Das Thule Foothill ist mit 61 cm nur halb so breit wie die meisten Dachzelte auf dem Markt. Da bleibt auf dem Autodach noch Platz für sperrige Ausrüstung wie Fahrräder, Kajaks und sonstiges Gepäck. Wie sich die halbe Portion für 1.699,95 € im realen Einsatz schlägt und ob man dennoch im Thule Dachzelt ganz auf seine Kosten kommt, haben wir auf unserem Roadtrip herausgefunden.
Wir haben die spannendsten 12 ½ Dachzelte im direkten Vergleich getestet und dafür 20 Dachzelt-Newbies und -Experten, 2 Kleinkinder, 2 Hunde und 1 Riesenteddy auf einen legendären Roadtrip mitgenommen – hier geht’s zur Kaufberatung und zum Überblick über alle von uns getesteten Dachzelte.
Das soll ein Dachzelt sein? Mit nur 61 cm Breite zeigt Thule mit dem Foothill, dass man Dachzelte auch anders denken kann. Der Outdoorspezialist aus Schweden entwickelt seit 1942 Produkte, um damit Ausrüstung wie Bikes, Ski oder Kajaks für echte Naturliebhaber zu transportieren. Außerdem verfügt Thule über ein riesiges Dachzelt-Sortiment und treibt immer wieder Innovationen rund um die Fahrzeug-Peripherie voran. Mit dem Foothill Thule Dachzelt startet das schmalste Dachzelt ins Rennen, das dennoch 2 Personen Platz bietet. Damit soll das Thule Dachzelt nicht nur aerodynamisch punkten, sondern auch weniger Platz in der Garage und im Keller wegnehmen, wenn man es nicht braucht. Der eigentliche Vorteil ist aber, dass man so auf dem Autodach noch genügend Stauraum für ein Bike, Kajak oder schweres Gepäck hat. Gesagt, getan – so hat Benedikt auf seinem windschnittigen 996 nicht nur das Foothill montiert, sondern auch sein Atherton Enduro Bike. Definitiv eine hotte Kombi! (Stellt sich nur die Frage, wo Benedikt seine 2. Socke gelassen hat!?)!
Thule Foothill
1.699,95€
Technische Daten
Typ Faltzelt
Personen 2
Gewicht 55 kg (ohne Leiter)
Abmessungen (geöffnet)
213 x 119 x 93 cm
Abmessungen (geschlossen)
210,8 x 61 x 24 cm
Innenraumhöhe 85 cm
Matratze
Liegefläche 210 x 115 cm
Dicke 64cm
Material Schaumstoff
Bezug abnehmbar und maschinenwaschbar
Vickywood Cumaru Light 127 Eco
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Serienausstattung
Innentaschen
abnehmbares Regenverdeck
Empfohlenes optionales Zubehör
Dachzelt-Montagehalterungen 199,95 €
Anti-Kondensationsmatte Foothill 119,95 €
Schuh-Organizer für das Dachzelt 69,95 €
Zelttisch 49,95 €
Thule Dachzelt Foothill: Vorbereitung und Montage
Die gute Nachricht vorab: Man braucht keine extra Rüst- oder Vorbereitungszeit – die Befestigungsschienen sind bereits montiert. Und um das handlich schmale, aber lange Thule Dachzelt aufs Auto zu setzen, genügen zwei Personen. Zusätzliche Werkzeuge werden nicht benötigt: Beim Foothill ist alles dabei, selbst ein Gabelschlüssel mit Ratsche. Beim Montieren zeigt sich der Nachteil der schmalen Größe, denn um die innen liegenden Schrauben festzuziehen, muss man sich sehr weit über das Autodach lehnen. Was uns ebenfalls aufgefallen ist: Die im Lieferumfang enthaltenen Stahlbügel für die Montage auf den Dachträger sind nicht vorgeformt oder verkleidet, dadurch liegt das Zelt weniger gut auf dem Dachträger auf – Verkratzen ist hier vorprogrammiert. Die Qualität der Bügel ist sehr einfach, fast schon rudimentär und passt eigentlich nicht zu dem Anspruch, den man sonst von Thule kennt und erwartet. Die hochwertige Variante, die vorgeformten Thule Mounting Brackets Dachzelt-Montagehalterungen, gibt es für 199,95 € als aufpreispflichtiges Zubehör. Diese Anschaffung lohnt sich definitiv für diejenigen, die das Thule Dachzelt öfter auf- und abbauen wollen oder müssen. In diesem Set ist dann auch eine Ratsche mit Drehmoment enthalten.
