Ein kleines Auto für große Abenteuer? Ist der Volvo EX30 Cross Country ein echtes Outdoor-Auto oder nur Marketing? Und wie schlägt er sich im kalten schwedischen Winter? Wir haben den neuen Volvo EX30 Cross Country während seiner Weltpremiere in Lappland getestet – im Schnee, auf Eis, unter den Polarlichtern und mit Outdoor-Gear an Bord.

Wer träumt nicht davon, nach einer langen Schneewanderung am Lagerfeuer zu sitzen, bei einer schwedischen Fika den Tag Revue passieren zu lassen und in Aurora-Kapseln unter dem Polarhimmel zu übernachten? Doch der Weg in die Wildnis ist weit – vermeintlich zumindest. Verschneite Straßen, Schneestürme, tief stehende Sonne … Fakt ist: Man muss erst einmal dorthin kommen.

Weltpremiere im Winterwonderland Lappland: Der neue Volvo EX30 Cross Country Ultra

Für die Weltpremiere des neuen EX30 Cross Country hat sich Volvo nicht irgendeinen langweiligen Showroom ausgesucht, sondern uns – zusammen mit dem EX30 – dorthin gebracht, wo er zu Hause sein will: ins schwedische Back Country. Lange Unterhose, dicke Socken, Wanderschuhe – Rucksack gepackt und ab in die Wildnis!

DOWNTOWN-Chefredakteur Robin Schmitt steht auf…
… Volvo EX30 Cross Country Ultra | 315 kW (428 PS) | 64-kWh-Akku | Reichweite 425 km | 5-Türer | ab 57.290 € | Hersteller-Website

Tiefe Minusgrade sind ein Härtetest für Elektroautos und werfen die Frage auf: Wie wintertauglich ist der Volvo EX30 Cross Country? Die Zutaten für den schwedischen Volvo-Traum: Winterhütte, Schneeschuhwanderung, Testfahrten auf Eis und Schnee – Driften inklusive (wer liebt das nicht?). Doch reicht eine erhöhte Bodenfreiheit (+19 mm), ein angepasstes Fahrwerk, Offroad-Designelemente, Unterfahrschutz, optionale Geländereifen und Dachkorb wirklich aus, um den Cross Country-Mythos am Leben zu halten? Und das alles für einen Aufpreis von exakt 2.000 €?

Bei seiner Vorstellung im Jahr 2024 haben wir den Volvo EX30 Ultra bereits als City-E-Auto in der Hamburger Rush Hour getestet und waren beeindruckt von seinem minimalistischen Design, dem großzügigen Innenraumgefühl und Fahreigenschaften. Die Harman-Kardon-Soundbar, die Fahrassistenz-Systeme, ein fehlendes Head-Up-Display und einige Details weniger – aber das könnt ihr alles in diesem Testbericht nachlesen. Der neue Volvo EX30 Cross Country Ultra basiert exakt auf diesem Modell. Er ist quasi eine weitere Ausstattungslinie, die auf dem Topmodell Volvo EX30 Ultra basiert: gleicher Allradantrieb (AWD) mit 428 PS, gleiche 64kWh NMC-Batterie und wie alle Volvo-Modelle riegelt auch der EX30 Cross Country bei 180 km/h Topspeed ab. Geladen wird mit bis zu 175 kW, sodass 10-80% in rund 26 Minuten machbar sein sollen. Das gesamte Infotainment und die Navigation basieren auf Google, sprich Google Maps, Google Play, Google Assistant – intuitiv und bekannt!

Wirklich Outdoor oder nur Optik – Was ist der Unterschied zwischen dem Volvo EX30 Ultra und dem neuen Volvo EX30 Cross Country?

Machen die zwei Zentimeter wirklich einen Unterschied? Seit rund 30 Jahren gibt es die Cross Country-Modelle aus dem Hause Volvo. Ursprünglich wurden damit die Volvo Kombis wie der V70 oder V90 etwas höher gelegt und für mehr Outdoortauglichkeit gerüstet. Doch dann kamen die SUVs – eine Fahrzeuggattung, die den klassischen Cross-Country-Modellen das Metier streitig machten, da sie von Haus aus höher und bulliger waren. Und das wird drei Fragen auf.

