Mit 15 cm Höhe im geschlossenen Zustand ist das Vickywood Dachzelt das flachste im Testfeld. Aerodynamisch und kompakt, gewinnt das Cumaru Light 127 Eco unter den Alu-Hartschalenzelten zudem das Rennen um das geringste Gewicht. Kann das 2.790 € teure Zelt, das sich so klein machen kann, auch aufgebaut gegen die Konkurrenz punkten?
Wir haben die spannendsten 12 ½ Dachzelte im direkten Vergleich getestet und dafür 20 Dachzelt-Newbies und -Experten, 2 Kleinkinder, 2 Hunde und 1 Riesenteddy auf einen legendären Roadtrip mitgenommen – hier geht’s zur Kaufberatung und zum Überblick über alle von uns getesteten Dachzelte.
185 PET-Flaschen. Die wurden in Form von Bier vielleicht auch auf unserem legendären DOWNTOWN Roadtrip getrunken. Im Fall von Vickywood sind sie aber ein Indikator dafür, wie viel recycelter Kunststoffabfall im Dachzelt Cumaru Light 127 Eco des bayerischen Herstellers aus Gersthofen steckt. Vickywood bietet nicht nur eine breite Produktpalette von Dachzelten und Camping-Equipment, sondern hat sich auch das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Das betrifft die Langlebigkeit der Materialien genauso wie den Zeltstoff, der aus PET-Flaschen besteht. Beschädigte Produkte können repariert statt entsorgt werden, denn es werden Ersatzteile im Lager des Herstellers vorgehalten. Mit 2.790 € ist das Vickywood Dachzelt um 100 € teurer als die direkte und fast baugleiche Konkurrenz unter den Hartschalenzelten: die Naturbummler Alu-Kraftkiste und das Arcta Vento. Vergleicht man Bauteile und Ausstattung der drei Alu-Hartschalenzelte, liegt die Vermutung nahe, dass sie alle vom gleichen Produzenten gefertigt werden. Dreieiige Drillinge sozusagen 😉 Umso spannender, ob das Vickywood Dachzelt trotzdem mehr zu bieten hat als seine beiden „Geschwister“!
Vickywood
Cumaru Light 127 Eco
2.790€
Technische Daten
Typ Alu-Hartschalenzelt
Personen 2
Gewicht 75 kg (ohne Leiter)
Abmessungen (geöffnet)
223 x 127 x 130 cm
Abmessungen (geschlossen)
223 x 127 x 15 cm
Innenraumhöhe 130 cm
Matratze
Liegefläche 213 x 117 cm
Dicke 6 cm
Material Memory Foam
Bezug abnehmbar und maschinenwaschbar
Vickywood Cumaru Light 127 Eco
.
Serienausstattung
1 Anti-Kondensationsmatte
Transporttasche für Leiter
1 dimmbare USB-LED-Leiste
2 Schuhtaschen
Empfohlenes optionales Zubehör
Querträger-Set Preis 99,99 €
Thermo-Innenzelt Preis 179,00 €
Montage-Halterungsset U-Form Preis 49,99 €
Vickywood Dachzelt: Vorbereitung und Montage aufs Fahrzeug
Beim Cumaru Light 127 Eco ist keine Vormontage nötig und es kann so, wie es ist, auf den Dachträger gesetzt werden. Zur Montage werden wegen Größe und Gewicht von 75 kg mindestens zwei sehr starke Personen, besser vier, benötigt. Ein gutes Verhältnis zur Nachbarschaft ist hier also zu empfehlen – oder man schafft sich einen Dachzelt-Kran an, wenn man im Besitz einer Garage ist. Dazu mehr in unserer Einleitung zum Vergleichstest.
Bei der Befestigung am Querträger müssen die Stahlbügel mit selbstsichernden Schrauben angebracht werden. Das ist fummelig und dauert seine Zeit. Ungeduldige können sich für 49,99 € ein hochwertiges Montage-Halterungsset beim Hersteller kaufen, mit dem sie einige Minuten Aufbauzeit sparen. Wer das nicht will, sollte sich zumindest eine Ratsche kaufen, denn mit dem Ringschlüssel allein schraubt man sich – beim Vickywood Dachzelt genauso wie bei fast allen anderen Dachzelten im Testfeld – echt einen Wolf.
