Die Kaffeepaste Dark Roast von No Normal Coffee verspricht unkomplizierten Kaffeegenuss für unterwegs – bis zu 20 Tassen aus einer Tube. Ob Camping, Ausdauersport oder Festival, die wasserlösliche Paste soll ein handlicher Begleiter sein. Doch kann sie geschmacklich und praktisch mehr überzeugen als Instant Coffee? Wir haben es getestet!
Heiße Konkurrenz für Espressokännchen und Instant Coffee! Eine Tube, die uns Kaffeegenuss beschert, egal wo wir sind – das ist das Konzept hinter der Kaffeepaste Dark Roast der jungen Schweizer Firma No Normal Coffee. Entwickelt für Outdoor-Liebhaber, will die Paste unkomplizierten Kaffee für unterwegs bieten und sogar auch pur oder auf einer Banane für den nötigen Koffeinshot sorgen. Eine Lösung also, die Kaffeefans den Genuss ihres Lieblingsgetränks auch ohne viel Ausrüstung ermöglicht. Die Dark Roast-Kaffeepaste möchte zwei Probleme von Kaffee liebenden Outdoorfans aus der Welt schaffen: einen übervollen Rucksack und schlechten Kaffee. Dass die Schweizer Firmengründer hier eine Marktlücke gefunden haben, dürfte allen klar sein, die mit dem Tetrisspiel im Outdoorgepäck vertraut sind: Herdkännchen, Gaskocher und Topf nehmen einfach viel Platz ein – nicht selten wünscht man sich eine kompaktere Lösung für den Koffeinshot auf der Tour. Soll man also löslichen Kaffee einpacken? Der macht Kaffeekenner mit seinem oft flachen Geschmack und der fehlenden Aromenvielfalt meist nicht so ganz glücklich. Trotzdem war er bislang für viele eine beliebte platzsparende Alternative zur Bialetti – doch das könnte sich jetzt ändern. Denn laut Hersteller bekommt man bei der Dark Roast-Kaffeepaste den Coffee to go ohne Abstriche in Qualität und Geschmack. Die Schweizer Naturliebhaber mischen für ihre Paste Arabica-Extrakt aus fairem Handel mit lokalem Bio-Rübenzucker, Wasser und Kaffeepulver und sind seit Sommer 2024 dabei, den Trend zu nachhaltigen und wohlschmeckenden Produkten im Outdoorbereich weiter zu pushen. Doch am Ende kommt es auf Geschmack und Usability an. Hält die Tube da, was sie verspricht?
Dieser Artikel ist Teil unseres Coffee Specials, in dem wir euch alle getesteten Produkte, spannende Erkenntnisse und wertvolle Einblicke rund um das Thema Kaffee präsentieren. Neugierig? Dann klickt hier!
Im Test: Was kann die No Normal Coffee Dark Roast-Kaffeepaste?
Auch wenn man die Paste ohne Wasser zu sich nehmen kann, ist der wohl häufigste Use Case die klassische Tasse Kaffee, sei es während der Pause auf dem Gipfel, im Bikepark oder auf dem Felsvorsprung bei der Klettertour. Die Zubereitung des Heißgetränks ist da eine Sache von Sekunden. Ist No Normal Coffee also nichts anderes als Instant Coffee?
Kein Instant-Coffee, aber „coffee made in an instant“
Will man einen Kaffee trinken, braucht man natürlich auch beim No Normal Dark Roast heißes Wasser. Gaskocher und Topf kann man jedoch getrost zuhause lassen. Stattdessen einen Teelöffel der Paste mit sehr heißem Wasser aus einer gut isolierenden Flasche in der Tasse verrühren. Zack, fertig, einfacher gehts nicht. Coffee made in an instant. Der Unterschied zum tatsächlichen Instantkaffee liegt in grundsätzlich verschiedenen Herstellungsverfahren: Instant Coffee wird zuerst gebrüht und anschließend eingedampft, bis ein Konzentrat übrig bleibt. Dieses wird gefrier- oder sprühgetrocknet, wodurch das Kaffeepulver entsteht. Dagegen ist der No Normal Coffee ein „Nassprodukt“, bei dem die gemahlenen Bohnen zwar auch erst extrahiert und zu einem Konzentrat eingedampft werden. Das Konzentrat wird anschließend aber nicht pulverisiert, sondern direkt in Tuben verpackt. Flüchtige Aromen werden außerdem – anders als bei Instant Coffee – während der Extraktion eingefangen und dem Konzentrat später wieder hinzugefügt. Hier punktet die Kaffeepaste mit größerer Aromenvielfalt.
Wie schmeckt der No Normal Dark Roast-Kaffee?
