Mit knapp 2.700 € ist das Thule Faltzelt Approach M so teuer wie manche Alu-Hartschalenzelte, setzt aber auch genau dort an, wo diese üblicherweise punkten: beim einfachen Handling und schnellen Auf- und Abbau. Bequemes Reisen also. Kann sich das softe Thule Dachzelt damit gegen die Konkurrenz mit der harten Schale durchsetzen?
Wir haben die spannendsten 12 ½ Dachzelte im direkten Vergleich getestet und dafür 20 Dachzelt-Newbies und -Experten, 2 Kleinkinder, 2 Hunde und 1 Riesenteddy auf einen legendären Roadtrip mitgenommen – hier geht’s zur Kaufberatung und zum Überblick über alle von uns getesteten Dachzelte.
Wer als Paar oder kleine Familie nach Dachzelten etablierter Hersteller sucht, landet im Zuge der Recherche irgendwann zwangsläufig auch bei Thule. Der schwedische Outdoor- und Transportausrüster hat einige Dachzelte im Angebot. Das von uns getestete Approach in Größe M ist für 2–3 Personen konzipiert, die Varianten S und L bringen 2 bzw. 4 Campende unter. Das Thule Dachzelt Approach soll ein Zelt sein, „das Abenteuerreisen einfacher, bequemer und vergnüglicher macht“. Vor allem die Montage auf dem Autodach soll dank innovativer Technologie ganz besonders schnell gehen. Nach zahlreichen Dachzelt-Tests mit fummeliger Montage auf dem Querträger sind wir daher besonders gespannt, ob sich die Behauptung des Herstellers bewahrheiten wird. Preislich liegt das Thule Dachzelt einige hundert Euro über den anderen Klappzelten im Test – bekommt man bei Thule dafür dann auch mehr?

Thule Approach M
2.699,95€
Technische Daten
Typ Faltzelt
Personen 2 Erwachsene, 1 Kind
Gewicht 61 kg + verschraubte Leiter (6,6 kg)
Abmessungen (geöffnet)
240 x 143 x 102 cm
Abmessungen (geschlossen)
224 x 143 x 28 cm
Innenraumhöhe 100 cm
Matratze
Liegefläche 235 x 125/130 cm
Dicke 6 cm
Material doppellagige Schaumstoffmatratze
Bezug abnehmbar und maschinenwaschbar
Thule Approach M
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Serienausstattung
Abnehmbares Regenverdeck mit Spannstangen
Hochwertiges Montagekit mit Drehmomentschlüssel
Empfohlenes optionales Zubehör
Markise Thule Approach Awning S/M 349,95 €
Schuh-Organizer 69,95 €
Anti-Kondensationsmatte M 159,95 €
Thule Dachzelt Approach M: Vorbereitung und Montage aufs Fahrzeug
Die Ankündigung einer besonders flotten Montage lässt erwarten, dass dies auch auf die Vorbereitungszeit zutrifft. Beim Thule Dachzelt ist allerdings schon etwas Vormontage nötig – anders als etwa beim qeedo Dachzelt oder den Hartschalenzelten von Arcta oder Vickywood. Befestigungsschienen für die Querträger sind bereits montiert, Scharniere für die Leiter und Ösen fürs optionale Zubehör müssen jedoch erst am Zelt angebracht werden. Dann die Leiter festschrauben, das Softcover einzippen – jetzt endlich kann die Dachmontage beginnen.
Das Thule Dachzelt sollte von zwei starken Personen aufs Dach eines PKW gehoben werden. Die Montage geht dann aber wirklich wesentlich schneller als bei den meisten anderen Zelten im Test – da kann es sich mit den Mitbewerbern von Decathlon und qeedo messen. Die vorgeformten und dick mit Kunststoff ummantelten Bügel werden um die Querträger gelegt und mit Bajonettverschlüssen in der Zeltschiene befestigt. Was es im Vergleichstest sonst auch nur bei qeedo, Decathlon und Yakima gibt: Beim Thule Dachzelt werden keine selbstsichernden Muttern geliefert, die mühselig mit der Ratsche festgezogen werden müssen. Stattdessen hindern Flügelscheiben die Muttern daran, sich bei Vibrationen zu verabschieden. Einzigartig im Testfeld: Ein 4-Nm-Drehmomentschlüssel mit Ratschenfunktion, der die Schrauberei erheblich verkürzt, da das Drehmoment überall immer das gleiche ist. Der einmalige Aufwand der Vormontage wird durch die vereinfachte Dachmontage mindestens nivelliert.


