E-Bikes befinden sich in einem radikalen Wandel – und entwickeln sich ganz nebenbei zum Statussymbol. Die digitale Integration am Fahrrad macht uns das Leben leichter und das Bike ist so aufregend wie nie! Wir haben für euch die wichtigsten E-Bike-Trends 2021 hier zusammengefasst.
Ob man sich durch den Großstadtdschungel kämpft oder ein Häuschen im Grünen in der Vorstadt sein eigen nennt, E-Bikes prägen derzeit die urbane Mobilität. Dabei sorgen innovative Bike-Konzepte im Alltag für mehr Fahrspaß, Sicherheit und Lebensqualität. Zwar steckt das E-Bike längst nicht mehr in den Kinderschuhen, doch jüngste Entwicklungen verleihen dem Fahrrad der Zukunft ein ganz neues Gesicht. Im Kontext eines modernen Mobilitätsmixes nehmen E-Bikes eine Schlüsselrolle ein. Unser großer Vergleichstest mit 19 Modellen hat fundierte Erkenntnisse weit über den E-Bike-Kosmos hinaus geliefert, die wir euch zusammen mit einem Ausblick auf die E-Bike-Trends der Zukunft präsentieren möchten. Vorhang auf: Das wird die Mobilität!
1. E-Bikes im radikalen Wandel – Das E-Bike der Zukunft hat mit dem klassischen Fahrrad nicht mehr viel gemein
Differenzierte und konsequente E-Bike-Konzepte statt zweirädrigem Einheitsbrei – so kündigt sich das Credo der Bike-Entwicklungen für die kommenden Jahre an. Früher hatte man beim Fahrradkauf gerade mal so die Wahl zwischen klassischen Diamantrahmen und Tiefeinsteigern. Dabei unterschieden sich beide Modelle nur in Bezug auf ihre Usability, aber nicht im Einsatzzweck. Die E-Bikes der Zukunft machen das anders, sie grenzen sich ganz klar durch ihre Funktion voneinander ab. Dabei wird heutzutage viel weitreichender gedacht und nicht mehr nur in den zwei Schubladen tiefer Einstieg und traditioneller Einstieg. Es geht vor allem um die Befriedigung der Bedürfnisse einer immer größeren und diverseren Bike-Community, und dabei ist es mit einem bzw. zwei Bike-Typen längst nicht getan!
Der Markt differenziert sich aus und die neue Generation an urbanen E-Bikes spiegelt stark die aktuellen Automobiltrends wider. Verwunderlich? Wohl kaum, schließlich hat gerade in Deutschland kaum eine Branche mehr Einfluss auf die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen. Auch die Räder aus unserem Vergleichstest lassen sich gut in drei Kategorien unterteilen: In die erste Kategorie der SUVs gehören ohne Zweifel das Riese & Müller Homage und das Moustache Samedi. Sie beziehen ihre Einflüsse vermehrt aus dem E-Mountainbike-Segment und rollen auf grobstolligen Reifen mit einer gehörigen Portion Sicherheit durch die urbane Landschaft. Die zweite Kategorie der Minis, Smarts bzw. Kompaktklasse-Fahrzeuge füllen Konzepte wie das VanMoof, das Movea Modo oder auch das Brompton M6L. Sie blühen zwischen verwinkelten Straßen der Stadtzentren, Mitnahme im ÖPNV und einfachster Stellplatzsuche nur so auf. Das Pendant dazu bildet die dritte Kategorie der Multivans und Familienkutschen, in der sich natürlich vor allem Cargo-Helden wie das R&M Packster 70 zu Hause fühlen. Egal ob Fahrt zum Markt, Commute zur Arbeit oder Abholen der Kids – wenn es um den Transport der wichtigsten Dinge in unserem Leben geht, werden diese Bikes künftig eine enorme Rolle spielen und so manchen Zweitwagen obsolet werden lassen. Wie ihr seht, haben die Fahrrad-Hersteller keine leichte Aufgabe vor sich – aber definitiv eine spannende! E-Bikes müssen in ihrer Funktionalität und ihrem Design neu gedacht werden, um die Bedürfnisse und Ansprüche neuer und bestehender Zielgruppen zu erfüllen. Ein urbanes Rad der Zukunft soll nicht nur von A nach B fahren können, auch Dinge wie Komfort, Wetterschutz oder sogar extravagante Wünsche wie eine Sitz- oder Griffheizung sind nicht komplett abwegig. Und die nächste Evolutionsstufe steht bereits in den Startlöchern: Das Verheiraten der optischen und funktionalen Zukunftspläne hat längst begonnen und bringt eine neue Generation an E-Bikes hervor, die einen echten Benefit im Alltag darstellt und Lösungen für spezifische Mobilitäts-Engpässe liefert. Schluss mit dem Einheitsbrei!
