Paris, Mode und Cargo-Bikes – passt das zusammen? Und wie! Wir haben 12 Lastenräder sowie unsere coolste Performance Gear eingepackt und sind in die Hauptstadt der Mode gereist. Mit im Gepäck die Frage: Wie schlägt sich Bikewear von Marken wie Pas Normal Studios, Café du Cycliste oder Specialized in der Heimat der Haute Couture? Und was macht Aufmerksamkeit mit uns?
„Puhhh!“ Mit einem langen, heftigen Ausatmen lassen wir uns erschöpft in die Ledersessel unserer Pariser Wohnung fallen. Die letzten Tage sind intensiv gewesen. Täglich sind wir rund 60 km mit Lastenrädern durch die pulsierende Metropole gefahren und haben die Atmosphäre der schicken Boulevards und düsteren Gassen aufgesogen. Wir haben uns gegen knatternde LKWs im vierspurigen Kreisverkehr behauptet, die Mona Lisa aus dem Louvre „gestohlen“ 😉 und den Duft der Pariser Parfümerien eingeatmet. Dabei hat uns Paris und unser großer Lastenrad-Test einiges abverlangt. Doch der Spaß ist es wert gewesen, auch wenn unser Energielevel aktuell im Keller ist – weit entfernt vom Höhenrausch des Eiffelturms.
Und jetzt? Nachdem wir fünf Tage nonstop durch Paris geradelt sind, steht eines fest: Man braucht nicht nur funktionale Kleidung, sondern auch funktionale Kleidung, die gut aussieht! Warum sollte man nicht nach einem anstrengenden Tag in ein und derselben stylischen Bikewear durch die Clubs der Stadt ziehen, sich zum Dinner oder Brunch verabreden und danach easy peasy auf dem Bike heimdüsen? Außerdem: Wer zeigt nicht gerne im Alltag, welche Leidenschaft er hat? Biken ist en vogue. Bike-Mode also auch? Aber wie schlägt sie sich im Alltag? Im Raincoat zum Dinner, im Poncho zum Clubbing – wie stilsicher sind die urbanen Modelinien der Bike-Marken wirklich?
Die Produktion steckt uns noch in den Knochen, aber wir haben Bock, Paris nochmal von seiner schönsten Seite zu erleben. Ein krönendes Abschlussdinner mit dem Team für eine sagenhafte Actionwoche – Laufsteg inklusive. Dresscode: Bike- oder Performance Wear, clever kombiniert mit dem ein oder anderen Fashion-Accessoire, um unseren Streetstyle individuell zu tunen. Schließlich wollen wir nicht nur auf der Straße, sondern auch in den Clubs performen! Das Ziel ist gesteckt: Fashion und Funktion vereinen! Es wird gelacht, ausprobiert und wild kombiniert. Steht das mir? Kann ich so raus? Mode ist auch Spaß! Und mit bequemer Mode macht es gleich doppelt Spaß! Die erste spannende Erfahrung: Vielen Looks sieht man ihre Funktionalität gar nicht an … der Wolf im Schafspelz lässt grüßen!
Während wir uns auf Dinner und Club vorbereiten, hat der erste Teil unseres Fashion Shootings bereits am Vormittag stattgefunden, mit unseren Freunden und Pariser Locals unweit des berühmten Trocadéro-Platzes – hop on, hop off, direkt vom Cargo Bike aus!
Auf dem Weg zu unserer Abendlocation sind wir mit den Klamotten ausgestattet, die wir auch im Alltag tragen: Pas Normal Studios-Pants, die wir auf unseren täglichen Radtouren tragen, ein Café du Cycliste-Sweater für nach dem Biken, den Porsche Design-Trainingsanzug für entspannte Stunden und ein Fjällräven/Specialized S/F Rain Poncho für schlechtes Wetter. Ach ja, ein paar Accessoires haben wir auch noch gefunden: Ein GUCCI x The North Face-Shirt, die Rolex unseres Fotografen und eine Omega X Swatch MoonSwatch. Doch reicht das? Können wir wirklich die gleiche Kleidung im Büro, auf dem Fahrrad und beim Dinner tragen? Ein kurzer Blick in den Spiegel lässt uns zweifeln. „Bin ich das wirklich?“ „Ich fühle mich wie verkleidet“, höre ich Antonia hinter mir murmeln. Wir steigen also in den knallroten SKODA ENYAQ, der uns zu unserer Location bringen soll.
