Kapselkaffee – schnell, bequem und meistens „okay“. Aber nervt euch auch der Alu-Müll? Oder träumt ihr vielleicht sogar von baristamäßigem Specialty Coffee, seid aber (noch) nicht bereit, euch eine Siebträgermaschine zuzulegen? Wir verraten euch ein paar Tipps und Tricks, wie ihr deutlich mehr aus eurer Nespresso-Maschine herausholen könnt!
Eure Nespresso-Kapselmaschine kann mehr, viel mehr. Zwischen Ciocattino, Vanilla Éclair und Peru Organic gibt es bereits eine ordentliche Auswahl an Aromen, die für jeden Geschmack etwas bereithalten sollen. Doch wer den Kaffeegenuss auf das nächste Level heben will, für die haben wir einen Tipp: Greift zu wiederverwendbaren Kapseln. Sie reduzieren nicht nur den ganzen Alu- oder Plastik-Kapsel-Müll, sondern bieten euch auch die Freiheit, wie ein Barista mit dem Kaffee zu experimentieren und neue Geschmacksdimensionen zu schaffen. Wie beim Wein steckt hinter dem Kaffee eine kleine Wissenschaft, in die man aber gezielt und auch spielerisch vordringen kann. Bei einem Firmenbesuch des Kaffeemaschinen-Tuners rb.crafts haben wir z. B. gelernt: Gemahlener Kaffee verliert in den ersten 20 Minuten rund 60 % seines Geschmacks. Mit wiederverwendbaren Kapseln habt ihr die Möglichkeit, den Kaffee nach euren Vorlieben zu wählen und frisch gemahlenen Kaffee zu verwenden – so bleiben Aromen von Walnuss bis Zitrusfrucht voll erhalten. Zudem könnt ihr mit Faktoren wie Kaffeemenge, Mahlgrad und Verdichtung spielen. Doch dazu gleich mehr.
Dieser Artikel ist Teil unseres Coffee Specials, in dem wir euch alle getesteten Produkte, spannende Erkenntnisse und wertvolle Einblicke rund um das Thema Kaffee präsentieren. Neugierig? Dann klickt hier!
Welche nachhaltigen Alternativen zu Nespresso-Kapseln gibt es?
Einweg-Kaffeekapseln sind zwar praktisch, hinterlassen aber oft einen bitteren Nachgeschmack – vor allem in der Umwelt. Doch es gibt eine einfache Lösung: wiederverwendbare Kapseln. Sie können nicht nur die Müllberge zusammenfallen lassen, sondern auch eure Maschine in ein Werkzeug für personalisierte Kaffeeerlebnisse verwandeln – und nebenbei könnt ihr ordentlich Geld sparen. Denn kaum ein Kilo Kaffee ist teurer als das in den Nespresso-Kapseln.
Ein wiederverwendbares Produkt ist z. B. die Edelstahlkapsel von Mahona. Sie kostet rund 20 Euro, verfügt über einen Schraubverschluss und ist unbegrenzt einsetzbar. Haptisch hochwertig und optisch schick, hinterlässt sie bei uns auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Durch feine Löcher gelangt das heiße Wasser der Nespresso-Maschine hindurch – ein Durchstechen wie bei den klassischen Alukapseln findet nicht statt und ist auch nicht notwendig. Die im Deckel integrierten feinen Löcher sollen mit ihrer Struktur für eine aufschäumende Crema sorgen. Edelstahl ist in der Küche sehr beliebt, doch bei der Edelstahl-Kaffeekapsel gibt es zwei Aspekte zu beachten: Materialbedingt wird dem heißen Wasser etwas Wärme entzogen und könnte so die Brühtemperatur etwas beeinflussen. Und: Edelstahl speichert im Vergleich zu Plastik oder klassischen Einweg-Alukapseln deutlich mehr Wärme, was dafür sorgt, dass die Kapsel immer brennend heiß ist, wenn man sie, nachdem der Kaffee ausgelassen ist, aus dem Behälter der Nespresso-Maschine fischen will. Also immer etwas warten, bevor man die Kapsel zum Reinigen entnimmt!
Eine weitere Alternative sind die wiederverwendbaren Kunststoffkapseln von Bluecup – inklusive der nicht ganz so nachhaltigen Einwegdeckel aus Aluminium. Im Lieferumfang dieser Kapseln ist auch ein spezielles Verschlussgerät enthalten, das das Wiederbefüllen erleichtern soll. Zwar produzieren auch diese Kapseln immer noch Müll – jedoch deutlich weniger.
