Rennrad oder Urban-Bike? Weder noch! SCOTT präsentiert sein neues City-E-Bike, das Silence eRIDE, mit einer Ballettaufführung mitten in New York. Mit federleichten 14,5 kg und dem TQ-HPR50-Motor tänzelt das SCOTT E-Bike durch die Stadt. Doch kann es für seine 7.499 € auch überzeugen?
Dass die Bike-Brand SCOTT ein Meister der Design- und Integrationskunst ist, haben die Schweizer bereits mit ihren (E-)Mountainbikes wie dem Ransom, Lumen, Genius und Voltage mehrmals bewiesen. Nun will SCOTT mit dem neuen Silence eRIDE auch seinem urbanen Portfolio einen frischen Anstrich verleihen. Das SCOTT Silence eRIDE ist das erste City-E-Bike der Marke, das auf einen kleinen Akku und eine Starrgabel setzt – damit legen die Schweizer ihr Augenmerk vor allem auf geringes Gewicht und hohe Fahrperformance. Um das elegante Design des Bikes zu realisieren, arbeitet SCOTT mit dem Motorenhersteller TQ zusammen. Der schlanke TQ-HPR50-Motor und der fest verbaute 360-Wh-Akku ermöglichen ein leichtes Urban-E-Bike, das nur 14,5 kg auf die Waage bringt. Die Inspiration für dieses Rahmenkonzept stammt dabei vom SCOTT Solace eRIDE. Das Ergebnis? Ein Carbon-Gewand mit schicker Linienführung in einem glitzernden Weiß. Mit einem Preis von 7.499 € kommt man jedoch ordentlich ins Staunen. Wir haben das E-Bike von SCOTT getestet, um herauszufinden, ob das Design nur blendet oder ob es wirklich hält, was es verspricht.
Das SCOTT Silence eRIDE im Detail – Was macht das SCOTT E-Bike besonders?
Das SCOTT Silence eRIDE basiert auf derselben Rahmenplattform wie das SCOTT Solace eRIDE, dem E-Gravel-Bike der Marke. SCOTT versucht damit, den Leichtbau und die sportliche Ausrichtung des E-Gravel-Bikes auf das Urban-Bike zu übertragen.
Mit der innenliegenden Zugverlegung sind am Bike kaum Kabel sichtbar – sie verschwinden direkt ins Cockpit und tauchen erst am Einsatzort wieder auf. In Kombination mit dem einteiligen One-Piece-Cockpit entsteht so ein sehr aufgeräumtes Erscheinungsbild. Vieles am SCOTT E-Bike ist aus Carbon gefertigt – von der Gabel über die Kurbel, den Lenker bis hin zum Rahmen. Der weiße Lack, der in der Sonne in Regenbogenfarben schimmert, verleiht dem Ganzen einen Hauch Eleganz. Abgerundet wird das Design durch die aerodynamisch geformte Sattelstütze, die den sportlichen Charakter des Bikes zusätzlich betont.
Beim Motorsystem setzt SCOTT auf den schlanken TQ-HPR50-Motor, der mit bis zu 50 Nm Drehmoment und 25 km/h Unterstützung liefert. Er ist unauffällig im Tretlagerbereich integriert und verleiht dem SCOTT E-Bike den Look eines analogen Fahrrads. Der TQ-Motor, der auch in Light-E-MTBs wie dem SCOTT Voltage zu finden ist, wurde bereits von unserem Schwestermagazin E-MOUNTAINBIKE im großen Motorentest unter die Lupe genommen. Gespeist wird das Motorsystem von einem kompakten, nicht entnehmbaren 360-Wh-Akku, der sich mit einem 160-Wh-Range-Extender kombinieren lässt. Dieser Range Extender findet wiederum Platz in der Trinkflaschenhalterung. Gesteuert wird das System über das TQ-OLED-Display, das sich nahtlos ins Oberrohr einfügt.
Das SCOTT E-Bike rollt auf Alu-Laufrädern vom Tochterunternehmen Syncros, die mit schmalen 1,5” Schwalbe Super Moto-Performance-Reifen kombiniert sind. Bei den weiteren Komponenten setzt SCOTT auf namhafte Hersteller: Die elektrische SRAM Rival XPLR eTap-12-Gang-Schaltung ist über ein kleines Kabel mit dem 360-Wh-Akku verbunden und muss nicht separat geladen werden. Die SRAM Level-Vierkolbenbremsen mit 160 mm großen Bremsscheiben sorgen für ordentlich Verzögerung.
Für den Transport kleinerer Gegenstände ist das Bike mit einem Frontgepäckträger ausgestattet, der eine Traglast von 7 kg bietet. Allerdings fällt dieser recht klein aus und eignet sich nur für eine Jacke oder eine Bäckertüte – für größere Taschen ist er nicht geeignet. Ein Heckgepäckträger ist aufgrund fehlender Anschraubpunkte am Rahmen nicht vorhanden.
Tuning-Tipp: Wer mehr Reichweite benötigt, sollte sich den 160-Wh-Range-Extender zulegen.
Um bei schlechtem Wetter vor Spritzwasser geschützt zu sein, hat SCOTT Alu-Schutzbleche vorne und hinten montiert. Das hintere Schutzblech ist bewusst kurz gehalten, um das Bike problemlos auf das Hinterrad stellen und in engen Aufzügen transportieren zu können.
Das SCOTT E-Bike verfügt über eine SP Connect-Handyhalterung am Vorbau, die es ermöglicht, das Smartphone für die Navigation zu nutzen. Das Lezyne-Frontlicht sorgt für ausreichend Helligkeit in der Dunkelheit, während das Syncros-Rücklicht dezent in die Sattelstütze integriert ist.