2. E-Bikes als urbane Statussymbole – Die Marke, ihre Werte und ihr Wiedererkennungswert werden immer wichtiger
Wer nicht gerade in der Branche arbeitet, konnte in der Vergangenheit die Bikes der verschiedenen Hersteller kaum voneinander unterscheiden. Mittlerweile identifizieren sich aber mehr und mehr Leute mit der Bike-Marke, die auf dem Rahmen unter ihnen steht. Ein Rad wie das Schindelhauer Arthur ist ein Statement und die Entscheidung, genau dieses E-Bike zu kaufen und zu fahren, trifft man bewusst. Während einer unserer Test-Sessions rief ernsthaft ein Schuljunge seiner Mutter zu: „Mama, guck mal, ein VanMoof!“ Das sagt bereits viel über den Wiedererkennungswert heutiger Urban-Bikes und die starke Firmenidentität aus. Dabei geht es weniger um einzelne Komponenten, sondern vielmehr um das ganzheitliche Konzept und den damit verbundenen Lebensstil. Ein perfektes Beispiel dafür, dass E-Bikes längst Einzug in die mit Lifestyle-Brands gespickte Jugend- und Popkultur gehalten haben, ist die Stuttgarter E-MTB-Gang mit ihren MERIDA-E-Bikes. Unbestritten ist aber noch längst nicht jede Fahrradmarke so weit. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Marke Bosch häufig viel mehr als der Herstellername des E-Bikes mit gewissen Werten und dem dazugehörigen Image verbunden wird.
E-Bikes sind in der Popkultur angekommen und haben das Auto auf der Must-have-Liste längst abgelöst. E-Biken ist tight, Diggi!
Auch in puncto Statussymbol sind Parallelen zur Automobilbranche erkennbar. Entscheidend sind oftmals das Image, die Werte und der Lebensstil der Person auf dem E-Bike. Bestimmte Bike-Brands sagen enorm viel über ihre Besitzerinnen und Besitzer aus, die besten Beispiele aus unserem Vergleichstest sind sicherlich FEDDZ und Brompton. Natürlich sind diese Muster nicht in Stein gemeißelt. Bei einem zufälligen Treffen von 50 Brompton-Fans sind wir uns aber sicher, dass bereits nach der ersten halben Stunde Freundschaften fürs Leben geschlossen werden würden. Eine Entwicklung, die für den urbanen Bike-Bereich von großer Bedeutung sein kann, ist der Sprung von Performance-orientierten Bike-Brands in das wilde Becken des Mobilitäts-Mainstreams. Egal ob es dabei um eine reine Positionierung der Marke geht oder man sein Portfolio erweitern möchte, für den Sektor ist es garantiert von Vorteil. Das beste Beispiel kommt an dieser Stelle mit dem Canyon Future Mobility Concept aus Koblenz. „Du bist, was du isst“ war gestern. Heute gilt: „Du bist, wie du dich bewegst.“
3. Sharing is Caring
Wer bis hierhin gelesen hat, weiß: Urbane Mobilität definiert sich immer mehr über das Vehikel, auf dem man unterwegs ist. Die Nutzung und das Fahren selbst werden aber auch als Prozess selbst stärker in den Vordergrund gerückt – gerade nach den letzten Monaten im Lockdown ist man viel bewusster unterwegs. Da passen Sharing-Angebote doch prima rein, oder etwa nicht? Früher stand der Begriff Mobilität vor allem für das Vorankommen von Punkt A nach Punkt B. Heute geht es vermehrt um den Prozess des Mobilseins und passend dazu gibt es viel mehr alltagstaugliche Alternativen: Das reicht vom beinahe täglichen Zoom-Call, der bis auf den Weg aus dem Bett an den Schreibtisch keinerlei Mobilität verlangt (und über die Wichtigkeit dieses Wegs gibt es in der Redaktion noch Uneinigkeit), bis hin zur Frage, wie man an der frischen Luft mobil sein will und das auch als Erlebnis nutzen kann. Mal wieder in der Blechlawine während der Rushhour stehen oder den Kopf auf dem Radweg freiradeln? Entscheidungen über die Art und Weise unserer Bewegung werden so bewusst wie nie getroffen und Sharing-Modelle bieten ein zeitgemäßes Angebot.
