Das Randonneur – der Wanderer. Ganz im Sinne der Namensgebung fordert uns Cooper auf, die Grenzen der Stadt zu verlassen. Das 17,3 kg schwere E-Bike für 2.799 € wirkt durch den schicken Stahlrahmen klassisch elegant und bietet dennoch moderne Features. Motor und Akku sind im Zehus-Antriebssystem vereint.
Ach, wie schön und elegant waren doch die Fahrräder der 80er-Jahre! Mittlerweile haben wir 2023 und gerade E-Bikes haben die Eleganz des letzten Jahrtausends verloren. Die Rahmenform ist meist sehr futuristisch oder versucht zumindest, es zu sein. Und so tun sich beim Design und bei der Integration des Motorsystems so einige E-Bike-Hersteller schwer und erzeugen eher klobige Ungetüme statt schicke, schlanke Bikes. Das Team von Cooper versucht dagegen mit dem Randonneur CR-7E Moderne mit zeitlosem Vintage-Style zu vereinen: Ein klassischer Stahlrahmen im Look der 80er, angetrieben von einem dezenten Zehus-Hinterradnabenmotor. Der Akku ist hier in den Motor integriert, was den Rahmen besonders clean erscheinen lässt.
Das Cooper Randonneur CR-7E auf den ersten Blick – Zwischen Gravel-Bike, Retro-Flitzer und Tourenrad
Wir stecken Fahrräder gerne in Schubladen. Dagegen wehrt sich das Randonneur aber erfolgreich und möchte nicht so recht einer Kategorie zugeordnet werden. Vielleicht als Hipster im Vintage-Style? Die Designer:innen von Cooper setzen bei ihrem Randonneur CR-7E mit dem schlanken Stahlrahmen klar auf den angesagten Retrolook. Stahl hat den Ruf komfortabel, aber gleichzeitig auch schwer zu sein. Doch wenn man sich an Rennräder vergangener Zeiten erinnert, haben diese schon vor 40 Jahren mit Leichtigkeit die 10 kg-Marke unterschritten. Ganz so leicht ist das Retro-E-Bike mit 17,3 kg in Größe L zwar nicht, schafft aber ein ähnliches Gewicht wie das vergleichbare WINORA E-Flitzer mit Alu-Rahmen. Der Rahmen ist in drei Größen, von S–L, erhältlich. Durch den Rennradlenker und die sportliche Sitzposition kommen beim Randonneur aber schon fast Gravel-Bike-Gefühle auf. Die Kenda Kwick Trax-Reifen bilden mit ihrem Profil schließlich noch die Brücke zwischen Gravel- und Tourenrad.
Die Gepäckträger am Hinterbau und an der Gabel schaffen viel Platz für eure sieben Sachen und sind, wie die in Rahmenfarbe lackierten Schutzbleche, für die Tourentauglichkeit zuständig. Das E-Bike ist in zwei schicken Farben erhältlich: In unserer Testfarbe Moos Green und dem etwas exotischen Purple & Lover. Da die Cooper Bikes unter der MINI Cooper-Lizenz laufen, trägt das Fahrrad auf dem Steuerrohr das entsprechend geprägte Logo – es würde sich optisch perfekt neben einem alten MINI Cooper in British Racing Green einreihen. Auf eine Remote für den Zehus-Nabenmotor wird an unserem Testbike verzichtet, so kann die Kabelführung auf ein Minimum reduziert werden. Die Züge für Schaltung und Bremse sind ganz im Sinne der Retro-Optik außen am Rahmen verlegt, das kommt der Service-Freundlichkeit zugute. Weniger detailverliebt: Die Zugführung am Rahmen erfolgt nicht durch Oldschool-Ösen, sondern halb offen, so müssen die Züge final noch mit Kabelbindern fixiert werden.
