Legalized! Cannabis ist in Deutschland legal – jedenfalls unter bestimmten Auflagen. Immer mehr Leute greifen jetzt statt zum Joint auch zur Gartenschaufel – egal ob fürs Beet auf dem Balkon, in der City-Bude oder im Garten. Warum Anbau entspannender sein kann als Konsum und wie es am besten klappt, haben wir hier zusammengestellt.
Disclaimer: Wir wollen hier niemanden zum Kiffen animieren. Seid ihr gar minderjährig oder habt einfach kein Interesse an bewusstseinserweiternden Substanzen, scrollt einfach weiter. Für alle anderen zeigen wir auf, wie es mit dem Anbau am besten klappt und warum das für manche sogar noch bereichernder sein kann als der Konsum. Und ja, wir sind weder Moralapostel noch bekennende Kiffer in der Medienlandschaft. Daher erheben wir sicher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und wollen Cannabis auch nicht verharmlosen. THC – das ist der psychoaktive Wirkstoff in Cannabis – kann unterschiedliche Wirkungen haben, berauschende oder schmerzlindernde, aber auch Nebenwirkungen. Fakt ist also auch: THC kann Gedächtnisstörungen und Psychosen begünstigen und nachhaltig schädlich sein – wer also vor dem Konsum schon Zweifel hat, kontaktiert besser seine Hausarztpraxis. Kiffen ist zwar mittlerweile legal, doch wird Konsument:innen immer noch häufig mit Vorurteilen begegnet. Daher haben wir die Bilder auch anonym gehalten, rufen aber klar zur Entstigmatisierung und -kriminalisierung auf.
Cannabis-Anbau – Auf den grünen Daumen kommt’s an
Egal ob Majoran, Monstera oder Marihuana – alles wächst und gedeiht. Seit der Legalisierung in Deutschland am 1. April 2024 boomt vor allem der private Cannabis-Anbau von weiblichen Pflanzen: Denn nur diese blühen und erzeugen Knospen, die geerntet werden. Generell ist die Politik in Sachen Cannabis innerhalb der EU recht liberal, wie man es z. B. von den Niederlanden, Tschechien und Luxemburg kennt. Und jetzt auch der Move in Deutschland, was wohl einige Menschen – statt dem Ausflug in die holländischen Coffee-Shops – nun zum Gärtnern animiert. Aber was wächst eigentlich gut und zu welcher Zeit? Und wie gibt es am meisten Ertrag?
Legalize what?
Was und wie viel Cannabis legal ist
In Deutschland darf jeder Erwachsene 7 Samen oder 5 Stecklinge pro Person/Monat besitzen (gemischt höchstens 5 bspw. 2 Samen und 3 Stecklinge). Aber Achtung: Daraus dürfen dann maximal 3 Pflanzen pro Person angebaut werden. Das bedeutet: Überzählige Stecklinge müssen theoretisch verschenkt oder entsorgt werden, bevor sie in einen großen Topf oder den Garten wandern. In WGs oder Mehrpersonen-Haushalten können nach dieser „pro Personen“-Regel locker mal 9 Pflanzen oder mehr herangezogen werden! Bis zu 50 g getrocknetes Cannabis darf jeder Erwachsene besitzen. Für uns Privatpersonen hört die Story bei Besitz auch schon auf: Denn das Cannabis ist nur für den Eigenkonsum gestattet – die Weitergabe ist privat nicht erlaubt, sondern nur von sogenannten Cannabis Social Clubs. Diese Clubs mit dem Kürzel CSCs sind nicht-kommerzielle Vereinigungen für den gemeinsamen Anbau, Konsum und die Weitergabe von Cannabis. Sie bilden sich derzeit erst langsam und können euch natürlich auch erst ab der ersten Ernte versorgen.