Wie stark verbessern wiederverwendbare Kapseln für Nespresso-Kaffeemaschinen den Geschmack?
Wiederverwendbare Kapseln bieten die Freiheit, den Kaffee ganz nach den eigenen Vorlieben zuzubereiten. Mit der richtigen Bohne und einer hochwertigen Mühle passt ihr den Mahlgrad und die Kaffeestärke exakt euren Vorlieben an. Eure Maschine liefert die präzise Wassermenge, während ihr mit dem Tamper für den perfekten Anpressdruck sorgen könnt. Und wer es ganz genau nimmt, gönnt seinem Kaffee manuell eine kleine Preinfusion mit ein paar Wassertropfen, bevor man den Deckel auf die Kapsel packt – weil, warum nicht? Schließlich entfalten sich die Aromen durch die gleichmäßigere Sättigung des Kaffeepucks noch besser – und wir wollen ja keine halben Sachen machen.
Doch die Anwendung erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl und Experimentierfreudigkeit. Kapselhersteller empfehlen etwa 4 Gramm Kaffeepulver pro Kapsel, doch was passiert, wenn man mehr einfüllt? Unsere Kurzantwort: 3 Tage wach! Wir haben unzählige Kapseln zubereitet und so lange getestet, bis wir nicht mehr schlafen konnten – und einige spannende Erkenntnisse gewonnen: Nespresso selbst gibt an, zwischen 5 und 6 Gramm Kaffee in ihre Kapseln zu füllen – ein Wert, der nicht nur den Geschmack, sondern auch das Verhältnis von Kaffee zu Wasser beeinflusst. Weniger Pulver bedeutet, dass der Kaffee eher an einen Filterkaffee erinnert. Hier kommt auch der Mahlgrad ins Spiel: Je feiner das Pulver, desto dichter lässt sich die Kapsel füllen – was uns zum sogenannten Tampern führt. Durch das richtige Verdichten des Pulvers kann die Extraktion optimiert werden. Aber Vorsicht: Übertreibt man es mit der Pulvermenge oder dem Tampern, kann die De’Longhi-Nespresso-Maschine den Espresso verweigern – die richtige Balance ist hier entscheidend.
Wie bei allem sollte man sich zumindest anfangs mit einer neuen Anschaffung bzw. Anwendung etwas beschäftigen. Denn eines ist klar: Was man richtig machen kann, kann man auch falsch machen … Ähnlich wie bei einer Siebträgermaschine wie der La Marzocco Linea Mini R, bei der es mehr auf die Bedienung und Kaffeezubereitung als auf die Maschine selbst ankommt. Ach ja: Geschmacklich ist die Specialty-Nespresso-Alternative dennoch deutlich von einem gut gemachten Espresso aus einer Siebträgermaschine entfernt – wir haben den Direktvergleich sowohl im Team als auch auf der Blindverkostung bei unserem Stand auf der Eurobike mit der exakt gleichen Bohne gemacht. Das Ergebnis der Befragten lässt sich kurz zusammenfassen: Die Konsistenz und das Volumen sind bei der La Marzocco deutlich kräftiger, die Aromen klarer und intensiver. Aber hey – es wäre ja auch vermessen, aus einem McDonald’s-Burger-Brat-Brudi einen Haute-Cuisine-Küchenchef machen zu wollen.
Was sind die laufenden Kosten für wiederverwendbare Kapseln für Nespresso? Und wann rentiert es sich?
Katsching! Rund 87 € kostet aktuell das Kilo Nespresso-Kaffee in Kapselform. Zum Vergleich: Specialty Coffee von Boutique-Röstereien schlägt mit rund 30 € pro Kilogramm zu Buche, und typische Markenbohnen wie Lavazza kosten etwa 13 €. Dahingehend sind wiederverwendbare Kapseln ideal für Coffee Lovers, die auch das Budget im Blick behalten wollen. Sie amortisieren sich schnell – besonders, wenn man regelmäßig beziehungsweise viel Kaffee trinkt. Während eine Nespresso-Kapsel etwa 0,50 € pro Stück kostet, liegen die Edelstahlkapseln – einmalig – bei Preisen um die 20 € pro Stück. Dazu kommt das Kaffeepulver, das je nach Sorte zwischen 0,10 und 0,20 € pro Portion kostet. Wer es ernst meint, kann in eine hochwertige Handmühle wie die Comandante C40 für 229 € investieren. Und die Kosten? Je mehr Kaffee ihr trinkt, desto schneller rechnet sich die Investition. Schon bei einem Kaffee pro Tag ist die Amortisation nach etwa zwei Jahren erreicht – bei zwei Tassen sogar bereits nach einem Jahr.