Denn Fakt ist: Ein Bike hat oftmals genauso lange Stand- bzw. Parkzeiten wie ein Auto – und die gilt es, sinnvoll zu minimieren. Genau dieser Prozess findet bereits in vielen Haushalten und Familien statt und wird in Zukunft eine noch viel größere Rolle spielen. Öffentliches Sharing ist ja schön und gut, das Sharing innerhalb einer Familie ist aber noch viel wirkungsvoller. Nachdem die Mama tagsüber mit dem E-Bike zur Arbeit pendelt, sitzt abends die Tochter auf dem Rad und am Wochenende der Sohnemann. Ein Bike ist doch eigentlich wie eine Uhr, es gehört einem nie ganz alleine. Dafür ist natürlich wichtig, dass man Größe und Ergonomie einfach und schnell anpassen kann. Das Riese & Müller Packster 70 macht vor, wie’s geht: An ihm kann man Sattelstütze und Lenkerhöhe mit einem praktischen Schnellspanner verstellen. Aber auch ein breites Einsatzgebiet ist wichtig, um für alle erdenkbaren Szenarien und Familienmitglieder gerüstet zu sein. Wir sind uns sicher: Den Allroundern steht eine sagenhafte Zukunft bevor! Technologisch ist heutzutage bereits alles ohne Probleme umsetzbar und der Bedarf der Fahrenden ist ebenfalls da. Das Denken in Fahrradkategorien ist eine Herangehensweise, die dank der Diversität heutiger urbaner E-Bikes gar nicht mehr notwendig ist. Vielmehr sollte man in Anwendungsmöglichkeiten denken: Ein Bike für alles und alle, statt fünf Bikes und mehr (wir sagen nur n+1) für eine Person, wie es die Bike-Freaks immer propagieren.
4. Connectivity – Connecting People?
Connectivity spielt bei der Entwicklung urbaner E-Bikes eine immer größere Rolle und wird inzwischen von vielen Herstellern perfekt in das Bike-Konzept integriert. Aus unserer Sicht bringen sinnvolle Connectivity-Features einen direkten und großen Mehrwert für den Alltag, aber auch für die Freizeit am Wochenende. Dabei spielen vor allem Sicherheits-, aber auch Genussaspekte eine große Rolle. Eine zuverlässige Navigationsfunktion hilft beispielsweise nicht nur in der City bei der Suche nach der nächsten Bio-Bäckerei, sondern lässt euch auch am Wochenende entspannt und ohne Wegsuche eure ausgewählte Tour nachfahren und diesen einen geheimen Bade-Spot finden. Flexibilität wird heutzutage ganz großgeschrieben und dank GoogleMaps ist es völlig stressfrei, neue Orte zu erkunden. Das funktioniert oftmals sogar besser als mit den integrierten Navigationslösungen im Auto! Bosch setzt an dieser Stelle mit dem Nyon-Display und dem SmartphoneHub ein Ausrufezeichen nach dem anderen. Bemerkenswert und wirklich smart ist dabei die intelligente Reichweitenberechnung des Nyon-Displays, das die Reichweite und die restliche Akkukapazität bei der Routenwahl berücksichtigt. Wer vorab bereits Ziele in seinem Nyon eingespeichert und definiert hat, kann anschließend sogar navigieren, ohne überhaupt die Hand vom Lenker nehmen zu müssen. Top!
