Faszination oder Frust? Wir haben den neuen Porsche Macan 4S gegen den Taycan 4 Cross Turismo getestet. Auf einem Roadtrip an die französische Riviera – zwischen Savoir-vivre, Rallye-Feeling, Schnee und Strand – haben wir geklärt: Welcher ist der bessere E-Porsche? Ist der Macan der Taycan-Killer? OUnd welche Enttäuschungen gab es?
Dass es so dramatisch enden würde, damit hatten wir echt nicht gerechnet. Dabei war der Plan eigentlich ganz einfach und entspannt: Von Stuttgart über verschneite Alpen bis zur Riviera die Straßenkarte lebendig werden lassen. Elektrisiert. Mit zwei Autos. Der Kofferraum rammelvoll mit allem, was Spaß macht – Brompton-Falträder, Backgammon, Badehosen und ziemlich beste Freunde – kurz: ein sportlicher Roadtrip der Extraklasse.



Inhaltsverzeichnis
- Fakten ≠ Emotionen: Porsche Taycan vs. Macan – Vergleich, Preis und technische Daten
- Highspeed oder Ladefrust? Unser E-Auto-Roadtrip zur Côte d’Azur
- Routenplanung und Navigation – Porsche Taycan vs. Porsche Macan
- Autobahn und Langstrecke: Porsche Taycan vs. Porsche Macan
- Zu viel Spannung? Taycan und Macan Ladeleistung und Verbrauch
- Abgewimmelt: Porsche Taycan – Frust bei den Porsche-Zentren?
- Zuhause bei Freunden: Café du Cycliste in Nizza und City Escape mit den Brompton Falträdern
- Die Nacht der langen Messer: Fahrverhalten Porsche Taycan und Macan auf den Spuren der Rallye Monte Carlo
- Gravel-Abenteuer: Sind die beiden Porsche E-Autos auch für Offroad gemacht?
- Verbrauch und Reichweite: Porsche Taycan vs. Macan
- Die Ausstattung des Porsche Taycan und des Macan im Test – Luxus, Technik und die Frage: Was lohnt sich wirklich?
- Wie klappt der Bike-Transport? Porsche Taycan Heckträger vs. Porsche Macan Heckträger im Test
- Porsche Taycan oder Macan – Was würden wir uns kaufen?
- Fazit – Porsche Taycan oder Porsche Macan?
Doch was, wenn auf einmal nichts mehr geht? Wenn wir einen Business-Termin in Monaco und unsere Dinner-Reservierung in Nizza canceln müssen und stattdessen Take-away-Pizza auf einem zwielichtigen Supermarktparkplatz mampfen müssen? Wenn wir vom offiziellen Porsche Zentrum abgewimmelt werden und am Ende nur mit einem Auto zurückfahren? Dummer Einzelfall oder kann dann mehr dahinterstecken?

Aber alles der Reihe nach. Unsere Mission war klar: den neuen Porsche Macan 4S im direkten Vergleich zum facegelifteten Taycan 4 Cross Turismo testen. Und zwar so, wie es sich für einen Porsche gehört – im urbanen Alltag, auf Langstreckenfahrten und natürlich bei sportlichen Kurvenmanövern auf den legendären Bergpässen der Rallye Monte Carlo. Die Frage im Gepäck: Welcher ist der bessere Elektro-Porsche? Der erst kürzlich aufgefrischte Taycan, der keine Zweifel an seinen Sportwagen-Genen lässt, oder der noch recht junge Macan, der auch vor Kindergarten und Schule eine gute (SUV)-Figur machen will?