Thule Dachzelt Approach M:
Auf- und Abbau
Ohne Regenverdeck ist das Zelt gut alleine aufzubauen, das bekommt man auch recht flott hin. Sind es anfangs noch um die fünf Minuten, ist das Thule Dachzelt mit etwas Übung dann schon in etwa drei Minuten aufgeklappt. Einen kleinen hilfreichen Trick hat der Hersteller für das Öffnen des Covers eingebaut – denn wo beginnt nochmal gleich der Reißverschluss? Ein weißes Etikett an einer Seite der Abdeckung fungiert hier als Merkhilfe. Danach Cover entfernen und Boden aufklappen – in der Grundfunktion kann das Thule Dachzelt jetzt genutzt werden. Ist das Regen- und Sonnenverdeck schon über dem Innenzelt angebracht, muss es nur noch mit Spannstangen ausgestellt werden. Einzigartig bei allen Thule-Zelten im Test: Die Stangen fürs Überzelt sind praktisch in einer Tasche verstaut, die vorne im Zelteingang vernäht ist. So haben sie immer ihren Platz und fliegen nicht irgendwo wild im Zelt herum.
Will man das Setup allerdings vervollständigen und die abnehmbare Regen- und Sonnenabdeckung am aufgeklappten Thule Dachzelt nachträglich anbringen, bekommt das proklamierte Easy-Handling einen Downer: Der Test zeigt, dass man dafür mindestens zu zweit, besser aber zu dritt sein sollte. Das Überzelt ist sehr leicht und flattert schon bei leichtem Wind davon. Allein ist die Montage dadurch praktisch unmöglich. Besser also im Voraus erledigen und die Abdeckung dann drauf lassen.
Der Abbau beim Thule Dachzelt dauert naturgemäß um einiges länger als bei den schnell zusammenklappbaren Hartschalen-Dachzelten. Doch auch die Faltzelte von qeedo und Quechua sind da deutlich schneller unterwegs, nicht zuletzt, weil das Transport-Cover bei den Kontrahenten mit Spanngummis statt Reißverschluss fixiert wird. In unter acht Minuten hat man aber auch beim Thule Dachzelt alle Fensterstangen entfernt, die Fenster geschlossen, das Zelt zusammengeklappt und das Transport-Cover angebracht. Dieses lässt sich gut über alle vier Ecken ziehen – aber auch nur, wenn Schlafsäcke und Kissen, die man drin gelassen hat, sehr dünn sind.

Das Thule Dachzelt Approach M
im Einsatz
Ein sehr angenehmes Raumgefühl erwartet einen im Thule Dachzelt: Das Approach ist dank großzügiger Fensterflächen sehr hell. Die vier seitlichen Panoramafenster sind in der Diagonale 70 bzw. 120 cm lang. Öffnet man sie komplett, sitzt man fast vollständig im Freien – vorausgesetzt man verzichtet auf die allseits angebrachten Moskitonetze. Mit befestigter Regenabdeckung kann man immerhin noch durch die transparenten Fensterflächen aus dem Thule Dachzelt heraus den Sternenhimmel bestaunen. Auch die Innenraumhöhe passt und Umziehen oder Dachzelt-Sex sind kein Problem: Mit 100 cm hat man eine bequeme Höhe zum Sitzen und Knien – und für die Wiener Auster 😉 .
Das Material ist in bewährter Thule-Manier von hoher Qualität, die Reißverschlüsse laufen auch in den Ecken geschmeidig. Bei der Organisation im Zelt wurde ebenfalls mitgedacht: Es gibt zwei Mesh-Taschen für Kleinkram, aber auch Schlaufen zum Einhängen von Lampen oder Ähnlichem. Für Beleuchtung ab Werk sorgt Thule – anders als die meisten Hartschalenzelte wie Vickywood, Naturbummler und Arcta – leider nicht.
Wenn es ans Schlafen geht, ist es beim Thule Dachzelt wie bei vielen Modellen in unserem Vergleichstest: Die doppellagige Schaumstoffmatratze ist dann komfortabel, wenn man auf Bauch oder Rücken schläft. Seitenschläfer müssen vielleicht nachrüsten und eine weitere Schlafmatte unterlegen. Das innen liegende Gestänge limitiert die Liegefläche etwas, da die Matratze an dieser Stelle nur 125 cm Breite aufweist.


