Mit dem Orox R14 bringt Tern ein neues Lastenrad auf den Markt, das mit natürlichem Fahrfeeling und Offroad-Qualitäten überzeugen will. In dem 8.999 € teuren Rad werden zwei Akkus verbaut, um mit insgesamt 1.600 Wh auf eine riesige Reichweite zu kommen. Macht das Lastenrad alles mit – vom Großeinkauf bis hin zum kleinen Wochenendtrip?

Tern Orox R14 | Bosch Performance Line CX/1.600W | Gewicht 50,5 kg | Preis 8.999 € | Hersteller-Website

Wenn ihr euch für Longtail-Cargo-Bikes interessiert, werdet ihr über kurz oder lang auf die Marke Tern stoßen. Die Cargo-Bikes, wie auch alle weiteren Bikes des Herstellers, sind konsequent für den urbanen Gebrauch konzipiert und zeichnen sich durch kleine Laufräder aus. Jetzt bringt Tern ein neues Cargo-Bike auf den Markt, welches auf „große“ 29″-Laufräder setzt und 8.999 € kostet. Auf die großen Räder kommen Reifen mit dickem Profil, die sich neben Asphalt auch für unbefestigte Schotterwege und leichte Trails eignen. Wem das noch zu wenig ist und wer viel auf losen Böden, wie im Sand oder Schnee, unterwegs sein will, wird sich über die Fat-Variante freuen. Hier kommen ganze 4″ breite Reifen zum Einsatz, die das Einsinken auf weichen Untergründen verhindern sollen. Beide Lastenrad-Varianten sind mit zwei Akkus ausgestattet – mit der dadurch vorhandenen Akku-Kapazität von 1.600 Wh hat man eine enorme Reichweite. Neben den alltäglichen Aufgaben, wie dem Wocheneinkauf oder um die Kinder in die Kita zu fahren, möchte das Lastenrad auch abseits der Straße für Spaß sorgen und zum Beispiel einen kurzen Wochenendtrip mitmachen. Für diese verschiedenen Aufgaben befinden sich mehrere große Taschen sowie ein weiterer Sitzplatz am Bike. Mit dieser ganzen Ausstattung kommt das Tern auf ein stattliches Leergewicht von 50,5 kg. Trotz des hohen Gewichts und der hohen Gesamtlänge lässt sich das Bike platzsparend verstauen. Einfach die Hinterradbremse ziehen und das Rad hochkant auf seinem Gepäckträger abstellen. Wenn das Rad steht, ist es ca. 190 cm hoch, 80 cm breit und 120 cm lang und könnte so in die Ecke eures Treppenhauses passen.

Um das Lastenrad platzsparend zu verstauen, kann man es auf seine Hinterläufe stellen.
Wenn ihr öfter über den Sandstrand fahren wollt, würden wir euch die Fatbike-Variante empfehlen.

Die Transportfunktionen des neuen Tern Orox R14 2024-Lastenrads

Mit dem Tern Orox R14 lässt sich so einiges transportieren, wobei das zulässige Gesamtgewicht von 210 kg nicht überschritten werden darf. Für den Offroad-Einsatz dürft ihr 30 kg weniger zuladen, also maximal 180 kg. Die maximale Zuladung liegt somit bei 159,5 kg auf befestigten Wegen, beziehungsweise 129,5 kg auf unbefestigten Wegen und bezieht sich auf den Fahrer, das Gepäck und mögliche weitere Passagiere. Damit man die maximale Zuladung auch bestmöglich nutzen kann, bietet Tern das Rad mit verschiedenen Heckträgern an. Unser Testbike kam mit dem Captain’s Chair. Wie der Name es schon vermuten lässt, kann auf dem Heckgepäckträger eine zweite Person mitgenommen werden. Der Captain’s Chair ist mit einem Anschnallgurt ausgestattet und vor allem für etwas größere Kinder gedacht. Mit viel Übung gelingt es auch, Erwachsene mitzunehmen. Durch den hohen Schwerpunkt fängt das Rad dann allerdings schnell an zu schwanken und wird unruhig. Auch an Ampeln sollte man das Rad nicht zu weit neigen, da man sonst Gefahr läuft, es nicht mehr halten zu können und umzufallen. Sind die Anfangsschwierigkeiten jedoch überwunden, macht der Captain’s Chair seinem Namen alle Ehre: Man sitzt sehr bequem, wie ein Captain eben. Neben Kindern und Erwachsenen passt auch eine Eurobox auf den Gepäckträger. Dafür müssen nur die Sitzpolster entfernt werden und schon ist Platz für eine 60×40 cm große Kiste – perfekt zum Einkaufen und als Kofferraumersatz.

