Gefangen in der Alltagsroutine? Dann ist es höchste Zeit für ein Mini-Adventure! Gerade jetzt verspüren fast alle von uns etwas Fernweh, dabei kann das Ferne so nah sein?! Wir haben das Cargo-Vanlife ausprobiert – dass die Lage bei einem Overnighter so schnell eskalieren kann, hätten wir jedoch nicht erwartet.
Den Traum vom eigenen Camper haben fast alle Großstadt-Abenteuer-Fans bereits geträumt: rein in den Camper, raus in die Natur. Motor an und los. Immer der Nase nach. Dort anhalten, wo man will. Einfach weiterfahren, wenn man will. Laue Sommernächte am Lagerfeuer, Geschichten erzählen und Bier trinken, am nächsten Tag schwimmen im See oder gar im Meer – ein Camper verspricht die Freiheit auf vier Rädern.
Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Meist ist man eben nicht kurz mal am Meer, in den Alpen oder der Sahara, sondern eben in Buxtehude, Hintertupfingen oder Timbuktu.
Und selbst, wenn es so wäre – bevor das Abenteuer beginnen kann, müssen sich alle ohne perfekten Van erstmal auf eine andere Reise begeben, die besonders für Ungeübte im Autokauf ein riskantes Abenteuer sein kann. Vor allem wenn man sich auf dem Gebrauchtmarkt umschaut.
Nach der Vorfreude und den ersten Glücksgefühlen in den eigenen rollenden vier Wänden kommt vielleicht bereits die Erkenntnis „Verdammt, der Rost frisst meinen Camper auf“, es folgt die schwierige Parkplatzsuche in der City und dann bleibt auch noch der Nachbar beim Ausparken an der Stoßstange hängen. Hat der Alltag einen nach den Abenteuern wieder gefangen, sind lange Standzeiten, Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten zwangsläufig Teil des #Vanlife. Es ist eben nicht alles Gold, was auf Instagram glänzt.
Für uns sieht die Realität nochmal anders aus: Wir haben nämlich gar keinen Campervan. Aber das ist auch nicht schlimm, denn wir haben Cargo-Bikes! Und mit ihnen startet das Abenteuer direkt vor der Haustüre, ohne großartige Planung oder Vorbereitungszeit.
Unsere Abenteuer-Bikes
Ein Cargo-Bike mit Motor und ein Trekking-E-Bike sind die perfekte Kombi für einen spontanen Camping-Trip. Mit Rückenwind bergauf, mit Spaß bergab. Offroad? Kein Problem – auch mit Beladung!
Husqvarna Cross Tourer 6FS
Das Husqvarna Cross Tourer 6FS ist ein komfortables Trekking-E-Bike mit Alltagsausstattung wie Licht, Schutzblechen und einem Gepäckträger, auf dem Schlafsack und alle Camping-Utensilien in einer Packtasche Platz finden. Die Offroad-Bereifung, die Front- und Heckfederung sowie das tiefe Oberrohr sorgen für Sicherheit auch abseits befestigter Wege. Der 5.399 € teure Cross Tourer 6FS wird von einem Shimano STEPS E8000-Motor angetrieben und von einem 630-Wh-Akku gespeist.
