenen Stimmbänder.

Mit der Remote inklusive kleinem Joystick wählt man die Support-Modi und die Trittfrequenz aus. Die kleine gelbe Taste lässt eine Hupe ertönen, die aber von jedem Freilauf bereits übertönt wird.
Zum Laden muss der Akku seitlich aus dem Unterrohr entnommen werden. Das Decathlon E-Bike verfügt über keinen verbauten Ladeport am Rahmen.

Strom erhält das Decathlon E-Bike aus dem 702-Wh-Akku im Unterrohr. Der Akku kann bequem zur Seite hin entnommen werden, nachdem man ihn per Schlüssel auf der gegenüberliegenden Seite entsperrt hat. Der Akku hat eine breite Gummilippe, die Nässe und Schmutz davon abhält, in den Rahmen zu gelangen, und einen praktischen Tragegriff auf der Oberseite. Aufladen ist nur im ausgebauten Zustand möglich, denn Decathlon hat keinen Ladeport am Rahmen verbaut.

Infos über den Akku-Stand und weitere Motordetails liefert das Display, das einen eigenen Absatz wert ist.

Decathlon BTWIN LD 920 E

2.499 €

Ausstattung

Motor E2 Drives Owuru 65 Nm
Akku Trendpower 702 Wh
Display Decathlon, integriert
Fork Headshock Monodämpfer 30 mm
Sattelstütze Alu
Bremsen BTWIN R280 by TEKTRO 180/160 mm
Schaltung Owuru Automatic, stufenlos 265%
Vorbau Decathlon
Lenker Alu 620 mm
Laufradsatz Alu 28"
Reifen Vittoria E-Randonneur Tech 1,5"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 24 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 140 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 116 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

Automatikschaltung
GPS Tracking
Rahmenschloss

Die Connectivity-Features am Decathlon E-Bike

Ist ein Bike-Hersteller auch Herr über das Motorsystem, wie es hier der Fall ist, trägt das häufig Früchte bei der Motorsystem-Integration. Am Decathlon BTWIN LD 920E lässt sich das gut am Display festmachen. Es ist nicht nur formschön in den Vorbau integriert, in dem bereits das Frontlicht eingelassen ist. Es hat auch noch ein paar Asse im Ärmel wie einen automatischen Tag-/Nacht-Modus, einen USB-C-Ladeport und eine starke Vernetzung.

Integration, die Früchte trägt: Beim Decathlon E-Bike stammen viele Komponenten aus einer Hand und wurden speziell für dieses Bike hergestellt, wie z. B. der cleane Vorbau mit integriertem Display und Frontlicht.
Im Vorbau ist ein USB-C-Ladeport für das Smartphone integriert. Der Vorbau geht nahtlos ins Steuerrohr über. Das sieht schick aus, erschwert aber die Einstellmöglichkeiten für das Cockpit.

Mit der gut aufgebauten Decathlon Geocover App (zuvor Decathlon Mobility App) lässt sich auf das Decathlon E-Bike zugreifen und viele Daten abrufen: Neben den üblichen Verdächtigen werden auch Fahrten aufgezeichnet und sowohl in einen Kalorienverbrauch als auch in CO2-Einsparungen umgerechnet.

Besonders interessant: Man kann auch aus der Ferne auf das Decathlon E-Bike zugreifen. Dafür wurde es ab Werk mit einem GPS- und Mobilfunk-Modul sowie mit einem integrierten Bewegungssensor ausgestattet. Macht sich jemand an dem Bike zu schaffen, wird man sofort auf dem Smartphone benachrichtigt. Der aktuelle Standort lässt sich abrufen, und man kann einen sogenannten Geo-Fence errichten (Fence: Zaun). Verlässt das Decathlon-Bike die virtuelle Umzäunung, wird ebenfalls ein Alarm getriggert. Die Geocover-App ist zwar gut aufgebaut und hat uns im Test nie im Stich gelassen, dennoch muss man reichlich Zeit einplanen, um sich mit allen Funktionen vertraut zu machen.

Alles im grünen … ähh, im blauen Bereich! Solange sich das Decathlon E-Bike im vorher eingekreisten Geo-Fence-Bereich aufhält, werden keine Alarme an das Smartphone weitergeleitet. Verlässt es die Zone, wird man sofort alarmiert.

