Besonders in kreativen Kreisen, bei Tech-Enthusiasten, Selbstoptimierungs-Gurus und Wellness-Jüngern hat ein Thema in letzter Zeit besonders an Popularität gewonnen: Microdosing! Aber was steckt hinter diesem „Trend”? Wie viel ist zu viel, und mit welcher Dosierung komme ich in einen Flow? Hier ist ein kurzer, aber umfassender „Pillow Talk”.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informations- sowie Unterhaltungszwecken und stellt keinen ärztlichen Rat oder eine Empfehlung dar. Der Besitz, Konsum und Handel von Zauberpilzen ist in Deutschland illegal. In einigen Ländern können ihre unterirdischen Brüder – Trüffel – legaler sein als die oberirdischen Pilze, da sie oft in einer rechtlichen Grauzone liegen. Dennoch können sie ähnliche rechtliche Einschränkungen wie Zauberpilze haben.

Die Azteken riefen damit die Götter an, Elon Musk will mit ihnen zum Mond fliegen, und ich? Ich möchte durch sie einfach meine Mitte finden. Die Rede ist nicht von Risotto, sondern von Zauberpilzen, Psilocybin oder schlicht Magic Mushrooms. Ob als spirituelles Ritual oder als Microdosing zur Verbesserung des Wohlbefindens – sie sind in den letzten Jahren aus dem Untergrund der Subkultur ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gesprossen. Ich habe mich für euch auf einen „Business Trip” begeben, um herauszufinden, ob der Hype real ist.

Micro what? Ich kenne nur Mic drop.

Beim Microdosing nimmt man sehr kleine Mengen einer psychedelischen Substanz ein, in der Regel etwa ein Zehntel der Menge, die für einen vollständigen Trip bzw. eine vollständige psychedelische Erfahrung nötig wäre. Bei Psilocybin, dem Wirkstoff in Magic Mushrooms, liegt die typische Dosis für einen intensiven psychedelischen Trip bei etwa 1,5 bis 3 Gramm. Bei Trüffeln kann diese Menge sogar doppelt so hoch sein. Beim Microdosing liegt die Dosis dagegen nur zwischen 0,1 g und 0,4 g. Ziel ist es, die Vorteile der Substanz – wie verbesserte Stimmung, Kreativität und Fokus – in den Alltag zu integrieren, ohne die intensiven und oft überwältigenden Effekte eines vollen Trips zu erleben.

Von welchen Pilzen reden wir?

Es geht hier natürlich nicht um Kräuterseitlinge oder Champignons, obwohl Zauberpilze oder Magic Mushrooms oft ähnlich aussehen. Magic Mushrooms sind Pilze, die psychoaktive Stoffe wie Psilocybin und Psilocin enthalten. Diese Pilze haben eine lange Tradition bei den indigenen Völkern Mittelamerikas, insbesondere bei den Azteken, die sie als „teonanácatl” oder „Fleisch der Götter” verehrten. Sie spielten eine zentrale Rolle in religiösen und schamanischen Ritualen zur Erlangung spiritueller Visionen und zur Unterstützung von Heilungsprozessen. Während im Westen der Neuzeit das Bewusstsein für die positiven Wirkungen psychedelischer Substanzen erst durch Aldous Huxleys Buch „Himmel und Hölle“ und die Forschungen von Albert Hofmann (Bicycle Day) wuchs, zeugen diese alten Traditionen von der tiefen Verbindung zwischen Mensch und Natur. Auch in Europa wurden seit Jahrtausenden halluzinogene Pilze konsumiert – der mit Abstand bekannteste ist übrigens der rot gepunktete und giftige Fliegenpilz, der bei den Schamanen unzähliger Kulturen eine wichtige Rolle spielte. Mit entsprechenden Zubereitungsarten lässt sich aus dem Pilz jedoch seine toxische Wirkung derart reduzieren, dass primär die halluzinogene Wirkung übrig bleibt.

Psilocybin – nicht nur für die innere Reise, sondern auch als Alternative zu Antidepressiva?