E-Bikes besitzen mit GoogleMaps ein besseres Navi als die meisten Autos – und das funktioniert auf dem iPhone direkt deutlich geschmeidiger als über Apple CarPlay und Co.!
Ein weiteres Highlight ist die COBI.Bike App von Bosch eBike Systems, die nun noch mehr Features bietet. Unter anderem ist die neue kostenlose Funktion Rydies integriert, die bei der Suche nach der nächsten öffentlichen Ladestation hilft. Aber auch ohne SmartphoneHub kann das Smartphone als intelligente Steuerzentrale am Cockpit glänzen, die beste Halterung für euer Telefon hat unser Schwestermagazin E-MOUNTAINBIKE gesucht. Durch die Connectivity-Features bekommt das E-Bike einen ganz neuen Touch und der soziale Aspekt rückt in den Vordergrund. Die Routing-App Komoot schlägt beispielsweise Routen und Sehenswürdigkeiten vor, die andere Leute aus der Community im Kartenportal für euch angelegt haben. Man kann sich also eine Route aussuchen, sie nachfahren und sich anschließend innerhalb der Community darüber austauschen. Bike-Brands wie VanMoof heben smarte Features wie den integrierten Diebstahlschutz noch mal auf ein ganz neues Level und sind damit richtungsweisend in ihrem Segment. Heutzutage ist es bei vielen Bikes möglich, per App den Motor und die Unterstützungsstufen individuell zu steuern. Fahrende, die ihr urbanes E-Bike auch als Sportgerät nutzen, werden sich darüber hinaus über App-Funktionen zur Trainingsoptimierung freuen.
5. Diebstahlschutz 2.0 – Warum es in Zukunft noch dümmer ist, E-Bikes zu klauen
Wie schön wäre eine Welt, in der man sein Bike fürs Brötchenholen vor dem Bäcker nicht mehr abschließen müsste? Die schlechte Nachricht lautet: Auch in Zukunft wird es gierige Langfinger geben, die nur darauf warten, ein teures E-Bike mitgehen zu lassen. Die gute Nachricht lautet jedoch, dass zahlreiche Hersteller bereits Diebstahlsicherungen entwickelt haben, die ein physisches Abschließen per Schloss unnötig machen. Die besten Beispiele liefern hier Riese & Müller mit dem RX Connect-System und GPS-Ortung sowie VanMoof mit der physischen und akustischen Wegfahrsperre. Zusätzliches Feature: Wird euer Bike doch mal geklaut, beschaffen Riese & Müller oder VanMoof es euch wieder oder ersetzen es – wenn ihr das entsprechende Abo bzw. Sicherheitspaket dazugebucht habt. Bei einem modernen Rad mit Bosch-Motor ist es außerdem möglich, das Display abzuziehen und mit dem spezifischen Bike zu koppeln, wodurch der Motor nicht mehr mit anderen Displays gestartet werden kann.
Ein VanMoof klaut man nicht – weil es wie ein Tesla seinen Standort übermitteln kann. Bei E-Bikes von Stromer oder Riese & Müller ist es ähnlich.
Doch das war es noch nicht mit Connectivity-Features, die innovative Versicherungsangebote sowie Service- und Recovery-Konzepte ermöglichen. Wirklich clever ist z. B. das Vodafone Curve-Rücklicht mit integrierter SIM-Karte und smartem GPS-Tracker. Jetzt müsst ihr nur noch einen Datenvertrag abschließen und könnt euer Bike so einfach nachverfolgen wie nie zuvor. Und eins ist sicher: Durch die große Nachfrage nach weiteren intelligenten Lösungen zur Sicherung eures teuren Bikes wird da in Zukunft noch einiges nachkommen, das euch das Leben einfacher macht und Kriminelle den Job kostet. Wir sind gespannt!
Würdet ihr für euer Rücklicht einen Mobilfunk- bzw. Datenvertrag abschließen? Nein? Dafür gibt es aber gute Gründe!
