Wo soll man da nur anfangen? Das Ultima Mobility Multipath-E-Bike strotzt vor Innovationen: Ein Valeo-Motor mit Automatikgetriebe, ein aus Kunststoff gegossener Rahmen, der mit vier unterschiedlichen Gabeln auf den entsprechenden Einsatzzweck zugeschnitten werden kann, und ein Sourcing-Konzept – fast komplett aus Europa – machen das Trekking-E-Bike einzigartig. Wir haben es für euch getestet.

Ultima Mobility will mit dem Multipath wohl das ultimative E-Bike für die Stadt und den Trekking-Einsatz erschaffen haben. Mehr noch: Laut Ultima ist es eine einzigartige Mobility-Lösung. Das junge französische Start-up-Unternehmen ist bisher noch ein One-Hit-Wonder: Das Multipath ist das einzige Bike im Portfolio. Aber wen kümmert das schon, wenn es allen Ansprüchen an ein E-Bike gewachsen sein soll?

Ultima Mobility Multipath Trekking Allroad | Valeo Cyclee/630 Wh | 40 mm (v)
24,34 kg | 5.330 € | Hersteller-Website

Um das zu erreichen, verfolgt man bei Ultima ein spannendes Konzept. Der Rahmen wird aus einem Materialmix aus recyceltem Carbon und Kunststoff gegossen. Je nach Einsatzzweck und Kundenwunsch wird das Bike anschließend mit einer von vier verschiedenen Vorderradgabeln bestückt. Als Antrieb wird der Valeo Cyclee-Motor verbaut. Mit 130 Nm Drehmoment und einem internen 7-Gang-Automatikgetriebe von Effigear sollen auch hier alle Bedürfnisse von E-Bikern zur Genüge befriedigt sein. Ausgeliefert wird es entweder mit einem 500-Wh- oder 630-Wh-Akku. Um den Herstellungsprozess zu begleiten, reicht eine französische Staatsbürgerschaft fast aus, denn das Bike wird beinahe komplett mit Teilen aus der EU zusammengesetzt und zum größten Teil in Frankreich gefertigt.

Für die City-Bike-Variante mit (kleinerem) Standard-Akku geht es bei Ultima Mobility bereits bei 3.847 € los. Unser getestetes Multipath in der Trekking Allroad-Variante mit 630-Wh-Akku und Federgabel kostet 5.330 € und bringt im fahrfertigen Zustand moderate 24,34 kg auf die Waage.

Ein Rahmen, vier Einsatzmöglichkeiten – Was macht das Ultima Mobility Multipath so einzigartig?

Minimaler Aufwand, maximaler Ertrag: Ultima holt aus einem Rahmen so viel raus, wie nur möglich ist und versucht so auch ein besonders nachhaltiges Produkt anzubieten. An allererster Stelle – alle Multipath-Hauptrahmen sind identisch. Sie werden nur in einer Größe angeboten und über den Sattelauszug und die Anbauteile auf die Fahrergröße zugeschnitten. Fahrer zwischen 1,40 m und 1,90 m sollten so bequem Platz darauf finden.

Der Hauptrahmen selbst besteht nur aus einem Teil. Er wird im Spritzgussverfahren gegossen. Dazu hat Ultima eine Partnerschaft mit dem Spritzguss-Experten ProtoForm Bourgogne, unweit der eigenen Mikrofabrik in Lyon, geschlossen. Zum Einsatz kommt, wie bereits erwähnt, ein Materialmix aus Plastik und Carbon. Dabei zieht man nicht nur recyceltes Material für den Rahmenguss heran, sondern kann den Rahmen am Ende seines Lebenszyklus selbst wiederverwerten. Es bleibt zu hoffen, dass das Konzept Schule macht. Immerhin hat ADVANCED mit dem RECO One ein City-E-Bike im Programm, das auf dem gleichen Herstellungsverfahren basiert.

Quirky: Der schrullige Kettenstrebenschutz aus Kork ist mal was anderes. Wie gut er auf Dauer hält, können wir nicht sagen, aber der Stil gefällt uns.

