Das Ultima Mobility Multipath Cargo Compact hat zwar in unserem Lastenrad-Test in Frankreich sein Heimspiel, geht aber trotzdem als Lastenrad-Exot an den Start. Valeo-Automatik-Getriebe-Motor, ein Kunststoff-Rahmen und ein ungewöhnliches Transportkonzept machen es einzigartig. Hat der Außenseiter Chancen auf einen Testsieg?

Ultima Multipath Cargo Compact | Valeo Cyclee/630 Wh
35,8 kg in Größe One Size | 6.138 € | Hersteller-Website

Das Multipath ist im klassischen Sinne kein Lastenrad, vielmehr lässt es sich als wandelbares Allzweck-E-Bike beschreiben. Entwickelt und hergestellt wird es vom französischen Start-up Ultima Mobility. Dabei kommen ein innovatives Kunststoff-Gussverfahren für den Rahmen, eine große Transportbox auf der Vorderradgabel und die feinsten Motor- und Anbauteile der Region zum Einsatz. Angetrieben wird das Multipath von einem Valeo Cyclee-Motor mit stolzen 130 Nm Drehmoment und einem internen 7-Gang-Automatikgetriebe von Effigear.

Der Startpreis für ein Multipath liegt bei 3.847 €, dafür erhält man jedoch ein für den Commuter-Einsatz ausgelegtes City-E-Bike. Für unser lastenradtaugliches Multipath Compact Cargo muss man im Online-Konfigurator noch viele Häkchen setzen und landet dann bei stolzen 6.138 €.

Im fahrfertigen Zustand bringt das kompakte Lastenrad 35,8 kg auf die Waage. Zieht man das Bike-Gewicht von dem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 150 kg ab, bleiben noch rund 114 kg für Fahrer plus Zuladung übrig – der niedrigste Wert im Lastenrad Test. Ob das Ultima-Lastenrad mit diesem Handicap noch Chancen auf eine Top-Platzierung hat, verrät euch unser Test.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Cargo-Bike – Die 12 heißesten Bikes im großen Vergleichstest.

Think global, act local – Was macht das Ultima-Lastenrad so besonders?

Die einfacher zu beantwortende Frage wäre: Was macht das Ultima-Lastenrad nicht besonders? Ultima beschreitet für beinahe alle Schritte des Herstellungsprozesses einen eigenen Weg, ohne dabei die Grenzen der EU zu verlassen. Angefangen beim Rahmen: Er wird aus einem Materialmix aus recyceltem Carbon und Polyamid in Frankreich spritzgegossen. Das verleiht ihm die geschwungene und an manchen Stellen schon fast organische Form. Für einen vereinfachten Aufstieg wurde der Rahmen als Tiefeinsteiger ohne Oberrohr designt.

Ebenfalls aus Frankreich stammt der Valeo Cyclee-Motor mit integriertem 7-Gang-Automatikgetriebe von Effigear. Ähnlich wie bei der Pinion MGU im i:SY Cargo P12 ZR-Lastenrad sind alle Schaltkomponenten im Motorgehäuse integriert und vor Wettereinflüssen geschützt. Anders als beim i:SY-Lastenrad kommt jedoch eine gewöhnliche Kette statt eines wartungsarmen Riemens zum Einsatz. Das bedeutet, dass man der Kette des Multipath nach einer Schlechtwetterfahrt am besten ein Paar Tröpfchen Kettenöl gönnt.

Der Valeo Cyclee-Motor mit integriertem Automatikgetriebe von Effigear ist eine Wucht, was die Leistung betrifft. Für etwas mehr Wartungsfreundlichkeit hätten wir uns noch einen Riemen statt einer Kette gewünscht.
Das Ultima Multipath besteht aus mehr europäischen Teilen als ein G7-Gipfeltreffen. Der Rahmen wird komplett in Frankreich in einem innovativen Spritzgussverfahren gefertigt und mit vielen Parts aus der Region bestückt.
Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Das altmodisch wirkende Display wirkt wie ein 90er-Jahre LCD-Wecker auf dem Nachttisch. Hinter der Fassade verbergen sich jedoch ein paar clevere Features.

Beim Entwicklungsprozess des Valeo Cyclee-Motors mussten die Ingenieure den Lastenrad-Einsatz bereits im Hinterkopf gehabt haben, denn der Motor ist extrem kraftvoll und kommt mit seinen 130 Nm auch mit einem voll beladenen Multipath spielend zurecht, doch dazu später mehr.