Um den Platz im Rahmendreieck sinnvoll nutzen zu können, ist der Hohlraum mit einer Rahmentasche ausgestattet. Allerdings steckt in der Rahmentasche bereits einer der beiden Akkus. Daneben bietet die Tasche noch genug Platz für eine Trinkflasche. Kleinigkeiten wie Handy, Schlüssel und Geldbeutel können in den kleinen Fächern verstaut werden und sind so immer griffbereit. Geöffnet wird die Tasche per Reißverschluss von beiden Seiten. Die linke Seite öffnet das große Hauptfach, während rechts kleine Fächer sowie ein Netz, das die Seite vom großen Hauptfach abtrennt, in die Taschenseite eingenäht sind. Praktisch, wenn man nur den Geldbeutel braucht.

Wer wirklich etwas zu verstauen hat, wird weiter hinten am Rad fündig. Denn auf den Seiten des Gepäckträgers befinden sich zwei große Satteltaschen mit einem Volumen von jeweils 70 Litern , in die gefühlt der halbe Wochenmarkt passt. Verschlossen werden die zwei Rolltop-Taschen mit jeweils zwei Gurten samt einfachen FIDLOCK-Magnetverschlüssen.

Wem das nicht reicht, der kann am massiven vorderen Gepäckträger noch weitere Taschen platzieren. Sperrige Sachen, die in keine Taschen passen, können natürlich auch einfach an den Träger gebunden werden, solange ihr die maximale Zuladung von 25 kg nicht überschreitet. Auch finden sich 2 Flaschenhalter-Aufnahmen am Träger und in Griffweite des Fahrers, für den Fall, dass man während der Fahrt etwas trinken möchte.

Wegen des zweiten Akkus fällt die Rahmentasche kleiner aus. Perfekt für Sachen, die man oft braucht, wie Wasser, Schlüssel oder die Sonnenbrille.
Die Polster könnt ihr herausnehmen und den Platz gegen eine Eurobox tauschen. Perfekt für den Einkauf auf dem Wochenmarkt.
Schlägt man die Rolltop-Verschlüsse der Tasche nach innen um, können die Kinder ihre Füße einfach in den Taschen abstellen – wind- und wettergeschützt.

Das Motorsystem des neuen Tern Orox R14 2024-Lastenrads

Lastenräder ohne E-Motor sind in den letzten Jahren zu einer echten Rarität geworden und das nicht ohne Grund. Wer tritt schon freiwillig über 100 kg ohne Unterstützung durch die Gegend. Das weiß auch Tern und deshalb wurde eine Motor von Bosch, genauer gesagt der Performance Line CX-Motor, verbaut. Der kräftige Motor unterstützt euch mit 85 Nm großzügig, sodass man auch voll beladen steile Anstiege locker bewältigt. Dazu kommen die klassischen Features wie eine Schiebehilfe und vier unterschiedliche Unterstützungsstufen. Ein kleines Display zeigt euch alles Relevante an: Geschwindigkeit, Akkustand und in welcher Unterstützungsstufe ihr gerade fahrt.

Das System wird mit zwei 800-Wh-Akkus versorgt. Zusammen komme sie auf eine Gesamtkapazität von beeindruckenden 1.600 Wh. Das reicht locker für alle Tageserledigungen, ohne einen Stopp zum Zwischenladen machen zu müssen. Auch für ein Picknick in der Natur oder einen kurzen Camping-Wochenendtrip hat das E-Bike genug Kapazität. Wenn ihr die Akkus dann beide leer gefahren habt, könnt ihr sie ganz entspannt mit der Ladebuchse über dem Tretlager wieder aufladen. Sollte eure Garage nicht mit einer Steckdose ausgestattet sein, könnt ihr die Akkus auch in eurer Wohnung laden – dafür werden sie einfach per Schlüssel entnommen.