Dass der Kaffee dadurch automatisch jedem schmeckt, kann allerdings nicht behauptet werden. Wir sind ganz ehrlich: Mainstream ist er nicht – acht von zehn Testern im Team finden ihn überhaupt nicht lecker oder zumindest sehr gewöhnungsbedürftig. Einem von uns sagt er durchaus zu, versetzen ihn Geruch und Geschmack des Tubenkaffees doch in die berufliche Vergangenheit zurück: zum türkischen Kaffee, den er früher mit seinen Kollegen vom Balkan getrunken hat. Tatsächlich weckt schon der Duft Erinnerungen an türkischen Mokka: sehr markig, rauchig, mit extremen Röstaromen, die fast ins Verbrannte gehen. Auch Textur und Geschmack entsprechen eher nicht dem Kaffee, auf den die meisten konditioniert sind – bei uns sind das frisch gemahlene Bohnen aus der Siebträgermaschine und Kaffee ohne Zucker – der No Normal Coffee geht auch im Geschmack klar in die Mokkarichtung: süß und gleichzeitig „hart“, kantig, mit viel Säure und Bitterkeit. Mit den empfohlenen 5 g auf 100 ml Wasser kommt das Kaffeegetränk recht wässrig und süß daher, in höherer Dosierung kräftiger – dafür tritt die Süße des Zuckers aber noch stärker hervor – kein Wunder bei einem Zuckeranteil von 30 %.
Nur für Hartgesottene – No Normal Dark Roast pur
Eins ist klar: Die bittere, rauchig-süße Kaffeepaste pur oder auf einer Scheibe Brot zu essen, wie die Jungs von No Normal Coffee vorschlagen, ist schon echt hardcore. Das müssen wir nach dem ersten Versuch nicht nochmal haben. Bevor wir uns mit der optisch an Teer erinnernden Paste bis an den Rande des Erträglichen pushen, nehmen wir sie lieber mit einem Stück Banane zu uns. Dann schmeckt das Ganze eher wie ein netter kaffeehaltiger Nachtisch. Apropos Nachtisch: No Normal haben mit dem Dark Roast auch schon Tiramisu zubereitet.
Zur Usability lässt sich ansonsten festhalten: Die Aluminiumtube hält im Test auch dann dicht, wenn sie eingerollt wird. Eine schmutzige Angelegenheit wird es bei der Nutzung der Kaffeepaste dagegen, wenn ihr die Tube zu fest einrollt. Schnell quillt das klebrige Zeug nach dem Öffnen nämlich wie schwarze Lava hervor und verschmiert alles. Die Masse setzt sich dann um den Verschluss herum ab und hinterlässt auch auf den Händen braune, hartnäckige Flecken, also vorsichtig sein.
Braucht man die Dark Roast-Kaffepaste von No Normal?
Für die Zielgruppe der Outdoor-Fans, die wenig Ausrüstung mitschleppen wollen, ist der Kaffee aus der Tube ideal. Außer der Tube müssen sie wirklich nur noch einen Thermo-Becher mit heißem Wasser und einen Löffel einpacken. Auch für den Marathon eignet sich die Paste: Ein paar Zentimeter davon auf eine Banane gedrückt, und der Koffein- und Zuckerboost gibt einem Energie für die nächsten paar Kilometer. Wer seinen Kaffee aber ohne Zucker bevorzugt und für geschmackliche Experimente nicht offen ist, wird mit dem No Normal Coffee Dark Roast vermutlich nicht glücklich.
No Normal Coffee erfüllt sein Versprechen des unkomplizierten und guten Kaffees also nur teilweise. Die Tube ist definitiv praktisch und die Zutaten sind nachhaltig. Doch macht das den Kaffee gleich zu einem guten Kaffee? Der sollte lecker schmecken – und hier bleibt der Dark Roast hinter den Erwartungen zurück.
Dazu kommt die Preisfrage: Ist dieser Minimalismus den Preis von rund 90 Cent pro Tasse wert? Das ist teuer im Vergleich zu Fairtrade-Bohnen fürs Herdkännchen, die pro Tasse nur 0,30 bis 0,45 € kosten. Eine Tube Kaffeepaste für 17,95 € ergibt bis zu 20 Tassen, während 500 g Fairtrade-Kaffee für einen ähnlichen Preis bis zu 60 Tassen liefern.
Würden wir die No Normal Dark Roast-Kaffeepaste kaufen?
Auch wenn wir das minimalistische und nachhaltige Konzept von No Normal Coffee feiern und es so praktisch ist wie Instant-Coffee – der Redaktion hat die Dark Roast-Kaffeepaste größtenteils nicht gemundet. Die meisten von uns würden zum jetzigen Zeitpunkt eher den etwas flachen Instant Coffee kaufen. Doch ist das Zürcher Startup ja noch ganz am Anfang und so haben wir große Hoffnung, dass sich die Produktpalette erweitern und es in absehbarer Zukunft auch andere Röstungen und zuckerfreie Rezepturen geben wird. Aktuell ist die Paste für uns leider noch „not hot“.
Tops
- sehr platzsparend
- einfaches Handling
- Fairtrade-Bohnen
Flops
- (bisher) nur mit zugesetztem Zucker erhältlich
- eigenwilliger, rauchig-süßlicher Geschmack
- 2–3 mal so teuer wie herkömmlicher Fairtrade-Kaffee
Words: Felicia Nastal Photos: Julian Schwede