Das Ca Go FS 200-E-Lastenrad mit Bosch- Motor und einem Akku mit bis zu 1.250 Wh hat eine der wohl komfortabelsten und sichersten Lösungen im Cargo-Bike-Universum gefunden, um seinen Nachwuchs mitzunehmen. Unser Test hat gezeigt, ob ein wetterfestes Verdeck und die Sicherheitsfeatures reichen, um den Autoschlüssel hängen zu lassen.
Das Unternehmen aus Koblenz, gegründet vom Geschäftsführer von Ergon, setzt auf Cargo-Bikes made in Germany mit innovativen Transportlösungen. Franc Arnold und sein Team haben das Ca Go in kürzester Zeit entwickelt und dabei den sicheren Kindertransport an oberste Stelle gepackt. For all your precious Cargo: Das Ca Go verspricht, eine Transportlösung für eure wertvollsten Schätzchen zu sein – eure Kinder. Seine Transportbox besteht aus sogenanntem EPP (kurz für expandiertes Polypropylen) und kann mit zwei vollwertigen Kindersitzen ausgestattet werden. Dadurch wird das Bike zum Dreisitzer und bietet dann schon mehr Leuten Platz als die meisten Sportwagen. Doch wer denkt, es handele sich um einen fahrbaren Kinderwagen, der irrt: Das Ca Go kann ebenso gut als vollwertiges Lastenrad dienen. Es setzt auf eine direkte Seilzuglenkung und unterstützt seine Piloten mit dem Bosch CX Cargo Line-Motor in Verbindung mit einem bis zu 1.250 Wh großen Akku. Wie der Antrieb in Verbindung mit dem langen Cargo-Bike funktioniert und was für Transportmöglichkeiten es bietet, haben wir im ausführlichen Test herausgefunden.
Lebensentwurf – Kinder oder Gepäck?
Für verschiedene Lebensentwürfe bietet Ca Go jeweils die passende Lösung, um bei Bedarf ohne Pkw oder zumindest mal ohne Zweitwagen auszukommen. Kinder- oder gepäckgerechter Transport? Sonnendach, Regendach oder am liebsten oben ohne? Bei Ca Go lässt sich die Ausstattung der Transportbox frei gestalten. Soll es etwas von beidem sein, lassen sich die bis zu zwei Kindersitze getrennt voneinander hochklappen und nehmen so nur noch wenig Raum ein. Sind beide Plätze belegt, kann man auf dem Tablett oberhalb der Füße der Mitfahrenden noch Gepäck transportieren.
Das Ladevolumen der Box ist mit 200 l großzügig genug, um Kinder und Gepäck zu transportieren. Lediglich sehr große, sperrige Gegenstände wie eine Waschmaschine oder ein Kühlschrank lassen sich mit dem Ca Go nicht mitnehmen, das geht nur mit anderen Lastenrädern wie dem Kettler FS 800 (zum Test). Hier ist das Ca Go eher der schicke Familienkombi unter den Lastenrädern und weniger der Kleintransporter fürs Grobe. Dem Credo, eine Transportlösung für das „Precious Cargo“ zu sein, bleibt das Ca Go jedoch treu und ist dem Nachwuchs absolut gewachsen.
Die Ausstattung unseres Ca Go FS 200-Test-Bikes im Detail
Die Ausstattung unseres Test-Bikes ist sehr üppig. Das Bike kommt, wie üblich für die meisten Lastenräder der Long-John-Klasse, mit einem kleinen 20”-Vorder und einem größeren 27,5”-Hinterrad. Im Zentrum des Hinterrads sorgt eine automatische Nabenschaltung von Enviolo für einen hohen Bedienkomfort, die mit einem wartungsfreien und geräuschlosen Riemenantrieb gekoppelt ist. Ölige Kette, verschmierte Hosen und eine verstellte Schaltung? Fehlanzeige!
