„The new A to B!” – Mit diesem Slogan launched Orbea das neue elektrifizierte Citybike, das Orbea Diem. Wir waren mit dem Diem auf den Boulevards in Paris flanieren, haben es zum Montmartre hochgejagt und sind von A to B to C to … Z gefahren. Wie sich das Urbanbike im Pariser Großstadttrubel schlägt, verraten wir euch in unserem Test.

Orbea Diem 20 | 630 Wh | 25,5 kg in Größe L | 4.599 € | Hersteller-Website

Orbea bietet ein umfangreiches Portfolio an Bikes, von E-Mountainbikes über Rennräder bis hin zu Citybikes. Mit dem Diem erweitert der Hersteller seine Citybike-Produktpalette um ein zweites elektrifiziertes Modell, neben dem bereits etablierten Orbea Vibe. Der Neuzugang ist je nach Modell mit einem Shimano EP600- oder EP801-Motor und entweder einem 540-Wh- oder 630-Wh-Akku ausgestattet. Über einen Konfigurator lässt sich das Bike weiter auf persönliche Vorlieben anpassen. Beim Kauf unseres Testbikes werden 4.599 € fällig, womit sich das Orbea Diem 20 im Premium-Segment positioniert. Die Nadel der Waage bringt es bei 25,5 kg zum Stehen. Die lateinische Modellbezeichnung „Diem“ bedeutet „Tag“ oder „Tageslicht“. Ob man mit dem Bike wirklich – à la Carpe Diem – den Tag voll ausnutzen kann, haben wir für euch herausgefunden.

Die Ausstattung des Orbea Diem 20 – Was macht das Bike so besonders?

Optisch fällt das Citybike aufgrund der Formsprache im Line-up von Orbea auf, denn der Hersteller teilt das Sattelrohr des Diem kurz vor dem Tretlagerbereich und lässt es auf der Sitzstrebenkonstruktion aufsitzen. Orbea nennt das Konzept „Diamond-Glide”, das es dem Hinterbau ermöglichen soll, vertikal zu flexen und so Fahrbahnstöße abzufedern. Der superhochwertig verarbeitete Aluminium-Rahmen bedingt die organische Formsprache und die Carbon-Starrgabel trägt zur schicken Optik bei. Der Aluminiumrahmen wirkt so qualitativ, dass er auf den ersten Blick einen Carbon-Rahmen vermuten lässt und nur am Hinterbau lassen sich drei Schweißnähte sichtbar erkennen. Der Rest wurde – passend zur organischen Formsprache – rund verschliffen. Farblich ist unser Testbike in der Lackierung „Spaceship Green” schlicht gehalten, es lässt sich aber auch in den Farben „Ivory White” und „Glitter Anthracite” auswählen. Egal in welchen Rahmengrößen, S, M, L oder XL, das Orbea Diem kommt immer mit halb abgesenktem Oberrohr. Mit den drei Modell-Varianten in insgesamt fünf Größen sollen Fahrer von 1,53 m bis 2,04 m bedient werden.

Orbea verzichtet am Diem auf Federelemente und setzt stattdessen auf ihren Diamond-Glide-Hinterbau, der es dem Rahmen ermöglichen soll, vertikal zu flexen.

Beim Motorsystem setzt Orbea auf den Hersteller Shimano und verbaut im Diem 20 den Shimano EP600-Motor mit 85 Nm maximalem Drehmoment. Gespeist wird er vom 630-Wh-Akku, der fest im Unterrohr integriert ist. Wer die Reichweite des Citybikes erhöhen will, kann für einen Aufpreis von 499 € im Konfigurator den 252 Wh Orbea-Custom-Range-Extender auswählen, der an den Anschraubpunkten des Trinkflaschenhalters am Unterrohr montiert wird. Die Kraft des Motors wird über einen GATES CDX-Riemen an die 5-Gang Shimano NEXUS Inter-5-Getriebenabe weitergeleitet, die eine Übersetzungsbandbreite von 263 % hat. Das ist deutlich weniger als die Enviolo AUTOMATIQ-Nabenschaltung mit 380 % Übersetzungsverhältnis am Top-Modell, aber ausreichend, solange man mit dem Orbea Diem 20 nicht in San Francisco unterwegs ist. Das Diem 20 rollt auf 29” großen Alu-Laufrädern, die mit 50 mm breiten Vittoria e-Randonneur-Reifen kombiniert werden. Verzögern sollen die Shimano MT201-2-Kolbenbremsen, die vorne auf 180 mm und hinten auf 160 mm große Bremsscheiben zugreifen. Neben einem SP Connect-Mount auf dem Steuersatz, einer USB-C-Buchse im untersten Spacer und einer AirTag-Aufnahme im Bike lässt sich im Konfigurator auch der Lenker entweder mit 54 mm Rise oder als Flatbar auswählen. Das Orbea Diem 20 kommt ab Werk mit fester Sattelstütze, lässt sich für 108 € Aufpreis aber auch mit einer Dropper Post mit 100 mm oder 125 mm Hub konfigurieren.

