Lassen Gold, Diamanten oder Olivenholz unseren Kaffee besser schmecken? Oder anders gefragt: Warum sollte man teure Siebträgermaschinen wie eine La Marzocco tunen? Wir haben uns mit Robert von rb.crafts getroffen, unseren Koffeinspiegel in schwindelerregende Höhen getrieben und dabei viel über Mahlgrad, Ferrari-Lacke und vergoldete Dampflanzen gelernt.

Bei rb.crafts können jegliche Wünsche erfüllt werden. Ob 18 karätig vergoldete Dampflanzen oder Bedienelemente aus Olivenholz.

Dieser Artikel ist Teil unseres Coffee Specials, in dem wir euch alle getesteten Produkte, spannende Erkenntnisse und wertvolle Einblicke rund um das Thema Kaffee präsentieren. Neugierig? Dann klickt hier!

Fuck. Wo sind wir hier hineingeraten? Wir haben uns mit Robert von rb.crafts verabredet und treffen uns morgens in einem verschlafenen Industriegebiet in der Nähe von Stuttgart. Vor uns eine schlichte Fabrikhalle, das Rolltor noch halb heruntergelassen, daneben eine Kegelbahn aus den 70ern mit verblasstem Schriftzug. Wir bücken uns unter dem Rolltor hindurch und betreten wie Alice im Wunderland, kurz nachdem sie in das Rabbit Hole gefallen ist, eine ganz eigene Welt: ein Mikrokosmos des Kaffees. Die folgenden drei Stunden lassen alles, was wir über Kaffee zu wissen glaubten, wie ein Kartenhaus einstürzen. Wir fühlen uns wie Mitglieder einer exklusiven Sekte oder eines angesagten Clubs, es fehlt nur noch das Codewort am Eingang.

Während links von uns in der hauseigenen Tischlerei edle Hölzer zugesägt, gedrechselt und geölt werden, fällt unser erster Blick auf unzählige, teilweise goldglänzende italienische Siebträgermaschinen. die hier veredelt werden und auf die nächsten Arbeitsschritte warten. Wie Alice in ihrer neuen Welt, kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Der Duft von frisch gemahlenem Kaffee und Eichenholzspänen holt uns zurück und wir werden von Robert – natürlich – auf einen Kaffee eingeladen. Robert ist einer von wenigen Tunern weltweit, die Siebträgermaschinen auf höchstem Niveau veredeln. Jede einzelne wird maßgeschneidert an die individuellen Wünsche der Kunden angepasst. Craftsmanship auf höchstem Niveau: Im Ausbau steckt viel Holz, aber auch Gold, Diamanten und Leuchtdioden können verarbeitet werden.

rb.crafts
Siebträgermaschinen mit Luxus-Upgrade

Stellt euch vor, ihr kauft euch eine italienische Siebträgermaschine – per se schon ein Traum schlechthin – und lasst diese dann noch veredeln. Klingt übertrieben? Vielleicht, aber fast schon ein Muss! 5.000 Euro für eine La Marzocco Linea Mini R für den Privathaushalt sind bereits eine Ansage. Doch für viele, uns eingeschlossen, ist das noch nicht genug – wie unser Hot-or-not-Test gezeigt hat! Obwohl die La Marzocco Linea Mini R in Sachen Haptik und Detailliebe deutlich besser abschneidet als günstigere Konkurrenten von Rocket & Co, bleibt noch Luft nach oben für Verbesserungen – und natürlich für Individualisierungen! Hier kommen Spezialisten wie Robert von rb.crafts und sein siebenköpfiges Team ins Spiel. Während Kaffee für viele ein Genussmittel ist, wird er bei rb.crafts zu einem echten Stilmittel – zumindest die Kaffeemaschine.

Weil deine Kaffeemaschine genauso viel Stil haben sollte wie dein Ferrari …
… und optisch mindestens genauso beeindrucken sollte wie technisch.