  • Haben Cross-Country-Modelle überhaupt noch eine Daseinsberechtigung?
  • Ist das dann bloßes Marketing oder genau das richtige Maß?
  • Führt die Cross-Country-Version eines Kompakt-SUV wie des Volvo EX30 – also eines Crossover-Fahrzeugs – das Konzept nicht ad absurdum?

Schauen wir uns die Daten an: Technisch gesehen setzt der neue EX30 Cross Country auf die gleichen Komponenten wie das EX30 Modell. Allerdings wurde das Fahrwerk höher gelegt und die Dämpfung für mehr Komfort und Fahrsicherheit angepasst. Hinzu kommen die 19-Zoll-Räder mit Offroad-Option, welche in Summe dafür sorgen, dass das Fahrzeug um 19 mm an Bodenfreiheit gewinnt. Zum Vergleich: Beim aktuellen Volvo V90 ist das Cross-Country-Modell rund 50 mm höher als seine Basisversion. Beim EX30 Cross Country sind es nur 19 mm, was aber auch daran liegt, dass die Basisversion schon höher ist. In Summe hat der EX30 Cross Country dennoch etwas weniger Bodenfreiheit als der Volvo V90 Cross Country (den wir als Firmenwagen in der Redaktion seit Jahren fahren). Dass das so ist, hat jedoch gute Gründe, die wir im nächsten Absatz beleuchten.

Unser Volvo V90 Cross Country Firmenwagen im Einsatz für unseren riesigen Dachzelt-Vergleichstest.
Der neue Volvo EX30 Cross Country hat eine marginal geringere Bodenfreiheit als der Volvo V90 Cross Country.

Der Volvo EX30 Cross Country ist das erste vollelektrische Modell aus dem Hause Volvo, das es als Cross Country Modell gibt. Elektrische SUVs sind in der Regel tiefer als ihre Verbrenner-Pendants, um den CW-Wert niedrig zu halten und die Reichweite zu maximieren. Mehr Höhe bedeutet mehr Luftwiderstand und kostet Reichweite – und das ist vor allem bei den E-SUVs ein Thema. Dahingehend macht die Cross-Country Version nicht nur visuell, sondern auch im Portfolio Sinn. Ja, es ist Marketing – aber die Optik ist es allenfalls wert!

In Performance-Zahlen (laut Hersteller) ist der Unterschied zwischen dem Volvo EX30 Ultra und dem neuen Volvo EX30 Cross Country wie folgt:

  • Rund 1 kWh/100 km mehr Verbrauch = etwa 25 km weniger WLTP-Reichweite
  • 0,1 Sekunden langsamere Beschleunigung von 0-100 km/h (mit 3,7 Sekunden aber immer noch schneller als ein Porsche 911 Carrera)
  • Gleiche Abrollgeräusche der Reifen
  • 23 kg höheres Gesamtgewicht = 23 kg weniger Zuladung

Zurück nach Lappland und zu den Emotionen: er steht schon richtig gut da. Wenn jemand Design kann, dann Volvo. Nach der Weltpremiere stehen wir mit Katharina Sachs, der Senior Exterior Designerin, die für den EX30 verantwortlich ist, auf einem zugefrorenen See und diskutieren die Design-Elemente des neuen Cross Country: Die Front- und Heckstoßfänger in Mattgrau mit topografischen Akzenten in Hochglanzschwarz wissen dabei genauso zu gefallen wie die Radhausverbreiterungen in Mattgrau und die 19-Zoll-Felgen mit 5-Speichen-Design in Hochglanzschwarz.

Wenn wir es uns aussuchen könnten: wir würden definitiv das Cross Country Modell fahren! Auch wenn es sich beim EX30 Cross Country um ein Kompakt-SUV handelt, versprüht er das Understatement, für das die Cross-Country-Modelle bekannt sind und trägt nicht zu dick auf. So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Wir mögen den Outdoor-Vibe des EX30 Cross Country sehr!

Test Volvo EX30 Cross Country: Wie schlägt sich der kleine E-Flitzer auf Eis und bei Kälte?

„Robin“ – kurz vor Mitternacht klopft es wie wild an meiner Tür. Ich wollte es mir in meiner Aurora-Kapsel gerade muggelig (oder hyggelig?) machen und in den wohlverdienten Schlaf fallen, als mein Kollege Marko von RAMP mich mit Begeisterung aus der Hütte lockt: Polarlichter! Also Buchse und Stiefel wieder an und raus in die Kälte. Das Lagerfeuer brennt noch. Was für ein Glück wir doch haben! Lappland und Polarlichter – eine perfekte Kombination.