Da der Hauptrahmen nur aus einem Spritzgussteil besteht, sah Ultima keine Notwendigkeit darin, dem klassischen Rahmenrohr-Design anderer E-Bikes zu folgen. Der Tiefeinsteiger hat daher mehr Material und stützende Streben dort, wo sie benötigt werden und Aussparungen an den Stellen, an denen sich Gewicht und Material einsparen lassen. Am Steuerrohr, über der Motoraufnahmen und am Sattelrohr sind Beispiele für diese Aussparungen zu finden.

Der ganze Rahmen wirkt sehr organisch und ist ein starker Blickfang. Die Kettenstreben erinnern an die Kiemen eines Haifischs. Das Hinterrad wird vom Sattelrohr eng umschlossen. Das Firmenemblem auf dem Steuerrohr und der Ultima-Schriftzug auf dem Unterrohr werden direkt in die Rahmenform eingegossen. Gegen Aufpreis bietet Ultima noch eine Gravur auf dem Rahmen an und erfüllt alle Farbwünsche. Unser mit Rahmenfolie voller Decals bestücktes Testbike bleibt wahrscheinlich dennoch ein Unikat.

Französische Street Art: Im Online-Konfigurator lassen sich viele Farbvarianten gegen Aufpreis wählen. Vermutlich hat ein Ultima-Mitarbeiter unser Testbike durch die bedruckte Rahmenfolie zum Unikat gemacht.

Das Ultima Multipath City-E-Bike

Die vier angedachten Einsatzszenarien werden von Ultima hauptsächlich über die Vorderradgabel und das Ausstattungspaket im Online-Konfigurator realisiert. Die City-Variante besitzt eine Starrgabel, die im gleichen Verfahren wie der Rahmen hergestellt wird. Das City-Bike kann durch einen Korb am Lenker, Schutzbleche und Gepäckträger im Konfigurator ergänzt werden.

Das Ultima Multipath Compact Cargo-Bike

Wählt man im Konfigurator die Long Range-Variante mit 630-Wh-Akku, dann stehen zwei weitere Vorderradgabel-Optionen zur Verfügung. Die Compact Cargo-Gabel tauscht das 29″-Vorderrad gegen ein kleineres 20″-Laufrad und eine Alu-Starrgabel aus. Auf der Gabel sitzt dann wahlweise eine große Soft-Bag oder eine Holzbox. Die Holzbox soll laut Ultima 60 Liter Ladevolumen bzw. Platz genug für 7 übereinander gestapelte Pizzakartons (für Pragmatiker, die Größenangaben mit Bezug zur realen Welt bevorzugen) bieten. Eine Anhängerkupplung kann im Konfigurator dazu bestellt werden.

Das Ultima Multipath Cargo Familly-Bike

Die zweite Gabeloption ist die Cargo Familly-Gabel. Statt Holzbox oder Soft-Bag wird ein Kindersitz über dem Vorderrad angebracht. Der Kindersitz soll für Kinder zwischen einem und fünf Jahren geeignet sein. Er bietet einen Sitzgurt, Fußrasten und einen Speichenschutz für das Vorderrad, damit sich während der Fahrt nichts darin verfangen kann. Sowohl die Compact Cargo- als auch die Cargo Familly-Variante besitzen einen zentralen Bike-Ständer, der das Vorderrad aufbockt und so das Beladen des Bikes mit Kind und Kegel vereinfachen soll.

Das Multipath ist zwar nur für Fahrer bis 100 kg ausgelegt, die maximale Zuladung beträgt aber 150 kg. Der Kindersitz oder die Cargo-Box dürfen vorne jeweils mit 30 kg beladen werden. Außerdem gibt es noch einen Heckgepäckträger im Konfigurator mit einer zulässigen Zuladung von 27 kg. So kann ein weiterer Kindersitz auch hinter dem Fahrer angebracht werden, wodurch man dann zu dritt unterwegs sein kann.