Fakten ≠ Emotionen: Porsche Taycan vs. Macan – Vergleich, Preis und technische Daten
E-Sportwagen oder E-SUV? Taycan und Macan sind zwar zwei unterschiedliche Fahrzeugklassen, aber dennoch sehr gut vergleichbar. Denn in Sachen Eckdaten sind sie sehr ähnlich.
Porsche Taycan 4 Cross Turismo | Porsche Macan 4S | |
---|---|---|
Testwagenpreis | 168.131 € | 130.713 € |
Grundpreis | 113.100 € | 90.700 € |
Leistung | 435 PS (320 kW) | 448 PS (330 kW) |
Overboost-Leistung | – | 516 PS (380 kW) |
Drehmoment | 585 Nm | 820 Nm |
Höchstgeschwindigkeit | 220 km/h | 240 km/h |
Beschleunigung 0–100 km/h | 4,7 s | 4,1 s |
Reichweite kombiniert (WLTP) | 577 km | 544 km |
Maximale Ladeleistung DC | 320 kW | 270 kW |
Batteriekapazität brutto | 105 kWh | 100 kWh |
Auf dem Papier macht der neue Porsche Macan 4S fast alles besser und punktet mit höherer Beschleunigung, mehr Raumangebot und Komfort. Außerdem verfügt er über die neue Infotainment-Generation auf Android Automotive OS-Basis … und kostet deutlich weniger. In unserem Duell fast 40.000 €. Klarer Punktsieg also? Nicht so schnell … Schließlich kommt es auf weit mehr an als nüchterne Zahlen. Und unser Vergleich Taycan vs. Macan zeigt, wie riesig die Unterschiede zwischen den beiden Porsche-Modellen in der Praxis sind, für wen sie sind und für wen nicht. Und dass die Emotionen etwas ganz anderes aussagen als nackte Zahlen.

Highspeed oder Ladefrust? Unser E-Auto-Roadtrip zur Côte d’Azur
Einfach reinsetzen und losfahren? Lange Distanzen sind mit dem E-Auto für viele noch unbehaglich. Und das auch zu Recht: Wir sind schon häufiger mit E-Autos quer durch Europa getingelt und hatten dabei immer wieder Ladeprobleme und Verzögerungen in Kauf nehmen müssen – zumindest in Stoßzeiten wie Ferien. Zuverlässiges Laden ist eben noch ein allgemeines Problem der Elektromobilität. Doch dieses Mal haben wir keinen Bammel – schließlich fahren wir Porsche. Und die Ladestopps sollten dank WLTP-Reichweiten von über 500 km und rekordverdächtiger Ladeleistung (Taycan bis zu 320 kW!) schneller vonstattengehen, als wir unsere Reginella-Sandwiches am Autogrill vermampfen können. Soweit unsere Vorstellungen …


Routenplanung und Navigation – Porsche Taycan vs. Porsche Macan
Schon vor dem Losfahren offenbaren die beiden E-Porsche erste gravierende Unterschiede: Die Route sollte uns von Stuttgart – Home of Porsche – über die Schweiz und Italien nach Nizza führen. Wie es sich für einen richtigen Roadtrip gehört, wollen wir auf dem Weg noch ein paar Freunde besuchen.
Während der Macan für unsere Reise nach Nizza innerhalb einer Sekunde bereits die Routenplanung auf dem 10,9″ großen Zentraldisplay ausspuckt, dauert es beim Taycan über 30 Sekunden – wenn man gerade losfahren will, ist das eine halbe Ewigkeit. Doch dann: die Routenvorschläge. Und sie sind auch noch anders – beim Taycan soll die Fahrzeit rund 30 Minuten mehr betragen.



Der Grund: Taycan und Macan sind zwar beide E-Porsche-Modelle, basieren aber auf unterschiedlicher Software- und Hardware-Architektur. Der Macan setzt auf die neueste Infotainment-Generation mit Android Automotive OS, das bereits startet, sobald sich der Fahrer nähert – Fahrzeug- und Infotainment-Funktionen sind dadurch sofort verfügbar und laufen flüssig.

Autobahn und Langstrecke: Porsche Taycan vs. Porsche Macan
Zurück auf den Asphalt gen Nizza: Wer es auf den Autobahnen gerne etwas sportlicher angehen lassen will, wird mit dem Macan den Taycan abhängen. Der E-SUV hält hier, was er auf dem Datenblatt verspricht: Er beschleunigt schneller und erreicht eine höhere Maximalgeschwindigkeit. Hat man jedoch nicht den direkten Vergleich, muss man zugeben: Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, dass dem Taycan Leistung fehlen würde. Und Vollgas mit E-Autos ist eh so eine Sache, schließlich kosten hohe Geschwindigkeiten richtig Reichweite … Deshalb fahren wir die meiste Zeit auch sportlich-gemächlich, schließlich wollen wir ja auch noch in Nizza ankommen.

