Wenn es doch immer so einfach wäre: Der Gozney Arc XL ist extrem hot – sogar bis zu 500 Grad! Aber im Ernst, braucht man wirklich einen Pizzaofen für zuhause? So viel vorweg: Unsere Vorstellung von selbstgemachter Pizza hat sich mit dem Gozney Arc XL völlig verändert.

Gozney Arc XL | Gewicht 26,5 kg | Für Pizzen mit etwa 40 cm Durchmesser | Preis: 899,99 € | Hersteller-Website

Der Hersteller Gozney hat in der Pizzaofen-Szene einen regelrechten Hype ausgelöst – sicher auch durch starkes Marketing und hilfreiche Infos, Tipps und Tricks auf der firmeneigenen Homepage. Das getestete Modell, der Arc XL, fällt schon auf den ersten Blick auf: So erscheint er als eine Mischung aus UFO und übergroßem Macaron aus Frankreich – dem Gebäck natürlich, nicht der Präsident – hier ist noch ein A drin.

Laut Hersteller soll der Gozney Arc XL sowohl für Anfänger als auch für Profis leicht zu bedienen sein und eine konstant hohe Qualität gewährleisten. Innerhalb von 20 bis 30 Minuten soll der Ofen Temperaturen von bis zu 450 Grad erreichen und Pizzen zaubern, die dem besten Italiener Konkurrenz machen: knusprig, authentisch und mit perfekt gebräunten Rand. Doch wir lassen uns von Marketingversprechen nicht beeindrucken und haben den Ofen ausgiebig getestet – bei Familienabenden, Geburtstagsfeiern bis hin zur Office-Pizza-Party.

Gozney Arc XL Test: Was kann der Hype-Ofen?

Der Gozney Arc XL ist überraschend einfach aufzubauen – auch ohne Erfahrung mit gasbetriebenen Geräten. Beim ersten Anfeuern oder nach längerer Pause sollte der Ofen eine halbe Stunde auf niedriger Flamme laufen, um Restfeuchtigkeit im Stein zu trocknen. Ansonsten könnt ihr gleich voll aufdrehen und erreicht die 450 Grad Betriebstemperatur in etwa 30 Minuten – jedenfalls laut Displayanzeige, dazu aber unten mehr.

Alle Hände an Deck: Mitmachen ist Programm.

Unsere Testmission führte uns zunächst auf den heimischen Balkon. Da der Gozney Arc XL nicht mit offener Flamme arbeitet, ist die Nutzung auf dem Balkon rechtlich unproblematisch – vorausgesetzt, euer Mietvertrag verbietet dies nicht explizit. Überzeugend ist jedenfalls die Wärmeisolierung des Ofens: Selbst bei über 450 Grad spürt man schon wenige Zentimeter von der Außenwand entfernt nur noch eine behagliche Restwärme. Dennoch empfiehlt es sich, die in der Anleitung angegebenen Mindestabstände zu Wänden und Gegenständen bei der Platzierung des Ofens einzuhalten.

Das Digitaldisplay zeigt die Innenraumwärme an. Um sicherzugehen, dass auch der Stein diese Temperatur erreicht, empfehlen wir, weitere 15–20 Minuten zu warten.
Mit dem Teigrezept aus Gozneys Tutorial „How to Pizza“ gelingt ein luftiger, lockerer Rand – im heimischen Küchenofen undenkbar.

Mit einem Teigrezept von der Gozney-Homepage ausgestattet, gelingen schon bei diesem ersten Test Pizzen in beeindruckender Qualität. Gewissermaßen italienisches Restaurant-Feeling, nur eben auf dem Balkon. Aber aufgepasst: Die Pizza ist gerade einmal zwei Minuten im Ofen und muss wegen dessen seitlicher Befeuerung konstant gedreht werden, damit sie nicht an einer Stelle verbrennt. Allerdings würden wir dies eher als Vorteil ansehen, denn so lässt sich bewusst mit der Temperatur spielen. Relativ schnell zeigt sich allerdings auch eine Schwäche des Ofens: Die Temperatur des Pizzasteins hinkt derjenigen auf dem großen Digitaldisplay hinterher, das im Innenraum misst. Insbesondere bei den ersten Pizzen, aber auch bei Pizzen in schneller Abfolge ist die Oberseite der Pizza so schneller fertig als der Boden.

Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt: Warum nicht mal mit Topfen, Apfel und Zitrone?

Nachdem wir auf dem Balkon die Basics gelernt hatten, wollten wir wissen, ob der Gozney Arc XL auch einer größeren Runde standhält. Also: Gartenparty in unserem 41-Publishing-Headquarter mit 15 hungrigen Redakteurinnen und Redakteuren, begleitet von Italo-Klassikern auf Spotify – Hunger und Erwartungen hoch, die Stimmung angespannt. Dank unserer Vorerfahrung starten wir erst 20 Minuten nachdem der Ofen die angezeigte Zieltemperatur von 450 Grad erreicht hat, und geben ihm zwischen den Pizzen jeweils ein paar Minuten Zeit. Das zahlt sich aus: Der Teig ist nun durchgebacken, wenn auch nicht immer super knusprig – die mangelnde Routine des Teams spielt dabei sicher eine Rolle.