Das Ultima Multipath Trekking Allroad

Sind die Kinder aus dem Kindersitz rausgewachsen oder ist man z. B. von der Stadt raus aufs Land gezogen? Für solche Fälle bietet Ultima an, das Multipath einzuschicken und auf die neuen Ansprüche der nächsten Lebensphase umzurüsten – Upcycling, im Sinne der Weiternutzung quasi. Dann wäre z. B. die einarmige Flex-Gabel, wie sie an unserem Testbike verbaut ist, eine spannende Option.

Der Arm der Federgabel selbst stammt abermals aus der Gießerei von Ultima. Die Federtechnologie basiert jedoch auf der La City-Federgabel vom französischen Fahrwerkexperten MOTiON Engineering. Statt einer Luft- oder Stahlfeder kommt eine Blattfeder aus Verbundwerkstoff zum Einsatz, die einen kleineren Hebelarm spannt und so 40 mm ungedämpften Federweg bereitstellt. Da diese Art von Gelenkfedergabel ohne Luftdruck- und Ölkammern auskommt und an sich nur aus sehr wenigen Teilen besteht, soll sie besonders wartungsarm und günstig in der Massenproduktion sein.

Zur Trekking-Option gehören zudem Stollenreifen, bei den restlichen Komponenten lässt Ultima dem Kunden viel Spielraum, so dass man auch bei der Trekking-Variante nicht auf ein Schutzbleche am Hinterrad oder einen Korb am Lenker verzichten muss.

Um mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen möglichst sparsam umzugehen und um auf ein großes Lager zu verzichten, werden die Multipath-E-Bikes erst auf Kundenwunsch gebaut. Dank lokaler Zulieferer und einer Logistik mit kurzen Wegen soll das E-Bike nach Maß bereits 21 Tage nach der Bestellung fahrfertig sein. Trotz der vielfältigen Einsatzszenarien wird immer das gleiche Motorsystem von Valeo/Effigear verbaut. Es soll alle angestrebten Szenarien bedienen.

Französisches 7-Gänge-Menü – Der Valeo Cyclee-Motor und das Effigear-Automatikgetriebe im Ultima Mobility Multipath

Dass das Team von Ultima für sein Do-It-All-Bike zu einem Motor von Valeo greift, ist kein Zufall. So war Jerome Mortal, einer der Gründer von Ultima Mobility, noch bis 2022 in der Entwicklungsabteilung von Valeo tätig. Die Teammitglieder von Valeo sind Experten für Autoelektrik, die mit dem Valeo Smart eBike System und dem Valeo Cyclee-E-Bike-Motor die Fühler in neue Mobilitätssektoren ausstrecken.

Der Valeo Cyclee-Motor mit integriertem Effigear 7-Gang-Automatikgetriebe ist ein echtes Kraftpaket und leistet 130 Nm Drehmoment. Hinter dem etwas martialischen Äußeren verbirgt sich modernste E-Motoren-Technik inklusive Automatikgetriebe.

Der Valeo Cyclee-Motor produziert laut Herstellerangaben sagenhafte 130 Nm Drehmoment. Auf dem heimischen Markt hält er sich natürlich an die EU-Vorgaben und ermöglicht eine Dauerleistung von 250 Watt. Auf Märkten ohne diese Regelung, wie z.B. dem US-Markt, soll der Motor auch eine Dauerleistung von 750 Watt aufrechterhalten können und Spitzenleistungen von über 1 kW erreichen. Beim Motorunterstützungsfaktor sprechen Ultima und Valeo von maximal 800 % im Verhältnis zur eigenen Trittleistung.

Laut Datenblatt ist der Valeo-Motor damit einer der stärksten, den wir je unter die Füße bekommen haben. Und so viel sei schon mal gesagt: Im Fahreindruck wurden wir nicht enttäuscht. Kein Wunder, dass Valeo den Cyclee-Motor auch für den Einsatz in sportlichen E-MTBs und Cargo-Bikes angedacht hat. Besonders für Cargo-Bikes soll er weitere praktische Features bieten, wie Rekuperation oder Rückwärtsgang, um z. B. schwere Lastenfahrräder aus engen Parkbuchten auszuparken.

