Momentum, die Tochterfirma des Bike-Herstellers GIANT, schickt ihr PakYak E+-Lastenrad in den Vergleichstest. Und zumindest beim Namen lässt sich die tierische Abstammung erahnen. Stehen also Trekking-Touren über grasbewachsene Feldwege auf dem Programm oder ist das PakYak ein reines Städtetier? Wir verraten euch, wie es sich im Vergleichstest schlägt.

Momentum PakYak E+ | GIANT SyncDrive Pro /1000 Wh
45 kg in Größe One Size | 5.369 € | Hersteller-Website

Momentum ist die Tochterfirma des Herstellers GIANT: Wenn ihr wissen wollt, wie die Uhren beim taiwanesischen Tochterunternehmen von GIANT ticken, dann blättert doch bis zu unserer Riding-Taichung-Story weiter, in der wir dem Unternehmen einen Hausbesuch abgestattet haben. Momentum kommt also aus dem Hause GIANT und greift daher auch auf die GIANT-Technology zurück, wie zum Beispiel beim Motorsystem. Denn auch am PakYak E+ wurde typisch für GIANT der Motorpartner Yamaha mit ins Boot geholt und der SyncDrive Pro-Motor mit 80 Nm verbaut. Damit Momentum das Versprechen mit „konkurrenzloser Reichweite” halten kann, setzt der Hersteller auf ein modulares Akku-Konzept mit entnehmbarem GIANT EnergyPak Smart Compact 500 Wh-Akku, der durch einen zusätzlichen Akku mit nochmals 500 Wh erweitert werden kann.

Momentum verspricht mit dem PakYak E+ außerdem ein Rad, das sich für ein Auto hält und sowohl Einkäufe als auch Kinder oder die ganze Ausrüstung für das Wochenendabenteuer transportieren kann. Das scheint zumindest auf dem Papier mit 1,92 m Länge des Cargo-Bikes eine Herausforderung darzustellen, denn damit ist es das zweitkürzeste Long-Tail-Lastenrad des Vergleichstests. Beim Gewicht ordnet sich das PakYak E+ mit 45 kg leicht unter dem Durchschnittsgewicht der Lastenfahrräder im Vergleichstest von 47,4 kg ein. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 200 kg lässt sich aber zumindest in der Theorie noch ordentlich Gepäck aufladen und es bleiben 155 kg für Fahrer und Zuladung übrig. In der Basisausstattung ist das PakYak bereits ab 4.299 € erhältlich. Unser Testrad wurde aber mit 1.069,50 € teuren Zusätzen bestückt und geht in unserer Ausstattung somit für 5.368,50 € über die Ladentheke. Damit liegt es knapp 1.200 € unter dem Durchschnittspreis der Lastenräder im Vergleichstest von 6.536 €.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Cargo-Bike – Die 12 heißesten Bikes im großen Vergleichstest.

Looks like a Yak! – Was macht das Momentum PakYak E+ in unserem Lastenrad Test so besonders?

Packesel war gestern, PakYak E+ ist die Zukunft! – Am auffälligsten ist wohl das Design des Lastenrads, das die Namensgebung für den Hersteller wohl relativ einfach gemacht hat. Denn der an ein Yak erinnernde tierische Look ist dem Cargo-Bike mit etwas Fantasie anzusehen. Der leicht geschwungene Lenker bildet die Hörner und die lange Rückbank den Rücken der asiatischen Rinderart. Die geschwungene Rahmenform mit geschweißten Rundrohren ist charmant und auch der Übergang zwischen Steuerrohr und Starrgabel wirkt hochwertig. Die Motorsystemintegration ist Momentum ebenfalls gut gelungen: Der Motor schmiegt sich schön in die Silhouette ein und auch die Akkus verschwinden im Rahmen, während sie bei anderen Long Tails, wie dem Moustache Lundi oder Benno RemiDemi XL, eher unschön auf dem Rahmen aufgesetzt sind. Selbst das Akkucover wurde in der dunkelblauen Rahmenfarbe lackiert. Wem die schlichte Lackierung nicht gefällt, kann durch den Konfigurator aus dem Yak aber auch schnell eine gelbe Hummel machen.

Nein, kein versteckter Preis aus einer Mysterybox, sondern die Aufbewahrungsbox am PakYak, die Zusatzakku sowie zwei Wasserflaschen transportieren kann.
Durch den geschwungenen Lenker und die lange Rückbank hat das PakYak E+ mit etwas Fantasie Ähnlichkeiten mit der asiatischen Rinderart.
Die absenkbare Sattelstütze erleichtert den Alltag im Stadtverkehr und erlaubt ein sicheres Abstellen des Fußes am Boden.