Thule Dachzelt Foothill: Auf- und Abbau
Der Aufbau beginnt mit einem durchdachten Detail: Der Reißverschluss zum Öffnen der Zeltabdeckung ist mit einer langen Leine ausgestattet, was auch wichtig ist, da die Abdeckung damit von allen Seiten gut zu öffnen ist. Beim Aufbau ist die geringe Breite ein Nachteil – allerdings auch der einzige. Das Thule Dachzelt kann alleine auf- und abgebaut werden, man muss dabei jedoch mehrfach ums Auto laufen, da das Zelt so schmal ist. Die hochwertige, dadurch auch etwas schwerere Aluminiumleiter wird im Auto verstaut und nach dem Entfernen der Abdeckung im Zeltboden eingehängt. Dann öffnet man das Thule Dachzelt mithilfe der Leiter. Das Zelt ist jedoch noch lange nicht fertig aufgebaut, sobald es aufgeklappt ist. Umständlich, aber machbar: Teleskopstangen müssen liegend im Zelt aus- und beim Abbau entsprechend eingefahren werden. Zum Schluss kommen die Verspannstangen – bis zu 10 Stück für das Überzelt, das als Regenschutz dient. Dieses kann auf unterschiedliche Weise aufgespannt werden: maximal „aufgefächert“ oder nur als Vordach über dem Eingang. Hier hat Thule mitgedacht: Die Stangen sind in einer Tasche aufbewahrt, die in den Eingangsbereich integriert ist. Die überschüssige Plane wird mit stabilen Druckknöpfen verstaut. Das Regenverdeck ist sehr breit und hat einen großen Überstand über der Türabdeckung, somit ist man bei Regen auf der Leiter beim Ein- und Aussteigen weitgehend im Trockenen. Eine Stange unten in der Türabdeckung ermöglicht ein sauberes Aufwickeln, wenn es mal nicht gebraucht wird.
Tuning-Tipp: Wenn öfter auf- und abmontiert werden muss oder das Fahrzeug gewechselt wird, lohnt sich die Investition in die knapp 200 € teuren Mounting Brackets
Der gesamte Aufbau dauert mit Regenverdeck und allen 10 Stangen ca. 8–10 Minuten. Der Abbau ist nichts für Klaustrophobiker: Nach dem Lösen der inneren Stangen wird man erst mal vom dunklen Zelt begraben, bevor man die Leiter herunterklettern kann. Wenn das Zelt dann noch regennass ist, bekommt man einiges davon ab. Um sich abfahrbereit zu machen, muss noch das Reisecover über das Thule Dachzelt gezogen werden. Das gestaltet sich etwas fummelig, denn der Stoff des Reisecovers gibt wenig nach, und es ist nicht leicht, ihn über alle Ecken zu bekommen. Insgesamt ein ziemliches Gezerre, vor allem wenn man alleine ist. Schlafsack & Co. verstaut man da besser im Auto.
Tuning-Tipp: Mesh-Unterlage als zusätzliches Zubehör: Thule Anti-Kondensationsmatte
Das Thule Dachzelt Foothill im Einsatz:
Die niedrige Raumhöhe – 85 cm ab der Matratze – lädt zum Schlafen, nicht aber zu einem längeren Aufenthalt im Thule Dachzelt ein. Es ist zu niedrig, um bequem zu sitzen oder zu knien. Das fühlt sich ein bisschen an wie ein Biwakzelt auf dem Auto, das An- oder Umziehen ist auch mühsam. Mit dem angebrachten Regenzelt ist es im Vergleich zu anderen getesteten Dachzelten höhlenartig dunkel, was aber auch dem Schlafkomfort dienen kann – zumindest wenn man gerne im Dunkeln schläft und von der Morgensonne nicht geweckt werden will. Ohne Regenzelt dagegen sieht die Welt draußen ganz anders aus: Das überdimensionierte Panoramafenster hinten und die zwei großen Oberlichter von 115 cm x 40 cm garantieren maximale Durchlüftung und spektakuläre Sternenbeobachtung in lauen Sommernächten. In diesem Fall ist das Thule Dachzelt auch sehr, sehr hell. Vollständig geöffnet, kann man dann auch aufrecht im Foothill sitzen, den Kopf durchs Fenster gestreckt. Dazu muss der Regenschutz aber auch abgenommen werden. Alle Fenster und Türen sind mit Mückenschutz ausgestattet.