Außerdem ist am Heck des Lastenrads ein sehr großvolumiger Reifen montiert, der durch seine hohe Eigendämpfung und in Verbindung mit der optional gefederten Sattelstütze für einen hohen Komfort sorgt. Vorn ist für den Mitfahrkomfort eine Cargo-Federgabel von SR Suntour verbaut. Für die Verzögerung sind MAGURA-Bremsen zuständig, die vorn mit zwei Kolben auf eine 200 mm große Bremsscheibe einwirken und hinten mit der doppelten Kolbenanzahl und einer 220 mm großen Bremsscheibe arbeiten – Hightech aus dem MTB-Bereich also! Das verzögert das E-Lastenrad mit zulässigem Gesamtgewicht von 250 kg absolut zuverlässig und sorgt auch auf langen Abfahrten für ausreichend Bremspower. Damit man trotzdem nicht unerwartet hart in die Eisen steigen muss, sorgen Reflektorstreifen an den Reifen für Sichtbarkeit und das Supernova-Licht ist sogar mit einer Fernlicht-Funktion ausgestattet. Wenn man mal angehalten hat, unterstützt einen der Bosch CX Cargo Line-Antrieb mit Doppelakku, sobald man erneut Fahrt aufnimmt.
Stark wie ein Löwe – Das Bosch CX Cargo Line-Motorensystem
Der Bosch CX Cargo Line-Motor ist extra auf die Anforderungen von Lastenrädern ausgelegt und sorgt mit seinen 85 Nm für ordentlich Vortrieb. Kombiniert man diesen Antrieb mit dem 1.250 Wh starken Doppelakku, ist man auch für längere Touren gewappnet.
Doch ein guter Motor ist bekanntlich immer nur so gut wie die Übersetzung, die seine Kraft ans Hinterrad bringt. Der Aspekt wird beim Ca Go von einer Enviolo AUTOMATIQ-Nabenschaltung übernommen, die das Übersetzungsverhältnis in Verbindung mit dem Hub-Interface komplett von selbst anpasst. Das wird nicht wie üblich durch eine fixe Verzahnung erreicht, sondern stufenlos durch die CVP-Technologie (= Continuously Variable Planetary). Bei diesem System stellt ihr lediglich die gewünschte Trittfrequenz von 30 bis 130 in Fünferschritten über das Bosch Kiox-Display ein. Die Automatik sorgt dann dafür, dass ihr immer in der optimalen Übersetzung unterwegs seid und die Trittfrequenz unabhängig vom Grad der Steigung oder des Gefälles gleich bleibt. Außerdem könnt ihr euch per Bluetooth verbinden und die Einstellungen am Smartphone vornehmen. Eure Lieblings-Trittfrequenz findet ihr einfach durch ausprobieren heraus – der Bosch Motor ist zwischen 80 und 90 am effizientesten. Mit 85 Nm ist das Bosch CX Cargo Line-System nicht nur so stark wie ein Löwe. Es kann bei Bedarf auch so zahm wie ein Schmusekätzchen sein, wenn man die Kraftentfaltung richtig einstellt. Zur Wahl stehen die Support-Modi ECO, TOUR, SPORT und TURBO. Dabei unterstützt der Antrieb im ECO-Modus, wie der Name bereits sagt, besonders batterieschonend und sparsam, während der TURBO-Modus quasi ohne Rücksicht auf Elektronenverluste immer die volle Leistung bereitstellt. Die beiden mittleren Modi TOUR und SPORT sind die gängigsten im alltäglichen Betrieb und quasi selbsterklärend. Der TOUR-Modus lässt noch etwas mehr Reichweite zu, indem die Leistung begrenzt wird, und der SPORT-Modus erlaubt es bei entsprechender Anforderung, das volle Drehmoment bereitzustellen.
Die erhältlichen Ausstattungsvarianten des Ca Go – So flexibel wie ein Schweizer Taschenmesser
Die vielseitige Ausstattung des Ca Go FS 200 kann man in zwei Lager unterteilen: die Fahrradkomponenten an sich und die Transportlösungen. In Sachen Komponenten lässt das Ca Go eher wenig Spielraum: Essenzielle Dinge wie die Nabenschaltung oder die Bremsen sind fix vorgegeben. Es lassen sich hingegen Komponenten wie Sattelstütze, Licht, Griffe oder gar die Schläuche in den Reifen variabel aussuchen. Auch ein Sicherheitsfeature in Form der CaGo.me-App plus GPS-Tracker lässt sich dazu bestellen. Dadurch kann man das Bike sicherer parken und die Rettungskräfte schneller selbstständig bei einem Unfall alarmieren. Außerdem sind die Möglichkeiten in puncto Transportlösung beinahe endlos. Allein drei verschiedene Arten von Kindersitzen und vier unterschiedliche Dachaufbauten der Transportbox geben einen groben Einblick in die Fülle der Auswahlmöglichkeiten.