Warum sollte euer Stil nur auf die Kleidung beschränkt sein, wenn sogar eure Kaffeemaschine ein Statement setzen kann? Den Möglichkeiten, eine Siebträgermaschine zu veredeln, sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Von kurios über schräg bis hin zu genial – Robert hat schon alles für seine Kunden gefertigt: Eine La Marzocco, veredelt mit dem gleichen Lack wie der eigene Porsche 918, vergoldete Dampflanzen und diamantenbesetzte Gehäuse. Da wirken die üblichen Tuning-Aufträge geradezu bodenständig. Die meisten Kunden lassen die Bodies und Komponenten ihrer Maschinen mit edlen Sonderfarben beschichten. Sie bestehen aus Materialien, die nicht nur lebensmittelecht, sondern auch kratz- und stoßfest und damit langlebiger als das Original sind. Ergänzt wird der individuelle Look durch ausgewählte Hölzer, von heimischer Eiche bis hin zu Nussbaum und Olive. Olivenholz darf inzwischen nur noch aus abgestorbenen Bäumen gewonnen werden, was es noch exklusiver macht: Naturprodukte, die bei richtiger Pflege ewig halten. Robert lässt uns weiter hinter die Kulissen blicken und wir erfahren, dass jeder Griff und jeder Hebel individuell von Hand gedrechselt und geölt werden. Wow! Wer auf Handwerk und Handwerkskunst steht, dem wird bei rb.crafts das Herz aufgehen – so wie uns!

Echte Handschmeichler! Die handgeölten Holzgriffe für die Siebträger der La Marzocco Maschinen.
In dieser Werkstatt trifft Präzision auf Leidenschaft – und das Ergebnis? Die wahrscheinlich exklusivste Kaffeemaschine der Welt.

Als Add-ons der Siebträgermaschine bieten sich markante und mechanische Details an, wie das Naked Manometer oder ein Shot-Timer, der die genaue Zeit während des Brühvorgangs anzeigt – mittlerweile Standard bei der La Marzocco Linea Mini R. Insgesamt gibt es ein enormes Potenzial für Individualisierungen, Personalisierungen und Optimierungen, sowohl visuell als auch technisch. Ästhetik spielt bei den Kunden eine große Rolle, und so werden Kaffeemaschinen zu besonderen Gebrauchsobjekten, die in Szene gesetzt werden. Wir kennen das auch von Bikes, die gerne als Einrichtungsgegenstand oder Banksy-Ersatz in der Wohnung ihren Platz finden. Für die einen mag das merkwürdig sein, für die anderen völlig normal – schließlich ist auch Objektdesign eine Kunstform, die inzwischen einen festen Platz in vielen Museen hat. Und wie geil ist das bitte, wenn man womöglich noch eine alte Siebträgermaschine herumstehen hat und aus dieser via Upcycling nicht nur etwas Neuwertiges, sondern auch etwas Besonderes machen kann?

Ist das jetzt Luxus? Ja, unbedingt. Aber ein Luxus, der Ausdruck der eigenen Leidenschaft ist und individuell auf die Persönlichkeit zugeschnitten wird. „Luxus darf gerne teuer sein, aber bitte nicht langweilig.“ Ein Statement, das wir schon in unserem Artikel Luxus ist Lame konstatiert haben. Apropos teuer: Das Customizing einer Siebträgermaschine schlägt mit mindestens 2.500 bis 3.000 Euro zu Buche – nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Wer Diamanten auf seiner Siebträgermaschine haben möchte, muss entsprechend tiefer in die Tasche greifen. Dafür arbeitet Robert mit seinem Team dann auch mindestens 6 bis 8 Wochen an der Veredelung solch eines individuellen Einzelstücks.

Wenn dein Barista auch Schreiner ist: Robert Burckhardt erklärt, warum eine La Marzocco erst mit einem handgedrechselten Holzgriff zu etwas richtig Besonderem wird.

rb.crafts – Kaffeeduft und Sägespäne

Nicht weniger faszinierend als die heiligen Hallen von rb.crafts ist deren Entstehungsgeschichte. Während andere Fußball spielten, schaute Gründer Robert schon als Kind bei seinem Opa in der Schreinerwerkstatt vorbei und hatte den Duft von Sägespänen quasi von Kindesbeinen an in der Nase. Kein Wunder, dass er als Student seine erste Kaffeemaschine mit einem selbst gedrechselten Holzgriff veredelte. Die Idee kam im Freundes- und Bekanntenkreis so gut an, dass er heute für Auftraggeber weltweit Kaffeemaschinen veredelt – alles natürlich immer noch in Handarbeit und mit Liebe zum Detail. Solche Erfolge kommen selten über Nacht. Neben seinem Hauptjob bei Porsche hat Robert über viele Jahre in seiner Freizeit Siebträgermaschinen auf das nächste Level gehoben. Und zwar in einer besseren Garage in einem kleinen Industriegebiet, bis 2021 eine große Werkstatt genau gegenüber frei wurde. Das war der Startschuss für den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit: All-in, volles Risiko.