Verschiedene Samen & Sorten von Cannabis
Woher kriegt man denn die Grundlage also den Samen, um überhaupt mit dem Cannabis-Anbau loszulegen? „Growshops“ nennen sich die lizenzierten Geschäfte, in denen die Samen erhältlich sind. Außerdem können sie auch online bestellt, in CSCs getauscht oder auch in Apotheken erworben werden. Während Letztere häufig auf medizinisch zugelassene Sorten beschränkt sind, bieten gut sortierte Geschäfte meist eine breitere Auswahl, und zwar:
reguläre Samen: können männliche als auch weibliche Pflanzen produzieren
feminisierte Samen: genetisch modifiziert, um fast ausschließlich weibliche Pflanzen zu produzieren
Autoflowering-Samen: beginnen, unabhängig von der Lichtmenge, nach gewisser Zeit zu blühen und wachsen schnell. Beliebt bei Einsteigern.
„Premium“ Sorten: Hier hat man die Wahl aus einer Kombination von feminisierten und/oder Autoflowering-Samen plus eine bestimmte Cannabis-Sorte.
Weiterhin kann man sich zwischen verschiedenen THC-Gehalten der Pflanze entscheiden. Weniger psychoaktive Sorten kommen mit bis zu 10 % THC aus, während nach oben hin viel Spielraum besteht. Hochgezüchtete Sorten kommen hier schon auf 30 % THC-Gehalt und mehr. Außerdem spielt auch der CBD-Gehalt eine Rolle. Das Cannabidiol ist nicht psychoaktiv, sondern hat eine eher beruhigende und medizinisch positive Wirkung: Es gilt als schmerzlindernd, entzündungshemmend und soll den Schlaf verbessern. Auch hier gibt es spezielle Sorten, die kaum THC (unter 0,3 %) enthalten, aber einen hohen CBD-Anteil haben.
Man sieht: Die Auswahl ist nahezu grenzenlos und am besten hilft hier eine ausgedehnte Beratung oder ihr klickt euch durch den „Seedfinder“, um die am besten zu euch passende Sorte zu finden. Von anregend bis sedierend in der Wirkung oder erdig bis zitrusartig frisch im Geschmack ist alles dabei. Die Preise bewegen sich dabei in einem breiten Rahmen zwischen 5–15 € pro Samen.
Der Cannabis-Anbau:
Eins nach dem anderen …
Los geht’s mit der Aussaat! Lass deine Samen keimen – ein feuchtes Küchenpapier oder ein Keimungskit sind dazu ideal. Wichtig ist, dass die Samen ständig feucht bleiben, ohne zu gammeln. Sobald die ersten Wurzeln sichtbar sind, ab in die Erde damit. Benutzt dazu lockere Erde und Blähton und achtet darauf, Staunässe zu vermeiden. Profis mischen sich die Erde meist selbst, Einsteiger können zur fertig gemischten „Cannabis-Erde“ greifen. Während des Wachstums ist regelmäßige Pflege angesagt: gießen, düngen und kontrollieren – denn Cannabispflanzen sind „Starkzehrer“, die viele Nährstoffe aus der Erde ziehen. Schädlinge wie Blattläuse und Spinnmilben erkennst du am besten frühzeitig bei der täglichen Sichtkontrolle und behandelst sie dann direkt. Das geht zum Beispiel mit Fadenwürmern, auch Nematoden genannt, die sich dann von den fremden Eiern in der Erde ernähren und die Ursache so im Keim ersticken. Andernfalls führt meist kein Weg an Pestiziden vorbei – was natürlich nicht wirklich im Sinne derjenigen ist, die das Cannabis konsumieren möchten. Häufig gibt es hier aber auch harmlose Hausmittelchen wie Natron oder Essig-Mischungen zum Besprühen der Blätter. Die Behandlung sollte für den nachhaltigen, erfolgreichen Output gezielt erfolgen. In der Wachstumsphase brauchen die Pflanzen dann bestenfalls 18 Stunden Licht bei 6 Dunkelstunden.
