Bullige Optik, lässige Sitzposition und ein starker Motor: Im Line-up von Serial 1 verkörpert das MOSH/CTY sicherlich am konsequentesten all die Eigenschaften, für die die Konzernmutter Harley-Davidson berühmt geworden ist. Ob das E-Bike damit das Beste beider Welten vereinen kann, klärt sich in unserem Test.

Serial 1 MOSH/CTY | 3.950 € | 21,4 kg in Größe L | Hersteller Website

Zurückhaltung sieht definitiv anders aus: Mit der gut 7 cm breiten Schwalbe Super Moto-X-Bereifung, der mattschwarzen Lackierung und einem leuchtenden Serial 1-Badge an der Front sticht das MOSH/CTY deutlich aus der Masse gewöhnlicher E-Bikes heraus. Angesichts der Verwandtschaft zur Motorrad-Legende Harley-Davidson verwundert ein solch selbstbewusster Auftritt natürlich nicht wirklich – doch selbst im Vergleich zum bereits getesteten RUSH/CTY STEP THRU kommt das MOSH/CTY noch mal radikaler und eigenständiger daher.

Aber nicht nur bei der Optik, sondern auch beim Antrieb setzt man auf diese Eigenständigkeit: So wird hier der 90 Nm starke Brose S Mag-Motor mit dem GATES CARBON DRIVE-Zahnriemen ganz ohne eine Getriebenabe kombiniert, was das MOSH/CTY zum Single-Speed-Bike werden lässt. Während der Motor des Bikes recht auffällig am unteren Teil des Rahmens platziert ist, lässt Serial 1 den 529-Wh-Akku kaum sichtbar im Rahmen verschwinden.

Synergieeffekt – So viel Harley-Davidson steckt im Serial 1

Der Rahmen des MOSH/CTY weckt in seiner Grundform durchaus Erinnerungen an ein Motorrad, die Verarbeitung mit fetten Schweißnähten unterstreicht dabei den rohen Look. Interessante Details sind die Querstrebe am Oberrohr, mit der sich das gut 21 kg schwere Bike immerhin etwas leichter anheben lässt. Zudem macht die höher gelegte Kettenstrebe eine Rahmenöffnung für den Zahnriemen überflüssig. Und wo wir schon am Heck des Bikes sind: Auf beiden Seiten des Rahmens sind eigens entwickelte Rücklichter integriert, die zudem eine Bremslichtfunktion bieten. Das beleuchtete Serial 1-Badge an der Front hat allerdings nur die Funktion eines Positionslichts, für eine gute Fernsicht sorgt ein vollwertiger Scheinwerfer am Lenker.

Dort am Lenker finden sich dann auch die beiden Bremshebel der Tektro-Bremsanlage, die mit vier Kolben arbeitet und große Bremsscheiben mit 203 mm Durchmesser verbaut hat – auch hier werden wieder Erinnerungen ans Motorrad geweckt. Komplettiert wird der Lenker von der Brose Display-Remote zur Steuerung des Antriebs. Dabei handelt es sich um einen kompakten Taster; auf ein typisches Display verzichtet Serial 1 komplett. In Summe wirkt das Cockpit dadurch sehr aufgeräumt, was durch die innen verlegten Leitungen nochmals unterstrichen wird.

Die Kehrseite des puren und coolen Auftritts ist jedoch ebenso schnell ausgemacht: Eine praktische Alltagsausstattung mit Schutzblechen oder einem Gepäckträger sucht man am MOSH/CTY vergebens. Das macht das Bike zu einem eher unpraktischen Schönwetter-Bike.

E-Bike mit Motorrad-Genen: bullige Optik, fette Schweißnähte und ausladende Bereifung.

Serial 1 MOSH/CTY

3.950 €

Ausstattung

Motor Brose S Mag 90 Nm
Akku 529 Wh
Display Brose Display-Remote am linken Griff
Bremsen TEKTRO Vierkolben-Bremse 203/203 mm
Schaltung Singlespeed mit Gates Carbon Drive-Riemen
Reifen Schwalbe Super Moto-X 27.5 x 2.8”

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 21.4 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 125 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 103.6 kg

Besonderheiten

Integrierte Lichtanlage mit Bremslichtfunktion hinten
Singlespeed – ein Gang und Gates-Riemenantrieb
kein Display, stattdessen Lenker-Remote mit LEDs
großvolumige Schwalbe-Pneus

Doppelt hält besser: Das Serial 1-Badge fungiert als Tagfahrlicht, der Scheinwerfer darüber zeigt den Weg.
Die integrierten Rücklichter an beiden Seiten des Rahmens bieten sogar eine Bremslichtfunktion.
Die Brose Display-Remote bietet alle wichtigen Funktionen in einem kompakten Gehäuse.
Festhalten bitte: Mit dem waagrechten Rohr lässt sich das gut 21 kg schwere Bike immerhin einfacher anheben.
2,8” breit und komfortabel: die Super Moto-X-Bereifung von Schwalbe.
Trotz großer 200-mm-Bremsanlage mit vier Kolben könnte die Bremspower etwas stärker sein.