Tuning-Tipp: Eine Anti-Kondensationsmatte dazukaufen, die für optimale Luftzirkulation sorgt.
Unter den Testbedingungen auf unserem DOWNTOWN Roadtrip mit nächtlichen Temperaturen im einstelligen Bereich bildete sich im Thule Dachzelt nur eine leichte Kondensation auf dem Gestänge, selbst bei vollständig geschlossenen Fenstern. Das spricht für eine gute Feuchtigkeitsregulierung des atmungsaktiven 600D-Polyester-Ripstop-Materials. Wer in Sachen Schimmelschutz trotzdem sicher gehen will, muss bei Thule für eine Anti-Kondensationsmatte mit 159,95 € tief in die Tasche greifen. Die ist bei der Konkurrenz im Testfeld häufig schon dabei. Für Urlaub in kälteren Jahreszeiten ist sie sicher genauso eine Anschaffung wert, wie die Isolierung für das Thule Dachzelt, die die Schweden für 299,95 € anbieten.
Wo wir gerade beim Wetter sind: Thule will das Reisen mit Dachzelt „vergnüglicher“ machen. Gilt das dann auch bei Regen? Da enttäuscht der Outdoor-Konzern: Trotz angebrachter Regenabdeckung findet der Ein- und Ausstieg komplett im Nassen statt. Wer beim Thule Dachzelt daher auch auf der Leiter trocken bleiben will, muss sich – dieses Mal für 349,95 € – die passgenaue und einzippbare Markise dazubestellen. Die bietet dann auch ausreichend Regen- und Sonnenschutz für 2–3 Personen, inklusive Tisch und Stühlen. Oder man geht gleich all-in und holt sich das passende Vorzelt für 599,95 €. Tut man das nicht, hält man es bei unangenehmeren Wetterlagen trotzdem gut im Thule Dachzelt aus: Wenn es nicht gerade quer schüttet, können die seitlichen Panoramafenster dank Regencover komplett geöffnet bleiben. Und zieht ein übles Unwetter auf, kann die Regenabdeckung durch angepasste Befestigung in den Sturmmodus gehen und so sind zumindest die Sachen gut geschützt, die im Zelt liegen, während man es sich unten im Faradayschen Käfig gemütlich macht.
Schön ist es ja, wenn man im Urlaub bei Tagesausflügen mit dem PKW das ganze Schlafzeug im zugeklappten Zelt lassen kann. Das ist beim Thule Dachzelt nur mit dünnen Schlafsäcken und 1–2 kleinen Kissen möglich. Ärgerlich, wenn man Wert auf den Transport der Lieblingsdecke im Dachzelt legt. Beim Softcover-Zelt von Yakima und den Hardtop-Dachzelten von Naturbummler und Intrepid passt dagegen deutlich mehr rein.

Für wen und welches Auto passt das Thule Dachzelt Approach M?
Schöner Service: Auf der Thule-Website gibt man in einen Konfigurator sein Automodell ein und bekommt die passenden Modelle ausgespuckt. Das sind beim Thule Dachzelt alle Fahrzeuge, die rund 75 kg dynamische Dachlast tragen können – vom Kompaktwagen bis zum Transporter. Wer ein längeres Dach hat, kann von der mit 124 cm relativ geringen Länge des Approach profitieren und zusätzliche Kisten, Solarmodule et cetera davor oder dahinter packen. Das Thule Dachzelt ist für zwei Erwachsene geeignet oder für Familien mit einem kleinen Kind, das quer am Kopf- oder Fußende liegt und nicht größer als 120 cm ist. Kinder werden aber größer – daher ist das Approach in dieser Größe keine Dauerlösung für drei- oder vierköpfige Familien. Die sind mit dem Approach in der Größe L und 170 cm Breite besser beraten. Ohne die Markise, die einen trockenen Ein- und Ausstieg ermöglicht, aber erst für 349,95 € käuflich erworben werden muss, ist das Thule Dachzelt trotz Sturmmodus und Regenverdeck eher fürs Schönwettercampen geeignet. Und trotz des unkomplizierten Aufbaus ist das Approach nichts für Ungeduldige, die ihr Dachzelt mit nur zwei Handgriffen vollständig aufgebaut haben wollen.



Das Fazit zum Thule Dachzelt
Approach M
Für knapp 2.700 € bekommt man beim Thule Dachzelt ein hochwertig verarbeitetes und überwiegend durchdachtes Produkt mit bequem auszuführender Montage, die Nerven spart. Thule knausert aber, anders als viele Mitkonkurrenten, beim Lieferumfang und lässt die Kundschaft auch beim Ein- und Ausstieg auf der Leiter buchstäblich im Regen stehen. So muss man für die komfortabel überdachte Version über 3.000 € hinblättern – das ist ein Wort.

Tops
- Qualität von Material und Verarbeitung
- einfache und flotte Montage aufs Dach
- gute Rundumsicht dank sehr großer Fenster
- gute Luftzirkulation

Flops
- nur teilweise vormontiert
- bei Regen: trockener Ein- und Ausstieg nur mit zusätzlichem Zubehör möglich
- wenig Platz für Schlafsäcke und Kissen im zugeklappten Zelt
- geringer Lieferumfang, hochpreisiges Zubehör



Mehr Infos gibts unter thule.com
Das Testfeld
Hier gehts zum großen Vergleichstest – 12 ½ Dachzelte fürs Auto im Dachzelt Test
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Words: Felicia Nastal, Julian Schwede Photos: Mike Hunger, Robin Schmitt