Habt ihr die Pflanzen erfolgreich in die Blütezeit gebracht, werden die Lichtzyklen umgestellt: 12 Stunden Licht, 12 Stunden Dunkelheit. Die Nährstoffe sollten auch angepasst werden – spezielle Blütedünger helfen deinen Pflanzen, prächtig zu gedeihen. Und es geht auch flink: Bei den Autoflowering-Samen kann der Setzling schon nach rund 74 Tagen seine Blüten austreiben. Werden UV-Lampen verwendet, könnt ihr es natürlich perfekt steuern. Wollt ihr lieber mit natürlichem Sonnenlicht anbauen, könnt ihr den Standort des Topfs variieren und die Wachstumszeit in den Frühsommer legen, wenn die Tage am längsten sind.
Und wann ist die Erntezeit? Trichome (Harzdrüsen) kann man mit einer Lupe prüfen – wenn sie milchig-weiß bis bernsteinfarben sind, ist es soweit. 1 bis 2 Tage vor der Ernte sollte man alle Fächerblätter – das sind die typischen 5- oder 7-fingrigen Blätter der Cannabispflanze – entfernen, um die Energie der Pflanze in die THC-reichen Knospen zu lenken. Am besten ist es auch, früh morgens, bevor die Sonne aufgeht, die Knospen zu schneiden. Wer mit Kunstlicht anbaut, kann schon 2 Tage vor der Ernte das Licht abstellen. Dann ist der Chlorophyllgehalt in der Pflanze gering und das Gras schmeckt besser. Danach heißt es: trocknen und curen. Das Trocknen geht entweder einfach und schonend an der Luft über einen langen Zeitraum oder – für alle, die schnell in den Rauchgenuss kommen wollen – bei rund 50–65° im Backofen bei geöffneter Tür, um die Feuchtigkeit entweichen zu lassen. Profis trocknen erst an der Luft, bis der Stängel nicht mehr biegsam ist und dann in einem Luftfeuchtigkeitsregulator (z. B. Boveda Hygro-Pack). Danach kann man den Ertrag in Gläsern fermentieren. Das sorgt für den besten Geschmack und erhöht nochmal die THC-Konzentration.
Wie klappt’s überhaupt mit der Cannabis-Ernte?
Beim Homegrowing gibt es ein paar wichtige Dinge, auf die ihr achten solltet. Zunächst mal braucht man gute Erde, die nährstoffreich und gut durchlüftet ist – spezielle Cannabis-Erde ist da ideal. Dann sind Beleuchtung und Wasser entscheidend: In der Wohnung helfen spezielle Grow-Lights, besonders in der dunklen Jahreszeit. Beim Gießen gilt: nicht zu viel, nicht zu wenig – die Erde sollte stets leicht feucht, aber nicht nass sein – Staunässe hassen Marihuana-Pflanzen.
Jetzt wird’s technisch! Coole Gadgets und Hilfsmittel machen das Homegrowing erst richtig spannend. Perfekt für die Indoor-Aufzucht sind Grow-Zelte – wie kleine grüne Oasen stehen sie in eurer Bude, mit einem großen Versprechen: Mit UV-Licht, reflektierenden Wänden und Ventilatoren sollen die Pflanzen ideale Bedingungen zum Aufwachsen erhalten. Lüfter und Ventilatoren liefernb frische Luft und verhindern Schimmel, während die automatischen Bewässerungssysteme dafür sorgen, dass deine Pflanzen auch während eures Urlaubs nicht auf dem Trockenen stehen. Und mit einem pH-Meter behält man den Boden-pH-Wert im Auge – Science meets Gardening! Hochtechnologisierte Systeme machen das Gießen sogar aus dem Urlaub – per App – möglich. Obwohl man seit der Legalisierung natürlich auch guten Gewissens die Nachbarn darum bitten kann ;).
How to grow Cannabis for fun:
Gartenarbeit für die Dopamin-Ausschüttung
Nicht nur der Output zählt, sondern auch der Spaß an der Gartenarbeit! Ein paar Tipps gefällig? Musik im Garten wirkt wahre Wunder – ein paar entspannte Beats oder Naturgeräusche heben die Stimmung. Dass Kiffer nur Bob Marley und Reggaeton hören, ist nun wirklich ein Klischee.