Das wetterbeständige und strapazierfähige Gewebe des Hauptzelts widersteht laut Thule rauen Wetterbedingungen und ist atmungsaktiv, um die Bildung von Kondenswasser im Zelt zu reduzieren. Bei unserem Test hatten wir unterschiedliche Bedingungen mit 4–10° Celsiusin der Nacht und 20–25° Celsius am Tag. Wenn man dann nachts nicht lüftet, bleibt Kondenswasser allerdings nicht aus. Hier lassen sich die Gesetze der Physik nicht aushebeln. Die 4 cm dicke und bequeme Schaumstoffmatratze hat einen abnehmbaren, maschinenwaschbaren Bezug, was nach einem Trip sehr praktisch ist. Um zusätzlich Feuchtigkeit von der Matratze fernzuhalten, empfiehlt sich die Anti-Kondensationsmatte als Zubehör. Das Thule Dachzelt hat praktische äußere Befestigungspunkte für Lampen, auch integrierte Mesh-Taschen im Innenraum sind im Lieferumfang enthalten. Weitere Organizer, z. B. für Schuhe, zusätzliche Aufbewahrungslösungen oder andere Ausrüstungsgegenstände für ein gemütliches, persönlich eingerichtetes Lager, sind nicht im Lieferumfang enthalten, können aber bei Thule gekauft werden. Wer gerne ganzjährig auf Tour ist, kann zusätzlich eine Isolierung für Türen und Fenster bekommen, die mit Reißverschluss befestigt wird. Je nach Bedarf bietet Thule verschiedene Bundle-Versionen mit Zubehör-Varianten an.
Trotz der Abstriche beim Aufbau und beim Raumgefühl ist das Thule Foothill definitiv eine spannende Lösung für alle, die zusätzlich Platz auf dem Dach brauchen. Und das zu einem fairen Preis
Für wen und welches Auto passt das Thule Dachzelt Foothill?
Ideal ist das Thule Dachzelt für 1–2 Abenteurer, die es kuschelig mögen und sich hauptsächlich zum Schlafen im Zelt aufhalten wollen. Es empfiehlt sich für Mehrtagestrips, Multi-Stops-Roadtrips, für Standorte, wo eher unauffällige Dachzelte gefragt sind und natürlich für Sportler, die ihr Equipment zusätzlich aufs Dach packen wollen. In Sachen Handhabung beim Auf- und Abbau gibt es deutlich einfachere Zelte. Auch die Tatsache, dass die Leiter im zugeklappten Zelt keinen Platz findet, kann für einige ein Nachteil sein.
Geschlossen ist das Thule Dachzelt zwar extrem schmal, dafür aber auch sehr lang, weshalb es für kurze Fahrzeuge nicht ideal ist. Auf Kombis passt es perfekt, damit reduziert sich auch der Überhang. Ansonsten hat man die Wahl zwischen einem Überhang über der Windschutzscheibe oder dem Phänomen, dass man die Heckklappe nicht mehr öffnen kann. Das Gewicht selbst ist weniger der begrenzende Faktor, vielmehr ist es die Länge. Ein schöner Service von Thule: Es gibt zu jedem Dachzelt einen Konfigurator, um festzustellen, für welches Auto das Zelt geeignet ist. Die zulässige dynamische Dachlast beträgt 55 kg (Zeltgewicht) + Leiter (6,6 kg) + Grundträger-Gewicht.
Das Fazit zum Thule Dachzelt Foothill
Aus dem Halben wird ein Ganzes: Unter der schmalen Hülle des Thule Dachzelts verbirgt sich ein vollwertiges Dachzelt, das durchaus mit den Großen mithalten kann. Ideal für Wochenend-Escapes und Abenteurer, die auf dem Dach noch Platz für Sportgeräte oder Gepäck benötigen. Dafür nimmt man Abstriche beim Handling und der Innenraumhöhe in Kauf.
Tops
- Großer Überstand des Außenzeltes ringsherum, schützt beim Ein- und Aussteigen weitgehend vor Regen
- Platz auf dem Dach für weiteres Sportequipment
Flops
- Teleskopstangen müssen liegend im Zelt aus- und beim Abbau entsprechend eingefahren werden
- Innenhöhe niedrig, eher Schlaf- als Aufenthaltsplatz
- Schwieriges Schließen des Reisecovers beim Abbauen
Mehr Infos gibts unter thule.com
Das Testfeld
Hier gehts zum großen Vergleichstest – 12 ½ Dachzelte fürs Auto im Dachzelt Test
Alle Dachzelte im Test: Front Runner Feather Lite (Zum Test) | Decathlon MH 900 (Zum Test) | Vickywood Cumaru Light 127 ECO (Zum Test) | Yakima SkyRise HD Tent MD (Zum Test) | Qeedo Freedom Air 2 (Zum Test) | Thule Foothill | Gentle Tent Sky Loft (Zum Test) | Arcta Vento (Zum Test) | Thule Approach M (Zum Test) | Intrepid Geo 3.0 (Zum Test) | Naturbummler Alu-Kraftkiste (Zum Test) | Thule Outset (Zum Test) | Naturbummler Flitzer I L (Zum Test)
Words: Susanne Feddersen, Julian Schwede Photos: Mike Hunger, Robin Schmitt