SCOTT Silence eRide
7.499 €
Ausstattung
Motor TQ HPR 50 50 Nm
Akku TQ-HPR-Battery V01 360 Wh
Display TQ O-LED
Fork mm
Dämpfer mm
Sattelstütze Carbon mm
Bremsen SRAM Level 160/160 mm
Schaltung SRAM RIVAL XPLR eTap 1x12%
Vorbau Carbon mm
Lenker Carbon mm
Laufradsatz Syncros 28"
Reifen Schwalbe Super Moto Performance 1,5"
Technische Daten
Größe XS, S, M, L, XL
Gewicht 14,5 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 120 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 105,5 kg
Anhänger-Freigabe Nein
Ständeraufnahme Ja
Besonderheiten
Range Extender
Lezyne Frontstrahler
Schick, schnell, silence – Das SCOTT-E-Bike im Praxistest
Nimmt man auf dem SCOTT Silence eRIDE Platz, fällt sofort das hohe Oberrohr auf: hoch das Bein! Die sportliche Sitzposition bringt spürbar mehr Druck auf die Hände, was an die Haltung auf einem Rennrad erinnert und weniger an ein typisches Urban-Bike. Abgesehen vom Flatbar-Lenker könnte man meinen, auf einem waschechten Road-Bike zu sitzen.
Tretet ihr in die Pedale, unterstützt der TQ-HPR50-Motor zuverlässig. Zudem harmoniert der Motor gut mit der Kettenschaltung, was die 50 Nm Drehmoment im Straßenverkehr völlig ausreichend macht. Dank einer Übersetzungsbandbreite von 440 % der Kettenschaltung meistert ihr sogar die Hügel von Stuttgart mühelos. Geht es bergab, verzögern die SRAM Level-Bremsen kräftig. Die Schwalbe Super Moto-Reifen und das geringe Gesamtgewicht sorgen dafür, dass ihr blitzschnell über die Straßen gleitet und kaum Widerstand spürt, wenn ihr über die 25-km/h-Grenze hinauskommt. Auch hier zeigt sich der sportliche Charakter des Bikes, das euch förmlich dazu animiert, mehr aus eigener Kraft zu leisten.
In der Abfahrt wird das Silence eRIDE seinem Namen absolut gerecht: Kein Klappern und keine störenden Geräusche – das Bike gleitet ruhig und verlässlich bergab. Doch bei längeren Touren zeigt das Silence eRIDE seine Schwächen: Der 360-Wh-Akku reicht zwar für alltägliche Stadtausflüge, bei längeren Strecken geht ihm jedoch die Puste aus. Der optionale Range Extender verlängert zwar die Reichweite, verschafft aber letztlich nur eine kurze Gnadenfrist, bevor der Akku endgültig leer ist. Ein Vorteil bleibt jedoch: Mit etwas Muskelkraft lässt sich das SCOTT E-Bike auch ohne Motor problemlos nach Hause fahren.
Neben der Akkuleistung schränken zudem einige Designentscheidungen die Benutzerfreundlichkeit beim SCOTT Silence eRIDE ein. Einen Schnellspanner am Sattel gibt es nicht, was zwar schick aussehen mag, aber dennoch unpraktisch ist, wenn das Bike von mehreren Personen genutzt wird. So muss jedes Mal zum Werkzeug gegriffen werden, um die Sattelhöhe anzupassen. Hinzu kommt die fehlende Remote zur Steuerung der Unterstützungsstufen. Ihr müsst am Display im Oberrohr die Stufen wechseln, was im Straßenverkehr heikel sein kann, da ihr eine Hand vom Lenker nehmen müsst. Und obwohl das One-Piece-Cockpit superschick aussieht, bietet es wenig Anpassungsmöglichkeiten.
Auffällig ist auch der geringe Komfort: Der harte Sattel, die Starrgabel und das sehr direkte Handling bieten kaum Dämpfung, was vor allem auf längeren Strecken schnell unangenehm wird und die Fahrt zum Härtetest macht.
Das SCOTT E-Bike – Für wen ist das SCOTT Silence eRIDE und für wen nicht?
Das SCOTT Silence eRIDE ist ideal für diejenigen, die höchsten Wert auf Stil legen und bereit sind, kleinere Abstriche bei der Benutzerfreundlichkeit in Kauf zu nehmen. Wer mehr Priorität auf ein elegantes Design als auf Komfort setzt und den urbanen Raum in Rekordzeit durchqueren möchte, ist bei diesem E-Bike genau richtig. Wer hingegen gerne mit dem Fahrrad den Wocheneinkauf erledigt und mehr Wert auf praktische Features und Benutzerfreundlichkeit legt, könnte mit anderen Modellen glücklicher werden.
Fazit zum SCOTT Silence-E-Bike
Das SCOTT Silence eRIDE ist ein echter Hingucker und somit die unangefochtene Style Queen in der City. Mit seiner hochwertigen Ausstattung gleicht das SCOTT E-Bike einem schnellen Sportwagen in urbaner Umgebung. Doch das stylische Design fordert seinen Preis und es müssen Abstriche bei der Benutzerfreundlichkeit sowie dem Komfort gemacht werden. Das niedrige Gesamtgewicht beeindruckt, auch wenn der hohe Preis eine etwas größere Einstiegshürde darstellt.
Tops
- superschickes Design
- hohes Maß an Integration
- man erreicht hohe Geschwindigkeiten
Flops
- Benutzerfreundlichkeit leidet unter dem Design
- kleiner Akku
- geringer Komfort
Alle Infos findet ihr unter scott-sports.com.
Words & Photos: Antonia Feder