Advanced Bikes ist eine der aktuell angesagtesten und spannendsten Marken der urbanen Bike- und Mobilitätswelt. Mit innovativen Technologien und starken Zielen wollen sie von Frankfurt am Main aus die urbane Welt aufmischen. Wir haben uns mit Advanced auf einen Feierabend-Ride getroffen, um in die Zukunft des Unternehmens zu fahren und herauszufinden, warum das Team so viel Vorfreude versprüht.
VanMoof, Cowboy, Angell Bikes – es gibt zahlreiche Bikefirmen, welche die urbane Zukunft auf zwei Rädern revolutionieren und ein bisschen die Welt retten wollen. Smarte E-Bikes mit unzähligen digitalen Features und spielerischer Vernetzung sind dabei mehr Consumer Electronics als Fahrrad. Andere, wie etwa Riese & Müller fokussieren sich auf die Hardware: auf Produktqualität und robuste Funktionalität. Digitale Features kommen nur subtil und dort zum Einsatz, wo sie einen greifbaren Mehrwert bieten. Advanced Bikes aus Frankfurt hingegen hat sich innovativen Fertigungsverfahren verschrieben und will mit einem kreislauffähigen E-Bike-Rahmen eine Vorreiterrolle einnehmen. Ihr seht, Ansätze gibt es viele – doch wer rettet jetzt unsere Zukunft?
Wie anfällig smarte E-Bikes sein können, hat die VanMoof-Pleite gerade erst gezeigt. Mehr als einhundert Millionen an Investorengeldern wurden an einem genialen Konzept verbrannt. Zu viele proprietäre Parts, eine zu geringe Produktqualität inklusive zu geringer Zuverlässigkeit und Langlebigkeit sowie ein mangelndes Servicenetzwerk gelten als Ursachen des Übels. Denn: Die Straßen dieser Welt sind ein hartes Pflaster – vor allem für urbane Bikes, die Wind, Wetter (und Menschen) ausgesetzt sind, mal mit sachgemäßer, mal mit unsachgemäßer Nutzung.
Die bisherigen Fortschritte von Advanced
Advanced besitzt eine lange Erfahrung im E-Bike-Segment: 2011 wurde das Unternehmen unter dem Namen „E-Bike – das Original“ gegründet und 10 Jahre später – 2021 – wurde die Marke jedoch neu gelauncht und hat seitdem eine klare wie konsequente Ausrichtung. Advanced [ədˈvanst] heißt wortwörtlich übersetzt fortschrittlich bzw. hoch entwickelt und das soll der neue Markenkern des Unternehmens rund um CEO Helge von Fugler sein. Auch die Website-URL www.advanced.tech macht deutlich – hier geht es um Fortschritt und Technologie.
„Bis 2025 wollen wir die erste klimaneutrale E-Bike Marke sein und verfolgen die Vision der Kreislaufwirtschaft. Zirkuläres Design und herausragende Technologie machen es möglich.“ So lautet die Vision der Frankfurter. Und mit dem Revolution RECO scheinen sie auf einem guten Weg dahin zu sein. Der neue Produkt- und Markenhero, das Revolution RECO, ist ein E-Bike-Rahmen, der im Spritzgussverfahren zu 100 % in Deutschland hergestellt wird und in Zukunft zu 100 % recycelt werden soll. Die Betonung liegt auf „soll“, denn auch bei Advanced ist man noch auf dem Weg statt am Ziel der Vision angekommen. Mit ihrer Technologie haben die Frankfurter dennoch bereits für viel Furore gesorgt, den Design & Innovation Award 2022 gewonnen und vielleicht habt ihr bereits unseren ersten Testbericht des neuen Bikes gelesen.
Die Technologie und die Vision für zukünftige Neuentwicklungen ist da, doch wie sieht es mit den Bikes und dem Unternehmen aus? Die ersten Bikes sind mittlerweile im Markt, der neue Produktionsstandort in Niedersachsen, an dem man zukünftig bis zu 100.000 E-Bikes im Jahr produzieren will, ist eröffnet und wenn etwas bei unserem Besuch klar wurde: Bei Advanced bewegt sich was! Und das muss es auch, denn wer große Pläne hat und schnell vorankommen will, muss auch große Schritte unternehmen!
Aufbruchstimmung bei Advanced
Wir treffen uns im Advanced-Office in der Frankfurter Innenstadt. Die Stimmung ist entspannt, die Situation im Office hingegen nicht. Mit dem Aufzug geht es in den 3. Stock – man spürt Garagenatmosphäre, wie man sie von einem Start-up kennt. Auch wenn Advanced alles andere als ein Start-up ist, so herrscht seit der Neuausrichtung der Marke, die auch mit großen Investitionen und entsprechendem Wachstum verbunden ist, doch ein ähnliches Flair und Mindset. Und Chaos! Alles quillt aus allen Ecken. Die Bikes stapeln sich im Flur, im Meetingraum und vor den Schreibtischen.
Die kleine Werkstatt ist heillos überfüllt. Schnell wird klar: Diese Firma sitzt im falschen Büro – nicht nur, weil es dem rasanten Wachstum nicht gerecht wird, sondern auch, weil es zu unpraktikabel für das Handling der Bikes ist. Denn hier sitzen nicht nur Verkauf, Service, Marketing und Geschäftsführung, sondern auch die Entwicklung! Der Platz reicht nicht aus, gleichzeitig kommen immer neue Mitarbeiter hinzu. Die gute Nachricht: Die Lösung wird gerade gebaut! Die schlechte: Es braucht noch mindestens bis 2024, bis das Team ihre neuen Räumlichkeiten beziehen kann. Und so lange muss man sich eben mit Workarounds und Übergangslösungen zufriedengeben. Wir entscheiden uns für die beste Lösung: Helme auf, aufsatteln und ab ins Café nebenan!