Das Ergebnis kann sich echt sehen lassen.
Die Pizza-Community ist begeistert.

Eine wichtige Erkenntnis: Die Pizzen am besten erst kurz vor dem Backen ausrollen und belegen, da Teig und Tisch sonst gern ungefragt eine Bindung fürs Leben eingehen. Doch ungeachtet dieser kleinen Hindernisse wird das Erlebnis zum Highlight: Alle sind eingebunden, es herrscht eine ausgelassene Stimmung, und am Ende ist die ganze Meute satt und einhellig begeistert.

Wer sich das Leben etwas leichter machen will, kann bei Gozney im Webshop übrigens jede Menge Zubehör erwerben: Ein Pizzaschieber zum Aufnehmen und Platzieren (ab 40 €) ist unser Ansicht nach unverzichtbar, ein handlicher Wendeheber (80 €) ist essenziell zum Drehen der Pizza im Ofen. Die Abdeckhaube (60 €) schützt den Ofen effektiv vor Witterung, falls er, wie bei uns, auf dem Balkon oder im Garten stehen sollte. Für die Nutzung im Garten ist außerdem das Gozney Arc + Arc XL Gestell (250 €) empfehlenswert, um den Ofen manövrieren und auf eine gute Arbeitshöhe bringen zu können. Für Liebhaber traditioneller Holzfeuerung bietet Gozney zudem den DOME an, der mit Holz, aber auch mit Gas betrieben werden kann.

Braucht man den Gozney Arc XL?

Hingucker und Partymaschine – Der Gozney Arc XL

Der Gozney Arc XL punktet mit stylischem Design, hochwertiger Verarbeitung und einer sehr benutzerfreundlichen Handhabung. Somit hat er sich auch für die Einsteiger unter uns als geeignet erwiesen. Gleichzeitig bietet er mit guter Kontrollmöglichkeit des Backvorgangs durch die seitliche Flamme auch Fortgeschrittenen die Möglichkeit, ihre Pizzakünste weiterzuentwickeln. Hervorzuheben sind die exzellente Wärmeisolierung und die Vielzahl an Rezepten, Tutorials und Tipps auf der Gozney-Homepage, die den Einstieg erleichtern, Fehler vermeiden und die Freude am Pizzabacken steigern. Mit etwas Übung liefert der Gozney Arc XL sogar Pizzen, die Restaurantqualität übertreffen. Quasi automatisch wird er zum Mittelpunkt jeder geselligen Runde: Der Mitmachcharakter und die kreativen Möglichkeiten machen das Backen zu einem echten Happening und bieten einen deutlichen Mehrwert für gemeinsames Essen – ob in kleiner oder großer Runde.

Ritterschlag vom Team: Ab heute nur noch „Giovanni“.

Allerdings hat der Arc XL auch Schwächen: Die versprochenen 20 bis 30 Minuten Aufwärmzeit konnten wir in Bezug auf den Pizzastein nicht nachvollziehen – realistisch sind 45 Minuten. Auch der anfängliche Temperaturunterschied zwischen Steinplatte und Innenraum ist nicht sehr intuitiv. Wir empfehlen daher, 15–20 Minuten zu warten, nachdem die Digitalanzeige erstmals 450° C anzeigt. Zudem zeigt sich, dass der Pizzastein bei mehreren Pizzen in schneller Abfolge nicht so temperaturstabil bleibt, wie es die Marketingversprechen nahelegen. Eine realistischere Kommunikation dieser Punkte würde den Stärken des Ofens nicht schaden, aber die Erwartungen der Nutzer und Nutzerinnen besser managen und so für mehr Zufriedenheit sorgen.

Würden wir den Gozney Arc XL kaufen?

Zugegeben, mit 899 € ohne Zubehör ist der Gozney Arc XL kein Schnäppchen – ein Teil des Preises dürfte dem Hype geschuldet sein. Dennoch macht man mit diesem Pizzaofen nichts falsch: Er ist hochwertig verarbeitet, anfängerfreundlich und stylisch. Mit etwas Übung liefert er außerdem hervorragende Ergebnisse. Ein echter Mehrwert sind die umfangreichen und professionell aufbereiteten Infos und Hilfsmittel auf der Gozney-Homepage. Sie motivieren dazu, Neues auszuprobieren, und helfen dabei, Misserfolge sowie unnötigen Frust zu vermeiden.

Tops

  • anfängerfreundlich
  • hohe Pizzaqualität (mit etwas Übung)
  • stylisch
  • top verarbeitet
  • sehr gute Wärmeisolierung
  • umfangreiche Hilfsmittel auf der Homepage

Flops

  • längere Aufwärmphase als angegeben
  • Temperaturunterschied Steinplatte und Innenraum
  • Temperaturstabilität bei Pizzen in schneller Abfolge

Mehr Infos unter www.gozney.com

Words: Jonny Grapentin Photos: Julian Schwede