Damit bei so viel Motorpower nicht alle paar Kilometer eine neue Schaltung in die Knie gezwungen wird, arbeitet Valeo mit den französischen Getriebe-Experten von Effigear zusammen. Im Valeo Cyclee-Motor ist ein elektrisches 7-Gang-Getriebe integriert. Es besitzt eine Übersetzungsbandbreite von 450 % und kann automatisch die Gänge wechseln. Die Schaltvorgänge sollen in weniger als einer Zehntel-Sekunde erfolgen, wodurch der Gangwechsel ohne hohen Leistungsabriss vonstattengehen dürfte.

Die Motor-Getriebe-Einheit benötigt so gut wie keine regelmäßige Wartung. Da durch das Getriebe eine gewöhnliche Kettenschaltung entfällt – eines der wartungsintensivsten Teile am E-Bike – ist das Multipath selbst ebenfalls besonders wartungsarm. Auch ein nochmals wartungsfreundlicher Riemenantrieb wäre so möglich. Ultima bleibt jedoch bei einer konventionellen Kette. Das bedeutet, dass man trotz aller wartungsarmen Teile nicht um das regelmäßige Kettenschmieren herumkommt. Immerhin wird die dicke Einfachkette nicht von kräftezehrenden Schaltvorgängen heimgesucht und sollte daher deutlich langlebiger sein, als wenn sie mit einer Kettenschaltung kombiniert wird.

Die Motor-Getriebe-Kombo hat ein großes Gehäuse, weswegen sie zu einem großen Teil unter dem Rahmen des Ultima Multipath herausragt und nicht sonderlich schick integriert wurde. Auch das etwas altbackene LC-Display mit seinem klobigen Gehäuse vermittelt nicht gerade den Eindruck, dass man es mit einem Hightech-E-Bike-Motor zu tun hat. Immerhin liefert die USB-C-Ladebuchse auf der Unterseite des Displays einen Ladestrom von annähernd 1 Ampere.

Dass es sich beim Motorsystem im Ultima um State-of-the-Art-Technik handelt, wird klar, wenn man den Ultima-GPS-Tracker als Zusatzoption im Konfigurator auswählt. Damit lässt sich der Standort des Multipath verfolgen und jetzt kommt’s: Per Handy-App lässt sich ein Leerlauf-Gang als Diebstahlschutz einstellen. Tritt man jetzt in die Pedale, dreht die Kurbel durch und das Multipath bewegt sich keinen Millimeter vorwärts.

Hat man das Multipath einmal mit der zugehörigen App registriert (dafür besitzt das Display eine Bluetooth-Verbindung), kann man auf den Diebstahlschutz auch ohne Smartphone in der Tasche zurückgreifen. Per langem Druck auf die Aus-Taste wird der Leerlauf eingelegt.
Außerdem lässt sich ein vierstelliger Code hinterlegen, der die Tasten von Display und Remote nutzt. Nur wer die Abfolge kennt, kann das Multipath wieder reaktivieren – super praktisch, wenn man es nur für einen kurzen Kioskbesuch vor der Ladentür abstellen will.

Angetrieben wird das System von einem fest verbauten Akku im Unterrohr. Zur Auswahl stehen der Standard-Akku mit 500 Wh sowie die Long Range-Variante mit 630 Wh, die im Konfigurator einen Aufpreis von 200 € mit sich bringt. Da der Akku nicht entnommen werden kann, müssen Multipath-Biker darauf achten, dass sie an ihrem Abstellort auf eine Steckdose zum Laden zugreifen können.

Monsieur Ladeport

Eurotrip – Die Ausstattung des Ultima Mobility Multipath im Detail

Nicht nur das Herstellungsverfahren und die Hauptkomponenten wie Rahmen und Motor stammen aus der Region rund um Lyon. Auch die restliche Ausstattungsliste liest sich wie das Programm der Tour de France mit anschließendem Giro d’Italia und einem Abstecher zur Deutschland Tour.

Unser Testbike kommt mit einem Akku von Neogy aus Frankreich. Die Mavic Speed City Wheels-Alu-Laufräder mit reflektierenden Decals und die Hutchinson Skeleton-Stollenreifen sorgen für zusätzlichen Nationalstolz bei französischen E-Bikern. Selbst die mitgelieferten Pedale von LOOK, der besonders stoßabsorbierende BARAMIND BAM City-Lenker oder der Stronglight-Gepäckträger stammen allesamt aus Frankreich.