Für kleine Transportaufgaben dient der serienmäßige Heckgepäckträger mit MIK-Schnellmontagesystem, auf den ihr maximal 20 kg aufladen dürft. Wer mit dem Orbea Diem vorhat, auch größere Transportaufgaben zu übernehmen oder wer auf das MIK-System einen Kindersitz montieren will, kann im Konfigurator einen Heckträger (30 €) mit einer maximalen Zuladung von 30 kg auswählen. Für alle, die ihre Kids oder den Vierbeiner lieber im Anhänger mitnehmen wollen, bietet Orbea einen optional erhältlichen Adapter an, der es ermöglicht, einen Anhänger am Bike zu montieren. Auch ein Frontgepäckträger wie an unserem Testbike lässt sich für einen Aufpreis von 89 € auswählen, auf dem Gepäck mit maximal 10 kg verstaut werden kann. Ein kleines Netz sichert euer Hab und Gut auf dem Träger.

Über die USB-C-Buchse im untersten Spacer lässt sich das am SP Connect-Modul befestigte Smartphone bequem während der Fahrt aufladen – cool!

Schwindet das Tageslicht, will das Diem trotz seines Namens überzeugen und auch die Nacht weiter nutzen. Das im Steuerrohr integrierte Tagfahrlicht sieht nicht nur stylisch aus, sondern erhöht zusätzlich die Sicherheit im Straßenverkehr. Der kleine Lichtbalken wird beim Aktivieren des Diem eingeschaltet. Habt ihr den Frontgepäckträger im Konfigurator ausgewählt, wandert euer Supernova Starstream Pure-Frontstrahler von der Mitte des Lenkers unterhalb des Gepäckträgers. Für 70 € Aufpreis könnt ihr euch den Supernova Starstream-Strahler auch mit Fernlichtfunktion inklusive Remote holen. Das Rücklicht ist formschön im hinteren Schutzblech eingelassen und aktiviert beim Verzögern die Bremslichtfunktion.

Orbea Diem 20

4.599 €

Ausstattung

Motor Shimano EP600 85 Nm
Akku Orbea Internal 630 Wh
Display Shimano Steps SW-EN600-L Remote
Sattelstütze OC Mountain Control MC21 100 mm
Bremsen Shimano MT201 180/160 mm
Schaltung Shimano Nexus Inter-5 263%
Vorbau Aluminium
Lenker Aluminium
Laufradsatz Aluminium 29"
Reifen Vittoria e-Randonneuer 50 mm

Technische Daten

Größe S, M, L, XL
Gewicht 25,5 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 170 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 144 kg
Anhänger-Freigabe Ja
Ständeraufnahme Ja

Besonderheiten

Supernova Starstream Pure Frontstrahler

Weitere Ausstattungsvarianten des Orbea Diem

Das Diem lässt sich auch noch in zwei weiteren Ausstattungsvarianten wählen, die jeweils über den Konfigurator weiter anpassbar sind. Das Diem 30 ist mit 3.799 € in der Basisausstattung die günstigste Modellvariante. Das günstigste Modell kommt mit 9-fach Shimano CUES-Kettenschaltung und EP600-Motor aus gleichem Hause. Hier wird jedoch der kleinere 540-Wh-Akku verbaut, der zwar an Gewicht spart, jedoch auch weniger Reichweite zulässt.

Das Top-Modell spiegelt das Diem 10 für 5.999 € in der Grundausstattung wider. Ausgestattet kommt das Diem 10 mit Enviolo AUTOMATIQ-Schaltung mit Übersetzungsbereich von 310 % bis 380 % und GATES CDX-Riemen. Beim Top-Modell setzt Orbea auf den Shimano EP801-Motor, der 100 Watt mehr Spitzenleistung (max. Leistung 600 W) als der EP600 liefert. Gespeist wird dieser wie am Diem 20 mit einem fest verbauten 630-Wh-Akku. Das Diem 10 ist das einzige Modell, das in der Basisausstattung mit Dropper Post kommt.

Das Orbea Diem 10.
Das Orbea Diem 30.