Die Fahrt ist eine Mischung aus aufgeregtem Gelächter und tiefen Gedanken. Kann man das wirklich so für ein Fotoshooting tragen? Erwartet man nicht mehr, gerade in Paris? Darf man das? Sehen wir nicht wie Idioten aus? Diese Zweifel kennt jeder, der mal ein anderes oder neues Outfit zum ersten Mal trägt. Sie nagen auch an uns, und die Rolex am Handgelenk fühlt sich plötzlich schwerer an. Die Caps ziehen wir tiefer ins Gesicht.
Das abrupte Stoppen des Fahrers reißt uns aus unseren Gedanken. Vor der Bar Le Mauri 7 an der Passage Brady herrscht reger Betrieb – eine lange Menschenschlange und neugierige Augen inklusive. Wir steigen aus und schauen uns kurz an, jeder von uns spürt die Intensität des Augenblicks. Die Bürgersteige von Paris, die normalerweise von den Absätzen stilvoller Pariserinnen und den Sohlen teurer Lederschuhe beschritten werden – sie wirken ungewohnt unter unseren funktionellen Sneakern.
Unser Fotograf wartet schon, und plötzlich kommt alles anders. Wir fühlen uns, als wären wir Teil eines Films. Handys werden gezückt, breit grinsende Gesichter und ermutigende Sprüche empfangen uns. Als wären wir plötzlich über Nacht Stars geworden. Man fühlt sich wie auf dem roten Teppich. Naja, so muss es sich vermutlich anfühlen, da sind wir uns sicher. Doch es ist nicht der Applaus von Fremden, der uns bestätigt – sondern das Gefühl, etwas gewagt zu haben, das uns erfüllt. Paris scheint unser Debüt zu feiern. Wir sind angekommen – nicht nur physisch in Paris, sondern auch in einem neuen Bewusstsein.
Zwischen klirrenden Weingläsern und den Gerüchen der französischen Küche im Restaurant beginnt etwas in uns zu reifen. In Paris haben wir gelernt: Mode ist mehr als nur Kleidung. Sie ist Sprache, Ausdruck von Selbstbewusstsein und Mut. Es ist immer die Frage, wie ein Kleidungsstück getragen wird: Dazu gehört das nötige Selbstbewusstsein und vielleicht ein paar ungewöhnliche Kombinationen oder Accessoires. Unser Appell an euch: Hört auf, euch Gedanken darüber zu machen, was andere von euch denken!
Take a look at me – Wenn Streetwear zum Eyecatcher wird
Funktion wird zu Fashion? Warum nicht! Unsere nachfolgenden Outfits fallen auf, nicht aufgrund ihres Preisschilds oder vermeintlicher High-Fashion-Pieces. Nein, wir ernten Komplimente, grinsende Gesichter und Aufmerksamkeit, weil wir durch ein paar Accessoires unsere tägliche Bikewear auf ein anderes Level heben. Mode definiert sich für uns nicht über den Preis, sondern über den Mut, den jemand aufbringt, ein altes, neues oder ungewöhnliches Kleidungsstück zu tragen, das man in diesem Setting eigentlich nicht erwarten würde. Jetzt heißt es: Bühne frei für unsere Outfits!
Vom Bordstein ins Blitzlichtgewitter – Ja, unser Fashion-Shooting hat definitiv gezeigt, dass Bikewear nicht nur auf dem Cargo-Bike funktioniert, sondern auch absolut trendtauglich ist. Wir haben Aufsehen erregt, völlig Fremde haben uns applaudiert und für einen kleinen Moment waren wir die Stars der Pariser Nacht – einfach nur, weil wir mutig genug waren, uns von der Frage: „Kann man das tragen?“ zu lösen. Es ist nicht allein der Look, sondern auch die Haltung, die zählt – und beides hat in Paris seine Bühne gefunden.
Words: Benedikt Schmidt, Susanne Feddersen Photos: Robin Schmitt, Hendrik Stüwe