
Die erste Generation City E-Bikes von Vanmoof im Jahr 2016 war eine echte Sensation. Nicht nur, dass das damals Electrified S genannte Bike mit seinem bis dato völlig neuartigen Design frischen Wind in den eher drögen City-Bike-Markt brachte. Die Niederländer setzten auch damals schon auf die Themen Connectivity und Simplicity sowie auf einen vergleichsweise günstigen Preis von unter 2.000 €. Mit einem Vanmoof sollte man ohne groß über Einstellungen nachzudenken losfahren und Spaß haben können. Selbst beim Abstellen musste man sich dank integriertem elektronischen Schloss und einem absolut einzigartigen GPS-Tracking-Service namens Bike Hunter keine Sorgen um sein Design-Bike machen. Vanmoof versprach, jedes gestohlene Bike zu suchen und bei Misserfolg ein Ersatzrad zur Verfügung zu stellen. Und jetzt – knapp 10 Jahre später? Die mittlerweile 6. Generation hört auf den Namen Vanmoof S6 und hat kein bisschen von seiner Einzigartigkeit eingebüßt. Ganz im Gegenteil: Die Niederländer – mittlerweile mit McLaren Applied als Investor an Bord – haben das revolutionäre, reduzierte Design der ersten Generation konsequent fortgeführt, das Bedienkonzept weiter minimalisiert und das Bike insgesamt noch moderner gestaltet. Auch im Jahr 2025 steht ein Vanmoof-Bike für neu gedachte Mobilität, reduziert aufs Wesentliche – dafür mit einem klaren Statement zu Design und Style.
Wer ein Vanmoof fährt oder sich dafür interessiert, für den spielt das Design sicher eine übergeordnete Rolle. Und mit der aktuellen Generation setzen die Niederländer ihrer Stilikone mit zwei auffälligen Farben noch die Krone auf: Unser Test-Bike kommt in einem leuchtenden Blau – Electric Blue –, ein Farbton, der offenbar Aufmerksamkeit erregt. Denn während unseres Tests im spätsommerlichen Brixen wurden wir nicht nur ein Mal auf dieses extravagante Bike angesprochen. Die Reaktionen fielen dabei durch die Bank positiv aus. Pearl Mint steht der blauen Farbe in nichts nach und passt aus unserer Sicht ebenso perfekt zu einem Bike, das einen hippen und modernen Charme versprühen will. Das Drift Black genannte Schwarz ist für alle, die mit ihrem Bike weniger Aufsehen erregen wollen … Aber die sollten dann vielleicht kein Vanmoof S6 in Betracht ziehen 😉
Neben dem S6 hat Vanmoof noch das S6 Open mit 24“-Laufrädern und tieferem Einstieg für Personen von 155–200 cm Körpergröße im Programm. Das S6 soll einen Bereich von 165–210 cm abdecken. Beide City E-Bikes kosten 3.298 €, unterschiedliche Ausstattungsvarianten gibt es nicht. Optional bietet Vanmoof Zubehör wie verschiedene Gepäckträger, auch als Heavy Duty-Version mit Kindersitz-Freigabe für 139 €, und eine gefederte Sattelstütze an. Über gesondert erhältliche Spacer lässt sich die Vorbauhöhe anpassen, und eigene Taschen haben die Niederländer auch.
Das neue Vanmoof S6 im Detail – Nach wie vor eine Design-Ikone!
4711 Kölnisch Wasser, der Eames Chair oder ein Jaguar E-Type – manche Dinge sind einfach zeitlose Ikonen. Und mit dem Electrified S hat Vanmoof vor fast 10 Jahren eine ebensolche Ikone im Bereich der City E-Bikes geschaffen. Mit seinem geradlinigen, reduzierten Design und den im horizontalen Oberrohr integrierten Front- und Heckleuchten legt das S6 auch 2025 einen Auftritt aufs Kopfsteinpflaster wie sonst nur ein Supersportwagen auf der Flaniermeile. Brixen oder Champs élysées, Vanmoof oder Bugatti – die Vibes passen in beiden Fällen, und ihr steht sofort im Rampenlicht. Da Vanmoof das Design seit dem Urahn nur behutsam modernisiert hat, ist auch das S6 sofort als Bike der Niederländer zu erkennen – zumindest für jeden, der schon mal eines gesehen oder gefahren hat. Neu sind die etwas voluminöseren Rohre gegenüber den früheren Generationen, was der auf mittlerweile 487 Wh angewachsenen Akku-Kapazität geschuldet ist. Das Vanmoof S6 wirkt damit aber nach wie alles andere als pummelig. Im Gegenteil: Die dickeren Rohre verleihen dem S6 einen sehr sportiven, athletischen Charakter.