Das Rücklicht ist schön im Ausfallende integriert, leider jedoch nur auf einer Seite. Da es auch besonders tief hängt, kann es leicht übersehen werden.

Aus Italien kommen der Ursus-Ständer und der gepolsterte Selle Italia ST 7 Superflow-Sattel mit eingebautem Reflektorband. Für die restlichen Teile holt sich Ultima Verstärkung vom deutschen Nachbarn. Die MAGURA MT Trail Sport 4/2-Kolbenbremsen sorgen für eine angenehme Bremsmodulation, wenn doch die kleinen 160-mm-Bremsscheiben unter hoher Last zu schwitzen anfangen. Die soliden Alu-Schutzbleche stammen vom deutschen Partner Hebie, das Gleiche gilt für das Busch + Müller IQ-X E-Frontlicht mit 150 Lux Leuchtkraft und die komfortablen Ergon-Flügelgriffe.

K.I.T.T. aus Knight Rider, bist du es? Der breite Reflektor im Selle Italia ST 7 Superflow-Sattel kompensiert das ungünstig angebrachte Rücklicht teilweise wieder.
Die MAGURA MT Trail Sport-Bremse liefert ein gut dosierbares Bremsgefühl unter dem Zeigefinger. Die kleinen 160-mm-Bremsscheiben sind langen Abfahrten und schweren Fahrern allerdings nicht gewachsen und können überhitzen.
Das Busch & Müller IQ-X E-Frontlicht sorgt für gute Sicht in der Dämmerung. Eine Fernlichtfunktion fehlt jedoch.

Ultima Multipath Trekking Allroad

5.330 €

Ausstattung

Motor Valeo Cyclee 130 Nm
Akku Neogy 630 Wh
Display View Plus
Fork Ultima/ Motion Engineering La City 40 mm
Dämpfer -
Sattelstütze Dropper 100 mm
Bremsen Magura MT Trail Sport 160 mm
Schaltung Effigear 1x7
Vorbau Ultima 0 mm
Lenker Baramind BAM City 620 mm
Laufradsatz Mavic Deemax 29"
Reifen Hutchinson Skeleton 2,15"

Technische Daten

Größe One Size
Gewicht 24,34 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 150 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

zwei Akkuoptionen
als Cargo-,City und Trekking-Bike erhältlich
integriertes Automatikgetriebe
Rahmen aus Kunststoffguss

Tuning-Tipp: Große und schwere Fahrer greifen zu größeren Bremsscheiben und dem verstellbaren Ergotec-Vorbau

Alors on danse – Was kann das Ultima Mobility Mulipath Trekking Allroad im Test?

Bevor man sich auf eine Tour begibt, sollte man darauf achten, dass das Multipath geputzt ist und glänzt und auch, dass Frisur und Make-up sitzen. Das Multipath ist ein echter Blickfang, was dazu geführt hat, dass wir mehrfach zum Motiv auf den Smartphonefotos neugieriger Passanten wurden.

Schwingt man das Tanzbein über den tiefen Durchstieg des Multipath, kann der Tanz …, äh, pardon, die Fahrt fast direkt losgehen. Das Multipath hat nicht gerade den niedrigsten Durchstieg aller uns bekannter City-Bikes (die Ehre gebührt dem Centurion Easy), aber selbst Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit sollten damit zurechtkommen.

Für ein vereinfachtes Aufsatteln ist bei unserer Trekking Allroad-Variante eine absenkbare Sattelstütze mit im Paket. Der Hebel befindet sich noch altmodisch direkt unter dem Sattel, statt dass die Stütze per Lenkerfernbedienung betätigt wird. Das ist zwar gerade dann unpraktisch, wenn man im bei einem spontanen Halt im Stop-and-Go-Verkehr beide Beine auf den Boden bekommen will und dafür die Hand vom Lenker nehmen muss oder wenn man das E-Bike am Sattel anheben möchte und aus Versehen an den Hebel greift. Ansonsten ist die Funktionsweise trotzdem leicht verständlich und erspart in der Manufaktur den umständlichen Schritt der Zugverlegung durch den Rahmen.