Bock auf Fummeln? – Die besten nachfüllbaren Kaffeekapseln für Nespresso
Günstiger, umweltschonender und leckerer – gibt es einen Haken? Ja, leider: Das Befüllen der wiederverwendbaren Kapseln ist eine wahre Geduldsprobe. Es sei denn, ihr habt eine heimliche Leidenschaft fürs Fummeln. Kaffeepulver geht leicht – beziehungsweise fast schon garantiert – daneben, wenn ihr nicht gerade Zen-Garten-Meister seid. Egal ob mit oder ohne kleiner Sauerei: Das Mahlen, Einfüllen und Verschließen der Kapsel kann gut und gerne 1 bis 2 Minuten dauern. Zum Vergleich: Ein Siebträger ist nicht nur schneller, sondern hinterlässt auch deutlich weniger Chaos. Wer nachfüllbare Kaffeekapseln aus Geschmacksgründen verwenden will, kann auch nicht „vorarbeiten“ und mehrere Kapseln auf einmal befüllen. Denn das Kaffeepulver würde über die Zeit wertvolles Aroma verlieren.
Aber zurück zur Fummelei: Wer glaubt, das Reinigen würde leichter werden, wenn der Kaffee erst einmal durchgelaufen ist, den müssen wir enttäuschen. Insbesondere Edelstahlkapseln zeigen hier ihre Tücken. Ihr müsst sie aus dem Müllfach fummeln, was aufgrund ihrer Hitzeentwicklung ebenso zur echten Herausforderung wird wie das Öffnen, wenn sie zu viel zu viel Kaffeepulver enthält. Der Grund? Der feuchte Kaffee dehnt sich aus und hält so mit seinem größeren Volumen die Kapsel fest verschlossen. Einmal offen, hilft meist nur noch ein Löffel, um die Kapsel zu leeren. Danach müsst ihr die Kapsel noch unter dem Wasserhahn ausspülen. Das ist zeitaufwendiger, als es klingt. Dennoch sind dem Experimentieren keine Grenzen gesetzt. So manche Tüftler könnten sich beim Einfüllen gegebenenfalls mit einfachen, kleinen Pulvertrichtern bemühen.
Die wiederverwendbaren Plastikkapseln sind in Sachen Handhabung ein wenig leichter: Zwar müsst ihr auch diese aus dem Müllfach fischen, aber sie sind nach dem Gebrauch nicht ganz so heiß und lassen sich einfacher öffnen. Die Reinigung ist ähnlich wie bei den Edelstahl-Varianten, aber eben auch nicht besser.
Fazit: Braucht man wiederverwendbare Kapseln?
Für echten Kaffeegenuss mit eurer Kapselmaschine sind wiederverwendbare Kapseln definitiv ein Plus – mit ihnen könnt ihr mehr Aroma herausholen und euch wie ein Barista fühlen, der mit zahlreichen Faktoren experimentieren kann. So bringt ihr nicht nur mehr Geschmack, sondern auch Abwechslung und Handarbeit in euren Nespresso-Alltag. Doch der fummelige Aufwand, der mit dem Befüllen und Reinigen einhergeht, ist nicht zu unterschätzen – und für viele sicherlich zu groß! Vor allem, wenn man die unkomplizierte Nespresso-Routine – Kapsel rein, Knopf drücken, Kaffeetrinken – schätzt. Eine Alternative zum Kapsel-Chaos ist sicherlich weiterhin die italienische Bialetti oder moderne Interpretationen wie die 9Barista Espresso-Maschine. Wer den aus Peru eingeschifften Kaffee nachhaltiger konsumieren und Müllberge reduzieren will, für den sind wiederverwendbare Kapseln eine sinnvolle Nespresso-Alternative.
Tops
- Großes Potenzial zum Experimentieren und Rumspielen
- umweltfreundlicher als Nespresso-Kapseln
- preislich schnell rentabel
Flops
- fummelige Angelegenheit
- Sauerei: Kaffeepulver geht beim Befüllen meist daneben
Words: Jan Fock, Robin Schmitt Photos: Robin Schmitt