Ausgestattet mit Komponenten aus der Formel 1 – damit bewirbt Egret den neuen One-Roller. Zusätzlich versprechen die Hamburger, ihren besten E-Scooter aller Zeiten zu produzieren. Wir haben getestet, ob sich der Egret One nur auf flachen Straßen in der Hamburger Innenstadt gut fährt oder auch im bergigen Gebiet rund um Stuttgart überzeugen kann.
Die Walberg Urban Electrics GmbH ist das eigentliche Unternehmen hinter Egret. Die Hamburger haben sich seit der Gründung 2011 auf die Herstellung von E-Scootern spezialisiert und bieten drei verschiedene Modelle in ihrem Portfolio an. Den Egret Pro als Stadtmodell, den Egret X/X+ als Offroad-Modell und den Egret One als All-in-one-Roller, der beide Einsatzgebiete abdecken soll. Wir haben uns beim Test für den Egret One entschieden, da dieser laut Hersteller neue Maßstäbe in Sachen Antrieb, Bremsen, Reifen und Funktionsintegration setzt. Ein 35-Nm-Motor, 672-Wh-Akku und Reifen des Formel-1-Komponentenherstellers Pirelli sollen den Versprechen gerecht werden. Der Egret One bringt bei 25,40 kg die Nadel der Waage zum Stehen und trägt maximal 125 kg Zuladung. Der 1.799 € teure E-Scooter verspricht viel, doch kann er seine Versprechen auch halten? Wir liefern euch die Antworten.
Der Egret One-Roller im Detail
Egret fertigt die Lenkerstange des E-Rollers aus Magnesium und lackiert den Egret One in schlichtem Schwarz. Der 120 cm lange E-Roller lässt sich durch den höhenverstellbaren, 62 cm breiten und stufenlos teleskopierbaren Lenker in seiner Höhe von 108 cm bis 130 cm anpassen. Damit soll der Roller für Fahrer von 1,20 m bis 2,05 m geeignet sein. Durch einen Faltmechanismus lässt sich die Lenkerstange des Egret One auch einklappen und der Roller kann so bequem mit in die Bahn genommen oder im Treppenhaus verstaut werden. Angetrieben wird das Modell der Hamburger von einem 35 Nm starken Elektromotor mit 500 Watt Nennleistung, der den Fahrer zwischen den drei Fahrstufen Eco, Tour und Sport wählen lässt. Gespeist wird der Motor vom 672-Wh-Akku, der unter dem 17×48 cm großen Trittbrett Platz findet. Der Hersteller gibt eine Reichweite von bis zu 65 km an. Geladen wird der Egret One an einer Ladebuchse, die seitlich vor dem Trittbrett platziert ist und durch eine etwas fummelige Gummiabdeckung vor Schmutz und Dreck geschützt wird. Ein stabiler Ständer lässt den Egret One auch zum Laden sicher abstellen. Mit einem Schlüssel gesichert, kann der Akku aber auch zum externen Laden aus dem Roller entnommen werden. Hierfür muss nur das Sicherungsschloss, das unter dem Ladeport platziert ist, gelöst und das Trittbrett angehoben werden.
Als nettes Feature verbaut der Hersteller auch eine 3 A USB 2.0-Ladebuchse, die am oberen Ende der Lenkerstange sitzt. Gesteuert wird das Motorsystem von einem Bedienfeld auf der linken Seite des Lenkers, auf dem über die Plus- und Minus-Tasten die Fahrstufen eingestellt werden. Durch die beiden Pfeiltasten wird der integrierte Blinker links und rechts an den Lenkerenden aktiviert – diese werden zusätzlich durch Gummiabdeckungen vor Beschädigungen geschützt. Die verbaute Hupe wird ebenfalls am Bedienfeld aktiviert und lässt ein deutlich hörbares Geräusch aus dem Lautsprecher, der vor dem Lenker platziert ist, ertönen. Übersicht über Akkustand, Fahrmodi, Reichweite, aktuelle Geschwindigkeit sowie weitere Infos liefert das 3,5″ große TFT-Farbdisplay, das zentral auf dem Vorbau fest installiert ist.