Zu viel Spannung? Taycan und Macan Ladeleistung und Verbrauch
Anfangs läuft alles wie geschmiert: entspanntes Reisen bis zum ersten Ladestopp, bei dem sich beide Zuffenhausener E-Mobile von ihrer besten Seite zeigten. Mit 300 kW Spitze erreicht der Taycan eine etwas höhere Ladegeschwindigkeit als der Macan, bei dem es aber ebenfalls nichts auszusetzen gibt. Ab in die Schweiz. Bergpanorama ohne Abgaswolke im Rückspiegel, Tempolimit, magere Autobahnauslastung – so fühlt sich Reisen im Elektroauto also an. Und dank der hohen Dichte an Ladesäulen steht quasi bei jedem ungeplanten Stopp eine Ladesäule zur Verfügung. Facile! Bella Italia, arriviamo! Doch statt Dolce Vita beginnt dort der Lade-Frust.


Der Taycan will plötzlich partout nicht mehr am Schnelllader Energie aufnehmen. DC, also das schnelle Gleichstromsystem, war komplett ausgefallen. Für uns bedeutet das nun: 4 Stunden schnarchlahmes AC-Laden, Pizzataxi auf dem Lade-Parkplatz und Ankunft in Nizza erst um 22 Uhr – statt wie geplant zum Nachmittagskaffee in der Herbstsonne. Na, herzlichen Dank, schöne neue E-Mobilität! Aber hey, wir haben ja Brompton-Klappräder im Gepäck! Also los, City-Tour auf zwei Rädern durch die schmucke italienische Hafenstadt Savona, die sich sonst nur ganz unten auf unserer Bucket-List finden würde. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Und aus Lade-Frust wurde dann … zumindest ein Erlebnis! Unseren Geschäftstermin in Monaco mussten wir dennoch sausen lassen.


Irgendwann am späten Abend – gegen 22 Uhr statt der ursprünglich geplanten 16 Uhr – kommen wir endlich im Hotel in Nizza an. Schnell einchecken, Taycan und Macan an die AC-Ladebox im Parkhaus hängen und ab ins Bett.
Am nächsten Morgen braucht es einen neuen Plan – und der beginnt mit einem Anruf bei Porsche und der Fahrt zum nächstgelegenen Porsche Zentrum.
Abgewimmelt: Porsche Taycan – Frust bei den Porsche-Zentren?
Dass mal etwas schiefgeht, ist ja okay. Mit technischen Problemen und Bugs haben fast alle modernen und hochtechnologisierten Autos zu kämpfen – genauso wie viele andere vernetzte Tech-Geräte auch. Erster Halt nach der langsamen AC-Lade-Eskapade also: Boxenstopp im Porsche Zentrum. ABER: Dass uns das offizielle Porsche Zentrum am Telefon versucht, abzuwimmeln, ist nicht nur enttäuschend, sondern schockierend. Natürlich lassen wir uns nicht abwimmeln und fahren dennoch hin. Dort angekommen, bekommen wir das Ausmaß des Taycan-Service-Debakels hautnah zu spüren.

Im Gegensatz zum neuen Macan hat der Taycan keinen Zentralcomputer, sondern über 100 einzelne Steuergeräte, die alle miteinander kommunizieren müssen. Erfährt eine Komponente ein Update, hat das logischerweise Auswirkungen auf viele andere Komponenten. Und das merken auch die Porsche Zentren, wo eine Mischung zwischen Frust und Hilflosigkeit herrscht. Die E-Technik des Taycan? Aktuell noch immer so komplex, dass es ständig Probleme mit Software und Steuergeräten gäbe.
Das erfahren wir auch beim Porsche Zentrum Antibes und bei weiteren Porsche Zentren, die wir im Nachgang inkognito mit demselben Problem anrufen, um die Reaktionen auszuchecken. Nicht die Porsche Zentren haben hier ein Problem, sondern Porsche. Und der Kunde, der am Ende darunter leidet.


Ach ja – und wir leiden natürlich auch: Schließlich tauchen neben dem DC-Ladeproblem immer weitere Warnungen auf dem Display des Taycan aus: Hinterachslenkung ausgefallen, Fahrwerksprobleme, Sensoren spinnen – der Taycan beweist uns auf unserem Trip, dass Hightech aufgeteilt auf viele Steuergeräte eine Schwachstelle ist.