Gemeinsam gärtnern macht doppelt Spaß – schnapp dir deine Freunde und legt zusammen los. Und wenn ihr voll motiviert seid, fertigt ein kleines Tagebuch über deine Pflanzen an. So seht ihr die Fortschritte und lernt aus Fehlern. Die Pflanze entschleunigt den Alltag und braucht viel Aufmerksamkeit. Dafür verbindet euch der Eigenanbau auch erfolgreich mit dem Endprodukt und gibt ein positives Gefühl beim Konsum.
Wohin mit der ganzen Ernte?
Von Joints bis Cannabis Edibles
Cannabis rauchen oder verdampfen
Neben dem klassischen Rauchen und Verdampfen von Cannabis gibt es natürlich noch einige andere Möglichkeiten, die harzreichen Blüten zu konsumieren – aber der Reihe nach. Den klassischen Joint kennt wahrscheinlich jeder: Die Blüten werden zerkleinert und mit oder ohne Tabak in einem Longpape aufgerollt und geraucht. Umwickelt man die Blüte mit einem Tabakblatt, hat man einen Blunt. Daneben kann das Weed auch per Pfeife oder Bong konsumiert werden … Wer’s futuristischer mag, kann sich auch einen Verdampfer kaufen, da passiert die Erhitzung schonend, gleichmäßig und elektrisch mit einer Art Powerbank oder stationär ans Stromnetz angeschlossen.
Was für den Magen – Cannabis Edibles
Wer den Rauchgeruch nicht ab kann oder einfach nicht gern über die Lunge konsumieren möchte, kann das THC aus Cannabis auch wunderbar weiterverarbeiten und mit dem Essen konsumieren. Dafür kommt einem zugute, dass THC fettlöslich ist. Zuvor muss die inaktive THCA-Substanz in der Blüte durch Wärme zum aktiven Wirkstoff THC umgewandelt werden. Die sogenannte Decarboxylierung geschieht bei rund 110° C im Backofen für 30–40 Minuten. Beim Rauchen oder Verdampfen passiert dieser Schritt natürlich automatisch. Nach dem Abkühlen kann das aktivierte Cannabis einfach im Mischungsverhältnis eurer Wahl bei schonender Hitze in Öl extrahiert werden. Hierfür sind eurem Geschmack kaum Grenzen gesetzt: Egal ob Olivenöl, Kokosöl oder Butter – das THC verbindet sich mit den Fetten und kann zum Kochen oder Backen verwendet werden. Neben dem klassischen „Hasch-Brownie“ könnt ihr so auch leckere Cannabis-Schokolade, pikante Aglio e (Cannabis-)Olio herstellen oder das THC-Kokosöl morgens eurem Kaffee beimengen und „Wake and Bake“ noch ganz anders erleben. Aber Achtung: Edibles wirken zeitverzögert durch die Magenschleimhaut erst nach ca. 30–45 Minuten. Also nicht hungrig immer weiter zugreifen.
Das Fazit zum Cannabis-Anbau zuhause
Der Anbau von Cannabis zu Hause kann ein erfüllendes und entspannendes Hobby sein. Es ermöglicht nicht nur die Kontrolle über Qualität, Sorte, Wirkung und THC-Gehalt des konsumierten Cannabis, sondern fördert auch ein tieferes Verständnis für die Pflanze und deren Bedürfnisse. Ja, die Pflanzen brauchen viel Aufmerksamkeit, Zuneigung und Pflege. So sorgt eine erfolgreiche Ernte auch ganz ohne Konsum für große Freude und gibt ein Erfolgserlebnis. Was die ideale Ausstattung zum Eigenanbau ist, erläutern wir in einem folgenden Artikel, also dranbleiben lohnt sich 😉
Words: Julian Schwede Photos: Jan Richter