Motor/Akku Shimano STePS DU-E8000/630 Wh
Display Shimano SC-E6100 LCD
Federgabel SR Suntour RAIDON34 100 mm
Dämpfer SR Suntour EDGE LOR8
Schaltung Shimano DEORE XT Di2 1×11
Bremsen Shimano BR-MT520
Licht SUPERNOVA V512S/SUPERNOVA LED light bar
Schutzblech HUSQVARNA INTGR CT-fs
Reifen Schwalbe SMART SAM
Mehr Informationen findet ihr unter husqvarna-bicycles.com
Riese & Müller Load 60 GX
Das Riese & Müller Load 60 GX mit Offroad-Bereifung und Bosch Cargo-Line-Motor hat sich in unserem großen Cargo-Vergleichstest nicht nur als klarer Testsieger herauskristallisiert, sondern sich auch als ultimatives Cargo-Camper-Bike bewährt. Pack light, travel far? Bullshit! Das Riese & Müller Load 60 GX verfügt über 100 kg Beladungskapazität! Ein Cargo-Bike hat so viel Ladevolumen, da muss man nicht auf Packmaße und Gewicht achten – einen Grill hätten wir vermutlich auch noch im Load 60 untergebracht! Ein Doppelakku, sprich 1.000 Wh Akkukapazität, sind jedoch Pflicht, wenn man ein wenig weiter aus der Stadt – und wieder zurück! – kommen möchte.
Motor/Akku Bosch Cargo Line/1000 Wh
Display Bosch SmartphoneHub
Federgabel SR Suntour Mobie 70 mm
Dämpfer X-Fusion Glyde
Schaltung Shimano DEORE XT Di2 1×11
Bremsen Tektro TRP C
Licht Supernova M99 Mini Pro-25/M99
Schutzblech SKS A65R
Reifen Schwalbe Big Ben Plus/Smart Sam
Mehr Informationen findet ihr unter r-m.de
Also rein das Zeug ins Cargo-Bike: Campingstuhl, Perserteppich und dicker Schlafsack. Buch und Leselampe für den Abend. Kocher, Kaffee, Haferflocken und Hafermilch für einen gelungenen Morgen. Und so geht es los.
En route – und ein bisschen daneben …
Gerade wenn die Landschaft nichts Außergewöhnliches bietet, hat man die Chance, das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen zu entdecken. Eine wahre Kunst! Auch wenn wir schon Hunderte Male durch den Stuttgarter Stadtpark geschlendert oder gefahren sind, ist es dieses Mal etwas ganz Besonderes.
Manchmal höre ich auf, dem Leben hinterherzulaufen. Dann setze ich mich ganz ruhig hin. Und warte und staune, weil das Leben zu mir kommt. – Unbekannt
Während wir im Feierabendverkehr zahlreichen gestressten Menschen begegnen, fahren wir gegen den Strom. Raus in die Natur, Ruhe finden und runterkommen, das ist unser vielversprechender Plan für heute. Doch schnell wird klar: Daraus wird nichts, wir drehen stattdessen noch mehr auf!
Wir haben zwar keine Eile, aber beim Tourstart bereits leicht einen sitzen und nur eine Mission – draußen im Gras schlafen! Nur für eine Nacht. Ganz unverbindlich. Frei. Kein Zelt, nur unmittelbare Natur. Die Bikes rollen, das Party-Hemd flattert. So fühlt sich Freiheit an! Andere hängen am Abend an der Glotze, wir am Leben! Wir haben ein Ziel, aber keine fixe Route. Vielmehr lassen wir uns treiben, fahren der Nase nach in die richtige Himmelsrichtung und lassen uns von den Begegnungen am Wegesrand überraschen.
Statt dem Lago Maggiore oder den schottischen Highlands winkt die Stuttgarter Hügellandschaft mit Blick auf Weinberge, das Mercedes-Benz-Museum und die Industriebauten entlang des Neckars als Belohnung des heutigen Abends.
Erster Stopp
Imbiss im Park mit lauwarmem Bier und kalter Currywurst. Weiter geht’s über den Neckar Richtung Daimler-Stadion und Mercedes-Benz-Museum.
Zweiter Stopp
Imbiss am Bahnhof Bad Cannstatt. Diesmal kaltes Bier und lauwarmer Gyros. Klare Steigerung.
Für den perfekten Sonnenuntergang sind wir nach zwei Tankstopps eh schon zu spät dran. Entsprechend länger gestaltet sich der dritte Stopp.