Elektroautos und Winter – sind hingegen oft keine gute Kombination. Der EX30 Cross Country hat zwar eine Wärmepumpe, verliert im skandinavischen Winter erwartungsgemäß jedoch an Reichweite. Bei einstelligen Minusgraden zeigte unser Testwagen rund 230 km Reichweite an. Definitiv mehr als genug für den halben Tag auf dem Ice Track und auch genug, um damit zum 120 km entfernten Flughafen für die Rückreise zu kommen. Dennoch muss man im Winter bedachter fahren und etwas Sicherheit für Lade Stopps einplanen, während der EX30 im Sommer mehr als genug für die meisten Anwendungsfälle bietet!

Zugegeben: Spike-Reifen und Eis sind im schwedischen Winter normal, in Deutschland nicht bzw. überhaupt nicht zulässig! Umso cooler war es, das mal auszuprobieren: die Traktion sowie Beschleunigung des 428 PS starken Allradantriebs sind beeindruckend. Der Volvo EX30 Cross Country schafft eine gute Balance zwischen Agilität und Fahrstabilität. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder EX90 lässt er sich deutlich sportlicher, dynamischer und spaßiger fahren, vor allem wenn man im Performance All Wheel-Drive-Modus und ohne ESC unterwegs ist. Auf abgesperrter Strecke mit schneeweicher Pufferzone konnten wir so die Limits ausloten.

Schnee aufwirbeln? Ja gerne! Drifts? Auch gerne! Aber bricht er einmal richtig aus, dann ist der kleine EX30 ohne ESC tatsächlich recht schwer wieder einzufangen. Und da kommen wir auch schon zum springenden Punkt: bei Volvo steht die Sicherheit voll im Vordergrund – und ein Volvo will mit den Assistenzsystemen gefahren werden. Denn es gibt viele permanent aktive elektronische Helferlein, gegen die man auf dem Ice Track arbeiten muss, um den kleinen Abenteurer zum Driften zu bringen. Was negativ klingt, ist positiv: einen Volvo kauft man wegen der Sicherheit – und selbst wenn man es absichtlich provoziert, fängt er sich immer wieder richtig gut!

Mit seinen cleveren Stauraumlösungen – z. B. der zentralen Handschuhbox oder der herausnehmbaren Ablage für Kleinteile bietet der kleine viel Fläche, um sein Outdoor-Equipment unterzubringen. Der Kofferraum ist mit seinen 318–904 Litern zwar nicht rekordverdächtig, aber aufgrund der steilen Heckklappe und seiner Höhe ist er gut nutzbar. Für Outdoor-Expeditionen ist man dann jedoch besser zu zweit als zu fünft unterwegs. Es sei denn man nutzt Extras wie den coolen Dachkorb – der in gleichem Maße wie den Style natürlich auch den Luftwiderstand deutlich erhöht. Oder eben eine Cargobox für die Anhängerkupplung – nicht so sexy, aber praktisch! Hier bietet Volvo eine hauseigene Cargobox an. Alternativ kann man sich auch die neue – recht teure – Thule Santu, die sich bestens mit dem besten Fahrradheckträger auf dem Markt kombinieren lässt.

 

Fazit: Volvo EX30 Cross Country Test

Ist der neue Volvo EX30 Cross Country mehr Optik und Marketing als Geländewagen? Ja, aber das ist auch OK. Der Volvo EX30 Cross Country wird einen Defender nicht ersetzen – aber wer ein kompaktes, elektrisches Abenteuer-Auto für Ausflüge mit skandinavischem Minimalismus und coolem Understatement sucht, für den ist der neue EX30 Cross Country eine spannende Option. Der Aufpreis von 2.000 € gegenüber dem EX30 Ultra wäre uns das allemal wert! Uns hat der EX30 schon gefallen und der neue EX 30 Cross Country Ultra setzt nochmal einen drauf. It’s a vibe!

Tops

  • Cooler Outdoor-Vibe
  • Schickes Design mit Extras wie Dachkorb
  • Erhöhte Bodenfreiheit für etwas mehr Geländegängigkeit

Flops

  • Begrenzte Platzverhältnisse für größere Expeditionen
  • kein Head Up-Display wie bei allen anderen EX30 Modellen

Words: Robin Schmitt Photos: Christian Bittmann, Robin Schmitt