Um Gepäck zu transportieren, dient hauptsächlich die große Rückbank, die auf den ersten Blick zwar massiv wirkt, auf die aber maximal 46 kg aufgeladen werden dürfen. Damit trägt sie mit Abstand am wenigsten Gewicht im Vergleich zu den anderen Rückbänken der Long Tails im Vergleichstest. Das Versprechen des Herstellers, dass bis zu zwei Yepp-Kindersitzhalterungen darauf Platz finden, ist so aber erstmal richtig. Packt man jedoch beide Kindersitzhalter auf die Rückbank, die zusammen 5,6 kg wiegen, dürfen eure Kiddies das Körpergewicht von 20,2 kg nicht überschreiten – Spar-Rationen und nicht zu viele Fruchtzwerge sind also angesagt.

Apropos kinderleicht: Sind eure Kids ungeduldig und ihr wollt die Sitzpolster (59,90 €) montieren, ist genau das Gegenteil der Fall. Denn die Montage der mit Flügelmutter-montierten Sitzpolster dauert gefühlt 15 Minuten und somit zu lange, wenn ein quengelndes Kind danebensteht. Die Rückbank lässt sich also nicht so flexibel an verschiedene Transportaufgaben anpassen. Hier können alle Long Tails mit einem Schnellmontagesystem, wie z. B. das Specialized Porto oder das Moustache Lundi mit drei MIK-Schnittstellen, mit mehr Flexibilität punkten. Wer eine stabile Transportlösung sucht, kann auch den PakYak E+-Schwerlastenkorb (169,90 €) am Heck montieren. Fahrer, die Stauraum am PakYak E+ vermissen, können zusätzlich zum in Serie verbauten Front-Rack an den Anschraubpunkten der Starrgabel Transporttaschen montieren. Bei unserem Testbike haben wir uns neben der Zusatzbatterie und der dazu benötigten Halterung für knapp 830 € sowie der Sitzbank noch für die Fußstützen (129,90 €) und die Laufradabdeckungen (49,90 €) entschieden, die einen sicheren Kindertransport ermöglichen. Bei der Länge der Rückbank wurde ein Kompromiss eingegangen, um eine Aufbewahrungsbox zu platzieren. In dieser können Kleinigkeiten, wie zum Beispiel zwei Wasserflaschen oder der Geldbeutel, transportiert werden, hauptsächlich dient die Box aber zur Aufbewahrung des Zusatzakkus, der so gleichzeitig vor Langfingern geschützt ist. Zudem ist die Box abschließbar und teilt sich den Schlüssel mit der Akkuentnahme der Batterie im Unterrohr.

Mit gekonnten Handgriffen ist der im Unterrohr verbaute Akku schnell entnommen und lässt sich mit dem gleichen Schlüssel wie dem der Aufbewahrungsbox wieder sichern.
Das Umbauen des Heckgepäckträgers für verschiedene Transportaufgaben ist mit viel Nerven und einer Handvoll Geduld verbunden.

Der GIANT EnergyPak Smart Compact 500 Wh-Akku kann bequem seitlich aus dem Rahmen entnommen werden. Wer nach mehr Reichweite verlangt und nach dem Abladen der Kids im Kindergarten auch noch den Einkauf erledigen will, kann wie in unserer Ausstattung das Akku-Konzept mit einem weiteren 500-Wh-Akku upgraden. Damit hat der Yamaha SyncDrive Pro-Mittelmotor mit 80 Nm genug Strom – auch für längere Touren. Bei Cargo-Bikes machen drehmomentstarke Motoren besonders Sinn, da sie helfen, die hohe Last zu befördern und GIANT hätte hierfür sogar etwas im Portfolio, das bei Momentum leider nicht zum Einsatz kommt. Denn der verbaute SyncDrive Pro-Motor ist etwas in die Jahre gekommen und GIANT bietet mittlerweile den SyncDrive 2 Pro-Motor mit 85 Nm sowie 400 %, statt 360 % Unterstützung an. Gesteuert wird das Motorsystem über die RideControl-Dash Lenkerfernbedienung mit integriertem Display.

