Das neue Specialized Tero X 6.0 kostet 6.200 € und will ein echter Alleskönner sein. E-Trekking-Bike für Wochenendabenteuer, vollausgestattetes E-Mountainbike für Trail-Spaß und Offroad-Commuter für den Alltag. Ob das neue Tero X 6.0 diesem Anspruch gerecht wird, haben wir exklusiv für euch getestet.

Specialized Tero X 6.0 | Specialized Full Power 2.2/710 Wh | 130/120 mm (v/h)
26,5 kg in Größe L | | Hersteller-Website

Viele eSUVs sind Umrüstungen von bestehenden E-MTBs, die ursprünglich für den Traileinsatz konzipiert wurden – das Resultat sind häufige Kompromisse bei diversen Details und Funktionalität. (Z.B: Reifenfreiheit in Kombination mit Schutzblechen, Fahrwerkdesign, Fahren mit Beladung die für andere Gewichtsverteilung sorgt). Mit dem neuen Tero X will die kalifornische Marke mit einem weißen Blattpapier begonnen haben, um ein komplett auf diesen Einsatzbereich designtes Bike auf den Markt zu bringen.

Das neue Specialized Tero X ist die logische Weiterentwicklung der Tero-Linie, die 2022 als Hardtail-Version Specialized Turbo Tero 4.0 EQ ST an den Start ging. Schon damals hatten wir uns etwas mehr Komfort am Heck gewünscht – dieser Wunsch geht mit dem neuen Tero X 6.0 in Erfüllung. Ein vollgefedertes Trekkingrad, das dafür gemacht wurde, komfortabel im Sitzen gefahren zu werden, Lasten zu transportieren und in allen Situationen mit einem souveränen Handling und einem hohen Spaßfaktor zu überzeugen. So die Intention von Specialized. Warum die Weiterentwicklung des Tero vom Hardtail zum Fully gar nicht so einfach war und welche Probleme es zu lösen galt, hat uns der Produktverantwortliche Mattia Berardi exklusiv im Specialized Entwicklungszentrum in der Schweiz erklärt.

Im Schweizer Ort Cham am Zugersee hat Specialized ihr E-Bike-Know-how in einer ehemaligen Papierfabrik gebündelt.
Hier arbeitet ein interdisziplinäre Team ständig an neuen, innovativen Bikes, mit dem Anspruch, Maßstäbe zu setzen.

Mit seinem bis zu 90 Nm starken Motor, dem potenten Fahrwerk, der soliden Bauweise, den 2,35″ breiten grobstolligen Reifen und vielen weiteren Mountainbike-Features ist klar, was beim Tero X 6.0 an erster Stelle steht: Outdoor-Fun, souveränes Handling sowohl auf als auch abseits der Straße und ein hohes Maß an Komfort. Wären dies die einzigen Eigenschaften und Funktionen, die das Bike meistern müsste, hätte Specialized ruhigen Gewissens auf das Specialized Levo setzen können. Da das Tero X 6.0 aber zusätzlich noch das Transportieren von Lasten, das tägliche Pendeln zum Büro und die gemütliche Wochenendausfahrt beherrschen muss, hat Specialized ein komplett neues Bike entwickelt. Das Tero X 6.0 möchte das Fahrrad für alle Fälle sein und als E-Trekking-Bike eine ebenso gute Figur machen wie ein E-Mountainbike und Commuter. Ein breiter Spagat, bei dem clevere Kompromisse eingegangen werden müssen.