Für den Gangwechsel ist eine Rohloff SPEEDHUB XL verantwortlich. Die 14 Gänge der Getriebenabe sind auf eine Bandbreite von 526 % aufgeteilt. Mit dieser großen Bandbreite könnt ihr entspannt steile Anstiege meistern und auch bergab noch mittreten, ohne dass die Pedale ins Leere fallen. Zudem überzeugt die Rohloff mit ihrer Langlebigkeit bei gleichzeitig geringem Wartungsaufwand. Im Gegensatz zu einer Kettenschaltung muss bei der Rohloff nur einmal im Jahr oder alle 5000 km ein Ölwechsel gemacht werden. Auch das Kettenschmieren fällt weg. Der verbaute Riemen muss nicht geschmiert werden und es reicht, ihn regelmäßig mit Wasser sauber zu halten. Adieu, Ölflecken an den Hosenbeinen!

Der Bosch Performance Line CX-Motor unterstützt euch mit bis zu 85 Nm Drehmoment kräftig.
Tern verbaut nicht einen, sondern gleich zwei Akkus und kommt damit auf eine beachtliche Reichweite.

Tuning-Tipp: Lenker kürzen

Das neue Tern Orox R14 2024-Lastenrad im Detail

Bei der Ausstattung haben die Entwickler nicht gespart: Für Verzögerung sorgen kraftvolle MAGURA MT5-Vierkolbenbremsen. Mit den 203 mm großen Bremsscheiben bleiben sie auch bei langen Bremsungen mit einer hohen Zuladung standfest.

Von Schwalbe stammen die grobstolligen Johnny Watts 365-Reifen. Die SUV-Bike-Schlappen bieten eine gute Mischung aus Grip auf Schotterpisten und geringem Rollwiderstand. Zudem haben sie einen guten Durchschlagschutz und verringern so die Wahrscheinlichkeit, wegen eines Platten liegen zu bleiben.

Das Cockpit mit dem sehr breiten 800-mm-Lenker wirkt aufgrund der ganzen Leitungen sehr unaufgeräumt. Denn vom Cockpit gehen insgesamt acht verschiedene Leitungen weg. Die Leitungen verschwinden dann über Leitungsports im Rahmen, wodurch der Rest des Rades aufgeräumt wirkt.

Die ab Werk verbauten Front- und Heckleuchten von ROXIM sorgen für Sicherheit im dunklen Stadtgetümmel. Mit zwei Tastern – unabhängig von der Bosch Remote – die an den beiden Bremshebeln angebracht sind, lässt sich das Licht fix ein- und ausschalten, zudem lässt sich zwischen dem dunkleren Abblendlicht und dem helleren Fernlicht wählen. Letzteres reicht auch für unbeleuchtete Straßen aus. Zudem ist das Rücklicht gut im Gepäckträger integriert und sorgt für ausreichend Sichtbarkeit. Außerdem verfügt es über eine Bremslicht- und zusätzlich eine SOS-Funktion: Liegt das Bike auf der Seite, beginnt das Rücklicht zu blinken.

Das neue Tern Orox R14 2024-Lastenrad im Praxistest

Das Transportkonzept des Tern Orox R14 geht voll auf. Die hinteren großen Taschen bieten mehr als genug Platz für alles Alltägliche und auch für größere Gegenstände. Außerdem ist die Aufteilung in kleinere Fächer im Rahmendreieck für Kleinteile, die man regelmäßig braucht, wie Geldbeutel und Schlüssel, sehr praktisch. Beim Beladen steht das Tern Orox R14 sicher und stabil auf dem zweibeinigen Hauptständer. Der Zentralständer ist mittig unter dem Schwerpunkt positioniert und mit der Fußraste ist es einfach, auch das voll beladene Rad auf den Ständer zu hieven. Zum Losfahren reicht es, das Bike ein Stück nach vorne zu schieben und der Ständer klappt selbstständig ein.