Trotzdem können auch physische Sicherheitslösungen nicht schaden und so finden sich im Vergleichstest viele Bikes mit fest verbauten oder integrierten Schlössern, Hexlox-Komponentensicherung und codierten Schrauben, die sich nur mit speziellem Werkzeug lösen lassen. In Summe ist ein cleverer Mix aus Sicherheitskonzepten das A und O für viele Jahre ungetrübten Fahrspaß. Außerdem sollte man vorher für sich definieren, wo man sein Bike übernachten lässt und wie oft man es im öffentlichen Raum abstellen möchte. Hier findet ihr unseren ultimativen Guide zum Thema Diebstahlschutz beim Bike!
6. SUV-E-Bikes – E-Mountainbike-Technologie hält Einzug in die City
Immer mehr E-Bikes der SUV-Gattung sind auf den Straßen unterwegs, beispielsweise das Riese & Müller Homage oder das Moustache Samedi aus unserem großen E-Bike-Vergleichstest, die mit einer Vollfederung und anderen Technologien aus dem E-Mountainbike-Bereich angerollt kommen. Dabei lassen sich die Bestrebungen und Eigenschaften dieser Bikes in drei Kategorien aufteilen: Sicherheit, Image und Einsatzbereich. Auch wenn statt Wurzeltrails Schlaglöcher und andere Unebenheiten überfahren werden: Beim Thema Sicherheit können die SUVs der E-Bike-Branche viele Punkte holen. Und wer hat sich bei einer schlecht angefahrenen Bordsteinkante und einem Bier intus (natürlich alkoholfrei, es liegt einzig und allein an den nicht vorhandenen Fahrkünsten) noch nicht über Reserven von Reifen und Fahrwerk gefreut? Breite (Mountainbike)-Reifen sind auch beim Überfahren von Spalten und Straßenbahnschienen von Vorteil, da sie sich dort deutlich weniger leicht aufhängen. Und wo wir schon beim Thema sind: Die großen 29”-Pneus des MERIDA eBIG.TOUR rollen mit einer Souveränität daher, wie es die kleinen und schmalen urbanen Reifen der Vergangenheit nie für möglich gehalten hätten.
Das Image der großen und teilweise bulligen SUV-E-Bikes spielt natürlich auch eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung. Wer sich ein E-Bike dieser Kategorie kauft, möchte nicht unauffällig im Verkehrsfluss untergehen. Der sportliche Adventure-Look eines Geländewagens polarisiert und E-Bikes dieser Art strahlen ein riesiges und natürlich auch meist ungenutztes Offroad-Potenzial aus. Klar, die grobstolligen Reifen sind auf glattem Asphalt nicht die leisesten. Wer aber ein Bike eines Kalibers R&M Homage fährt, möchte nicht unbedingt leise sein ;). Ein Punkt, den ein SUV-E-Bike erfüllt wie kaum ein anderes urbanes Bike, ist der breite Einsatzbereich. Vom Fahren im Alltag über Wochenendtouren bis hin zu Abenteuerausflügen ins Hinterland: Die Bikes machen alles mit und präsentieren sich als große Allrounder. Die breiten Reifen bieten meistens eine tolle Dämpfung und mehr Reserven, die große Bandbreite der Schaltung ist auch für steilste Anstiege gerüstet und die High-Torque-Motoren mit geballter E-Power schieben euch auch vollbeladen mit Gepäck die Berge hoch. Natürlich kann ein Motor mit zu viel Power in der City auch hinderlich sein, er macht jedoch viele Nachteile der SUV-E-Bikes wieder wett, z. B. den hohen Rollwiderstand der Mountainbike-Reifen.