Psilocybin, also der aktive Wirkstoff in Magic Mushrooms, beeinflusst das Serotonin-System im Gehirn, was sowohl die Stimmung als auch die Kreativität verändern kann. Untersuchungen, insbesondere von der Johns Hopkins University, haben gezeigt, dass höhere Dosen von Psilocybin zu signifikanten Verbesserungen bei Depressionen und Angstzuständen führen können.
Einiges deutet darauf hin, dass Microdosing die kognitive Flexibilität und das Problemlösungsvermögen steigern könnte, was für Menschen mit depressiven Störungen von Vorteil sein kann. Im Vergleich zu klassischen Antidepressiva, wie z.B. SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer), sollen psychedelische Substanzen auf andere Weise wirken, indem sie die neuronale Plastizität fördern und neue synaptische Verbindungen schaffen statt die Verfügbarkeit von Serotonin im Gehirn einfach nur zu erhöhen. Klassische Antidepressiva können eine Reihe von Nebenwirkungen haben, darunter Gewichtszunahme, sexuelle Dysfunktion und emotionale Abstumpfung. Beim Microdosing wird von weniger Nebenwirkungen berichtet, allerdings sind die Langzeitwirkungen noch nicht umfassend erforscht. Einige Studien legen außerdem nahe, dass psychedelische Substanzen möglicherweise nachhaltigere Veränderungen in der Gehirnfunktion bewirken könnten als herkömmliche Antidepressiva, was insbesondere bei behandlungsresistenten Depressionen von Vorteil sein könnte.
Und obwohl es vielversprechende Ergebnisse gibt, basieren viele Studien auf kleinen, oft nicht randomisierten Gruppen oder auf Erfahrungsberichten. Zudem sind Psychedelika in vielen Ländern weiterhin streng reguliert, was die Durchführung umfassender Forschungsarbeiten erschwert.

Psychedelische Pilze sind also nicht nur Spielzeug junger Partygänger oder Kreativer, sondern können auch großes Potenzial für die allgemeine Bevölkerung haben – ein kleiner Exkurs: Im Jahr 2021 wurden in Deutschland etwa 1,7 Milliarden definierte tägliche Dosen (DDD) von Antidepressiva verschrieben. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Antidepressiva in Deutschland liegt bei etwa 20–25 DDD pro 1.000 Einwohner pro Tag. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem Verbrauch in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Großbritannien. Seit den 1990er Jahren hat sich der Verbrauch von Antidepressiva in Deutschland mehr als vervierfacht.

Ums kurz zu machen: Pilze haben ihren Ursprung also nicht auf der Bahnhofstoilette, sondern sind so natürlich wie Tomaten und Kartoffeln. Sie wachsen meist auf feuchten Wiesen und Weiden sowie auf verrottendem Holz, Laub oder Mulch. Mehr Bio geht also nicht. Doch werden diese Pilze leider meist immer noch als gefährliche Drogen gelabelt, illegalisiert und in einen Sack mit Crack und gestrecktem Koks geworfen. Klar, man fühlt sich nach 3–4 Pilzen anders als nach 3–4 Tomaten und durch mögliche Risiken und Nebenwirkungen ist nicht immer alles nur „One Love”. Wie genau sich das anfühlt? Das erzähle ich euch jetzt!

Mein persönlicher Trip

„0,3 g ist gut, bei 0,6 g geht bei mir gar nichts mehr. High Life!”. Das war ein kurzer und knackiger Ratschlag eines Freundes, der sich aber als hilfreiche Einführung entpuppte. Er hatte Microdosing bereits erfolgreich im Alltag als Start-Up-Berater implementiert und fühlte sich ausgeglichener, kreativer und fokussierter. Sein einziges Problem, das sich auch als meine größte Hürde erweisen sollte, war, den Kaffee wegzulassen. Das scheint schwerer als gedacht, vor allem für diejenigen, die Kaffee nicht nur als Aufputsch- oder Genussmittel sehen, sondern gar als Stilmittel. Angeblich sollen sich die beiden Substanzen gegenseitig stören und eine volle Entfaltung hindern.
Ich bezog mein Microdosing-Kit aus Holland. Dort gibt es dutzende seriöse Anbieter, die Pilze sowie Trüffel praktisch und neutral verpacken und europaweit verschicken. Die Verpackung erinnert dabei eher an ein Apple-Produkt, als an eine bewusstseinserweiternde Substanz. Ich entschied mich für meinen ersten „Schultag” an einem Sonntagmorgen, an dem ich 0,3 g Trüffel auf leeren Magen schluckte und eine halbe Stunde mit dem Frühstück wartete. Um ehrlich zu sein, ließ ich den Kaffee nicht aus. Mein Trip, meine Regeln, protestierte mein Verstand.
Nach etwa 40 Minuten spürte ich plötzlich Hitzewallungen und leichte Panik – ein Gefühl, das ich von meinen früheren LSD-Erfahrungen kannte, allerdings ohne die typischen visuellen Effekte. Es fühlte sich an, als ob ich in einem kleinen Nussschalen-Boot durch einen Sturm auf offener See navigierte. Ich beruhigte mich, indem ich bewusst tief atmete und mich auf positive Gedanken konzentrierte. So schnell wie der Sturm aufgezogen war, legte er sich auch wieder, und das zuvor aufgewühlte Meer wurde wieder ruhig. Ab diesem Moment schien alles „smooth sailing” zu sein. Etwa eine halbe Stunde nach der Panikattacke verlief mein Sonntag dann wieder ganz normal – ich las ein wenig, aß etwas und pröddelte vor mich hin. Erst als meine Freundin mich plötzlich mit einem: „Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Es ist Sonntag! Mach mal halblang!“, aus meinem meditativen Tun riss, bemerkte ich, dass ich in einem regelrechten Rausch war. Ohne es wirklich zu merken, hatte ich an diesem Ruhetag bereits die Seitentür unseres Vans zerlegt, um das Schiebefenster zu reparieren, die Scheibenwischer gewechselt, die Wohnung aufgeräumt, die Pflanzen auf der Terrasse gegossen, den Hund dreimal durch den Park gejagt und sogar den Sonntagsmarkt leergekauft.