Als „normaler“ Kunde hätten wir das Fahrzeug dort lassen müssen, und 3 (!) Monate auf Reparatur warten müssen. Natürlich inakzeptabel.
Als Journalisten auf Testfahrt haben wir quasi einen Überweisungsschein direkt von der Porsche AG mit Privatpatienten-Status – man könne uns morgen einen Ersatz-Taycan in Nizza anliefern. Allerdings in anderer Farbe und etwas anderer Konfiguration. Wir entscheiden uns dagegen – schließlich ist ein erster Teil der Story schon produziert und da wir jetzt schon in der Misere stecken, wollten wir sie auch vollumfänglich erleben! Alles andere wäre zwar komfortabel, aber dem Test nicht zuträglich. Statt Reality-Escape also weiter zum City-Escape gen Nizza.

Unser langjähriger Profi-Tester Erik Bötzle, der mit uns nicht nur Cargo-Bikes in Paris oder E-MTBs in Finale Ligure testet, sondern auch alle E-Autos bei DOWNTOWN unter die Lupe nimmt, hat in seinem Leben bereits über 300 Porsche gekauft – und ist jetzt auf unserem Road-Trip sichtlich enttäuscht. Auf Nachfrage von uns im Stammwerk Stuttgart kann dann das Problem identifiziert werden. Ursache war vermutlich eine defekte Ladesäule, die eine kurze Spannungsspitze an den Porsche Taycan abgab und damit durch Überspannung eine Sicherung auslöste. Prinzipiell ein sinnvoller und notwendiger Mechanismus, würde er das DC-Ladesystem des Fahrzeugs nicht dauerhaft lahmlegen. Die Folge: Der Ladebooster muss vollständig ausgetauscht werden. Da das Porsche Zentrum Antibes diesen nicht verfügbar hat, entscheiden wir uns, das Beste aus der Situation zu machen: Wir gestalten ab jetzt unsere Testfahrten in den Seealpen so, dass wir pro Tag nicht mehr als eine Ladung benötigen werden und den Taycan über Nacht mit AC laden. Auch okay, dann haben wir noch etwas Zeit für Backgammon, Meer und Savoir-vivre.


Zuhause bei Freunden: Café du Cycliste in Nizza und City Escape mit den Brompton Falträdern
Arrivé à Nice. Nach dem frustrierenden Besuch im Porsche Zentrum benötigen wir erst mal einen guten Espresso – und ein bisschen frische Luft auf zwei Rädern! Also nix wie ab zu unseren Freunden von Café du Cycliste – unserer aktuellen Lieblingsmarke, die Fashion und Funktionalität wie keine zweite Marke in ihren Kleidungsstücken kombinieren. Im Hafen von Nizza haben sie einen sweeten Showroom mit Café, das wir kurzerhand in Beschlag nehmen.
Dort treffen wir Marketing-Managerin Jacqueline und Gründer Rémi, quatschen über die besten Insider-Spots von Nizza, checken die neue Kollektion und planen bei einem entspannten Espresso unsere nächste Mission: eine Kurvenjagd über die legendären Rallye-Monte-Carlo-Strecken. Schließlich stehen Rennradfahrer und Rallye-Piloten auf die gleichen Straßen. Und das Hinterland von Monte Carlo? Purer Asphalt-Genuss!
Aber bevor es ans Eingemachte geht, heißt es erstmal: Meer, Sonne, durchatmen. Der Taycan hängt entspannt am AC-Lader, also Brompton-Falträder aus dem Kofferraum, Sonnenbrille auf und ab an den Strand. Côte d’Azur-Mode trifft City Escape – on y va!

Die Nacht der langen Messer: Fahrverhalten Porsche Taycan und Macan auf den Spuren der Rallye Monte Carlo
Für den nötigen Spaß und ein wenig Nervenkitzel haben wir uns vorgenommen, die berühmten Alpenpässe der Rallye Monte Carlo unter die Breitreifen zu nehmen. Auf dem knapp 1.600 Metern hohen Monte Carlo-Klassiker Col de Turini wird deutlich, dass Spätsommer zwar auf Meereshöhe herrscht, aber nicht mehr in den Bergen. Die Bedingungen sind eine Herausforderung: Licht und Schatten geben sich hinter jeder Kehre die Hand und der Straßenzustand wechselt von perfekt trockenen Bedingungen über Nässe bis zu vereisten Kurven, wo die Sonne den ganzen November nicht scheint.

Nicht nur die Streckenbedingungen offenbaren riesige Unterschiede, auch die beiden Fahrzeuge könnten kaum unterschiedlicher sein.