Das Größenkonzept des PakYak E+ soll für Fahrer von 1,60 bis 1,90 m passen. Durch die wenigen Verstellmöglichkeiten geht das aber nicht ganz gut auf und vor allem große Fahrer nehmen auf dem Lastenfahrrad eine leicht handlastige Sitzposition ein. Selbst einfache Einstellmöglichkeiten, wie die Anpassung der Sitzhöhe durch einen Schnellspanner an der Sattelstütze, sind am PakYak E+ nicht gegeben und man muss zum Werkzeugkoffer greifen. Schade!
Weitere Besonderheiten der Ausstattung sind die Shimano Alivio-9-Gang-Kettenschaltung mit ausreichender Bandbreite sowie die solide TEKTRO HD-E737-Vierkolbenbremse.

Momentum PakYak E+

5.369 €

Ausstattung

Motor GIANT SyncDrive Pro 80 Nm
Akku GIANT EnergyPak Smart Compact 1000 Wh
Display RideControl Dash
Fork ALUXX Alu
Sattelstütze Alu 70 mm
Bremsen TEKTRO HD-E737 203/203 mm
Schaltung Shimano Alivio 1x9
Vorbau mm
Lenker Momentum Alu 720 mm
Laufradsatz Momentum Alu 24"
Reifen MAXXIS Rekon / MAXXIS Hookworm Maxxpro 2,5"/2,2"

Technische Daten

Größe One Size
Gewicht 45 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 200 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 155 kg
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

Aufbewahrungsbox

Tuning-Tipp: Für mehr Fahrstabilität auf die PakYak E+ Pannier-Taschen für insgesamt 129,90 € upgraden

Wilder Ritt oder ruhige Ausfahrt? – Das Momentum PakYak E+ im Lastenrad Test

Holt man das PakYak E+ aus der Garage, steht es vermutlich noch auf dem Zweibeinständer und nimmt durch die kompakten Maße relativ wenig Platz ein. Das Auf- und Abbocken funktioniert selbst unter Beladung noch relativ einfach, ist aber nicht ganz so intuitiv wie zum Beispiel am Riese & Müller Packster2 und bedarf etwas Übung. Will man auf das Momentum PakYak E+ aufsteigen, geschieht das durch die Durchstiegshöhe von 57,4 cm nicht ganz so bequem, wie zum Beispiel am R&M Multitinker mit niedrigerem Durchstieg, und man muss den Fuß relativ weit nach oben heben. Sitzt man auf dem Cargo-Bike, nimmt man eine hohe und aufgesetzte Sitzposition ein und auch die Beladung auf der Rückbank befindet sich weiter oben und hat einen hohen Schwerpunkt. Im Gegensatz zu allen anderen Long-Tail-Lastenrädern setzt das Momentum hinten nicht auf ein kleines 20″-Laufrad, sondern sowohl vorne als auch hinten auf 24” große Laufräder. Aus diesem Grund sitzt die Ladeplattform hinten entsprechend höher und das Anfahren ist dadurch wiederum etwas wackelig und bedarf etwas Übung. Durch die absenkbare Sattelstütze kommt man aber gut mit dem Fuß an den Boden, um das Bike beim Stehen zu stabilisieren, was vor allem an Ampeln einen großen Vorteil bietet. Auf geraden Asphaltstraßen unterstützt der Motor zuverlässig und kräftig. Geht es jedoch steile Anstiege hinauf, benötigt man etwas mehr Eigenleistung, um es ohne Absteigen zum Ziel zu schaffen. Die Kettenschaltung bietet bei steilen Hill-Climb-Challenges noch ausreichend Bandbreite, hat aber etwas schwammige Schaltvorgänge.

Der an ein Yak erinnernde tierische Look ist dem Momentum PakYak E+ mit etwas Fantasie anzusehen.

Durch die großen 24”-Laufräder und die hohe Rückbank sitzt das Gepäck oder der Beifahrer auf dem Heckträger weit oben, was für weniger Fahrstabilität sorgt.
Durch die Durchstiegshöhe von 57,4 cm muss der Fuß beim Aufsteigen etwas höher gehoben werden. Aber keine Angst, Ballet müsst ihr dafür nicht können.