WOW!

Ich war wie in einem Tunnel. Schritt für Schritt arbeitete ich unbewusst eine To-do-Liste ab, die ich tagelang vor mir her schob. Wahnsinn. Ich fühlte mich überproportional gut! Euphorisiert und motiviert. 10 out of 10. Visuelle Effekte blieben auch bis hierhin aus. Autofahren und Arbeiten wären also kein Problem gewesen, Smalltalks liefen wie von selbst. Tag 1 des Selbstversuches also, ein echter Erfolg!
Meine Microdosing-Routine mit Mushrooms bzw. Trüffeln bestand darin, alle drei Tage eine Dosis von 0,3 g einzunehmen. Der Montag und Dienstag waren dabei zum „Runterkommen“ gedacht, um eine Toleranzbildung zu vermeiden, da unser Körper schnell eine Gewöhnung an die Substanz entwickelt. Diese beiden Tage verliefen wie gewohnt, ohne besondere Veränderungen, ganz normal. Doch dann kam Tag 4 – und der lief ganz und gar nicht normal.
Nach dem Hochgefühl vom Sonntag folgte ein starkes Tief am Mittwoch. Ich fühlte mich unmotiviert, überfordert, launisch und hatte sogar Schwierigkeiten, mich klar auszudrücken. Das Problem lag jedoch nicht an den Pilzen, sondern an mir selbst. Ich hatte zu hohe Erwartungen und Anforderungen an diesen Tag gestellt. Jemand sagte einmal scherzhaft: „Mushrooms sind Lehrer, die dir immer etwas beibringen wollen.“ Und genau das war geschehen: Ich hatte es versäumt, meinen Tag bewusst zu gestalten und war unorganisiert hineingestolpert, in der Annahme, er würde sich von selbst genauso mühelos anfühlen wie der Sonntag. Schließlich gab ich auf, legte mich um 15 Uhr auf den Teppich in meinem Wohnzimmer und starrte an die Decke, während mein Hund neben mir lag und irgendwie meinen Frust teilte. Gemeinsam atmeten wir tief durch und ließen einfach los, bis die Dämmerung kam. Abendessen, dann ab ins Bett – der Tag war gelaufen. Oder doch nicht? Immerhin hatte ich eine wertvolle Lektion gelernt.
Die folgenden Microdosing-Tage und -Wochen verliefen relativ ruhig und unspektakulär. Ich ging entspannter durch meinen Alltag, stellte keine großen Erwartungen, sondern konzentrierte mich darauf, aktiv meinen Tag zu gestalten. Ein subtiler, aber spürbarer Unterschied zeigte sich jedoch beim Mountainbiken. Ich konnte nicht anders, als meine Kumpels ständig mit einem „Wow“ zu nerven: „Wow, wie grün alles ist!“ „Wow, dieser Trail ist ja mal mega dope!“ „Wow, krasse Aussicht!“ Ich war stoked am laufenden Band! Meine Reaktionszeit war dabei nicht beeinträchtigt; ich war einfach mehr im Moment. Beim Radfahren war ich ganz bei der Sache, meine Gedanken schweiften nicht ab, sondern blieben im Hier und Jetzt, im Flow. Ich genoss jede Auf- und Abfahrt, sah nicht auf die Uhr, spürte den Fahrtwind und hatte stets ein leichtes, zufriedenes Lächeln im Gesicht.