Die Ausstattung des Cooper Randonneur CR-7E
Die Mädels und Jungs von Cooper setzen bei den Anbauteilen nicht auf Individualisierung, sondern stellen uns ein von ihnen erlesenes Ausstattungspaket zur Verfügung. Bei dem oben schon erwähnten Gepäcksystem setzt das Team von Cooper auf den SKS Infinity GT5-Träger hinten – an dem verschiedene Adapter angebracht werden können – und den Lowrider-Träger für Gepäcktaschen vorne. Voll ausgestattet, könnte man so fünf Gepäcktaschen (vier an den seitlichen und eine auf dem hinteren Träger) montieren. Um den Kontakt zum Boden herzustellen, werden Kenda Kwick Trax-Reifen in 28″ mit einer Breite von 35 mm und schönem Oldschool-Design, passend zur Retro-Optik, montiert. Sie sind leicht profiliert – sodass man auf einem Feldweg nicht wegrutscht – rollen auf Asphalt aber immer noch gut. Die Schaltung und Bremsen sind dann eher unkonventionelle Komponenten. Geschaltet wird mit der etwas hakeligen MicroSHIFT XLE 7-Gangschaltung und zum Stehen kommt ihr durch semi-hydraulische Juin Tech Hybrid-Scheibenbremsen – diese werden per Bowdenzug betätigt, funktionieren am Kolben aber hydraulisch. Die Bremsscheibengröße ist mit 180 mm Durchmesser vorn und 160 mm hinten gemischt.
Ebenso exotisch ist das Motorsystem: Der Zehus Bike Gen2-Hinterrad-Nabenmotor mit 40 Nm hat den 173 Wh starken Akku gleich integriert. Simpler geht es nicht, so wird kein Speedsensor und keine externe Verkabelung zum Akku benötigt. Der Motor wird nicht etwa per Knopfdruck, sondern durch kurzes Rückwärtstreten aktiviert, denn das Cooper wird über die zugehörige Bitride Connect App gesteuert. Hier werden die Basisfunktionen wie Akkustand oder Unterstützungsstufe angezeigt. Darüber hinaus lassen sich in der App noch die Fahrmodi feintunen und das elektronische Schloss des Motors aktivieren – da bieten andere Antriebssysteme mehr.
Für einen Aufpreis von 99,00 € ist es allerdings möglich, eine Bluetooth-Remote zu installieren. Der Vorteil vom System Hinterrad-Nabenmotor: Es ist möglich, Energie zu rekuperieren, doch dazu mehr im Fahreindruck.
COOPER CR-7E
2.799 €
Ausstattung
Motor Zehus Bike Gen2 Nm
Akku Im Motor integriert 173 Wh
Sattelstütze Cooper Aluminium 27,2 mm
Bremsen Juin Tech Hybrid 180/160 mm
Schaltung Microshift XLE 1x7
Vorbau Aluminium 31,8 80 mm
Lenker Dropbar Alu 460mm mm
Reifen Kenda Kwick Trax 35mm
Technische Daten
Größe S M L
Gewicht 17,3 kg
Anhänger-Freigabe nein
Besonderheiten
Motor und Akku sind vereint in der Hinterradnabe
Das Cooper Randonneur CR-7E im Alltag – Genauso handlich wie ein MINI Cooper?
Ein cleaner und minimalistischer Look oder ein geringes Fahrradgewicht gehen oft mit einem fest verbauten Akku einher. Ein Nachteil für alle Menschen, die keine Lademöglichkeit im Erdgeschoss haben. Man muss das Fahrrad immer in den Keller oder sogar in die Wohnung tragen – da braucht es schon körperliche Fitness dazu. Einziger Trost: Mit 17,3 kg gehört das Cooper noch zu den leichteren Modellen auf dem Markt. Unterwegs kann man die 17,3 kg Fahrradgewicht dagegen durchaus loben – das Randonneur lässt sich easy in die Bahn schieben oder in einen Fahrradständer heben.
Im Falle eines Plattfußes oder anderen Reparaturarbeiten kommt dem Randonneur seine simple Konstruktion zugute. Beim Hinterradausbau müssen durch das “All-in-One-System” des Nabenmotors keine Steckverbindungen oder Ähnliches gelöst werden, das Rad lässt sich recht einfach ausbauen. Die außen verlegten Züge machen das Wechseln derselbigen bei einem Defekt schon fast zum Kinderspiel. Das ist nicht nur von Vorteil, wenn ihr die Züge selbst tauscht, auch in der Fahrradwerkstatt eures Vertrauens spart das Nerven und etwas Geld durch den geringeren Arbeitsaufwand. Das Gepäckträgersystem vorne ist ausschließlich für Satteltaschen geeignet. Rüstet man das Randonneur bspw. mit schicken Brooks-Taschen aus, bleibt genügend Platz, um alles Nötige zu verstauen und das Rad sieht dabei auch noch cool aus. Kombiniert mit dem MIK-Gepäckträger am Heck ist auch der Familienausflug ins Freibad kein Problem mehr.