Technische Details und raffinierte Features des Specialized Tero X 6.0 2023

Das E-Trekking-Bike ist dafür gemacht, im Sitzen gefahren zu werden und bis zu 20 kg Last am Heck und 10 kg Last in der Front zu transportieren. Dies stellt komplett andere Anforderungen an das Fahrwerk als beispielsweise bei einem Mountainbike, das auf Abfahrten zentral im Bike stehend bewegt wird. Specialized setzt beim Tero X 6.0 auf einen Alurahmen und einen Eingelenker-Hinterbau, der das Hinterrad, den Gepäckträger und das Schutzblech mit einer festen Schwinge über ein einziges Hauptlager mit dem Dämpfer verbindet. So wird eine sehr stabile Konstruktion und ein vergleichsweise geringer Wartungsaufwand ermöglicht, da nur ein einziges Lager verbaut ist. Bei der Bremse, der Schaltgruppe und dem Fahrwerk kommen potente Mountainbike-Komponenten zum Einsatz, die für den Einsatz im groben Gelände konzipiert wurden. Im Allgemeinen betont Specialized, dieselben Qualitätsstandards an das Tero X 6.0 zu setzen wie auch an ihre E-Mountainbikes.

Wirft man den Blick auf den Gepäckträger, könnte man meinen, da wurde was vergessen …

Der Gepäckträger des Tero X hat ausschließlich seitliche Befestigungsmöglichkeiten und das mit Absicht. Für eine optimale Gewichtsverteilung muss die Last möglichst tief und mittig über der Radachse platziert werden. In Kombination mit dem beweglichen Hinterbau und der sehr weit absenkbaren Sattelstütze lässt sich laut Specialized nur so verhindern, dass einem das Gepäck beim vollen Einfedern gegen den Rücken schlägt. Wem die zwei Taschen oder Körbe nicht ausreichen, der kann über die schön im Steuerrohr versteckte Befestigung ein zusätzlich erhältliches Front-Rack installieren und hier weitere 10 kg transportieren.

Falls euch das noch nicht genug Stauraum ist: Das Tero X 6.0 ist für das Ziehen eines Anhängers bis 60 kg ausgelegt, so können die Kids, der Hund oder noch mehr Gepäck mitgenommen werden – ein Mountainbike mit Lastenrad-Kpazitäten. Bei so viel Beladungsmöglichkeiten und einem zulässigen Zuladung von 136 kg sollte das Bike auch einiges an Unterstützung mitbringen. Specialized setzt deshalb beim Topmodell Tero X 6.0 auf ihren Specialized Full Power 2.2-Motor mit 90 Nm Drehmoment, der auch im High End E-Mountainbike Specialized Levo zum Einsatz kommt. Gepaart mit dem 710 Wh großen Akku steht auch langen Touren mit voller Unterstützung nichts im Weg. Wer sich allerdings für eine der günstigeren Varianten des Tero X interessiert, sollte wissen, dass Specialized deren Motoren per Software auf 70 Nm bzw. 50 Nm drosselt. Möchte man schwerere Lasten transportieren oder wiegt man selbst etwas mehr, sollte getestet werden, ob die Motorunterstützung am Berg für den geplanten Einsatz ausreichend ist.

Über die Mission Control App von Specialized lassen sich die Motoreinstellungen an die eigenen Präferenzen anpassen, gesamte Fahrten aufzeichnen und analysieren sowie das Layout der auf dem Display angezeigten Daten anpassen. Außerdem lässt sich das Fahrrad per Systemsperre unbrauchbar machen: Ist das System-Lock aktiv, kann der Motor nur noch per App oder über einen PIN-Code über die Lenkerfernbedienung aktiviert werden. Wird das Bike im gesperrten Zustand bewegt, ertönt ein Alarmton – in Kombination mit einem guten Schloss eine effektive Abschreckung gegen Diebe.

Bei all der Funktionalität darf die Optik natürlich auch nicht zu kurz kommen. Das Tero X 6.0 schafft es trotz seiner funktionellen Eigenschaften cool auszusehen. Das Bike wirkt sportiv, stylisch und zeigt was in ihm steckt: Ein geländegängiger SUV der nicht nur cool aussieht, sondern auch was kann: sportliche Ausflüge ins Gelände kann das Tero X genauso wie, entspannte Touren und stilsicher Pendeln.