Schon von außen betrachtet ist der Taycan das deutlich sportlichere Fahrzeug, aber noch wichtiger als die tiefe Karosse ist das, was darunter liegt: Porsche Active Ride Fahrwerk lautet das Zauberwort. Das aktive Fahrwerk im Taycan soll den idealen Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit schaffen. Dafür kann der Luftfederdämpfer über ein super potentes Hydrauliksystem aktiv aus- bzw. eingefedert werden, um Wanken und Nicken der Karosse vorzubeugen und in Kurven gegenzusteuern. Auch ein Überkompensieren des Fahrwerks ist möglich, wodurch sich der neue Taycan wie ein Motorrad „in die Kurve legt“ statt nach außen wegzukippen. Das ist zwar nicht zwangsläufig schneller, fühlt sich aber extrem sportlich und direkt an – we like! Insgesamt fühlt sich der Taycan trotz seines Gewichts und seiner Größe hier richtig wohl – super beherrschbar, super spaßig und sportlich – untermalt vom Porsche Electric Sport Sound. Er entpuppt sich als ein echter E-Sportwagen, der absolut zu begeistern weiß und nicht nur fahrdynamisch überzeugt, sondern auch emotional mitnimmt!




Pro-Tipp beim – mit Assistenzsystemen vollgepackten – Taycan: Auf schmalen Bergstraßen unbedingt den Spurhalteassistenten abschalten. Uns hat dieser leider durch einen harten Eingriff in die Bande manövriert. Eine zerkratzte Felge und Kampfspuren an der Karosse inklusive. Hier auch nochmal Danke an die EU, die die Autoindustrie verpflichtet hat, dieses System bei jedem Neustart zu aktivieren.



Und wie schlägt sich der Porsche Macan 4S hingegen auf den Monte Carlo-Pisten im direkten Vergleich? Es zeigt sich schnell: Der Wagen ist ein sportliches SUV, aber kein Sportwagen. Der Einstieg fällt deutlich komfortabler aus, die Übersichtlichkeit gewinnt ebenfalls gegenüber dem Taycan – wäre da nicht die schon erwähnte A-Säule mit Überbreite. Die adaptiven Sportsitze sind zwar in beiden Fahrzeugen vorhanden, können aber nicht über das unterschiedliche Fahrwerk hinwegtäuschen.



Das Porsche Active Suspension Management (PASM) im Macan spricht gut an, ist aber lange nicht so reaktiv und flink in den Anpassungen wie Porsches Active Ride Fahrwerk im Taycan. PASM regelt das Dämpfungssystem kontinuierlich innerhalb von vier manuell wählbaren Kennfeldern: Normal, Sport, Sport + und Offroad. Das macht den Macan zwar nicht zur gemütlichen Couch, aber im direkten Vergleich ist der Unterschied sehr deutlich spürbar. Wäre das Porsche Active Ride-Fahrwerk auch für den Macan verfügbar, gäbe dafür eine klare Empfehlung. Das Gewicht und der höhere Schwerpunkt des Macans sind auf den anspruchsvollen Strecken in den französischen Seealpen einfach nicht wegzudiskutieren. Bei sehr flott gefahrenen Kurven treibt es den kompakten SUV deutlich weiter nach außen. Darüber täuscht auch die gute, inszenierte Soundkulisse und das Wohlfühlmoment im Innenraum des Macans nicht hinweg.



Gravel-Abenteuer: Sind die beiden Porsche E-Autos auch für Offroad gemacht?
Offroad? Sagen wir mal so: Es geht – aber mit Einschränkungen. Auf leichten Schotter-Trails kommen sowohl der Taycan als auch der Macan klar, wenn man das Fahrwerk manuell in die höchste Stufe bewegt. Wer befestigte Straßen verlassen will, der hat beim Macan mit 224 mm knapp 50 mm mehr an maximaler Bodenfreiheit als der Taycan Cross Turismo mit 176 mm.


Verbrauch und Reichweite: Porsche Taycan vs. Macan
Auch wenn Pässefahren mit Elektroautos durch die überzeugende Beschleunigung reizt: In puncto Reichweite sind sie der ultimative Stresstest – bergauf steigt der Verbrauch weit über den kalkulierten Langstreckenschnitt. Bei sportlicher Fahrweise potenziert sich das Ganze natürlich nochmal.