Riding like Mr. Bean – Der Fahreindruck des Cooper Randonneur CR-7E
Mit dem Cooper und vollgepackten Taschen über die Straßen flitzen – da fühlt man sich wie Mr. Bean in seinem MINI Cooper. Die von uns getestete Rahmengröße L fällt allerdings größer aus als gewohnt. Also achtet auf die Größenangaben – Größe S wird für eine Körpergröße ab 168 cm empfohlen und Größe L ab 188 cm. Kleine Fahrerinnen und Fahrer gehen also leer aus. Insgesamt ist das Fahrrad eher laufruhig und nicht der beste Begleiter, um sich spritzig durch den Stadtverkehr zu schlängeln.
Wenn es bei dem Ausflug aus der Stadt auf Schotter oder Waldwegen weitergeht, muss man sich in puncto Dämpfung ganz auf den schicken Stahlrahmen und die Reifen verlassen. Feldwege sind noch halbwegs komfortabel zu bewältigen, sobald der Schotter allerdings grober wird oder man dem ein oder anderen Schlagloch begegnet, wird man auf dem Randonneur ordentlich durchgeschüttelt. Federelemente passen aber auch einfach nicht in das Konzept eines Retro-Citybikes mit Starrrahmen. Mit einer Breite von 35 mm sind die montierten Kenda-Reifen zwar nicht besonders schmal, trotzdem würden hier etwas breitere Reifen ein zusätzliches Plus an Komfort bieten.
Überrascht hat uns der Hinterrad-Nabenmotor. Erfahrungsgemäß fühlen sie sich im Verhältnis zu Mittelmotoren, wie dem SL 1.1 des Specialized Vado SL, nicht ganz so kraftvoll an, der Zehus Bike Gen2 überzeugt aber mit viel Power und lässt Konkurrenten, wie den MAHLE X35, im Schatten stehen. Für Nabenmotoren typisch: Je steiler der Berg, umso mehr lässt einen die elektronische Unterstützung normalerweise im Stich. Das liegt daran, dass Nabenmotoren eine höhere Drehzahl am Hinterrad benötigen, um die Kraft richtig entfalten zu können. Hier schlägt sich der Zehus-Motor erstaunlich gut, selbst im hügeligen und steilen Stuttgart hatten wir nie das Gefühl, allein gegen die Schwerkraft antreten zu müssen. Das Coooper schiebt auch im steileren Gelände konstant stark an und mit den sieben Gängen lässt sich die Trittfrequenz gut modulieren.
Bergab oder beim Bremsen bietet der Motor die Möglichkeit, Energie zu rekuperieren. Etwas gewöhnungsbedürftig dabei: Die Rekuperation ist durch das “All-in-One-System” nicht mit der Bremse gekoppelt, sondern wird durch Rückwärtstreten eingeleitet. Auf den ersten Blick scheint das vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, nach den ersten fünf Minuten hat man den Dreh aber raus und freut sich über jede Abfahrt, auf der man den Motor mittels Rückwärtspedalieren wieder mit Strom versorgen kann. Die Freude wird leider nur durch das Bremssystem gestört. Hier fehlt es deutlich an Bremspower, sodass viel Handkraft benötigt wird. Da ist man froh über die Rekuperation, die ein kleines Plus an Bremskraft am Hinterrad generiert. Wie stark sich die Rekuperation wirklich auf die Reichweite auswirkt, ist schwer zu sagen, doch sie bietet ein super Feature und ist eine spannende Eigenschaft des Motors. Das einzige, was das Undercover-E-Bike-Feeling etwas stört: Der Motor erzeugt ein konstantes und deutlich vernehmbares Surren.
Fazit zum Cooper Randonneur CR-7E
Das Konzept des Randonneurs als schickes Retro-E-Bike geht durchaus auf. Die Rekuperation kommt dem kleinen 173 Wh Akku zugute und kann die Reichweite erhöhen, was aber nicht heißt, dass euch der Weg zur Steckdose erspart bleibt. Für Retro-Lover und Undercover-E-Biker:innen mit einer Körpergröße ab 168 cm, die auf etwas Komfort verzichten können, ist das Randonneur CR-7E der ideale Begleiter.
Mehr Infos unter cooperbikes.com
Tops
- Coole Optik
- Hohe Servicefreundlichkeit
- Gepäckträger an Front und Heck
- Rekuperation
Flops
- Kleiner, nicht entnehmbarer Akku
- Kleine Menschen gehen leer aus
Words: Philip Grünewald Photos: Julian Lemme