Ca Go FS 200 – Eine Lieferando-Box war noch nie so praktisch und schön
Die Transportbox selbst ist aus expandiertem Polypropylen gefertigt– demselben Material wie die meisten isolierten Lieferboxen. Das Gute daran: Es kann durch ein Spritzgussverfahren in nahezu jede Form gebracht werden und ist nach dem Erstarren super stabil. Diesen Vorteil hat Ca Go sich zunutze gemacht und mit der Firma Schumpeter, ebenfalls aus Koblenz, eine schöne aerodynamische Form für die Transportbox entwickelt, die genug Raum und Variabilität bietet, obwohl der untere Teil der Box immer derselbe bleibt. Für den Gütertransport bleibt sie innen einfach leer und fasst so genau eine Eurobox in der Größe 40 x 60 cm oder zwei Kühlboxen im Bierkastenformat für den Sommerausflug, die direkt mitbestellt werden können. Alternativ finden natürlich auch die zwei Bierkisten direkt voreinander Platz in der Cargo-Box.😉 Außerdem kann die Box mit einem Deckel verschlossen werden, der zusätzlich mit einer Reling ausgestattet werden kann.
Um Kinder mitnehmen zu können, finden die Veränderungen vor allem im Inneren der Box statt: Kindersitz, Babyschale oder Isofix-zertifizierter Sitz aus dem Automobilbereich sind alle kein Problem für das Ca Go FS 200. Allerdings ist dabei zu beachten, dass bei Verwendung eines Kindersitzes mit Isofix-Befestigungsset nur ein Kind befördert werden kann, während in den restlichen Fällen jeweils zwei Kinder Platz finden. Die hauseigenen Kindersitze verfügen über 5-Punkt-Gurte und eine höhenverstellbare Kopfstütze. Damit die Kleinen leicht hineinklettern können, ist außen ein Tritt integriert, der im Härtetest auch das Gewicht eines Erwachsenen ausgehalten hat – stark! Wer nebst Kindern noch einiges an Gepäck zu transportieren hat, kann ein Tablett dazu bestellen, das einen stabilen Zwischenboden über den Füßen der Kinder aufspannt. Außerdem lässt sich fürs Heck zwar kein Gepäckträger ordern, dafür aber eine unauffällige Reling für die Befestigung von zwei Satteltaschen. Die mögliche Zuladung beträgt bei der Variante mit einem Akku rund 171 kg, wobei die Box allein eine Zuladung von 70 kg verträgt. Bleiben gute 100 kg für die Person auf dem Sattel mit Satteltaschen.
Kids-Safety – Sicherheit geht vor
Zum Schutz vor äußeren Einwirkungen endet die Transportbox ungefähr auf Schulterhöhe der kleinen Fahrgäste und verzichtet im Inneren gänzlich auf Metall oder andere harte Materialien. Zusätzlich zu den gut ausgeformten, schwingend gelagerten Kindersitzen mit robusten Gurten und Kopfstütze gibt es den Ortho Safety Collar. Er ist ebenfalls aus EPP gefertigt und soll den Schutz im Nacken- und Kopfbereich wie eine Art Überrollbügel noch mal stark erhöhen. Falls man das Cargo-Bike mit Regenhaube bestellen möchte, muss man das Ortho Safety Collar dazu buchen – die Haube wird nämlich daran befestigt. Sinnvoll ist dieses Sicherheitsfeature aber ohnehin! Von der Babyschale über den Isofix-Kindersitz bis zu klappbaren Sitzen mit rund 60 cm Beinfreiheit: Beim Ca Go kann die Unterbringung der Knirpse so lange mitwachsen, bis sie selbst aufs Rad steigen und nebenher fahren können.
Das Ca Go FS 200 im Test – Sicheres Fahrverhalten oder Sicherheit im Fall der Fälle?