Aber Achtung: Im Sinne des physikalischen Energieerhaltungssatzes nimmt die Lageenergie dabei stets zu. So kommen Taycan und Macan bergauf auf satte 33 kWh/100 km. Sobald es wieder bergab geht, gleicht sich das durch die Motor-Rekuperation in Kombination mit der Hangabtriebskraft wieder aus und der Verbrauch fällt tendenziell unter Durchschnitt. So liegt der gesamte Verbrauch bei Pässefahrten im Gebirge im Schnitt bei rund 25 kWh. Natürlich klappt das Nullsummenspiel nie, da man Umwandlungsverluste in Wärme und Reibung berücksichtigen muss. Als Energiespartipp lohnt sich bergab allerdings eine eher vorausschauende Fahrweise unter Einsatz von viel Rekuperation. Bremst man spät und hart, müssen die mechanischen Bremsen mehr eingreifen, was dem Wirkungsgrad einer Dampflokomotive gleicht.



Auf der Autobahnfahrt von Stuttgart nach Nizza hat der Taycan im Schnitt rund 24,5 kWh/100 km verbraucht, der Macan rund 24 kWh/100 km.
Die Ausstattung des Porsche Taycan und des Macan im Test – Luxus, Technik und die Frage: Was lohnt sich wirklich?
Der Taycan will ein Sportwagen sein, der Macan ein vielseitiger SUV – und das merkt man sofort. Im Taycan sitzt man tief eingebettet hinterm Cockpit, während der Macan die typische, leicht erhöhte SUV-Position bietet. Das Raumgefühl ist entsprechend unterschiedlich. Im Macan fühlt man sich luftiger, hat mehr Raum um sich. Das gilt vor allem auch für den Beifahrer.
Im Grundpreis kommt der Porsche Taycan 4 Cross Turismo auf 113.100 €, die dem Basispreis von 90.700 € beim Macan 4S gegenüberstehen. Aber unsere Testfahrzeuge sind alles andere als auf die Grundausstattung begrenzt. Der Taycan 4 Cross Turismo wurde für satte 168.131 € mit allerhand Extras hoch konfiguriert. Während der Macan 4S die Testwagen-Bilanz von Porsche mit 130.713 € auf der Aktiva-Seite belastet.
Technisch fahren beide auf höchstem Niveau, aber nicht alle Technik-Spielereien haben überzeugt bzw. kämpfen etwas um ihre Daseinsberechtigung. Das Augmented Reality Head-up Display im Macan ist mit seinen großen Pfeilen, die auf die Fahrbahn projiziert werden, ein Hingucker im wahrsten Sinne des Wortes, beim Taycan dagegen weniger beeindruckend. Der intelligente Tempomat und Fahrassistent Porsche InnoDrive macht, was er soll: Das Auto hält sicher die Spur, passt die Geschwindigkeit der erlaubten an und unterstützt beim Spurwechsel. Aber Verkehrszeichen werden nicht immer zuverlässig erkannt. Der Nachtsichtassistent? Klingt erstmal hilfreich und erinnert an Geheimagenten-Filme, lenkt beim Fahren aber eher ab. Während er für die Erkennung von Radfahrern, Fußgängern oder auch Wildtieren im Dunkeln prinzipiell sinnvoll ist, zeigt sich die Sensorik an der Front leider noch empfindlich und steinschlaganfällig. Für zusätzliche 2.250 € sicher kein Muss.


Beim Komfortzugang sorgt die Heckklappe für Frust. Die Gesten-Öffnung funktioniert oft genau dann nicht, wenn man sie wirklich braucht – und umgekehrt. Ein Blick ins Innere: Die 4-Zonen-Klimaanlage lohnt sich offensichtlich auch nur, wenn regelmäßig Passagiere hinten sitzen. Wer meistens zu zweit unterwegs ist, kann sich die 850 € getrost sparen. Der zur Innenraumluft-Aufbereitung angepriesene Ionisator? Nett, wenn man häufig in versmogten Großstädten unterwegs ist, aber sicher kein Kaufargument. Ein weiteres Detail, das teuer ist, aber nicht überzeugt: das Porsche Rear Seat Entertainment im Taycan. Es kostet 2.200 €, bietet jedoch kaum Funktionalität und kämpft auch mit technischen Problemen – so hat bei uns z. B. Netflix nicht richtig funktioniert … Das ist beim Macan anders, bei dem man über das Porsche App Center direkten Zugriff auf native Apps wie Spotify, Netflix und Konsorten hat. Nicht dass wir Netflix in Nizza gebraucht hätten, aber wir testen ja für euch 😉