Durch das Bedienen des Daumengasgriffs auf der rechten Seite beschleunigt der Egret One-Roller. Die hydraulischen Schaeffler B-Safe-Felgenbremsen bringen den Roller wieder zum Stehen und versprechen laut Egret ganze 5.000 km Bremsleistung ohne Wartung. Durch die Platzierung in der zweiteiligen Felge sind die Bremsen vor Umwelteinflüssen gut geschützt. Die Kabel der Bremsen verlaufen hinter dem Display durch den Vorbau und intern durch den Rahmen zu ihren Einsatzorten. Die 11″-Luftreifen des F1-Reifenspezialisten Pirelli wurden speziell mit und für Egret entwickelt und werden von breiten Schutzblechen umhüllt. Hier hat sich die Zusammenarbeit mit dem Rennsport-Experten wohl ausgezahlt. Wie auch im Formel-1-Rennsport aktiviert das Egret Signature-Rücklicht beim Verzögern eine Bremslichtfunktion. Das Rücklicht umrahmt zudem das integrierte Kennzeichen. Passend dazu verbaut der Hersteller ein 40 Lux starkes Frontlicht, das zusammen mit den seitlich an der Starrgabel platzierten Reflektoren für Sichtbarkeit im Straßenverkehr sorgt und das Gefühl der Sicherheit erhöhen soll.
Für Sicherheit sorgt auch die integrierte Diebstahlsicherung. Das Schlosssystem des Rollers teilt sich einen Schlüssel mit dem Akkufach. Zusätzlich gibt es eine Vorbereitung in der Lenkerstange für das Egret made by Tex-lock-Schloss, das für 139 € im Zubehörshop erworben werden kann. Egret bietet zudem eine App an, die weitere Infos wie Ladezeit, aktuelle Reichweite, Wechsel des Fahrmodus oder Aktivierung der Verriegelung anzeigt. Als nettes Detail verbauen die Hamburger an ihrem Roller eine kleine Halterung an der Lenkerstange, die Platz zur Aufnahme einer Tasche bietet.
Wer den Roller direkt commutertauglich – mit Straßenzulassung und Versicherungspaket – haben möchte, kann sich für 35,90 € ein Kennzeichen mit Versicherungsplakette sowie eine Haftpflichtversicherung für 1 Jahr über Egret zulegen. Wer sich noch nicht sicher ist, ob der One-Roller für 1.799 € auch der richtige für einen ist, kann diesen über ein Abo-Paket zunächst erst einmal leasen.
Eine Übersicht über alle Modelle des Herstellers gibt es hier:
Tuning-Tipp: Kauft euch für mehr Diebstahlschutz das Egret made by Tex-lock-Schloss für 139 € aus dem Zubehörshop nach.
Von 0 auf 20 in ?? – Der Egret One-Roller im Praxistest
Stellt man sich auf das breite Trittbrett des E-Scooters, hat man einen sicheren Stand und genügend Beinfreiheit. Durch die höhenverstellbare Lenkerstange lässt sich je nach Einstellung und Fahrervorliebe eine aufrechte und bequeme oder etwas sportlichere Position auf dem Egret One einnehmen. Drückt man den Einschaltknopf am oberen Ende der Lenkerstange, wählt den gewünschten Fahrmodus und klappt den Ständer um, kann die Fahrt auf dem Egret One losgehen. Oder wohl eher fahren (höhö).