E-MTB-Technik dient also dazu, den Fahrspaß, die Sicherheit und den Style urbaner E-Bikes auf ein neues Level zu heben. Bei der Entwicklung stehen zwei Aspekte im Vordergrund: Urban-Bikes sollen konkrete Probleme der städtischen Mobilität mit moderner Technologie lösen. Und sie sollen nicht einfach nur eine Weiterentwicklung dessen sein, was die letzten Jahre über versucht wurde. Stattdessen ziehen die Hersteller mittlerweile Beispiele aus dem Performance-Bereich heran und schauen, inwiefern sich Technologien oder Grundideen übertragen lassen. Deshalb enthalten moderne City-Bikes auch Einflüsse und Best-Practices aus dem E-Mountainbike- und dem Rennrad-Sektor. Ein Fully-Rahmendesign stammt beispielsweise aus dem Mountainbike-Bereich und kann dem Urban-Bike einen großen Komfort-Nutzen bringen. Am Canyon Commuter:ON und am Specialized Vado SL sind die Einflüsse aus dem Road-Bereich klar erkennbar und bringen eine Menge Spaß ins Handling der urbanen Räder. Dabei geht es keinesfalls um ein blindes Copy-and-paste der erfolgreichen Rezepte aus anderen Bereichen, sondern um ein intelligentes und wohldosiertes Anpassen. Fest steht: Urban-Bikes und ihre Entwicklung können von diesem Know-how extrem profitieren!
Wo Licht ist, ist jedoch auch … Potenzial da. Aktuell muss man deshalb noch einige Abstriche machen auf der Suche nach dem perfekten urbanen E-Bike. Denn ein vollgefedertes E-Mountainbike lässt sich nicht einfach so 1 : 1 als perfektes SUV-E-Bike in die City verpflanzen. Dafür fehlen ihm oft die Transportmöglichkeiten für Einkäufe und fürs Pendeln. Außerdem kriegt man häufig Probleme im Treppenhaus, weil E-MTBs in der Regel groß und lang sind. Abgesehen davon kommen die meisten E-MTBs ohne Licht, ohne Schutzbleche, ohne Schutz für die Hose und mit einem breiten Lenker daher. Hier muss man teilweise noch umrüsten, um ein individuell stimmiges Bike für die Stadt und den Alltag zu erhalten. Wirklich alltagstaugliche SUV-E-Bikes teilen sich zwar die DNA mit echten E-Mountainbikes, haben aber außer dem Look nicht mehr viel mit ihnen gemein. Das merkt man spätestens, wenn man in den Offroad-Einsatz startet. Wer auf der Suche nach einem E-Mountainbike ist, um es im Gelände richtig krachen zu lassen, sollte sich hier den großen E-Mountainbike-Vergleichstest unseres Schwestermagazins mit 25 Modellen anschauen.
7. S-Pedelecs haben es schwer, obwohl sie eine grandiose Lösung für die Mobilität darstellen könnten!
S-Pedelecs, die bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützen, sind für die tatsächliche Änderung der alltäglichen Gewohnheiten in der breiten Masse unerlässlich. Und wer schon einmal mit einem dieser flotten Geschosse zur Arbeit gependelt ist, wird danach häufig kein E-Bike mehr fahren wollen, mit dem schon bei 25 km/h Schluss ist mit der Unterstützung. Aus der Vorstadt ist man einfach merkbar schneller in der City und kann eine vorher knapp einstündige Fahrt auf knapp 40 Minuten reduzieren (Praxisbeispiel aus der Redaktion). Leider haben es die 45er, wie sie liebevoll genannt werden, schwer in Deutschland. Zu viele Hindernisse werden den Raketen unter den E-Bikes in den Weg gestellt. In Sachen Infrastruktur gibt es dringenden Nachholbedarf, hier gibt es noch viel zu wenige Radwege, die für S-Pedelecs freigegeben sind. Die Melange aus fehlender Infrastruktur und einer nicht praxistauglichen Rechtslage machen es den schnellen E-Bikes schwer. Auch Neuentwicklungen am S-Pedelec werden immer schwieriger, weil das Kraftfahrt-Bundesamt stets neue Regeln aufstellt – allen Rennrad-Fans unter euch dürfte das vom Weltradsportverband UCI extrem bekannt vorkommen! Wer tiefer in die Thematik einsteigen und alles über S-Pedelecs wissen will, ist hier in unserem S-Pedelec-Special gut aufgehoben. Fest steht: Es muss sich etwas ändern und einige Rad-Hersteller wie z. B. Riese & Müller verrichten seit Jahren wertvolle Lobbyarbeit auf EU-Ebene. In der Schweiz sind 45er bereits ein Teil des Alltags und flächendeckend zu sehen. Nur so bringt man auch den ländlichen Raum, der naturgemäß weitere Strecken mit sich bringt, im Alltag nachhaltig aufs Bike!