E-Bike-Motoren mit integriertem Schaltgetriebe sind stark im Kommen. Konventionelle Mittelmotoren und Kettenschaltungen sollten sich warm anziehen. Wir haben drei Modelle miteinander verglichen. Für alle Informationen findet ihr hier den vollständigen Artikel.

Gespeist wird der Motor von einem fest im Unterrohr verbauten 630-Wh-Akku vom französischen Hersteller Neogy. Da das Multipath weder mit einem Wechselakku noch mit einem Range Extender kompatibel ist, sollte man die Akkuanzeige auf dem altmodisch wirkenden View-Plus-Display im Auge behalten – geladen wird über den kleinen Ladeport über der Motoraufnahme.

Immerhin bietet das View-Plus-Display eine USB-C-Ladebuchse und eine Bluetooth-Schnittstelle zum Smartphone, durch die sich ein paar interessante Connectivity-Funktionen eröffnen. So lässt sich ein Tastencode für das Display und die Motor-Remote definieren, der den Motor aktiviert. Ohne den Code legt das interne Getriebe den Leerlauf ein und die Kurbel dreht frei, Diebe treten dann ins Leere. Wählt man im Online-Konfigurator zusätzlich noch den VELCO Onitrax-GPS-Tracker aus (288 € inklusive Zweijahresvertrag für die Datenübertragung), lässt sich das Lastenrad per Smartphone orten und der Leerlauf auch aus der Ferne einlegen – clever!

Doch wie wird aus dem Ultima Multipath überhaupt ein Lastenrad? Im Online-Konfigurator gibt es vier unterschiedliche Vorderradgabeln zur Auswahl: eine Starrgabel für den Einsatz als City-Bike, eine gefederte Trekking-Gabel und zwei Cargo-Gabeln. Wie sich das Multipath im Trekking-Trim mit Federgabel fährt, könnt ihr in unserem ausführlichen Test hier lesen.

Bei den Cargo-Gabeln kann man sich entweder für eine Gabel mit fest installiertem Kindersitz, Sitzgurt, Fußrasten, Speichenschutz und umlaufenden Sicherheitsschienen entscheiden, oder man wählt die Mini-Cargo-Gabel mit Transportplattform wie bei unserem Testbike.

Die Raumdiagonale des 50 x 50 x 35 cm großen Frontkorbs beträgt 78,9 cm, gerade genug für ein paar lange Baguettes. Einen großen Wocheneinkauf bekommt man im Korb nur schwer unter und das wäre beim anspruchsvollen Handling auch nicht zu empfehlen.
Für eine bessere Lastverteilung lässt sich am Heck noch eine Anhängerkupplung und ein Heckgepäckträger installieren, der mit einem Kindersitz kompatibel ist.
Durch die verstellbare Sattelstütze finden große und kleine Fahrer schnell eine passende Sitzhöhe. Um die Füße beim Ampelstopp zu Boden zu bekommen, ist die Stütze ungeeignet, denn man muss den Lenker loslassen, um den Hebel zu erreichen und das gefällt dem Ultima gar nicht.

Die Transportplattform der Mini-Cargo-Gabel lässt sich ähnlich wie der Heckgepäckträger eines Longtail-Lastenrads mit Zubehör bestücken, Ultima liefert es wahlweise mit einer Holzbox oder einer Soft-Bag aus. Die Soft-Bag ist von außen 50 x 50 x 35 cm groß (L x B x H), hat ein Fassungsvermögen von 70 l und darf mit bis zu 30 kg Gewicht beladen werden. Im Inneren der Tasche sorgen zwei Netztaschen und eine Klettverschluss-Tasche dafür, dass sich Geldbörse und Smartphone nicht mit dem Wocheneinkauf während der Fahrt vermischen.

Im Cargo-Modus mit entsprechender Gabel wird das 29”-Vorderrad durch ein kleines 20”-Rad getauscht. Außerdem verfügt die Vorderradgabel über einen Zweibeinständer, um das Multipath-Lastenrad sicher abzustellen.