Dritter Stopp
Dönerbude am Bahnhof Untertürkheim. Kaltes Bier und warmer Döner. An diesem Abend bleibt die Frage unentschieden, ob wir mehr Durst oder mehr Hunger haben.
Dialog des Tages, als wir ein Funeral-Dance-Video auf dem iPhone schauen und einen Streifenwagen der Polizei vorbeifahren sehen: „Wir haben bereits vier Bier intus. Ich weiß nicht, ob wir noch fahren sollten.“ Sagt der andere: „Also ich merk noch nix.“ Okay, weiter … *
*Hinweis: Alles in dieser Story, das mit Bier zu tun hat, ist selbstverständlich ganz und gar erfunden und wurde unter behördlicher Aufsicht von professionellen Models nachgespielt. Das Bier war natürlich alkoholfrei … ride responsibly.
15 km in vier Stunden – die Geschwindigkeit muss uns erst mal jemand nachmachen. Es ist bereits kurz vor zwölf, als wir an unserer Schlafstätte ankommen. Eine Tageszeit, vor der alle Camping-Erfahrenen warnen, nämlich in vollkommener Dunkelheit. Klugerweise haben wir Stirnlampen und starke Bike-Lampen dabei, die die Nacht zum Tag machen.
Wichtig zu wissen: Wild zelten ist in Deutschland verboten, Schlafen unter freiem Himmel in der Regel nicht. Bei Regen kann man ein Tarp aufstellen oder eine Schutzhütte suchen. Auch deluxe: eine Hängematte an zwei Bäumen aufhängen. Haben wir bislang noch nicht gemacht, kommt aber beim nächsten Mal.
Nachdem der Perserteppich ausgerollt und die Isomatte aufgeblasen ist, kommt das (verdiente?) Feierabendbier. Und dann der Schlehenschnaps. Danach Zähne putzen, Mammut-Recovery-Schlafmaske auf und gute Nacht! Das mitgebrachte Buch findet in dieser Nacht keinen Leser.
Die Nacht fällt kürzer aus als gedacht. Das Vogelgezwitscher weckt uns bereits um 5.30 Uhr, das Schnarchen von einer von uns Schnarchnasen ist beim Versuch weiterzuschlafen auch alles andere als hilfreich. Die erste Erkenntnis am Morgen: Das letzte Bier hätte eigentlich nicht mehr sein müssen. Nun ja, so ist es ja immer. Oder vielleicht war es auch einfach über dem Mindesthaltbarkeitsdatum?!
Als die ersten Sonnenstrahlen durch den Himmel brechen, stehen wir auf und bereiten das Frühstück in einem fabelhaften Lichtspiel der Sonne zu. Das Schöne am Cargo-Campen: Man kann die unnötigsten Dinge mitnehmen, z. B. Backhandschuh und Porzellan-Geschirr. Warum? Weil man’s kann.
Wir snacken, packen zusammen und fahren mit stolz geschwellter Brust in Richtung Office. Wir haben die Nacht besiegt und was der Kater macht, wird sich noch zeigen. Manche Dummheit wurde begangen, einige unvergesslichen Erinnerungen wurden geschrieben und wir haben definitiv einiges zu erzählen! Kurzum: Alles richtig gemacht!
Cargo-Camper erweitern unseren Horizont. Sie zeigen uns, dass es im Leben gar nicht so viel braucht und dass das richtige Bike trotzdem genügend Platz für all die unnötigen Dinge hat, die einem das Campen versüßen. Sie bringen uns in die Natur zurück. Zurück zum unmittelbaren Erleben. Ausflüge wie diese zeigen uns auch immer wieder, dass wir die großen Reisen und die großen Besitztümer eigentlich gar nicht brauchen. Wir lieben unseren Besitz zwar auch, aber es ist immer schwierig, wenn der Besitz auf einmal den Besitzenden besitzt. Sprich, wenn man sich Sorgen um den Camping-Van machen muss und mehr Zeit mit seiner Instandhaltung verbringt, als man mit ihm auf Tour ist! Bike beladen und losziehen – so einfach kann Campen sein. Warum mehr Aufwand, wenn auch weniger reicht? Ab jetzt ist das unser Geheimrezept, um der Alltagsroutine zu entkommen. Dafür braucht man keinen Urlaub, es reicht bereits eine Nacht! Und lauwarmes Bier, wohldosiert.