Vickywood Dachzelt: Auf- und Abbau
Manchmal will man auf langen Fahrten zum Urlaubsort einfach nur noch eins: Stellplatz ansteuern, Dachzelt aufklappen, pennen. Genau da holt einen das Cumaru Light ab, denn es ist, je nach Fahrzeughöhe, in etwa einer Minute vollständig aufgebaut: Einfach die beiden Befestigungsschnallen an der Vorderseite lösen und dem Zelt einen Stups nach oben geben. Dank der Gasdruckfedern fährt es dann von alleine hoch. Das Vordach muss noch mit zwei Stangen eingespannt werden. Tipp: Bei hohen Fahrzeugen macht man das am besten vom Zeltinneren aus, da man von dort besser an die vorgesehenen Ösen im Vordach gelangt. Für den direkten Konkurrenzkampf mit den anderen beiden triangelförmigen Alu-Hartschalenzelten wird festgehalten: Diesen zusätzlichen Schritt mit den Stangen muss man auch beim Naturbummler Dachzelt gehen, nicht aber beim Arcta Vento.
Hat man dann noch die Aluminium-Teleskopleiter eingehängt und ausgefahren, steht dem erholsamen Schlaf nichts mehr im Weg.
Der Abbau geht genauso schnell wie der Aufbau. Nach dem Ausspannen der Stangen wird das Vickywood Dachzelt an der dafür vorgesehenen Schlaufe heruntergezogen, die Schnallen geschlossen – fertig. Die Leiter und das Bettzeug müssen leider im Fahrzeug mitgenommen werden, weil für sie kein Platz im Zelt ist – ein deutlicher Nachteil zur Alu-Kraftkiste von Naturbummler, die dank Hubmechanismus auch im geschlossenen Zustand mehr Volumen hat.
Das Vickywood Dachzelt im Einsatz beim Dachzelt-Test
Zum Platzangebot: In der Variante mit 117 cm Breite ist das Cumaru Light für 2 Personen schon etwas kuschelig. Wer mehr Platz braucht, dem kann man das Vickywood Dachzelt Cumaru Light 152 ECO empfehlen, da passt bei 140 cm vielleicht sogar noch ein Kind auf die Matratze, wenn man zusammenrückt. Dafür kommen 200 € und 10 kg mehr dazu und man sollte die Fahrzeugkompatibilität beachten. Also: Blick in die Fahrzeugpapiere und die dynamische Dachlast checken! Und: Ein Dachzelt mit 140 cm Breite wirkt auf kleineren Autos recht schnell überdimensioniert und kommt daher wie eine fliegende Untertasse.
Egal, auf welche Variante man sich einigt, in beiden Größen des getesteten Vickywood Dachzeltes ist eine Matratzenunterlage aus Mesh-Material gegen die anfallende Kondensation dabei. Und die ist auch nötig, denn es bildet sich einiges an Kondenswasser an den Wänden – zumindest auf unserem DOWNTOWN Roadtrip, bei dem die Temperaturen nachts in den einstelligen Bereich gefallen sind. Super, dass die Mesh-Unterlage im Lieferumfang enthalten ist, denn bei anderen Herstellern, wie etwa Thule, muss man diese dazukaufen. Die Memory-Foam-Matratze hat eine gute Haptik und wirkt hochwertig, erweist sich beim Test auf unserem DOWNTOWN Roadtrip aber als recht harte Sache für Seitenschläfer. Wer gewöhnlich auf dem Bauch oder Rücken liegt, schläft dagegen bequem.
Hat man im Eingangsbereich des Vickywood Dachzeltes mit 130 cm eine äußerst komfortable Aufenthaltshöhe, wird es zum flach zulaufenden Ende hin echt ganz schön eng. Das ist der Triangelform geschuldet. Leider fehlt dem Vickywood Dachzelt ein Hubmechanismus, wie man ihn z. B. bei der Naturbummler Alu-Kraftkiste vorfindet, um noch einige Zentimeter Höhe zu gewinnen. Die Folge: Die Füße stoßen am Dachhimmel an, wenn man auf dem Rücken liegt. Anders herum wollte im Dachzelt-Test aber auch niemand schlafen. Wer will schon mit dem Kopf die Decke berühren? Man muss also immer ein Stück nach vorne rutschen. Ein wenig wird die verlorene Fläche aber durch Platzgewinn in der Breite abgemildert: Wie beim Arcta Dachzelt liegen die Gasdruckfedern, mit denen das Dach geöffnet wird, außen am Case und nicht im Zeltinneren wie etwa bei der Alu-Kraftkiste. Dadurch ist die Matratze durchgehend 130 cm breit.