Da man sich direkt beim Kauf für eine Gabel entscheiden muss, ist das Multipath zum Anschaffungszeitpunkt zwar nicht so vielseitig wie die meisten Lastenräder des Vergleichstests, es kann sich aber noch nachträglich an die unterschiedlichen Lebensphasen seiner Besitzer anpassen. Wächst das Kind aus der Kindersitzhalterung heraus und steigt auf ein eigenes Fahrrad um, wechselt man von der Family-Cargo-Gabel auf die Mini-Cargo-Gabel, oder zieht man von der Stadt aufs Land, wechselt man von der City-Gabel auf die Trekking-Gabel. Für den Umbau schickt man entweder das Multipath an Ultima zurück oder man ordert sich ein Conversion-Kit mit allen benötigten Teilen direkt hinzu (City-Gabel-Conversion-Kit 873 €, Trekking-Conversion-Kit 1.071 €).

Auch ohne Kindersitz an der Front lässt sich ein kleiner Passagier auf dem Heck des Rades unterbringen, wenn man den optionalen Heckgepäckträger mit MIK HD-Schnittstelle im Konfigurator ordert (109 €). Auch eine Anhängerkupplung ist im Konfigurator verfügbar (238 €).

Ultima Multipath Cargo Compact

6.138 €

Ausstattung

Motor Valeo Cyclee 130 Nm
Akku Neogy 630 Wh
Display View Plus
Fork Ultima Alu
Sattelstütze Dropper 100 mm
Bremsen MAGURA MT Trail Sport 160/ 160 mm
Schaltung Effigear 1x7
Lenker Baramind BAM City 660 mm
Laufradsatz Mach1 Kargo/Mavic E-Speedcity 1 700 20"/ 28"
Reifen AMIGO Ortem / Hutchinson Override 2"/2,125"

Technische Daten

Größe One Size
Gewicht 35,8 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 150 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 114 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

Transportbox
integriertes Automatikgetriebe
Rahmen aus Kunststoffguss

Das Ultima Multipath im Lastenrad Test – Wie fährt sich das kompakte Lastenrad?

Mit einer Länge von nur 175 cm – das kürzeste Rad im Lastenrad Test – nimmt das Ultima kaum mehr Platz in der Garage oder in einem Fahrradständer ein als ein gewöhnliches E-Bike. Zum Beladen kann man es leicht auf den Doppelständer aufbocken, ganz sicher steht das Ultima jedoch erst, wenn man den Fahrradständer am Hinterbau noch mitbenutzt. Die Ladekante des Frontkorbs ist die höchste im Vergleichstest, deshalb müssen sich kleine Menschen schon stark anstrengen, um eine Kiste Sprudel in den Korb zu bekommen. Dann bleibt noch Platz für ein bis zwei Einkaufstüten, aber mehr nicht.

Apropos kleine Menschen: Dank des tiefen Durchstiegs gelingt das Aufsteigen recht einfach. Die Sitzhöhe lässt sich durch die absenkbare Sattelstütze um 10 cm auf verschiedene Fahrergrößen anpassen, weitere Anpassungsmöglichkeiten besitzt unser Testbike nicht. Per Online-Konfigurator lässt sich aber noch ein winkelverstellbarer Ergotec-Vorbau ordern. Die Sitzposition auf dem Ultima fällt insgesamt recht kompakt aus. Große Fahrer müssen sich ein klein wenig zum Lenker runterbeugen und darauf achten, mit den Fußspitzen nicht am eingeklappten Zweibeinständer hängenzubleiben.

Wie geht das? Weder mit Alu noch mit Carbon wären die organischen Rahmenformen des Ultima möglich. Möglich macht es ein innovatives Spritzgussverfahren – made in France.

Laisser-faire – Fahranfänger sollten statt im Turbo durchzustarten, das Ultima lieber im automatischen Predict-Motor den Vortrieb regeln und schalten lassen. Dann kann man sich besser auf das anspruchsvolle Handling konzentrieren.
Catch me, si tu peux – der Lastentransport ist zwar kein Wettrennen, trotzdem haben die anderen Lastenräder im Test Schwierigkeiten, am schnellen Ultima Multipath dranzubleiben.

Das Anfahren mit dem Ultima-Lastenrad fällt sehr kippelig aus, besonders wenn der Frontkorb schwer beladen ist. Auch in Kurven zieht das Gewicht des Korbes am Lenker und macht das Handling sehr anspruchsvoll – die Devise lautet: Tempo rausnehmen und es ruhig angehen lassen.