Wie klappt der Bike-Transport? Porsche Taycan Heckträger vs. Porsche Macan Heckträger im Test
Wenn es jemand beurteilen kann, dann wir als DOWNTOWN Magazin: Bikes gehören zu unserem Leben – und die transportieren wir auch häufig auf vier Rädern. Porsche hat sowohl für den Macan als auch den Taycan eine Lösung im Angebot. Und diese sind beide alles andere als zufriedenstellend. Der eigentliche Downer kommt gar nicht von Porsche selbst, sondern Thule. Die Heckträger. Für den Macan bietet Porsche ein altes Thule-Modell mit Porsche-Branding an, für das noch stolze 1.100 € aufgerufen werden und das in Sachen Usability lange nicht mit dem aktuellen Thule Epos 3 für 1.200 € mithalten kann, der bei unserem Heckträger-Vergleichstest den Testsieg abgeräumt hat.


Beim Taycan ist es ein 2.400 € teures Gefummel, bis der Heckträger am Fahrzeug sitzt – wohlgemerkt nicht auf der Anhängerkupplung, sondern durch Rundrohre direkt ins Fahrzeug-Chassis gesteckt. Das ist zwar sehr stabil, aber komplex in der Montage. Wir haben uns aufgrund von Optik, Alltagsnutzen und Aerodynamik ganz dagegen entschieden und die Brompton-Klappräder im Innenraum transportiert.


Das teuerste Extra im Taycan, bei dem man den Nutzen gerne in Frage stellen darf: das Sunshine Control-Panoramadach für satte 5.000 €. Die Technik ist beeindruckend, denn per Knopfdruck wird es transparent oder ganz bzw. teilweise blick- und sonnendicht. Aber ganz ehrlich? Unter einem normalen Panoramadach für weniger als ein Drittel des Preises wurde uns bislang auch nie zu heiß. Und im abgedunkelten Zustand besticht das Grau auch nicht gerade mit Ästhetik.


Das Porsche Active Ride ist dafür ein echtes Highlight. Eingeführt wurde das Fahrwerk ursprünglich im Porsche Panamera und vereint Komfort mit Dynamik perfekt. Uns hat die Fahrstabilität auf voller Linie überzeugt: Wankende Bewegungen wurden reduziert und das Auto lag in Kurven noch sportlicher auf der Straße. Die vier einstellbaren Höhenstufen – Lift, Mittel, Abgesenkt und Tief – bieten Flexibilität für verschiedene Fahrsituationen, und mit Smart Lift hebt sich das Auto automatisch an, wenn es an gespeicherte GPS-Koordinaten für Bodenwellen oder Garageneinfahrten kommt. Für uns ist das Porsche Active Ride unverzichtbar und jeden der 8.000 € wert.



Porsche Taycan oder Macan – Was würden wir uns kaufen?
Der Porsche Taycan und der neue Macan unterscheiden sich deutlicher, als es das Datenblatt vermuten lässt – und genau das macht die Entscheidung so spannend.
Im Taycan fühlt sich der Innenraum kompakt und sportlich an, typisch für ein performance-orientiertes Fahrzeug. Der Macan bietet dagegen vorne deutlich mehr Platz, eine höhere Sitzposition und insgesamt ein luftigeres Raumgefühl. Auch als Beifahrer fühlt man sich im Macan sicherer und komfortabler, nicht zuletzt dank des auffälligen LED-basierten Toten-Winkel-Assistenten – ein kleines, aber sinnvolles Detail, das den Beifahrer auch mal beruhigt einnicken lässt.
In Sachen Bedienung zeigt der Macan kaum Schwächen. Alles funktioniert schnell und flüssig – genau so, wie man es sich von einem modernen E-Auto in dieser Preisklasse (und darunter!) wünscht. Beim Taycan hingegen wirkt das System angestaubt: lange Ladezeiten bei Navi und Apps, keine tiefenintegrierten Streaming-Dienste wie Apple Music oder Spotify und fehlende App-Store-Funktionalität.

Davon abgesehen liefert der Taycan genau das, was man erwartet: brutal guten Fahrspaß. Selbst als 4 ohne S-Zusatz ist er mehr als ausreichend motorisiert – nie kommt der Gedanke auf, dass mehr Leistung nötig wäre. Dennoch muss erwähnt werden, dass der Macan trotz niedrigerem Preis schneller beschleunigt.