Auskunft zu den verbauten Teilen gibt Vanmoof nur sehr spärlich. Der Akku ist jedenfalls in Zusammenarbeit mit Panasonic entstanden. Er stellt die Energie für den in der Vorderradnabe sitzenden Motor zur Verfügung, der 68 Nm Drehmoment und bis zu 250 W Leistung bringt. Über den Hersteller des Motors schweigen sich die Niederländer ebenso aus wie über die Marken der verbauten Teile. Hier reduziert sich Vanmoof aufs Wesentliche – genau wie bei den Bedienelementen. Auf ein Display verzichtet Vanmoof mittlerweile vollständig. Stattdessen setzt der Hersteller auf ein audiovisuelles Konzept, das ein wenig an den guten alten K.I.T.T. aus der 1980er-Kultserie Knight Rider erinnert. Zwar reagiert das S6 nicht auf Sprachbefehle seines Besitzers. Der vom im Oberrohr sitzenden Sound-Modul generierte Ton beim Einschalten und die beiden im Lenker integrierten LED-Ringe – die Halo Light Displays – lassen aber schon eine gehörige Portion Actionheld-Feeling aufkommen. In dem Fall wäre natürlich die schwarze Rahmenfarbe gesetzt.


Der Fortschritt bei den E-Bikes geht leider fast immer mit einer Gewichtszunahme einher – davon bleibt auch das optisch so schlanke Vanmoof S6 leider nicht verschont. Während das S2 unseres Autors Patrick noch fast federleichte 19 kg wiegt, bringt es die neueste Version auf selbst gewogene 23,43 kg. Klar, der größere Akku und das Mehr an Technik schlagen hier ins Kontor, aber 4,5 kg mehr ist kein Pappenstiel.
Das kleinere S6 Open bringt laut Hersteller 22,5 kg auf die Waage. Doch trotz des mittlerweile stattlichen Gewichts sieht man dem Vanmoof S6 seine E-Gene kaum an. Motor, Akku, Ladeanschluss, Display – alles gut versteckt oder gar nicht als solche zu erkennen. Wenn ihr dann aber wie die Feuerwehr davon heizt, wird jedem klar, dass es sich beim S6 nicht um ein normales Stadtrad handelt. Denn mit dem seit Generation 1 verbauten Boost Button steht jederzeit die volle Motor-Power bereit. Egal, welche von den vier Unterstützungsstufen gerade gewählt ist. Einfach auf den rechten Knopf am Lenker gedrückt, und das S6 geht ab wie K.I.T.T im Super Pursuit Mode … und auch genauso geräuschlos. Angesichts der verbauten 3-Gang-Automatikschaltung in der hinteren Nabe ist der Boost Button nicht nur schmuckes Beiwerk. Den werdet ihr gerne und oft benutzen, versprochen! Aber dazu gleich mehr.


Ebenfalls an der hinteren Nabe befindet sich das für Vanmoof typische Kick Lock, eine Sperre, die mit einem Fußtritt die hintere Nabe blockiert und sich nur per App oder Entsperrcode am Rad selbst lösen lässt. Beim Versuch, das Rad zu bewegen, löst es einen sehr gut hörbaren Alarm aus. Gelegenheitsdiebe sollte das zumindest schon mal abschrecken. Und gegen Spaßvögel, die gerne Sättel oder Laufräder – etwa am Bahnhof – abmontieren, um dann die umliegende Botanik damit in ein modernes Kunstwerk zu verwandeln, helfen die seit Generation 1 verwendeten proprietären Schrauben, für die ein eigener Schlüsselsatz mitgeliefert wird. Apropos proprietär: Vanmoof verbaut viele selbst entwickelte Teile wie Reifen, hydraulische Scheibenbremsen, Bremshebel. Auch die elegant vorne und hinten ins Oberrohr integrierten Lichter sind keine Stangenware, und sehen verdammt gut aus. Bei einem Defekt kann man dafür aber nicht einfach in den nächstgelegenen Bike-Shop gehen und Ersatzteile kaufen oder schnell mal was reparieren lassen. Da das Vanmoof S(ahneschnittchen)6 aber klar für den urbanen Einsatz konzipiert ist, fällt die Chance auf einen nahegelegen Service-Partner der Niederländer gar nicht so klein aus.