Anfangs bedarf es etwas Eigenleistung und man muss sich wie mit einem Tretroller zuerst ein, zwei Mal vom Boden abstoßen, um bei gedrücktem Daumengasgriff die Motorunterstützung zu aktivieren. Ist das jedoch getan, beschleunigt der Egret One vor allem im Sport-Modus mit ordentlich Wumms: Besser anschnallen! Mit einem Formel-1-Auto könnte er vielleicht nicht mithalten, aber zumindest auf den ersten Metern mit einem Kleinwagen. Der spritzige Antritt lässt sich auf die 500-Watt-Motor- und 1.000-Watt-Spitzenleistung des Egret One zurückführen, die den Fahrer schnell an die 20-km/h-Grenze bringen. Dadurch hat man das Gefühl, dass mit dem E-Scooter noch mehr geht und man gerne über diese Geschwindigkeitsgrenze hinausgehen würde. Auch bei hohen Geschwindigkeiten hat man durch die verbauten Pirelli-Reifen nie das Gefühl, gleich wegzurutschen. Die Reifen bieten als einziges Federelement am Egret One-Roller gleichzeitig einen hohen Fahrkomfort – Kurvengrip en masse. Bevor die Reifen Grip verlieren, schleift der große Hauptständer am Boden. Wird das Terrain plötzlich hügelig, bringt euch der E-Scooter der Hamburger auch relativ steile Anstiege zügig nach oben. Auch schwerere Fahrer müssen hier nicht absteigen oder im Schneckentempo den Anstieg erklimmen. Will man das Tempo herausnehmen, kann man entweder den Daumen vom Gasgriff nehmen oder die Lenkerstange nach vorne drücken und die Beschleunigung endet automatisch. Zieht man die Lenkerstange wieder zum Körper heran, setzt die Unterstützung wieder ein. Um diese Funktion zu gewährleisten, hat die Lenkerstange etwas Längsspiel.
Die verbauten Schaeffler B-Safe-Felgenbremsen verzögern zuverlässig und können bei unserer Testfahrt mit ausreichender Bremskraft und guter Dosierbarkeit punkten. Guten Schutz bei nassem Untergrund bieten die breiten Schutzbleche an Vorder- und Hinterreifen und auch die Halterung an der Lenkerstange trägt problemlos eine volle Einkaufstasche. Im Straßenverkehr sind die integrierten Blinker in den Lenkerenden zwar ein nettes Detail und besser als Handzeichen zu geben. Die Bedienelemente müssen jedoch aktiv gesucht werden, wodurch die Aufmerksamkeit vom Geschehen auf der Straße abgelenkt wird. Besonders an Kreuzungen, an denen erst nach der Vorfahrt geschaut werden muss, fühlt man sich schnell überfordert. Auch das Ausschalten des Blinkers erfordert erneut Aufmerksamkeit und die Wirkung ist durch die schwachen Lichtsignale eher fragwürdig. Zuhause angekommen, überzeugt uns der Klappmechanismus, wodurch sich der Roller in fast jeder Ecke abstellen oder auch unter dem Bett verstauen lässt. Insgesamt fährt der Egret One-Roller in einer anderen Klasse wie seine Konkurrenz, die, um den Preisunterbietungskampf für sich zu gewinnen, nicht an die Qualität und Fahreigenschaften des Egret One herankommt.
Für wen ist der Egret One-Roller?
Der Egret One-Roller richtet sich an Kurzstrecken-Pendler, die in der Stadt ein kleines und wartungsarmes Fortbewegungsmittel suchen, um in kurzer Zeit von A nach B zu kommen und bereit sind, den hohen Preis zu zahlen. Dabei soll vor allem die letzte Meile zwischen Bahnhof und Arbeit oder Wohnung überbrückt werden. Durch den kraftvollen Motor ist der Egret One nicht nur für Personen, die sich einen E-Scooter zulegen wollen und nahe der Elbe wohnen, attraktiv. Auch jenseits des Flussufers in hügeligen Städten ist der Roller eine zuverlässige Wahl.
Fazit zum Egret One-Roller
Der Egret One-Roller kann auf dem Asphalt mit Fahreigenschaften wie kraftvoller Beschleunigung und gutem Fahrkomfort überzeugen. Clevere Features wie der Klappmechanismus, die integrierten Blinker, der höhenverstellbare Lenker und die Zusatzleistungen wie Straßenzulassung und Versicherungspaket runden den guten Gesamteindruck vollständig ab. Preislich ist der Egret One zwar teurer als herkömmliche E-Scooter, er hebt sich durch seine Qualität aber deutlich von der Konkurrenz ab.
Tops
- gute Beschleunigung
- nützliche Features wie Lichtanlage und Klappmechanismus
- einfache Handhabung
Flops
- hoher Preis
Für mehr Infos besucht my-egret.com
Words: Benedikt Schmidt Photos: Mike Hunger