Kraft im Überfluss – So fährt sich das MOSH/CTY von Serial 1

Passend zum cruisen bei schönem Wetter verhält sich das Bike dann auch auf der Testfahrt: Die Sitzposition ist relativ aufrecht und bequem, wodurch sich das MOSH/CTY gut kontrollieren lässt. Die fetten Reifen bieten dabei viel Komfort, sorgen für Laufruhe und rollen selbst über gröbere Unebenheiten wie Kopfsteinpflaster noch passabel hinweg. Dass sich das Bike dabei aber auch recht direkt anfühlt, liegt an seiner guten Straßenlage dank tiefem Schwerpunkt und an dem recht schmalen Lenker. Er setzt schon kleine Lenkbewegungen unmittelbar um, wodurch man zügig durch die Kurven zirkeln kann. In Summe bietet das MOSH/CTY mit diesen Eigenschaften einen guten Kompromiss aus Laufruhe und Agilität, mit dem auch Leute klarkommen, die nur zwischendurch mal Fahrrad fahren.

Mit der großen Bremsanlage bietet das Bike eine hohe Standfestigkeit, zudem lässt sich die Bremse gut dosieren – und trotzdem hätten wir uns hier etwas mehr Biss gewünscht. Dass das Bike aber eher der Kategorie „Cruiser“ anstatt „Race-Bike“ angehört, liegt vor allem an der Übersetzung des Antriebs. Sie ist eher kurz gehalten, was in Kombination mit dem drehmomentstarken Motor zu einem erstaunlich großen Einsatzspektrum führt: So lassen sich mit dem MOSH/CTY auch noch Anstiege bezwingen, die für andere Single-Speed-Bikes und deren Fahrer*innen eine unbezwingbare Aufgabe darstellen. Das Bike bahnt sich dabei stoisch seinen Weg, ohne den Anschein zu machen, an die Grenzen der Motorleistung zu kommen. Bei hohem Tempo ist mit der kurzen Übersetzung hingegen schnell Schluss, da dann die Trittfrequenz unangenehm hoch wird. Am besten funktioniert das Bike daher im Bereich bis 25 km/h, in dem man entspannt dahingleiten kann.

Der Luxus, dabei nicht mal schalten zu müssen, ist ebenso angenehm wie der akustisch kaum wahrnehmbare Antrieb mit flüsterleisem Motor und Zahnriemen. Und unter uns: Diese Geräuschkulisse würde auch vielen Motorrädern gut stehen, denn wirklich zeitgemäß sind laut krachende Abgasanlagen in der Stadt nun wirklich nicht mehr.

Ungewöhnliche Kombination: Brose S-Mag-Mittelmotor und Zahnriemen als Single-Speed-Antrieb.
Etwas fummelig in der Handhabung ist die Abdeckung des Ladeports am Bike selbst.
Der 529-Wh-Akku lässt sich herausnehmen und bietet eine eigene Akkuanzeige.

Die Bedienung des elektrischen Antriebs erfolgt über die Brose Display-Remote am Lenker, mit der sich die vier gut voneinander abgegrenzten Fahrstufen ansteuern lassen. Zudem wird dort auch der verbleibende Akkustand angezeigt, und es lässt sich der Scheinwerfer darüber steuern. Insgesamt ein einfaches, aber völlig ausreichendes Bedienelement, das sich intuitiv bedienen lässt. Nur die Helligkeit der LEDs dürfte etwas stärker sein, im direkten Sonnenschein ist hier nur wenig zu erkennen.

Alternativ hilft noch ein Blick auf den Akku, der an seiner Oberseite zusätzlich den Ladestand anzeigen kann. Neigt er sich dem Ende, lässt er sich entweder aus dem Bike herausnehmen oder direkt im Bike aufladen. Die Abdeckung der Ladebuchse ist dabei allerdings etwas fummelig im Handling.

Tuning-Tipps:breiterer Lenker für Harley-Feeling | Jeans-Weste für den passenden Style 😉

Vernunft siegt nicht immer – Unser Fazit zum Serial 1 MOSH/CTY

Wer das MOSH/CTY von Serial 1 auf den ersten Blick als etwas übertriebenes Poser-Bike abtut, liegt falsch: Im Test hat sich das E-Bike nämlich als wirklich gelungenes Gesamtpaket entpuppt. So richtet sich das MOSH/CTY als Schönwetter-Cruiser mit hohem Fun-Faktor zwar an eine sehr schmale Zielgruppe, bedient die allerdings sehr gut. Mit seiner Ausstattung ist es definitiv kein Bike, das man aus Gründen der Vernunft wählt – dafür aber eines, das einem ein freudiges Grinsen ins Gesicht zaubert!

Tops

  • stimmiges Gesamtkonzept
  • spaßiges Handling
  • starker und leiser Antrieb
  • robuster Aufbau

Flops

  • stark eingeschränkter Einsatzbereich
  • Bremspower könnte besser sein

Für wen ist das Bike geeignet und für wen nicht?

  • perfekt für Spaß-Biker*innen auf Schönwetterfahrten
  • durch den Antrieb eher für Kurzstrecken in der Stadt geeignet
  • wer auffallen will, ist hier richtig
  • für die Langstrecke oder den Allwetter-Einsatz gibt es geeignetere Bikes

Mehr Infos unter serial1.de

Words: Oliver Gibler Photos: Benjamin Topf