Was treibt ihn an? Die Liebe zum Kaffee und die Leidenschaft, aus etwas Schönem etwas Besonderes zu machen. Aber macht solch eine einzigartige Siebträgermaschine dann auch wirklich besseren Kaffee? Das wäre zu einfach. Doch einen Kaffee aus solch einer Maschine zu trinken, macht auf jeden Fall Spaß – und Geschmack entsteht letztendlich auch im Kopf. Wer wie Robert Siebträgermaschinen komplett zerlegt und wieder neu aufbaut, beschäftigt sich zwangsläufig mit der Frage, wie man den Kaffee noch besser machen könnte. Hier kommen viele Faktoren ins Spiel: Temperatur, Qualität der Bohnen, Röstungen, Mahlgrad und Zeit. Da liegt es auf der Hand, dass er sich autodidaktisch zum Barista weitergebildet hat und auch einen Untermieter, Rotbart Kaffee, in die Werkstatt aufgenommen hat, wo man Barista Kurse belegen kann.

Aber wie macht man nun den perfekten Kaffee? Und braucht man wirklich eine vergoldete Siebträgermaschine im fünfstelligen Bereich?

Die wichtigste Erkenntnis des Tages: Eine gute Mühle ist das A und O für einen guten Kaffee – daran kommt man nicht vorbei. Punkt. Und: Der Kaffee muss immer frisch gemahlen sein. Betretenes Schweigen. Denn im Hinterkopf sortieren wir gerade unsere Kaffeegewohnheiten und denken beschämt an die Tüte frisch gemahlenen Kaffees, die seit Monaten im Küchenschrank auf ihren Einsatz wartet. Ok – Fehler erkannt. Aber jetzt sind wir neugierig geworden und bekommen von den beiden Kaffee-Experten, die beide übrigens Robert heißen, wichtige Tipps mit auf den Weg.

Willkommen im Specialty Coffee-Bootcamp
7 Tipps für besseren Kaffee

Kein Plan von Kaffee, Hauptsache er schmeckt? Auch unser – aus Expertensicht dürftiges – Wissen über Kaffeemaschinen, Siebträger, Wasserhärte, Mahlgrad und Kaffeebohnen wird in den kommenden drei Stunden demontiert, auf Null gesetzt und Stück für Stück mit neuen Erkenntnissen wieder aufgebaut. Nach gefühlten 20 Espressi aus den unterschiedlichsten Siebträgermaschinen war der Nachmittag für uns definitiv gelaufen. Alle waren im Koffeinrausch, und da konnten auch die mitgebrachten Croissants nicht mehr viel retten. Was wir dennoch – oder gerade deswegen – mitgenommen haben, sind viele Erkenntnisse: über typische Fehler, falsche Angewohnheiten und darüber, was man auf jeden Fall bei der Kaffeezubereitung beachten sollte.

1. Kaffee-Wasserqualität und Filtration

Kaffee besteht zu 99% aus Wasser. Eigentlich klar, dass schlechtes Wasser auch die edelste Bohne versauen kann. Zu hartes Wasser ist basisch und neutralisiert die Fruchtsäuren in manchen Kaffees. Zu weiches Wasser ist dagegen zu sauer und führt bei säurehaltigen Kaffees zu unerwünschten Aromen. Und jetzt? Entweder das Wasser entsprechend filtern – ideal ist ein pH-Wert von 7,0 – oder noch einfacher: Im Supermarkt ein gutes Mineralwasser kaufen. Viele Baristas schwören auf Volvic, da es einen gut ausgewogenen Mineralgehalt hat. Ein gutes Wasser ist also nicht nur die Basis für guten Kaffee, sondern verhindert auch, dass die Maschine vorzeitig verkalkt.

2. Kaffeemühle

Wir haben gelernt: Die Mühle ist wichtiger als die Kaffeemaschine selbst. Denn nur eine gute Kaffeemühle sorgt für einen gleichmäßigen Mahlgrad, ohne zu viel Kaffeestaub, da dieser schneller verbrennt und einen bitteren Geschmack hinterlässt.

Kaffee verliert in den ersten 20 Minuten 60 % des Aromas
Robert Burkhardt, Gründer rb.crafts

Echt jetzt? Ja, wirklich! Sobald frisch gemahlener Kaffee mit Sauerstoff in Kontakt kommt, beginnen Oxidationsprozesse und zudem entweichen die flüchtigen aromatischen Öle. Deshalb: Den Kaffee für jede Tasse frisch mahlen und danach sofort den Brühprozess starten. Robert lebt diesen Gedanken so konsequent, dass er selbst auf Wandertouren einen Gaskocher, eine Bialetti und eine Handmühle mitnimmt, um den Kaffee vor Ort frisch zu mahlen. Cool – das merken wir uns! Lässt man den Kaffee übrigens länger in der Siebträgermaschine, bevor man den Brühprozess startet, beginnt er in der Brühgruppe anzubrennen – das will man nun wirklich nicht!