Speed, style, sporty – Das Orbea Diem 20 im Praxistest

Auf dem Orbea Diem nimmt man eine kompakte Sitzposition ein. Tritt man in die Pedale, schiebt der Shimano EP6-Motor ordentlich an und die glatten Vittoria e-Randonneur-Reifen rollen mit wenig Widerstand flott über den Asphalt. Wer den Turbo-Modus über die Shimano Steps SW-EN600-L-Remote aktiviert, kratzt auf ebener Strecke fast dauerhaft an der 25-km/h-Grenze. Ein Display gibt es nicht am Orbea Diem. Es kann jedoch das eigene Smartphone am SP Connect-Halter montiert werden, um durch die Stadt zu navigieren oder den genauen Akkustand über die Shimano E-TUBE App anzeigen zu lassen. Die hohe Agilität des Diem wird durch die leicht frontlastige Fahrposition begünstigt. Diese Position sorgt für guten Druck auf das Vorderrad, was es ermöglicht, enge Haken zu schlagen. Besonders auf dem überfüllten Pariser Wochenmarkt erweist sich dies als vorteilhaft. Wir empfehlen hier jedoch auf den wie an unserem Testbike verbauten Lenker mit Rise zu setzen, denn bei dem optional erhältlichen Flatbar wandert die Front noch weiter nach unten und es lastet mehr Druck auf den Händen, was auf langen Touren zu nervigen Belastungen führt.

In Sachen Komfort ist das Orbea Diem eher steif. Der Hinterbau flext zwar minimal, kann jedoch größere Unebenheiten des Untergrunds nicht vollständig abfedern und gibt diese ungedämpft an den Fahrer weiter. Das Diamond-Glide-Konzept geht hier nicht ganz auf und wir wurden bei unserer Fahrt bergauf über das Kopfsteinpflaster zum Montmartre ordentlich durchgeschüttelt. Die Shimano NEXUS Inter-5-Gangschaltung sowie der Motor haben uns den Anstieg jedoch erleichtert. Die Getriebenabe hat zwar eine geringe Bandbreite, ist durch das geringe Übersetzungsverhältnis jedoch eher für hohe Geschwindigkeiten als steile Berge ausgelegt. Sie kommt – anstelle einer häufig verwendeten Drehgriff-Bedienung – mit knackigem Daumenhebel, der allerdings unter hohen Bedienkräften leidet. Bei steilen Anstiegen hat der Motor genug Drehmoment und hat uns die Fahrt bergauf ermöglicht, ohne aus dem Sattel gehen zu müssen.

Bergab überzeugt das Orbea Diem mit hoher Laufruhe und Fahrstabilität. Das Bike rollt spurtreu und smooth, kein Lenkerflattern, kein Kettenrasseln, kein klapperndes Schutzblech. Das verleiht hohes Selbstvertrauen, auch mal mit 60 km/h die Panoramastraße runterzuheizen. Hier solltet ihr euch jedoch vorab mit den Bremsen vertraut machen, denn die haben hohe Bedienkräfte und sind nicht ganz so bissig. Fahranfänger machen so keinen Überschlag über den Lenker, aber bei einem Bike, das schnell hohe Geschwindigkeiten erreicht, würden wir uns hier etwas kräftigere Bremsen wünschen. Generell hat man auf dem Orbea Diem ordentlich Fahrspaß und schnell ein breites Grinsen im Gesicht. Lediglich das Bedienen der Komponenten am Cockpit ist etwas fordernd. Denn durch die hohe Bedienkraft der Schaltung, den kraftintensiven Bremsen und dem Zupacken am Lenker aufgrund des steifen Rahmens fühlt sich die Fahrt auf dem Orbea Diem eher an wie auf der Rennstrecke als nach einem gemütlichen Cruisen durch die City.

Für wen ist das Orbea Diem 20, für wen nicht?

Orbea richtet sich mit dem Diem an sportliche Fahrer, die auf ein gutes Handling sowie hohe Agilität Wert legen und dafür in Sachen Komfort Abstriche verkraften. Durch die optional erhältlichen Gepäckträger lassen sich mit dem Orbea Diem auch gut kleinere Transportaufgaben übernehmen und das Bike bringt euch und euer Hab und Gut mindestens mal von A nach H wie nach Hause – haha.

Das Fazit zum Orbea Diem 20

Orbea präsentiert mit ihrem Diem ein superschickes und hochwertig verarbeitetes Citybike, das im Stadtverkehr mit gutem Handling und viel Agilität überzeugt. Durch die hohen Geschwindigkeiten bei gleichbleibender Laufruhe, die man mit dem Bike erreicht, hat man schnell ein breites Grinsen im Gesicht. Die schicke Optik mit hochwertig verarbeitetem Rahmen runden das Diem ab. Lediglich kleine Schwächen, wie die fordernde Bedienung des Cockpits und der geringe Komfort, trüben das Gesamtbild etwas.

Tops

  • gutes Handling
  • hohe Agilität
  • schickes Design & hochwertig verarbeiteter Rahmen

Flops

  • geringer Komfort
  • hoher Preis

Mehr Infos findet ihr unter orbea.com.

Words: Benedikt Schmidt Photos: Antonia Feder, Robin Schmitt