Übrigens, wer flexible Arbeitszeiten hat oder zumindest keine Frühschicht, die um 5 Uhr startet: Ein Overnighter lässt sich auch perfekt unter der Woche machen! Alle im Büro werden dich beneiden!
Wichtige Vorbereitung für den One-Night-Stand
- Check das Wetter, bevor du losfährst.
- Angst im Dunkeln? Dann verabrede dich zu zweit zum One-Night-Stand. Kuscheln erlaubt! Es reicht übrigens, wenn nur einer oder eine von euch ein Cargo-Bike hat – vorausgesetzt, es hat E-Bums.
- Lade dein Cargo-Bike immer auf! Du weißt nie, wann es dich rauszieht und du die volle Akkukapazität brauchst.
- Zelten ist selten in der Natur erlaubt, Biwakieren schon – mehr Infos hier!
- Koch-Essentials: Wer einen Gaskocher hat, hat idealerweise auch ein entsprechendes Geschirrset. Alternativ kannst du auch einfach die Küche plündern – ein kleiner Topf, Löffel und Zutaten rein, und gut! Unser Tipp für alle professionellen Overnighter oder die, die es werden wollen: Stell dir ein kleines Escape-Set zusammen!
- Ein Tee oder Kaffee am Morgen tut einfach gut. Ein Bier am Abend auch. Also nimm was mit.
- Stell das Handy auf Flugmodus oder schalt es aus – im Notfall kannst du es auch wieder anschalten. Oder blockier zumindest Social Media und Co. Genieß die Zeit draußen ohne Screentime!
- Gaskocher, Döner oder Nobelrestaurant? Mit Kleingeld, Kreditkarte und Gaskocher in der Tasche bist du für alles gerüstet!
Wichtige Nachbereitung
An der Schlafstelle:
- Lass keine Spuren zurück! Respektier die Natur und andere Menschen, nimm deinen Müll auf alle Fälle wieder mit. Ausreden zählen nicht!
- Inspizier deinen Lagerplatz, ehe du dich aus Versehen in einen Ameisenhaufen legst oder eine Ameisenstraße deine Schlafstätte kreuzt.
Zu Hause:
- Schlafsack etc. noch mal zum Nachtrocknen raushängen.
- Bike laden. Wer weiß, was heute Nacht passiert?
Packtipps
Minutiöses Packlisten-Schreiben, Gewicht- und Packvolumen-Sparen sind bei einem Overnighter mit einem E-Cargo-Bike kein Thema. Du brauchst weder den halben Globetrotter leerkaufen noch Ewigkeiten über das passende Equipment grübeln. Als Gedankenstütze für euch haben wir hier die aus unserer Sicht wichtigsten Dinge zusammengefasst, mit denen euer Trip nicht nur machbar, sondern auch ein komfortables Erlebnis wird.
- Zahnbürste und umweltverträgliche Pasta
- Klopapier
- Lieblingsbuch und Stirnlampe (idealerweise mit Rotlicht, das besser für die Augen bei Nacht ist)
- Mütze/Kopfbedeckung
- den Temperaturen angepasster Schlafsack
- Isomatte oder Perserteppich
- Kleingeld und Kreditkarte
- Kaltes am Abend:
- Bier
- Warmes am Morgen:
- Porridge (Haferflocken, (Hafer-)Milch, Obst)
- Tee oder Kaffee
Words: Robin Schmitt Photos: Benjamin Topf, Valentin Rühl, Patrick Sauter