Der Hebel für die Sattelstütze, direkt unter dem Sattel, macht es einem leicht, den Sattel im Stand mit nur einer Hand abzusenken – Aufsitzen leicht gemacht. Sobald man aber erstmal unterwegs ist, fällt die Bedienung eher umständlich aus und erinnert an einen Bürostuhl.

Hat man auf dem Ultima Multipath mit ausgezogener Sattelstütze Platz genommen, merkt man als groß gewachsener Fahrer, dass das Einheitsgrößenkonzept nur bedingt aufgeht. Die Sitzposition fällt kompakt aus. Der flache Sitzwinkel sorgt dafür, dass mit zunehmendem Sattelauszug auch der Abstand zum Lenker mitwächst. Die Lenkerhöhe bleibt davon jedoch unangetastet. Für kleinere Fahrer ist die Sitzposition angenehm aufrecht, Fahrer ab 1,85 m müssen sich aber relativ weit nach vorne zum Lenker runterbeugen. Sie sollten im Konfigurator lieber zum verstellbaren Ergotec-Vorbau greifen, der mehr Variation in der Lenkerhöhe bietet.

Auch wenn Großgewachsene mit nach vorne gebeugtem Oberkörper stark auf dem Lenker liegen, bleiben die Hände und Arme doch recht entspannt, selbst wenn der Weg etwas ruppiger wird. Die einarmige Federgabel sorgt zusammen mit dem starken Flex des BARAMIND-Lenker dafür, dass Schläge durch Fahrbahnunebenheiten abgedämpft werden. Auf kleine Unebenheiten spricht die Gabel besonders gut an – sogar besser als die meisten Teleskop-Federgabeln.

Der BARAMIND BAM City-Lenker ist zwar nur 620 mm breit, flext aber stärker als der Stab eines Stabhochspringers. Zusammen mit der Federgabel sorgt er für Fahrkomfort an der Front.
Die einarmige Federgabel besitzt eine Blattfeder aus Verbundwerkstoff und basiert auf der La City-Federgabel von MOTiON Engineering. Sie spricht super feinfühlig an, hat aber mit 40 mm Federweg nur für leichte Pfade genug Reserven.

Fährt man aber im 90°-Winkel auf hohe Kanten wie Bordsteine zu, erreicht die Gabel recht harsch das Ende ihres 40 mm Federwegs und federt auch schnell wieder aus. Darunter leiden besonders schwerere Fahrer, da sich die Blattfeder nicht auf das hohe Fahrergewicht einstellen lässt. Hier sind konventionelle Gabeln mit mehr Federweg, einer Dämpfungskartusche, die in beide Richtungen wirkt, und mehr Einstellmöglichkeiten technisch überlegen.

Einen weiteren kleinen Nachteil hat die einarmige Federgabel-Konstruktion: Sie muss ohne Schutzblech auskommen. Auch das Hebie-Schutzblech am Hinterrad bietet nicht viel Spritzschutz, so dass man an nassen Tagen mit einem schmutzigen Rücken und feuchten Hosenbeinen rechnen muss.

Die 2,15″ schmalen Hutchison Skeleton-Reifen bieten durch ihr relativ kleines Volumen nur eingeschränkt stoßabsorbierende Fähigkeiten. Das flache Profil rollt schnell auf Stadt- und Schotterstraßen. Fahrer mit einem guten Gespür dafür, wann das E-Bike den Grenzbereich der Traktion erreicht, können kleine Ausflüge über unbefestigte Wege wagen. Unter Neulingen sind die Reifen auf weichen Erdpfaden oder nassen Fahrbahnen dagegen schnell überfordert. Die MAGURA MT Trail Sport-Bremsen bieten zwar eine gute Dosierbarkeit, zieht man aber zu fest an den Hebeln, kommen die Reifen ins Rutschen. Für mehr Grip und Fahrkomfort wäre es schön gewesen, dem Rahmen und der Gabel etwas mehr Reifenfreiheit zu verpassen. Dann könnte man auf größere Reifen mit mehr Profil upgraden.