Coffee-Talk: Was macht Advanced aus?
Im Café von nebenan, dem Studio Tuesday, sitzen wir mit David, Harry, Eva und sprechen über die Arbeit bei Advanced. Dass viel gelacht wird und eine positive Stimmung herrscht, hatte sich bereits im Office gezeigt. Woran das liegt? Social Media Managerin Eva hat eine klare Antwort darauf: am TEAM! Dass alle auf einem Haufen seien, kurze Wege und zahlreiche kreative Meetings machen einfach Spaß. Klar sei das aktuelle Office zu klein und zuweilen auch nervig, aber die großen Pläne für die Zukunft treiben alle an. Das Schöne: Die Fortschritte bei Advanced sind greifbar und auch zeitlich absehbar. So haben alle klare Ziele, auf die sie hinarbeiten können. Dass natürlich nicht alles immer nach Plan oder smooth läuft ist klar, das Team ist teils noch sehr frisch dabei, muss sich kennenlernen und einspielen – und auch die Unternehmensreife ist noch lange nicht dort, wo vielleicht das eine oder andere Traditionsunternehmen der Bikebranche ist. Aber dafür gibt es Agilität und diese typisch Frankfurter Macher-Mentalität!
So wie Eva kommen auch Industrie-Designer David und Harry, der für den neuen Showroom verantwortlich ist, aus der Metropolregion Frankfurt. Sie alle haben ein Faible für urbane Bikes – David eher auf Radreisen, Eva in der City und Harry fürs Rennradfahren. Zusätzlich zu seinen 12.500 Trainingskilometern pro Jahr pendelt er am liebsten mit dem E-Bike zur Arbeit – das dauert dann statt 30 Autominuten gerade mal exakt 8 Minuten. Apropos – wir leeren unsere Limos und Espressi und schwingen uns auf die Bikes.
Upcoming – vom Underdog zum Regionalhelden
An der EZB vorbei düsen wir am Main entlang Richtung Offenbach. Harry gibt die Richtung vor und erzählt zugleich etwas Stadtgeschichte. Dass er Radfahren liebt und lebt, merkt man schnell. Dass Harry und David bei Advanced gelandet sind, verdanken sie eher dem Zufall. Die Marke selbst kannten beide nicht. Auch wenn Advanced aus Frankfurt kommt, ist die Bikemarke vielen Einwohnern noch kein Begriff. Doch das soll sich ändern. Vor allem mit dem neuen Office in Offenbach! Von der Lage an einem der populärsten Radwege der City, den jeden Tag Tausende von Radler nutzen, verspricht sich die Marke nicht nur mehr Sichtbarkeit, sondern will auch ihren Beitrag zur lokalen Bike-Kultur in Form einer Cafetería, die zugleich Kantine für die Mitarbeiter sein soll, leisten. Und das schauen wir uns jetzt an!
Helmwechsel & Schuhwechsel
Rein in die muffigen Schuhe, in die nach Schweiß miefenden Warnwesten und auf die Playmobil-Helme! Wir besichtigen das sich noch im Rohbau befindliche Office, trinken ein Bierchen mit den Bauarbeitern und sinnieren über die Zukunft. Die Vorfreude ist in aller Augen zu lesen. Dann geht es ins Innere. Während der Eurobike hatte Avanced bereits eine Industry-Party im Rohbau geschmissen und CEO Helge hatte uns eine kurze Führung gegeben – davon hatten wir jedoch wenig bei dem hohen (Lautstärke-)Pegel 😉 mitbekommen. Jetzt also noch mal in Ruhe und bei Tageslicht mit den Mitarbeitern. Nils ist ebenfalls hinzugestoßen. Die knapp über 30 Mitarbeiter sollen alle hier in Kürze ihren Platz finden und die Räume mit Leben und Ideen füllen. Dass sie von beidem genug haben, haben die ersten Stunden bereits gezeigt.
Die schönste Art der Fortbewegung
Visual Designerin Inga, die für den kompletten Markenauftritt und das Markendesign verantwortlich ist, hat über ein Jahrzehnt in Hongkong gelebt und entsprechend wenig das Bike im urbanen Alltag genutzt. Erst seit Kurzem lebt sie wieder in Frankfurt und entdeckt die Stadt auf zwei Rädern neu. Das Schöne am Radfahren ist nicht nur, dass es sportlich und cool ist, man mehr sieht und weiter kommt, sondern auch Menschen zusammenbringt. Und so ist es auch an diesem Abend. Während wir viel über die Zukunft und Pläne von Advanced diskutiert haben, verändern sich allmählich die Gesprächsthemen. Persönliche Lebenswege und -geschichten werden miteinander geteilt. Von kurios über mutig bis interessant ist alles dabei – auch die Erkenntnis: Egal wie unterschiedlich unser Werdegang, Advanced hat uns alle zusammengebracht.
Und wer rettet jetzt unsere Zukunft?
Lust auf Zukunft findet man heutzutage immer seltener. Bei Advanced hingegen häufig. Denn hier scheint eine bessere Zukunft zum Greifen nah. Nun werden auch die Frankfurter die Welt nicht retten, aber ihre innovativen technologischen Ansätze sind auf jeden Fall schon mal ein guter Weg. Das Schöne bei Advanced: Trotz allem technologischen Fortschritts und großer Ziele scheinen der Mensch und das Miteinander im Mittelpunkt zu stehen. Und darauf kommt es am Ende doch an!
Words: Robin Schmitt Photos: Robin Schmitt, Inga Beckmann