Der Datendienst ist im ersten Jahr kostenlos, ab dem Folgejahr werden 2 € pro Monat fällig, was wir für überaus fair erachten. Zum Vergleich: Beim Branchenprimus Bosch zahlt man für das Flow+ Abo mit ähnlicher Funktion momentan 40 € pro Jahr und muss für die Hardware, das Bosch ConnectModule, nochmal einmalig ca. 100 € zzgl. Einbaukosten einplanen. Als Teil eines Wiederbeschaffungs-Services lässt sich das E-Bike auch per App als gestohlen melden, und ein Bike-Jäger wird daraufhin beauftragt. Wer sich unter einem Bike-Jäger nichts vorstellen kann, gibt den Suchbegriff Bike Hunter am besten mal in die Youtube-Suche ein. Dabei handelt es sich um mit Ortungsgeräten bewaffnete Bike-Detektive, die Hinterhöfe und Lagerhallen nach gestohlen gemeldeten Bikes durchforsten. Die Marke VanMoof hat mit dieser Idee einen gewissen Grad an Bekanntheit erlangt: Ihre Bike Hunter wurden in mehreren Reality-TV-Dokus spannend in Szene gesetzt. Wird das gestohlen gemeldete Decathlon-Bike nicht innerhalb von 48 h aufgespürt, bekommt ihr ein kostenfreies Ersatzrad angeboten. Der Service ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, die an den Fahrrad-Versicherungspartner Laka zu entrichten sind. Wie hoch die Kosten ausfallen, hängen von individuellen Faktoren wie dem Wohnort ab, weshalb ihr selbst aktiv werden müsst, um sie in Erfahrung zu bringen.

Der Antriebsstrang ist großflächig in eine Kunstoffverkleidung gehüllt, wodurch die Kette und das Hosenbein einen Tick besser vor einer „Schmutzübertragung“ geschützt sind. Der Owuru-Motor wäre technisch auch mit einem Riemenantrieb umsetzbar, Decathlon hat sich jedoch für eine konventionelle Kette entschieden.

Der Leopard unter den City-E-Bikes? – Das Decathlon BTWIN LD 920E im Test

Auf dem Decathlon E-Bike nimmt man in einer kompakten Sitzposition Platz. Zum kompakten Sitzgefühl trägt auch der 620 mm schmale Lenker bei. Großgewachsenen Fahrern empfehlen wir auf jeden Fall erstmal eine Probefahrt, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, ob sie mit dem kompakten Decathlon E-Bike warm werden können.

Tritt man in die Pedale, nimmt man schnell Fahrt auf und hat nach wenigen Metern die Wunsch-Trittfrequenz erreicht. Egal ob Ebene, leichtes Gefälle oder sanfte Anstiege, dem Owuru-Motor im Decathlon-Bike gelingt es immer irgendwie, die voreingestellte Trittfrequenz zu treffen. Ein kleines Manko hat der High-Tech-Motor jedoch: Er gibt leichte Vibrationen von sich, die man beim Pedalieren bis in die Fußspitzen spüren kann. Der Tretwiderstand bei aktivierter Motorunterstützung erinnert an frühe E-Bike-Mittelmotoren der ersten Generation und ist nicht en par mit aktuellen Aggregaten.

In Städten mit guter Fahrradinfrastruktur fühlt sich das Decathlon E-Bike zuhause und lässt den zäh fließenden Autoverkehr hinter sich.

Die Geschwindigkeit reguliert man mehr über die Support-Modi (Eco, Standard, Boost) und über den Druck auf das Pedal, statt über die eigene Trittfrequenz. Will man flotter unterwegs sein, gibt man mehr Druck aufs Pedal und der Motor reguliert zügig nach, sodass man nicht aussieht wie ein Zirkusclown auf einem Minifahrrad, der mit 120 U/min in die Pedale tritt.

Die 25 km/h-Grenze erreicht man früh. Das verdankt das Decathlon E-Bike neben dem Owuru-Motor auch den Vittoria E-Randonneur Tech-Reifen, die laut Decathlon speziell für dieses E-Bike entwickelt worden sind. Sie sind nur 1,5” breit und haben ein Profil so glatt wie ein Babypopo. Das erzeugt nur einen geringen Rollwiderstand und schont den Akku. Die Kehrseite ist, dass die Reifen so gut wie keine dämpfenden Eigenschaften besitzen. Rollt man durch ein Schlagloch oder über eine Bordsteinkante, wird der Schlag fast ungefedert durch den steifen Alu-Rahmen an den Fahrer weitergegeben.

Zwischen Steuerrohr und Gabel verbirgt sich ein Monofederbein mit 30 mm Federweg. Der sogenannte Headshock-Dämpfer wird erst bei harten Schlägen auf das Vorderrad aktiv. Man hat die meiste Zeit den Eindruck, auf einem ungefederten City-Bike unterwegs zu sein.
Die Vittoria E-Randonneur Tech-Reifen sind eine Sonderanfertigung für Decathlon. Sie sind nur 1,5” breit und haben einen sehr geringen Rollwiderstand, wodurch das BTWIN LD 920E schnell Fahrt aufnimmt. Darunter mangelt es jedoch an Grip und dämpfenden Überrolleigenschaften.