Das Heck muss komplett ohne aktive Federelemente auskommen und auch der gegossene Kunstoff-Rahmen bietet nur geringe stoßabsorbierende Eigenschaften. Während kleine Unebenheiten unterm Vorderrad gut ausgefiltert werden, wird man im Sattel beim Überfahren von Schlaglöchern und Ähnlichem stärker durchgeschüttelt – hier wäre wenigstens eine gefederte Sattelstütze wünschenswert.

Der Valeo Cyclee-Motor und das Valeo Smart eBike System am Ultima Multipath im Test

Per Taste auf dem Display wählt man den Fahrmodus. Zur Wahl stehen Off, Eco, Predict und Turbo. Im Eco-Modus fährt das Multipath gefühlvoll an. Von der vielen Motorpower ist nichts zu spüren. Dazu muss man während der Fahrt entweder umständlich zum Display greifen oder man hält den Daumengas-Schalter an der Remote nach unten gedrückt.

Das Daumengas fungiert als Schiebehilfe. Nutzt man es, während man auf dem Bike sitzt und in die Pedale tritt, versetzt es das Multipath in den Turbo-Modus und der Motor schiebt kräftig an. Das funktioniert auch, wenn man ohne Motorunterstützung und aus eigener Kraft unterwegs ist und an dem ein oder anderen Hügel auf elektrische Hilfe angewiesen ist.

Auch im Turbo-Modus schiebt das Ultima Multipath noch gefühlvoll an, sodass man sich keine Sorgen machen muss, nach hinten vom Sattel zu fallen. Mühelos steigt die Geschwindigkeit bis zur 25 km/h Grenze, die der Motor sogar auf leicht ansteigenden Wegen aufrechterhalten kann. Das verleiht dem Ultima Multipath selbst beim entspannten Cruisen ein dynamisches Fahrgefühl und sorgt für Fahrspaß.

Dabei sollte man aber die Restreichweite im Blick behalten, denn der kraftvolle Motor zehrt natürlich auch stärker am Akku. Für einen kurzen Check einfach die Licht-Taste auf dem Display lange gedrückt halten. Damit wechselt man zwischen den Ansichten für die Trip-Distanz, die gesamte zurückgelegte Distanz und die verbleibende Restreichweite in Kilometern. Dass man unbemerkt im Turbo-Modus den Akku leer zieht; diese Sorge braucht man nicht zu haben. Der Motor ist bei den hohen Geschwindigkeiten im Turbo-Modus aufdringlich laut und begleitet die Fahrt mit einem hohen Summen.

Zwischen dem sehr zurückhaltenden Eco-Modus und dem kraftvollen Turbo-Modus liegt der Predict-Modus. Er passt seine Motorleistung adaptiv an, ist aber tendenziell viel näher an den Turbo-Modus angelehnt als an den Eco-Modus. Eine Besonderheit hat der Predict-Modus außerdem: Während man in Eco und Turbo frei darüber entscheiden darf, ob man die Schaltung manuell betätigt oder nicht, wird im Predict-Modus immer automatisch geschaltet.

Wie erkennt das Effigear Automatikgetriebe im Valeo Cyclee-Motor den richtigen Gang?

Das Schaltgetriebe kann auf die Sensordaten des Motorsystems zurückgreifen und daraus den passenden Gang ermitteln. Zur Verfügung stehen Geschwindigkeit, Trittfrequenz, Druck auf das Pedal und auch die Lage des Bikes dank eines Neigungssensors. In erster Linie versucht das Ultima eine voreingestellte Trittfrequenz zu erreichen. Selbst einstellen konnten wir diese an unserem Testbike nicht.

Rollt man in der Theorie auf einen Anstieg zu, hebt sich die Nase des Bikes, Geschwindigkeit und Trittfrequenz nehmen ab und der Druck auf dem Pedal nimmt zu. Dann wird das Kommando zum Herunterschalten gegeben. Nimmt man bergab oder in der Ebene Fahrt auf, passiert das Gegenteil und das Getriebe schaltet hoch.