Am Ende meines Selbstexperiments zog ich mehrere Erkenntnisse: Die Effekte des Microdosings sind sehr subtil, aber spürbar. An den Tagen, an denen ich dosierte, verspürte ich zu Beginn oft eine leichte Müdigkeit, die nach kurzer Zeit jedoch einer klaren und fokussierten Energie wich. Besonders bemerkenswert aber war die ausgeglichene Stimmung. Die sonst üblichen Stimmungsschwankungen und das ständige Grübeln waren weniger intensiv und traten seltener auf. Doch die wichtigste Lektion, die ich aus diesem Selbstexperiment gezogen habe, war, dass es letztlich nicht die Substanz ist, die meinen Alltag bereichert, sondern ich selbst. Ich war, bin und werde selbst verantwortlich sein, nichts und niemand anderes. Ruhe und eine gewisse Struktur sind bei mir das A und O für einen gelungenen Tag.

Mircodosing-ABC

Mal angenommen, ihr wollt Gesetze brechen und Microdosing ausprobieren oder wohnt in einem Land, in dem der Konsum legal ist, dann gibt es hier eine Checkliste, wie man vorgehen kann/soll:

Beschaffung und Vorbereitung: Pilze sollte man nur aus einer vertrauenswürdigen Quelle beziehen. Da Psilocybin in vielen Ländern illegal ist, muss man sich über die rechtliche Lage im eigenen Land informieren. Ich achte zudem darauf, dass die Pilze richtig getrocknet und gelagert sind.

Dosierung: Man sollte immer mit einer sehr niedrigen Dosis, etwa 0,1 Gramm, beginnen und diese schrittweise erhöhen, bis man die für sich optimale Menge gefunden hat. Eine fein abgestimmte Waage, um die Dosen genau zu messen, ist ein Muss!

Tagebuch führen: Seine Dosen und die beobachteten Effekte zu notieren, hilft, schneller Muster zu erkennen und die richtige Dosis für seine Bedürfnisse zu finden.

Set und Setting: Sich in einer sicheren und komfortablen Umgebung zu befinden, ist super wichtig. Die mentale und emotionale Verfassung spielt eine unglaublich große Rolle dabei, wie man die Effekte des Psilocybins wahrnimmt. Oft hilft auch, eine vertraute Person in der Nähe zu haben, jemand, der einen nicht verurteilt, sondern unterstützt – auch bekannt als Tripsitter, auch wenn es gar nicht um einen vollständigen Trip, sondern Microdosing geht.

Regelmäßigkeit: Ein gängiger Rhythmus ist etwa das „Fadiman-Protokoll“: einen Tag microdosieren, zwei Tage Pause, und dann wiederholen.

Lass lieber die Finger von Pilzen, wenn … : Psychedelische Drogen sind riskant für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen, da sie bestehende Probleme verstärken können. Wer solche Vorerkrankungen hat, sollte auf diese Substanzen verzichten oder diese gemeinsam mit einem Arzt besprechen.

Wenn die Paras kicken …

Wie bei jeder psychoaktiven Substanz gibt es auch beim Microdosing Risiken und mögliche Nebenwirkungen. Nein, vom Dach springen gehört nicht zu den Nebenwirkungen – das ist Angstmache. Folgende Gefühle und Nebenwirkungen können dennoch eintreten:

Angst und Paranoia: Auch in kleinen Dosen kann Psilocybin einige Menschen überfordern und Angstgefühle oder Paranoia auslösen. Hier helfen Musik, leichte Snacks und mit vertrauten Personen plaudern. Speziell beim Microdosing halten diese Gefühle oft nie länger als eine Stunde an.

Verstärkte Emotionen: Während viele Menschen eine positive Stimmungsverbesserung erleben, können die Emotionen auch intensiver und manchmal schwerer zu kontrollieren sein.

Konzentrationsprobleme: Obwohl viele berichten, dass sie sich besser konzentrieren können, gibt es auch Berichte über Schwierigkeiten, fokussiert zu bleiben. Bei meinem Selbstversuch gab es hin und wieder Tage, an denen die Konzentration schwer fiel, was mir aber generell nicht unbekannt ist.

Wie immer ist es ratsam, sich langsam an das Microdosing heranzutasten und auf die Signale des eigenen Körpers zu achten. Jeder reagiert anders!

Also ja, es funktioniert! Die Microdosing-Erfahrung war eine echte Bereicherung für mein Leben. Aber! Es gibt kein One-Size-Fits-All, und nicht jeder wird die gleichen positiven Effekte erleben. Pilze sind zwar ein Wunder, aber kein Wundermittel und auch keine Lösung für eure Probleme. Meine Erfahrungen haben mir tiefe Einsichten und positive Veränderungen gebracht, die ich zukünftig ohne ihre Hilfe versuche, in meinem Alltag zu implementieren. Für mich waren die kleinen Helfer eher Stützräder, anstatt mein Hauptantrieb.

Words: Ein Nachbar Photos: Julian Lemme