Ist man mit dem Ca Go FS 200 unterwegs, fällt zuerst der enorm große Lenkeinschlag beim Ausparken auf: Das 2,70 m lange Bike lässt sich beinahe auf der Stelle um das Hinterrad manövrieren. Der große Lenkeinschlag wird durch die leicht zu wartende Seilzuglenkung möglich. Was beim Rangieren auf dem Parkplatz ein großer Pluspunkt ist, wandelt sich beim Fahren zu einem Gewöhnungsfaktor: Die Lenkung wirkt im Vergleich zu Varianten mit Lenkgestänge etwas nervöser und sehr direkt. Das Bike zieht einen geradezu in die Kurve, wobei die leicht erhöhte Reibung der Seilzüge dieses Verhalten nur marginal ausgleicht. Bauartbedingt neigt das Rad im unbeladenen Zustand zum Untersteuern – vor allem in Extremsituationen und bei sehr heftigen und sehr starken Lenkmanövern. Das ist allerdings üblich für Lastenräder in dieser Länge. Daher sollten sich gerade unerfahrene Cargo-Bike-Fans langsam herantasten und eine ausgiebigere Probefahrt auf dem Parkplatz machen, bevor sie auf den Radweg gehen. Auch die Enviolo-Automatik-Schaltung ist ein Bauteil, das leicht zu warten ist, aber letztlich nicht in jeder Situation vorbehaltlos überzeugen kann. Für sie muss man am Bosch-System die optimale Kadenz, also die richtige Trittfrequenz, einstellen. Dann funktioniert die Automatikschaltung im Flachland und hügeligen Terrain sehr gut, ist aber wenig intuitiv, wenn’s mal bergig wird – dort ist trotz der einstellbaren Trittfrequenz zu oft ein gefühlt zu schwerer Gang eingelegt und die Bandbreite der Schaltung ist für sehr steile Anstiege eine Spur zu gering.
Auf ganzer Linie überzeugen können hingegen die MAGURA-Bremsen. Sie sind mit den großen Bremsscheiben sehr standfest und gleichzeitig auch noch gut zu dosieren. Die großen Ballonreifen bieten ausreichend Grip und Traktion, lediglich auf groben Feldwegen würden sich tiefer profilierte Reifen wie beispielsweise die vom Riese & Müller Load in der sogenannten GX-Ausstattung bewähren. Dahingegen bietet die Transportbox mit den Kindersitzen sicher das Highlight des Bikes und die Kids sind immer sicher unterwegs! Im Test mit ein und zwei Kindern musste das Fahrverhalten nicht unter dem Gewicht leiden – das lag vor allem an der tiefen Positionierung der Kindersitze und der noch tiefer liegenden Akkus. Im Gegenteil: Auf dem Vorderrad lastet dann mehr Druck und das Ca Go behält in engen Kurven leichter die Traktion.
Ein E-Lastenrad war nur selten so vielseitig und dabei so formschön! Statt auf Holz wie bei anderen Herstellern sitzen die Kinder hier weich gebettet in vollwertigen Kindersitzen und genießen durch die EPP-Box höchste Sicherheit, falls es mal zum Sturz kommen sollte. Der Fokus des Ca Go liegt ganz klar auf Kinderbeförderung und Sicherheit, verpackt ist das Ganze in ein schönes Design mit komfortablem Fahrwerk. Einziges kleines Manko ist das anfangs gewöhnungsbedürftige, etwas kippelige Fahrverhalten.
Tops
- durchdachte Transportbox mit maximalem Sicherheitslevel
- variable Transportmöglichkeiten und großzügiges zulässiges Gesamtgewicht
- wartungsfreier Antriebsstrang dank Riemen und Getriebenabe
- Positionierung und Kapazität der Akkus
- konsequent hochwertige Ausstattung
Flops
- Automatikschaltung im steilen Gelände überfordert
- erfordert eine gewisse Lernkurve im Handling
- nimmt konstruktionsbedingt keine sehr sperrige Ladung auf
Ihr wollt wissen, welche interessanten Lastenräder es noch auf dem Markt gibt? Hier findet ihr unseren Lastenrad-Vergleichstest mit vielen Modellen und allem, was ihr über Cargo-Bikes wissen müsst. Pflichtlektüre für alle, die sich überlegen, ein Lastenrad zu kaufen!
Worauf ihr beim Lastenradfahren achten müsst und wie ihr versteckte Probleme souverän meistert, könnt ihr in unserem Artikel über Cargo-Bikes im Alltag nachlesen.
Mehr Informationen erhaltet ihr unter cagobike.com
Words: Julian Schwede Photos: Robin Schmitt, Benjamin Topf