In der Praxis ist die Valeo-Effigear-Kombo etwas schaltfaul. Dank der hohen Motorpower hat man in der Ebene in wenigen Sekunden die 25 km/h Marke erreicht. Das Getriebe benötigt jedoch oft ganze drei bis vier schnelle Kurbelumdrehungen, um zu merken, dass die Trittfrequenz nicht mehr passt und gibt erst dann den Schaltbefehl. Der Schaltvorgang selbst läuft schnell und ohne Leistungsabriss statt.

Beim Runterschalten ist das Effigear-Getriebe noch vorsichtiger: Rollt man mit einer niedrigen Trittfrequenz von z. B. 60 Umdrehungen pro Minute und hohem Tempo von 25 km/h auf einen Hügel zu, dann fällt das Tempo und damit die Trittfrequenz zunächst deutlich ab. Erst wenn man etwas Druck vom Pedal nimmt, schaltet das Getriebe runter. Dadurch verliert man zwar etwas Dynamik und Schwung bergauf, doch es verhindert unvorhergesehene Tritte ins Leere und schützt so den Fahrer.

Die Geschwindigkeit des Schaltvorgangs in einen leichteren Gang nimmt auch im manuellen Modus nicht zu. Drückt man die Minus-Taste auf der Fernbedienung, wechselt die Ganganzeige auf dem Display in den niedrigeren Gang und fängt an zu blinken. Erst nach dem eigentlichen Gangwechsel hört das Blinken auf. Bis dahin können mehrere Sekunden vergehen, denn die Schaltung wartet auch bei manueller Betätigung darauf, dass man den Druck vom Pedal nimmt. Eine sportliche Fahrweise mit schnellen Gangwechseln ist beim Ultima Multipath nicht drin.

Dafür ist auch die Gangabstufung mit durchschnittlich 28,5 % zwischen den 7 Gängen zu grob (bei 450 % Bandbreite). Im Vergleich dazu besitzt die Pinion MGU E1.12 mit 12 Gängen trotz höherer Bandbreite von 600 % eine feinere Gangabstufung von 17,7 %. (Die MGU E1.9 mit 9-Gängen und 568 % Bandbreite liegt immerhin noch bei 24,3 %). Die eigene Wunschtrittfrequenz fährt man eher selten, man befindet sich meist in einem etwas zu leichten oder zu schweren Gang.

Das wird durch die immense Kraft des Motors aber schnell zur Nebensache. Will man nur entspannt von A nach B kommen, sorgt der Predict-Modus in den meisten Fahrsituationen für genug Vortrieb, selbst wenn man nicht viel Kraft auf die Pedale gibt. Auch wenn man mit einer ungünstigen Trittfrequenz unterwegs ist, kommt man an einem Hang so gut wie nie zum Stehen und ist meist mit hohem Tempo unterwegs.

Fazit zum Ultima Multipath Trekking Allroad

Das Ultima Multipath verfügt über ein wegweisendes, vielseitiges und nachhaltiges Konzept wie kaum ein anderes E-Bike. Durch die kraftvolle und wartungsarme Motor-Getriebe-Einheit generiert es Fahrspaß und ist einfach in der Handhabung. In manchen Punkten, wie dem Einheitsgrößenkonzept oder einzelnen Ausstattungspunkten, fehlt es noch an etwas Feinschliff. Ansonsten ist das Ultima Multipath mehr als sein Geld wert.

Tops

  • Viel Motorpower, dennoch leicht kontrollierbar
  • Super vielseitig durch unterschiedliche Vorderradgabeln
  • Großer Wert auf Nachhaltigkeit und kurze Produktionswege
  • Abgefahrenes Design
  • Genialer Diebstahlschutz mit Leerlauf

Flops

  • Kein Schutzblech vorne in der Trekking-Allroad-Variante
  • Fest verbauter Akku
  • Kleine Bremsscheiben

Für mehr Infos besucht ultima.dev

Words: Rudolf Fischer Photos: Julian Schwede