Connectivity am neuen Vanmoof S6 – Peace of Mind im Fokus
Schon das erste City E-Bike von Vanmoof war seinerzeit beim Thema Connectivity seiner Zeit weit voraus. Im Jahr 2016 gab es kaum einen Hersteller, der eine eigene App für seine Bikes entwickelt hat, geschweige denn moderne Features wie Motor- und Lichtkonfiguration oder ein elektronisches Schloss darüber ermöglicht hat. Sogar GPS-Tracking war bei Vanmoof von Anfang an dabei. Über die Jahre haben die Niederländer ihre App natürlich stetig weiterentwickelt. Der Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern ist aber erheblich geringer geworden. Viele Hersteller bieten heute Apps mit vergleichbaren Features an. Eine derart schicke Lenkerhalterung wie die Niederländer haben indes nur ganz wenige im Köcher: Gemeinsam mit Peak Design entwickelt, sieht die SlimLink-Handyhalterung nicht nur schick aus. Zusammen mit der passenden Handyhülle sorgt sie auch für bombenfesten Halt und eine ganz einfache Handhabung. Gerne mehr davon!
Wer sein Bike mit anderen gemeinsam nutzen will, der kann seinen Account in der Vanmoof-App teilen und den Zugang zum Bike anderen ermöglichen. Und wenn das Bike trotz aktivem Kick Lock doch mal abhandengekommen ist oder ihr es nach durchzechter Nacht aufgrund akuter alkoholinduzierter Kurzzeitamnesie einfach nicht mehr findet, könnt ihr es mithilfe der App oder der Apple Find My-Funktion aufspüren. Klappt selbst das nicht, weil ihr Opfer gerissener Diebe geworden seid, habt ihr hoffentlich den kostenpflichtigen Theft Proof-Service bei Vanmoof gebucht. Für 150 € mit einem Jahr Laufzeit oder für 390 € bei 3 Jahren verspricht der Hersteller, dass so genannte Bike Hunter das verlustige Rad für euch binnen 14 Tagen aufspüren. Wenn nicht, erhaltet ihr ein gleichwertiges Ersatzrad. Und dafür ist kein zusätzliches Schloss erforderlich. Vanmoof vertraut hier offenbar seinem Kick Lock und dem Alarmsystem des Bikes. Die einzige Pflicht des Vanmoof-Riders: den Diebstahl binnen 48 Stunden in der Vanmoof-App zu melden. Dieser Service hat das Prädikat „Peace of Mind“ wahrlich verdient.
Das neue Vanmoof S6 auf der Straße – Knight Rider is back in Town!
Wenn man das Vanmoof S6 ruft … kommt es leider nicht angefahren wie K.I.T.T. aus der 80er-Action-Serie Knight Rider. Zum Großstadthelden mutiert ihr mit dem super-schicken Designerstück aber allemal. Mit dem extravaganten Rahmen und einer der beiden knalligen Farben fällt man auf, das lässt sich kaum vermeiden. Und spätestens mit dem generischen Start-Sound des S6 habt ihr dieselbe Aufmerksamkeit wie David Hasselhoff mit seiner roten Rettungsboje am Dorfweiher. (Ja, unser Autor kennt alle wichtigen Serien des vergangenen Jahrhunderts 😉 ) Aber zurück zum Bike.
Wenn ein Rad ein echtes Hop-on-Hop-off-Gefühl vermittelt, dann ist es das Vanmoof S6. Außer der Sattelhöhe gibt es hier nichts einzustellen. Und dann: Draufsitzen und losfahren, ohne einen Gedanken an Schloss, Lichter oder ans Kette Ölen zu verschwenden. Das S6 hat zwar eine, die ist aber so gut von einem Kettenschutz ummantelt, dass sie kaum den Witterungsverhältnissen ausgesetzt ist. Ein Riemen wäre uns dennoch lieber. Vielleicht beim S7?