Wenn E-Mountainbikes Geländewagen wären, ist das hier ein SUV.

Das Specialized Tero X 6.0 2023 im ersten Test

Für einen ersten Test des neuen Tero X waren wir im Turbo-Entwicklungszentrum von Specialized im Schweizer Cham, wo wir nicht nur exklusive Einblicke und Hintergründe erhalten haben, sondern das neue eSUV bereits schon fahren konnten. Da das Tero X 6.0 so vieles gut können möchte, haben wir das Fahrverhalten in den verschiedenen Einsatzgebieten getestet. Bei der Optik, den Komponenten und dem Fahrwerk konnten wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, sofort den nächsten Wald anzusteuern, um zu sehen, wie sich das Tero X 6.0 auf dem Trail verhält. Kurz gesagt: echt solide! Die Specialized Ground Control-Reifen bieten viel Grip, das Fahrwerk bügelt – sowohl im Sitzen als auch im Stehen – alle Unebenheiten, Wurzeln, Steine und Schlaglöcher aus.
Durch die weit absenkbare Sattelstütze und das tiefe Oberrohr hat man im Offroad-Einsatz viel Bewegungsspielraum und kommt beim Anhalten problemlos mit den Füßen auf den Boden. Das Bike ist relativ lang, was in einem ruhigen Geradeauslauf resultiert und Sicherheit vermittelt. Absolut positiv: Das Tero X 6.0 ist auch auf dem Trail leise. Der Akku, die Schutzbleche und die Verkabelung sind so gut montiert, dass nichts klappert: bei vollausgestatteten eMTBs ist das alles andere als selbstverständlich!. Die breiten Schutzbleche schützen auch bei matschigen Bedingungen vor Schmutz, sind aber nicht so tiefgezogen wie beim Vorgänger und schlagen deshalb an Absätzen nicht am Boden an. Der abschließbare Akku lässt sich einfach aus dem Unterrohr entnehmen und kann separat geladen werden.

Da wir das Tero X 6.0 mit dem Plus an Funktionalität und dem Hang zu Waldwegen und einfacheren Trails als spannende Alternative zum Levo sehen, haben wir ihm dort auf den Zahn gefühlt. Hier ist das Tero X 6.0 voll in seinem Element. Das Bike vermittelt sehr viel Sicherheit und Kontrolle, hat ausreichend Power für steile Anstiege und macht viel Spaß. Die Sitzposition ist eher sportlich gestreckt – wer lieber aufrecht sitzt, kann über einen kürzeren Vorbau oder einen anderen Lenker gegensteuern. Das Tero X 6.0 fährt sich auch mit Gewicht am Gepäckträger einfach und dank Vollfederung ist das Herabfahren einer Stufe mit Gepäck auch viel sicherer, da der Aufprall nicht an den Fahrer weitergeleitet wird. Der Griff im Rahmen macht zudem das Rangieren und Anheben des 26,5 kg schweren Bikes in Größe L deutlich einfacher.

Die RockShox Lyrik Select+ Federgabel mit 130mm Federweg und der RockShox Deluxe Select+ Dämpfer, welcher 120 mm Federweg am Heck verwaltet, sind für den Einsatz auf Schotterstraßen, Waldwegen und schlechtem Asphalt mehr als ausreichend und sorgen für einen sehr hohen Komfort. Vibrationen und Schläge werden auch im Sitzen komplett gedämpft. Bordsteine oder Schlaglöcher können komfortabel überfahren werden.

Das MasterMind Display ist sinnig positioniert und gut lesbar. Eine Navigationsfunktion fehlt leider, allerdings befindet sich am Display ein USB-C-Ausgang, über den das eigene Handy geladen werden kann.
Das Kabelmanagement in der Front ist leider etwas unaufgeräumt und passt nicht recht zum Rest des Bikes.