Statt die ersten Fahrversuche im Turbo-Modus zu bestreiten (der Valeo-Motor liefert eine sagenhafte Motorunterstützung bis zu 800 %), bietet sich der smarte Predict-Modus an. Die Support-Modi wechselt man am Display, die Lenkerremote ist für den Gangwechsel verantwortlich. Doch im Predict-Modus wechselt das Ultima von alleine die Gänge. Die Kommandos zum Gangwechsel durch das integrierte 7-Gang-Effigear-Getriebe gibt das Ultima nur etwas zeitverzögert von sich. Besonders bis der Befehl zum Herunterschalten kommt, vergehen gerne mal ein paar Sekunden. Der Schaltvorgang selbst ist recht knackig und der Motor ist in allen Gängen leistungsstark genug, sodass Schalten zur Nebensache wird.

Der Valeo Cyclee-Motor ruft mit seiner hohen Motorpower und einem lauten Motorsummen zum Sturm auf die Bastille auf! Kein anderes Lastenrad ist so flott unterwegs wie das Ultima Multipath.

Damit man auf sich plötzlich auftürmenden Anstiegen dennoch keinen Schwung verliert, kann man den Daumengas-Schalter an der Remote runterdrücken und auf die volle Leistung des Valeo Cyclee-Motors zurückgreifen. Damit erreicht man spielend die 25-km/h-Marke und lässt beim Bergaufsprint oder Commute durch die Stadt das restliche Lastenrad-Testfeld komplett hinter sich. Im Commuting-Einsatz kommt dabei sogar richtig Fahrspaß auf. Nutzt man den Daumengas-Schalter ohne in die Pedale zu treten, aktiviert sich die Schiebehilfe – praktisch.

Verlässt man die Innenstadt, verpasst der mangelnde Fahrkomfort der Fahrfreude jedoch wieder einen Dämpfer. Die schmalen Reifen und der Kunststoff-Rahmen besitzen kaum stoßabsorbierende Eigenschaften. Nur der Baramind-Lenker sorgt durch Flex-Zonen dafür, dass Vibrationen und Stöße auf die Handgelenke etwas abgefedert werden. Die Quiche im ungefederten Frontkorb hingegen verteilt sich bei der Überlandfahrt über die Madeleines und Macarons zu einem französischen Gebäck-Potpourri. An den Fahrkomfort eines Riese & Müller Packster2 kommt das Ultima nicht ran. Auch das laute Motorsummen des Valeo Cyclee-Antriebs trübt die Landschafts-Idylle.

Helm Kask Moebius | Jacke Pas Normal Studios Off-Race Fleece Vest AW22 | Shirt Pas Normal Studios Off-Race PNS Sweatshirt | Hose Pas Normal Studios Off-Race Pants | Schuhe Vans LowLand | Uhr Garmin Forerunner 255

Für wen ist das Ultima-Lastenrad das richtige Bike?

Das Ultima Multipath ist genau das richtige Lastenrad für alle, die sich um die Ökobilanz ihrer Mobilität Gedanken machen und daher ein regional gefertigtes Bike suchen. Durch das wandelbare Konzept passt es sich an die eigene Lebensphase an, wird vom flinken City-Commuter zum Lastenrad und danach wieder zum Trekkingrad, sodass man es über einen langen Zeitraum nutzen kann. Wer jedoch hohe Transport- oder Komfortansprüche an sein Lastenrad hegt, wird mit dem Ultima-Lastenrad nicht glücklich.

Fazit zum Ultima-Lastenrad

Das Ultima Multipath-Lastenrad ist super wandlungsfähig, als Cargo-Bike spricht es jedoch nur eine kleine Nische an Fahrertypen an. Der kraftvolle Motor macht es zum schnellsten Commuter im Test, als Lastenrad erfüllt es nur kleinere Transportaufgaben und für den Trekking-Einsatz fehlt es an Fahrkomfort und intuitivem Handling. Für eine Spitzenplatzierung reicht es im Lastenrad Test nicht, dank des regionalen und innovativen Fertigungsprozesses ist es jedoch der Sieger der (/unserer) Herzen.

Tops

  • kraftvoller Motor mit smarter Automatikschaltung und Diebstahlsicherung
  • wandelbare Rahmenplattform
  • umfangreicher Online-Konfigurator
  • regional gesourct und lokal in Frankreich gefertigt
  • innovativer Rahmen mit aufregendem Design

Flops

  • anspruchsvolles Handling
  • wenig Fahrkomfort
  • lautes Motorsummen
  • geringste Zuladung im Test

Mehr Informationen findet ihr unter ultima.dev


Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Cargo-Bike – Die 12 heißesten Bikes im großen Vergleichstest

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Words: Rudolf Fischer Photos: Antonia Feder, Robin Schmitt