Im hektischen Stadtverkehr profitiert das Lastenrad mit seiner Kompaktheit von 1,92 m und lässt sich auch über den vollen Wochenmarkt agil, jedoch etwas fordernd steuern. So spielerisch wie mit dem Multitinker schlängelt sich das Yak allerdings nicht zwischen den Marktständen hindurch. Zwar ist das Handling des PakYak E+ ohne Beladung einfach, diese Eigenschaft geht aber schnell verloren, sobald man das Lastenrad belädt. Denn platziert man den Transport auf dem Cargo-Bike auf dem Heck, sitzt die Beladung durch die hohe Rückbank von 71 cm und die großen 24”-Laufräder weit oben und man verliert viel Fahrstabilität. Dadurch treffen vor allem Einsteiger schnell auf Ernüchterung. Hier sollte auf die PakYak E+ Pannier-Taschen aus dem Konfigurator für insgesamt 129,90 € mit 12 kg Traglast pro Tasche upgegradet werden, um den Schwerpunkt des Transports niedriger zu setzen und mehr Stabilität zu generieren. Erhöht man die Geschwindigkeit auf dem PakYak E+, tritt zusätzlich bei Beladung schnell ein Lenkerflattern ein und die Hörner des Yaks schütteln sich wie bei einem Stierkampf. Dadurch ist das PakYak E+ auch wenig spurtreu und bedarf ein geübtes Händchen, um es zuverlässig und sicher durch die Stadt zu navigieren.

Die aufgesetzte Sitzposition und das schwach gedämpfte Lastenfahrrad sorgen für wenig Komfort auf Langstrecken-Touren. Auf unebenem Untergrund, wie z. B. auf Kopfsteinpflaster, ist der Komfort am Heck durch die gefederte Sattelstütze ähnlich ausreichend wie am Moustache Lundi. An der Front wird man jedoch ordentlich durchgeschüttelt und es bedarf einer sicheren Befestigung des Gepäcks im Front-Rack. Hier kommt das PakYak E+ nicht an den Fahrkomfort des R&M Packster2 heran.

Durch die absenkbare Sattelstütze kommt man gut mit dem Fuß an den Boden, um das Bike beim Stehen zu stabilisieren, was vor allem an Ampeln einen großen Vorteil bietet.

Für wen ist das Momentum PakYak E+? Und für wen nicht?

Das Momentum PakYak E+ richtet sich an Fahrer, die genau wissen, welche Transportaufgaben sie mit dem Lastenrad erledigen wollen. Denn ein schnelles Umbauen ist hier nicht gegeben. Das PakYak ist für kleine Transportaufgaben konzipiert und für Fahrer geeignet, die wenig Platz in der Garage haben. Wer sein Bike als normales Commuter-Bike ohne Beladung zur Arbeit über geteerte Straßen ausführen will, wird hier ebenfalls fündig. Wer hingegen auffallen und ein farbenfrohes Bike will, sollte im Konfigurator für garantiert neugierige Blicke die Farbe Bumblebee Gelb wählen.

Fazit zum Momentum PakYak E+

Das PakYak E+ ist ein Bike für reine Asphalt-Cowboys, denn durch die geringe Fahrstabilität sind Trekking-Touren an den Grillplatz nicht das Einsatzgebiet des Lastenfahrrads. Durch das wenig flexible Transport- sowie Größenkonzept sollten sowohl Fahrer als auch Transportgegenstände vor dem Kauf klar überlegt werden. Das Momentum PakYak E+ fühlt sich eher bei gelegentlichen Transportaufgaben als Pendlerbike für die City wohl und tauscht Feldwege lieber gegen Asphaltstraßen ein.

Tops

  • absenkbare und gefederte Sattelstütze
  • flexibles Dual-Akku-Konzept

Flops

  • eingeschränktes Größenkonzept
  • kein schnelles Anpassen an verschiedene Transportaufgaben
  • wenig Komfort an der Front
  • nur geringe Zuladung am Heck möglich

Mehr Informationen findet ihr unter momentum-biking.com


Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Cargo-Bike – Die 12 heißesten Bikes im großen Vergleichstest

Alle Bikes im Test: Moustache Lundi 20 Cargo 3 (Zum Test) | Specialized Porto (Zum Test) | Ultima Multipath Cargo Compact (Zum Test) | i:SY Cargo P12 ZR (Zum Test) | Riese & Müller Packster2 70 Touring (Zum Test) | Riese & Müller Multitinker Vario (Zum Test) | BTWIN Cargo R500E Longtail V2 (Zum Test) | WINORA F.U.B. 2W (Zum Test) | Cannondale Wonderwagen Neo1 (Zum Test) | VEOLO Cargo Trailer (Zum Test) | Benno RemiDemi XL (Zum Test) | Momentum PakYak E+

Words: Benedikt Schmidt Photos: Antonia Feder, Robin Schmitt