Ein weiterer wichtiger Tipp: In der Mühle bleibt immer ein Rest gemahlener Kaffee, der sogenannte Totraum. Diesen einfach kurz rauslassen und wegwerfen (Kaffee eignet sich übrigens prima als Pflanzendünger) und dann erst das Pulver für die nächste Tasse verwenden.

3. Wartung von Kaffeemühle und Siebträger

Eigentlich selbstverständlich, aber oft vernachlässigt: Irgendwann schmeckt der Kaffee nicht mehr, weil die Maschine verkalkt ist, sich ungewollte Rückstände und Ablagerungen gebildet haben oder der Mahlgrad der Mühle aufgrund von Abnutzung und Verschleiß nicht mehr stimmt. Wer Liebe gibt, bekommt Liebe zurück – das gilt auch für die Kaffeemaschine und die Mühle!

4. Temperatur

Die ideale Wassertemperatur für die Kaffeezubereitung liegt bei etwa 93 Grad. Helle Röstungen vertragen etwas mehr, dunkle etwas weniger. Hier zeigt sich der große Unterschied zwischen teuren und billigen Maschinen: Letztere können keine konstante Brühtemperatur halten, vor allem, wenn mehrere Kaffees hintereinander gebrüht werden. Temperatursurfen kann hier Abhilfe schaffen. Ja, ihr habt richtig gelesen: Bei günstigeren Maschinen kann die Temperatur schwanken. Das „Temperatursurfen“ hilft, die richtige Temperatur zu erreichen. Dazu wird kurz Wasser durch die Maschine laufen gelassen, um die Temperatur zu senken, bevor der Kaffee zubereitet wird.

5. Kalter Kaffee

Wollt ihr eure Kaffeequalität überprüfen? Lasst ihn abkühlen, denn gerade bei kaltem Kaffee merkt man sehr schnell, ob ein Kaffee wirklich gut ist. Hohe Temperaturen wirken wie Chili – je schärfer das Essen, desto weniger schmeckt man. Und je heißer der Kaffee, desto schwieriger ist es, ihn zu beurteilen. Deshalb: Guter Kaffee schmeckt auch kalt. Logischerweise ohne Zucker und Co!

6. Tampern

Rituale haben oft ihren tieferen Sinn: Das Tampern, also das Verdichten des Kaffeemehls, muss geübt werden. Zunächst muss es gleichmäßig verteilt sein. Danach wird es mit dem richtigen Druck verdichtet. Wird zu viel Druck ausgeübt, fließt das Wasser zu langsam durch und der Kaffee wird bitter. Wird schräg getampert, findet die Extraktion nur im weniger verdichteten Teil des Kaffeemehls statt – das Ergebnis ist dadurch deutlich schlechter!

7. Nespresso-Maschine

Der Tipp mit dem frisch gemahlenen Kaffee kann selbst Kaffee aus einer Nespresso-Maschine auf ein höheres Level heben: Einfach nachfüllbare Kapseln kaufen, mit frisch gemahlenem Kaffee füllen, und voilà – schon hat man einen weitaus besseren Kaffee. Worauf man dabei achten sollte, erfahrt ihr in unserem Hot-or-not-Test.

Fazit

Der Besuch des Kaffee-Wonderlands von rb.crafts hatte extreme Konsequenzen – nicht nur für unseren Koffeinspiegel, sondern auch für unseren Geldbeutel: Eine so liebevoll veredelte Siebträgermaschine kommt definitiv auf unseren Wunschzettel. Ganz klar: Das Auge trinkt mit, und eine getunte oder individualisierte Kaffeemaschine ist nicht nur ein optisches Highlight, sondern hebt auch das Geschmackserlebnis auf ein neues Level! Doch um wirklich guten Kaffee zu machen, braucht es mehr als nur eine hochwertige Maschine: die richtigen Zutaten, das nötige Know-how und die Leidenschaft zum Experimentieren. Ob wir aus dem Rabbit Hole jemals wieder herausfinden? Keine Chance – wir stecken mittendrin und lieben es!

Mehr Info gibts unter rb-crafts.de

Words: Susanne Feddersen, Jan Fock, Robin Schmitt Photos: Robin Schmitt