8. Mini und smart – Kompakte E-Bikes erobern die Stadtzentren
Wer sich bei einem Spaziergang durch die Innenstadt die vorbeiziehenden Fahrzeuge anschaut, wird feststellen, dass überproportional viele Smarts, Minis und Co. unterwegs sind – und das hat seine Gründe. Parklücken, die für die meisten Autos deutlich zu klein sind, stellen die kleinen Stadtflöhe nicht vor sonderliche Herausforderungen. Und zur Not parkt das Fahrzeug mit einer Länge bzw. Kürze von gerade mal 2,50 m eben einfach quer! Genau das gleiche Phänomen findet sich auch im (E-)Bike-Bereich und so sind die kleinen und handlichen Räder die ultimativen Flexibilitätsvehikel in den Stadtzentren. Hop on, hop off, and hop on again: Die Handhabung des Bikes an sich, im nicht fahrenden Zustand, ist für den öffentlichen Nahverkehr und die kleine Stadtwohnung extrem wichtig. Der unangefochtene Experte dafür ist in diesem Vergleichstest das Brompton-Klapprad. Die anfängliche Hemmschwelle, dass man das Bike fürs Fahren ja erst vorbereiten muss, sinkt durch die geniale Handhabung deutlich. Die Parkplatzsuche gestaltet sich auch an den überfülltesten Plätzen einfach und zur Not kann man ein Klapprad wie das Brompton eben einfach mit ins Café nehmen!
Die letzte Meile ist tot. Lang lebe die Bike-Kompaktklasse in jeder Lebenslage!
Möglich wird die spezielle Familie der Kompakt-Bikes durch kleine Laufräder, innovative Rahmen-Designs und die progressiven Weiterentwicklungen im E-Antriebsbereich. Vor 10 Jahren wären so kleine E-Bikes wie das Movea Modo oder das VanMoof undenkbar gewesen! Trotz kleiner Reifen und kurzem Radstand schaffen es die Hersteller, viel mehr Funktionen und nutzenstiftende Features auf minimalem Raum unterzubringen – und das bei einer immer noch stimmigen Optik. Gerade für flaches Terrain ist das eine coole Option, man sollte nur bei Bahnschienen und Absätzen gut aufpassen! Zu guter Letzt lässt sich festhalten, dass die Bikes einfach richtig Spaß machen, mit einem genialen Look glänzen und verdammt sexy sind!
9. Licht macht sexy! Licht als Designelement und Sicherheitsfeature
Auch in diesem Bereich hat sich die Bike-Industrie ein paar gute Punkte aus der Automobilbranche abgeschaut. Warum auch nicht? Scheinwerfer prägen die Gesichter eines Autos, verleihen ihnen Ausdruck und sind nicht selten ein entscheidender Faktor, wenn es um die Beurteilung der Gesamtoptik geht. Das Gleiche erleben wir bei den urbanen E-Bikes, denn eine durchdachte Beleuchtung kann mehr als nur Helligkeit spenden! Dabei macht ein Dauerlicht am E-Bike, das an den Akku des Motors angeschlossen ist, einfach Sinn, man muss ja nicht ständig Batterien wechseln oder kleine Akkus aufladen. Statt der Funktion des An- und Ausschalters wäre hier eine Auf- und Abblendfunktion deutlich cooler! Eine gelungene Integration, wie sie z. B. das Schindelhauer, das Ampler oder das VanMoof präsentieren, ist dabei eine feine Sache – das VanMoof steuert das Licht sogar ganz alleine über einen eingebauten Lichtsensor! Aber auch ein sehr helles Licht wie der Supernova-Scheinwerfer am Riese & Müller Homage ist für Fahrten bei Dunkelheit Gold wert. Wir hätten uns gefreut, wenn noch mehr Bikes mit Bremslicht im Vergleichstest gelandet wären, schließlich erhöht das die Sicherheit im Straßenverkehr nicht unerheblich. Auch ist es verwunderlich, dass nicht mehr integrierte und stilsichere Reflektoren wie beim Specialized Vado SL den Weg ans E-Bike finden. Im Rennradbereich findet man sie z. B. beim Cannondale SuperSix sogar am Hinterbau! Gesehen werden und sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein braucht Sex-Appeal – am Leben zu bleiben ist schon auch sexy!