Nur fast ungefedert, weil zwischen der Gabelkrone und dem Steuerrohr ein unscheinbarer Headshock-Dämpfer mit 30 mm Federweg verbaut ist. Er ist aber im Ansprechverhalten nicht vergleichbar mit einer konventionellen Federgabel. Die meiste Zeit hat man an Bord des Decathlon E-Bikes den Eindruck, auf einem ungefederten Rad unterwegs zu sein. Nur wenn man von einer hohen Bordsteinkante abrollt, spürt man, wie der Headshock-Dämpfer etwas nachgibt.

Zur straffen Federung kommt ein sehr direktes Handling. Der schmale Lenker, der steile Lenkwinkel und die schmalen Reifen sorgen dafür, dass das Decathlon E-Bike empfindlich wie ein Rennrad auf Lenkimpulse reagiert. Geübte Piloten können so zwar flink durch den hektischen Stadtverkehr manövrieren und sich an Stop-and-Go-Autokolonnen vorbeischmuggeln. Insgesamt aber will das straffe und direkte Handling nicht ganz mit dem einfachen Fahrgefühl harmonieren, das der „Set and Forget“ Owuru-Motor im Stadtverkehr mit sich bringt. Eine hohe Laufruhe zum einfachen Dahingleiten bringt das eher agile Decathlon E-Bike nicht mit.

Für Wochenendausflüge über Forststraßen und Feldwege ist der Fahrkomfort zu stark eingeschränkt. Rollt man durch malerische Weinberge auf einen sehr steilen Anstieg zu, geht dem Owuru-Motor zudem die Puste aus. Der Variator kann lediglich ein Übersetzungsverhältnis von 265 % bereitstellen, was ungefähr der Hälfte dessen entspricht, was eine moderne Kettenschaltung an Übersetzungsbandbreite mitbringt. Ist der Anstieg zu steil und das Tempo nimmt ab, gelingt es dem Motor nicht mehr, eine eingestellte Trittfrequenz von 90 U/min aufrecht zu erhalten, und man muss im Wiegetritt mit dem ganzen Körpergewicht in die Pedale treten.

Sanfte Anstiege frühstückt das Decathlon E-Bike locker weg. Erst wenn es richtig steil wird, geht dem Owuru-Motor die Puste aus und man muss sich aus dem Sattel aufrichten.

Am besten spannt man in der Decathlon Geocover-App einen Geo-Fence um die Innenstadt mit guter Fahrrad-Infrastruktur, damit man sofort benachrichtigt wird, sobald man die City verlässt. In der Stadt fühlt sich das Decathlon E-Bike nämlich am wohlsten und punktet mit seinen starken Connectivity-Funktionen und der robusten Alltags-Ausstattung. Neben Alu-Schutzblechen, einem Heckgepäckträger mit Kindersitzfreigabe, einer Anhängerfreigabe und einem Fahrradständer verfügt das Decathlon E-Bike noch über ein fest installiertes Rahmenschloss. Das lässt sich um das Plug-in Chain 900-Kettenschloss ergänzen, das es bereits für 30 € bei Decathlon gibt. Zusammen mit der cleveren Ortungsfunktion aus der App ist das Decathlon E-Bike selbst in kriminellen Hochburgen gut vor Diebstahl geschützt.

Der Heckgepäckträger darf mit bis zu 27 kg Last und mit einem Kindersitz beladen werden.
Am Decathlon E-Bike ist in Serie bereits ein Rahmenschloss verbaut. Auf der rechten Seite befindet sich ein weiteres Schlossgehäuse für eine Einsteckkette.

Für wen ist das Decathlon BTWIN LD 920E das richtige E-Bike?

Mit seiner durchdachten Ausstattung und der smarten Ortungsfunktion richtet sich das BTWIN LD 920E an alle City-Biker und Pendler, die ein E-Bike mit hohem Diebstahlschutz suchen. Der Owuru-Motor will zwar für ein entspanntes Fahrfeeling sorgen, durch die geringe Dämpfung und das straffe Handling bleibt das BTWIN LD 920 jedoch nur was für hartgesottene Biker, denen Funktionalität wichtiger ist als Fahrkomfort.

Das Fazit zum Decathlon BTWIN LD 920E

Das Decathlon BTWIN LD 920E ist smart, sexy, schnell und durch den günstigen Preis ideal für Sparfüchse. Es ist gut für den Commuter-Alltag ausgestattet und durch die Connectivity-Funktionen sicher vor Diebstahl geschützt. Die stufenlose Automatik-Schaltfunktion ist ein echtes Highlight, das selbst das E-Bike an sich überstrahlt. Das straffe Handling und der geringe Fahrkomfort beschränken das Einsatzgebiet des BTWIN LD 920E allerdings auf den reinen Stadtverkehr.

Tops

  • preiswert
  • starke Connectivity-Features
  • komplett schaltfreies Fahren möglich
  • solide Alltagsausstattung

Flops

  • wenig Fahrkomfort
  • zu geringe Übersetzungsbandbreite für steile Anstiege
  • Motor vibriert beim Treten

Für mehr Infos besucht decathlon.com

Words: Rudolf Fischer Photos: Jan Richter