Die Motorunterstützung lässt sich easy mit dem unteren Teil des rechten Bedienknopfs einstellen. Das rechte Halo Light Display zeigt dann die aktuell gewählte Stufe mit insgesamt vier Lichtsegmenten an. Sieht cool aus und reicht als Info völlig. Ebenso wie die Anzeige des Akku-Stands auf dem linken LED-Ring. Mit 175 cm Körpergröße passt das Bike perfekt, man sitzt angenehm aufrecht, der stark gekröpfte Lenker unterstützt die komfortable Sitzposition. Zudem ist der Sattel recht breit und weich. Der Vorderrad-Nabenmotor arbeitet leise, setzt recht unvermittelt ein und zieht gut an. Allerdings nicht vergleichbar mit einem Full-Power-Mittelmotor wie etwa dem Bosch Performance Line CX (Test unseres Schwestermagazins E-MOUNTAINBIKE). Zum einen fehlt ihm da einfach die Power. Zum anderen zieht der Vorderradnabenmotor naturgemäß am Vorderrad, was vor allem auf rutschigem Untergrund wie nassen Blättern oder Kopfsteinpflaster durchaus auch mal zum Durchdrehen führen kann. Erst recht in Verbindung mit dem Boost Button, der jederzeit die volle Motorleistung abruft, ist hier Vorsicht geboten. Beim Fahren fühlt sich das Rad aufgrund des recht steilen Lenkwinkels sehr wendig an, sodass man gekonnt durch den Großstadtdschungel zirkelt. Das doch recht hohe Gewicht fällt nur an Steigungen negativ auf. Hier bietet die 3-Gang-Automatik einfach zu wenig Gangabstufungen. Aber da gibt es ja noch den Rettungsanker namens Super Pursuit Mode – äh – Boost Button. Wenn es doch mal zu flott wird, bringen einen die hydraulischen Scheibenbremsen wieder sicher zum Stehen. Und dank des geraden, vergleichsweise schlanken Oberrohrs lässt sich das S6 auch noch akzeptabel tragen – was in Kombination ohne entnehmbaren Akku und geeigneter Lademöglichkeit am Stellplatz manchmal bestimmt nötig ist.
Für wen ist das neue Vanmoof S6?
Wer mit seinem Bike im geschäftigen Treiben der Großstadt auffallen will, der liegt mit der extravaganten Formensprache und einer der knalligen Farben des Vanmoof S6 voll im Trend. Verstecken geht mit dem Bike nicht. Das S6 passt aber auch zu allen, die ihr City E-Bike einfach nutzen wollen, statt über Schalten, Einstellungen und Diebstahlschutz nachzudenken. Das S6 ist quasi immer einsatzbereit und macht einfach Spaß im urbanen Mobilitätsalltag. Auch wenn es eigentlich mit 3 Gängen und dem Frontmotor nicht für hügeliges Gelände gemacht ist: Mit dem Boost-Knopf meistert es auch steilere Berge. Also Boosten statt Doppelherz. Wem allerdings Komfort und maximale Reichweite wichtig sind, der schaut besser nach einem SUV E-Bike. Junggebliebene und Leute mit Sinn für Design und Lifestyle sind beim S6 aber sicher voll en vogue und so gar nicht 80er.
Fazit zum neuen Vanmoof S6
Vanmoof ist seiner vor fast 10 Jahren eingeschlagenen Linie mit der 6. Generation seines City E-Bikes voll und ganz treu geblieben. Auch das S6 rückt das Thema Peace of Mind wieder in den Mittelpunkt. Und dabei geht es nicht nur um den Diebstahlschutz als eine Kombination aus Mechanik, Alarmierung und Ortung samt Bike-Aufspür-Service, sondern auch um die Bedienung des optisch nach wie vor super-schicken und ausgefallenen Bikes. Sicher, bei der 3-Gangschaltung, beim Komfort und den vielen proprietären Teilen muss man Abstriche hinnehmen. Aber ohne Kompromisse geht es heute kaum noch. Und das Vanmoof S6 ist auf jeden Fall ein Statement!
Tops
- schickes und eigenständiges Design
- unkomplizierte Handhabung
- Peace-of-Mind-Diebstahlschutz
- Boooooooost-Knopf
Flops
- keine Federung
- nur 3 Gänge
- proprietäre Anbauteile
Mehr Infos unter vanmoof.com
Words: Patrick Gruber Photos: Lars Engmann