Wenn man sich das erste Mal auf das Orox R14 schwingt, kommt das klassische Bakery-Bike-Feeling auf. Durch das lange Heck hat man das Gefühl, auf der Vorderachse zu sitzen und einen langen Anhänger hinter sich herzuziehen. Nach ein paar Metern hat man sich aber daran gewöhnt und das Lastenrad fährt sich dann sehr intuitiv, fast wie ein normales Rad. Nur beim City-Slalom zwischen Pollern und Fußgängern merkt man den längeren Radstand. Mit etwas Übung klappen jedoch auch enge Kurven problemlos.
Neben dem intuitiven Handling und genug Platz in den Taschen des Rades, um den halben Wochenmarkt einzuladen, ist auch ein sicheres Fahrgefühl für ein gutes Lastenrad unabdingbar. Eine hohe Front und die damit einhergehende aufrechte Sitzposition vermitteln viel Sicherheit. Zum hohen Sicherheitsgefühl trägt außerdem der sehr breite Lenker bei. Mit 800 mm ist dieser für unseren Geschmack allerdings schon etwas zu viel des Guten. Vor allem auf Langstrecken und für kleinere Fahrer und Fahrerinnen wird es so schnell unbequem. Auch muss man aufpassen, dass man nicht an einer roten Ampel mitsamt dem Bike umfällt, besonders, wenn es voll beladen und schwer ist. Dabei erschwert einem der hohe Sattel das Leben zusätzlich. Hier könnte eine absenkbare Sattelstütze für Abhilfe sorgen.

Der Bosch-Motor im Orox unterstützt mit bis zu 340 % Tretunterstützung, damit man jede Steigung entspannt nach oben kommt. Dennoch bleibt der Motor über alle Modi hinweg kontrollierbar und das Lastenrad macht keinen ungewollten Satz nach vorne, nur weil man etwas in die Pedale getreten hat. Ebenfalls gute Arbeit leistet die Nabenschaltung von Rohloff. An den Drehgriff, mit dem geschaltet wird, gewöhnt man sich schnell. Jedoch lässt sich, wie bei einem Getriebe im Auto, nur im lastfreien Zustand schalten. Da es am E-Bike keine Kupplung gibt, solltet ihr beim Schalten kurz Last vom Pedal nehmen, dann flutschen die Gänge problemlos rein. Verzichtet man auf die Trittpause, lässt sich der Drehgriff nur schwer bis überhaupt nicht drehen. Mit etwas Fingerspitzengefühl gewöhnt man sich auch daran schnell und merkt im Drehgriff, wann man schalten kann und die Gänge „flutschen“. Der größte Vorteil einer Rohloff ist allerdings wohl, dass ihr im Stand schalten könnt. Genial – vor allem, wenn man mit voll beladenem Bike im höchsten Gang an einer roten Ampel steht und gleich losfahren möchte.

Für wen ist das Tern Orox R14 2024 das richtige E-Bike?

Das Tern Orox R14 2024 ist für alle geeignet, die ein Lastenrad mit geringer Eingewöhnungszeit und natürlichem Fahrgefühl suchen. So spricht es Cargo-Biker an, die bis zu zwei Kinder mitnehmen oder einen ganzen Wochenendeinkauf mit dem Rad erledigen wollen, ohne dabei auf den Fahrspaß zu verzichten. Auch eignet sich das Tern, dank seiner grobstolligen Reifen, für alle, die öfter einen Abstecher über Feldwege machen oder Wochenendtrips ins Grüne planen. Dazu spricht das Orox R14 die an, die keinen Platz zum Unterstellen eines herkömmlichen Lastenrades haben und das aufgestellte Tern in einer Ecke ihres Treppenhauses oder der Garage unterbekommen. Wem die 8.999 € für ein Lastenrad zu viel sind, bekommt mit dem Orox S12 eine günstigere Alternative für 6.799 €.

Das Fazit zum neuen Tern Orox R14 2024-Lastenrad

Das neue Tern Orox R14 ist ein solides und durchdachtes Lastenrad. Für den stolzen Preis von 8.999 € bekommt man ein Lastenrad mit einem sehr guten Handling, das es auch mit unbefestigten Wege aufnehmen kann. Mit den vielen Verstaumöglichkeiten macht es alles mit, vom Wocheneinkauf über die tägliche Fahrt zur Kita bis hin zum Picknicken in der freien Natur. Wenn ihr das Lastenrad gerade nicht braucht, lässt es sich einfach hochkant und platzsparend in einer Ecke parken.

Tops

  • praktische Satteltasche mit viel Stauraum
  • fährt sich sehr normal für ein Lastenrad
  • wenn es gerade nicht gebraucht wird, kann man es platzsparend hochkant aufstellen

Flops

  • sehr breiter Lenker
  • keine absenkbar Sattelstütze

Für mehr Infos besucht tern.com

Words: Sebastian Dirscherl Photos: Antonia Feder