Auch spannend: Das Display zeigt die eigene Trittfrequenz an und ermuntert dazu, mit mindestens 70 Umdrehungen pro Minute zu pedalieren. So kann der Motor in seiner optimalen Drehzahl arbeiten, was die Effizienz steigert und somit Akku spart. Ein weiteres praktisches Feature, um Akkuverbrauch zu reduzieren, ist die manuelle Einstellung der Unterstützungsstufe in 10-%-Schritten. So kann die Motorleistung sehr fein an die benötigte Unterstützung angepasst werden, was im Ernstfall über einen leeren Akku auf der Heimstrecke oder ein paar Rest-Ionen unter dem Sattel entscheiden kann. Die Kabel-Integration am Cockpit ist leider nicht auf dem Stand von 2023, eine aufgeräumte Front hätte dem sonst so stylischen Tero X 6.0 gutgetan. Das verbaute Vorderlicht lässt zwischen Auf- und Abblendlicht wählen und sollte euren Weg mit bis zu 1000 Lumen ausreichend hell ausleuchten. Auch am Heck ist dafür gesorgt, dass ihr nicht übersehen werdet: Das Rücklicht ist gut sichtbar positioniert und verdoppelt seine Helligkeit bei Bremsvorgängen, top!

GRÖSSEN / MODELLE / PREISE SPECIALIZED TERO

Modell Motor / Drehmoment Akkukapazität Schaltgruppe Federweg Preis
Tero X 4.0 Specialized Full Power 2.0 Motor / 50 Nm 530 Wh SRAM SX Eagle 130 mm vorn / 120 mm hinten 4.350 €
Tero X 5.0 Specialized Full Power 2.0 Motor / 70 Nm 710 Wh SRAM GX Eagle 130 mm vorn / 120 mm hinten 5.200 €
Tero X 6.0 Specialized Full Power 2.2 Motor / 90 Nm 710 Wh SRAM X01 Eagle 130 mm vorn / 120 mm hinten 6.200 €

Die drei Varianten des Tero X kommen in den Größen S, M, L und XL. Der Hub der Dropperpost ist an die jeweilige Rahmengröße angepasst. Alle Modelle sind ab dem 28.02.2023 erhältlich.

Für wen ist das Specialized Tero X 6.0 2023?

Das Tero X 6.0 ist ein sehr vielseitiges Bike mit einer hohen Offroad-Tauglichkeit. Sportliche Commuter, die auch gerne mal einen Trail mitnehmen, werden hier ebenso glücklich wie Tourenfahrer, die am Wochenende zur Berghütte radeln. Das Bike bleibt auch bei schwierigen Fahrsituationen ruhig und gelassen und bietet massig Reserven in puncto Grip, Dämpfung, Bremskraft und Motorunterstützung auch bei Beladung. Wer ein schickes Rad für den Alltag sucht, das alles souverän mitmacht, ist hier richtig. Die günstigeren Modelle mit geringerer Motorpower können allerdings bei steilen Anstiegen mit Beladung oder schwereren Fahrern an ihre Grenzen kommen.

Fazit

Wir sind nach unserem ersten Test begeistert – Specialized liefert mit dem Tero X 6.0 ein rundum stimmiges Gesamtpaket mit hoher Performance und souveräner Funktionalität. Ein cooler Allrounder, der sogar im Levo-Metier wildern kann, denn einige der hoch performanten Levos werden primär auf Schotterwegen bewegt und sehen nur gelegentlich einen Trail. Hier wäre das Tero mit seinem Plus an Funktionalität eventuell die bessere Wahl. Wir sind auf jeden Fall gespannt auf kommende Testfahrten und weitere Erfahrungen mit dem Tero!

Tops

  • viel Bewegungsfreiheit
  • hohe Funktionalität
  • cooler Look
  • hohe Offroad-Tauglichkeit

Flops

  • keine integrierte Navigation
  • unaufgeräumtes Kabelmanagement in der Front

Weitere Infos findet ihr unter specialized.com.

Words: Jan Richter Photos: Peter Walker