10. Schwerer Schlag – Das zulässige Gesamtgewicht (zGG) vieler Bikes ist schwer zu rechtfertigen!
Bestes Beispiel für eine vermeintliche Fehlkalkulation des zulässigen Gesamtgewichts ist das Haibike Trekking 9. Bei einem zGG von 130 kg, einem Bike-Gewicht von 26 kg und einem voll beladenen Gepäckträger von 25 kg bleiben nach Adam Riese und Eva Zwerg gerade mal 79 kg für die Person auf dem Sattel übrig. Ups! Hier muss eindeutig mehr passieren. Klar, im sportlichen und Performance-orientierten Bereich ist das teilweise noch vertretbar. In der City und im Alltag können 5 % Körperfettanteil jedoch nicht die Voraussetzung zum Biken sein! Wie kann es sein, dass die Bike-Industrie da so pennt? Sind die Tests für die Zulassungen eventuell nicht mehr zeitgemäß oder hapert es in einem anderen Bereich? Oftmals ist dabei nicht mal der Rahmen an sich das Problem, sondern die Gewichtsfreigaben der verbauten Komponenten wie der Laufräder, der Federgabel, des Vorbaus oder des Lenkers. Und wenn dann mal ein Bike für ein hohes Gewicht freigegeben ist – wie das Kalkhoff Endeavour aus unserem Vergleichstest mit einem zGG von 170 kg – lässt es unter unserem 130-kg-Testfahrer Jannik bereits ordentlich Federn; und das nach bereits kurzer Fahrzeit. In dem Bereich sehen wir für die Entwicklung kommender Bikes und Komponenten für den Alltag großen Nachholbedarf!
11. Motorpower ist nicht alles, Akkukapazität ebenso wenig
Autoquartett spielen ist aus gutem Grund etwas für Grundschulkinder, denn: Hubraum, Akku und Leistung sagen wenig über den realen Nutzwert aus! Nehmen wir das FLYER Upstreet6-S-Pedelec, das mit einer riesigen Spitzenleistung von 825 W ganz weit vorne sein müsste. Die Realität ist jedoch, dass es mit dem vergleichsweise geringen Drehmoment von nur 37 Nm bereits an der ersten ernsthaften Steigung das Handtuch wirft. Für flache Städte reicht auch ein weniger potenter Motor aus, der gleichzeitig weniger Energie benötigt, kleinere Akkus ermöglicht und dadurch ein insgesamt schmaleres, leichteres und in der Handhabung einfacheres E-Bike möglich macht. Für hügeliges Terrain benötigt man wiederum ein hohes Drehmoment, eine geeignete Übersetzung und einen Motor, der auch bei niedriger Kadenz ordentlich anschiebt. Erneut bestätigt sich also unsere These, dass das richtige Motorkonzept für den richtigen Einsatzzweck entscheidend ist, statt einfach nur der reinen Motorpower zu huldigen. Auch beim Thema Akkukapazität gilt keineswegs der Grundsatz „Viel hilft viel“. Oftmals fährt man einfach nur unnötig große und schwere Akkus mit sich rum, was deutliche Abstriche im Handling bedeutet – sowohl beim Tragen in den Keller als auch bei der Fahrperformance. Die angemessene Akkugröße ist krass abhängig vom jeweiligen Motor und seinem Verbrauch; Akku und Motor müssen also zum Gesamtkonzept und Einsatzbereich des Bikes passen!
Words: Philipp Schwab, Benjamin Topf, Rudolf Fischer Photos: DOWNTOWN-Redaktion