Im Vickywood Dachzelt findet man den gleichen Organizer mit mehreren Taschen im Dachhimmel wie bei den anderen beiden Zelten. Das Einschubfach fürs Tablet ist eine praktische Lösung für entspannte Filmabende bei schlechtem Wetter. Apropos schlechtes Wetter: Das Vickywood Dachzelt bietet die beste Lichtlösung im Testfeld. Triangel-Zelte sind ja generell dunkler, da die Klappseite geschlossen ist, aber das Vickywood punktet zum einen mit großen Fensteröffnungen vorne und an der Seite, die alle mit Moskitonetzen geschützt sind und auch an trüben Tagen einiges Licht ins Zelt lassen. Zum anderen – und damit hat es im Vergleichstest neben der niedrigen Transporthöhe einen weiteren Pluspunkt – wartet das Vickywood Dachzelt mit gleich zwei LED-Leisten auf. Die werden über einen USB-Anschluss an eine beliebige 12V-Energiequelle angeschlossen, sind stufenlos dimmbar und verbreiten ein schön warmes Licht. Weil sie getrennt angeschlossen und bedient werden, kann bei unterschiedlichen Zubettgehzeiten eine Seite im Zelt dunkel bleiben und die andere mit dem Leselicht beleuchtet werden. Dafür braucht man dann allerdings zwei Powerbanks oder eine mit zwei USB-C-Anschlüssen.
Fans von Outdoorsport können das Vickywood Dachzelt besonders gut nutzen, wenn sie die stufenlos verstellbaren, 2,1 kg schweren Querträger für 99 € mitbestellen. Punkt für die Konkurrenz: Arcta und Naturbummler haben diese schon direkt in ihre Dachzelt-Pakete integriert. Spendabel sind die Bayern dagegen wiederum bei den Schuhtaschen, von denen es beim Vickywood Dachzelt gleich zwei gibt.
Für wen und welches Auto passt das Vickywood Dachzelt?
Ideal ist das Cumaru Light für 1–2 Personen – oder wie auf unserem DOWNTOWN Roadtrip natürlich auch für ein Elternteil mit Kind – die ihr Dachzelt schnell auf- und abbauen wollen, was sich besonders bei Trips mit mehreren Stopps auszahlt. Steht man auf optische Schlichtheit, ist das Vickywood Dachzelt durch sein kompaktes, zurückhaltendes Design ein guter Begleiter, der auch die ganze Campingsaison über auf dem Dach bleiben kann. Wem nachts mulmig bei dem Gedanken an unerwünschten Besuch wird, der – oder die – profitiert von der Möglichkeit, die Leiter ins Zelt zu holen.
Für kleinere, kurze PKW empfiehlt sich das Vickywood Dachzelt weniger, da die große Grundfläche und der Überhang über die Frontscheibe immer schlecht für Aerodynamik und Kraftstoffverbrauch sind. Die zulässige dynamische Dachlast des Fahrzeugs sollte bei mindestens 80 kg liegen (Zeltgewicht + Grundträger-Gewicht).
Das Fazit zum Vickywood Dachzelt
Im Drillingsvergleich ist das Vickywood Dachzelt bei etwas geringerer Ausstattung 100 € teurer als seine beiden „Geschwister“. Mit seinen aerodynamischen 15 cm baut es aber am niedrigsten und ist mit 75 kg vergleichsweise leicht für ein Alu-Hartschalenzelt. Durch zwei separat nutzbare Lichtleisten sorgt das Vickywood Dachzelt für die individuelle Abendgestaltung seiner Bewohner. Der nachhaltige Ansatz der Bayern ist zweifelsohne ein Pluspunkt, den die User – zu Recht – auch mitbezahlen.
Tops
- flachstes Packmaß im Testfeld
- leichtestes Alu-Hartschalenzelt im Test
- schneller und simpler Auf- und Abbau dank Gasdruckfedern
- nachhaltige Unternehmensphilosophie
Flops
- Sicherheitsmuttern erschweren flotte Montage
- limitierte Raumnutzung durch spitz zulaufendes Dach
- zusätzliche Querträger müssen hinzugekauft werden
- hohe Kondensation im Vergleich zu anderen Dachzelten
Mehr Infos gibts unter vickywood.de
Das Testfeld
Hier gehts zum großen Vergleichstest – 12 ½ Dachzelte fürs Auto im Dachzelt Test
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Words: Felicia Nastal, Julian Schwede Photos: Mike Hunger, Robin Schmitt