Beim Handling zeigt sich die Sportwagen-DNA des Taycan, allerdings auf Kosten der Übersichtlichkeit. Gerade in engen Städten oder beim Parken erfordert er mehr Bedacht. Der Macan bietet hier durch die höhere Sitzposition eine bessere Übersicht, die jedoch von der breiten A-Säule teilweise eingeschränkt wird. Beide Fahrzeuge profitieren von einer Hinterachslenkung, die sie agiler macht, als die Abmessungen vermuten lassen.
In Sachen Kofferraumvolumen sind die Unterschiede übrigens auch geringer, als man annehmen könnte: Der Taycan hat ein Volumen von 446 Litern, bei umgeklappten Sitzen 1.212 Liter, im Vergleich dazu kommt der Macan auf 540 Liter bzw. bei voller Ladefläche auf 1.348 Liter. Da das Heck des Macan etwas flacher ist als das des Taycan, kann das Volumen des Taycan sogar etwas besser nutzbar sein.


Technisch spielt der Taycan seine Stärken nicht nur bei der Fahrdynamik aus, sondern auch an der Ladesäule mit seiner höheren Maximal-Ladeleistung von bis zu 320 kW und marginal größeren Reichweite. Aber im Alltag muss sich der Macan mit 270 kW in der Spitze und einer realistischen Reichweite von 380–400 km auch nicht verstecken. Mit einer 20-minütigen Zwischenladung kommt man auf eine Schlagdistanz von rund 700 km. Die durchschnittliche Ladeleistung liegt bei 200 kW von 15 auf 80 % State of Charge (SoC) – ordentlich, aber nicht ganz auf Taycan-Niveau.


Ein gravierender Kritikpunkt am Taycan sind seine technischen Probleme. Während unseres Tests traten diverse Fehler auf – von der Hinterachslenkung über Assistenzsysteme bis hin zu Fehlercodes. Die Porsche Zentren schienen damit überfordert, mit einer prognostizierten Wartezeit von drei Monaten für unser Problem. Das ist inakzeptabel. Viele Porsche-Händler meiden Taycan-Kunden fast schon, da die technische Komplexität – mit über 100 einzelnen Steuergeräten – für viel Frust sorgt.

Im Vergleich dazu setzt der neue Macan auf die modernere PPE-Plattform von Porsche und Audi mit nur fünf Großrechnern, was weniger Fehlerquellen, schnellere Software und bessere Funktionalität bedeutet. Während unseres Testzeitraums hatten wir keine Software- oder technischen Probleme.
Fazit – Porsche Taycan oder Porsche Macan?
Der Taycan ist ein elektrischer Traum – wenn er funktioniert. Mit überragender Fahrdynamik, modernster Fahrwerkstechnik und echtem Sportwagen-Feeling ist er das faszinierendere E-Auto. Doch so ausgeklügelt seine Fahrperformance ist, so komplex ist seine Technik – und genau das kann zum Problem werden, wie wir selbst erfahren mussten.
Der Macan kann dem Taycan in Sachen Fahrdynamik zwar nicht das Wasser reichen, bietet aber einen gelungenen Mix aus Fahrspaß und Alltagstauglichkeit. Zugegeben: Die wenigsten werden ihre Alltagsfahrten über Rallye-Strecken führen – und falls doch, meldet euch bitte, wir wollen mit euch tauschen! Ein klarer Vorteil beim Macan ist seine moderne Software-Architektur, die bei Navigation und Infotainment einen großen Unterschied macht. Dazu kommen mehr Platz und bessere Übersichtlichkeit – der Macan ist klar der bessere Daily Driver.
Ist der Macan also der Taycan-Killer? Nein. Der Taycan bleibt unser emotionaler Favorit, doch mit seinen technischen Problemen killt er sich selbst. Fahrspaß und Dynamik? Unangefochten die Nummer Eins im Premium-Segment. Doch dass Porsche Zentren sich mit Taycan-Problemen offenbar abmühen und uns bei unserem Service-Fall abwimmeln wollten, sagt viel über das Ausmaß.
Die Wahl ist klar: maximale Emotion und Fahrdynamik mit technischem Problempotenzial – oder pragmatische Performance mit Verlass? Hier muss jeder für sich entscheiden.

Words: Robin Schmitt, Julian Schwede, Patrick Gruber Photos: Robin De Nys, Robin Schmitt