


Canyon schickt gleich zwei Vertreter in diesen Vergleichstest. Während sich beim Grizzl:ONfly CF Daily am Namen nur erahnen lässt, wofür es gemacht ist, hält Canyon beim Commuter:ONfly 7 mit dem Einsatzzweck nicht hinterm Berg. Es soll City-Pendelnden alles bieten, was sie im urbanen Alltag brauchen – mit Support, versteht sich. Dafür setzt der Direktversender aus Koblenz auf den leisen FAZUA Ride 60-Motor, der in drei Unterstützungsstufen bis zu 60 Nm liefert. Der 430-Wh-Akku ist ins Unterrohr integriert und lässt sich zum Laden entnehmen – was gerade für Stadtwohnungen ein praktisches Feature ist. Aluminium-Schutzbleche und Gepäckträger gehören zur Serienausstattung und unterstreichen die hohe Alltagstauglichkeit. Der Rahmen besteht aus robustem Aluminium, während bei der Carbon-Gabel ein Fokus auf Gewichtsoptimierung gelegt wurde. So kommt das Bike auf ein Gesamtgewicht von 18,24 kg und liegt damit etwas über dem Durchschnitt im Test.
Mit 3.499 € ist das Commuter:ONfly 7 mit großem Vorsprung das günstigste Bike im Testfeld. So weit, so gut. Doch bleibt die Frage: Taugt ein Bike mit dieser Ausrichtung auch für Abenteuer – oder sollte man sich lieber nicht in die geheimnisvollen Zonen außerhalb der City hineinwagen?

CANYON Commuter:ONFLY 7
3.499 €
Ausstattung
Motor FAZUA Ride 60 60 Nm
Akku FAZUA Energy 430 Wh
Display LED Hub
Bremsen Shimano MT200 160/160 mm
Schaltung Shimano DEORE XT M810 1×12
Licht Light Skin Ultra Mini front
Reifen Schwalbe G-One Allround 40 mm
Federungssystem (v/h) – / –
Gepäckträger AL Schutzblech mit Canyon Gepäckträger 15 kg
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 18,24 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Besonderheiten
Entnehmbarer Akku
QL3.1 Kompatibel



Das Canyon Communter:ONfly 7 im Test – Schafft es auch den Sprung ins Gelände?
Das Canyon Commuter:ONfly 7 präsentiert sich optisch elegant und harmonisch. Die minimalistische Rahmengestaltung mit weitgehend integrierter Kabelführung sorgt für einen aufgeräumten Look. Ergänzt wird das stimmige Design durch die einteilige Vorbau-Lenker-Kombination, die dem Cockpit eine besonders cleane Optik verleiht, die Anpassbarkeit allerdings schmälert. Außerdem ist das Bike bis Größe L auch als Tiefeinsteiger-Version erhältlich: Diese kommt allen entgegen, die Schwierigkeiten haben, ihr Bein über das Oberrohr zu schwingen, oder die einen Kindersitz am Sitzrohr befestigen möchten.



Nicht nur optisch überzeugt das Canyon, auch in der Bedienung macht es vieles richtig: Draufsitzen und losfahren – einfacher geht es kaum. Der FAZUA Ride 60-Motor ist kein Full-Power-Motor , wie man ihn beim ROSE BACKROAD Plus EQ mit dem 85 Nm starken Shimano EP 8.0 vorfindet. Auch an den ZF CentriX-Motor im Ultima Mobility eGRAVEL YIN und den Specialized 2.0-Motor im Specialized Turbo Tero X 5.0 kommt er von den Leistungswerten nicht heran. Dafür unterstützt der FAZUA-Motor im Canyon sanft und harmonisch die Impulse der Fahrer und Fahrerinnen. Er arbeitet angenehm leise und liefert eine für den urbanen Raum völlig ausreichende Leistung. Gesteuert wird der Motor über den FAZUA Control Hub, einen ringförmigen Controller am Lenker. Dieser wirkt etwas klapprig und fragil, ist gleichzeitig aber vergleichsweise intuitiv zu bedienen, auch wenn es um den 12-Sekündigin Boostmodus (Ring nach oben drücken und kurz halten) für Steile Rampen oder die Aktivierung des Lichts (Ring zur Lenkermitte bewegen) geht. Das andere FAZUA-Modell im Test, das Riese & Müller UBN Five commute, erfordert deutlich mehr Eingewöhnung. Denn dort müssen alle Motor- und Lichteinstellungen durch verschiedene Kombinationen und Betätigungsdauern der beiden Bedienknöpfe an der Unterseite des Lenkers vorgenommen werden.


Mit 18,24 kg liegt das Commuter:ONfly 7 leicht über dem Durchschnitt unseres Testfelds. Der herausnehmbare Akku erleichtert das Laden, wenn keine Steckdose in der Nähe ist – ohne Akku wiegt das Bike dann nur noch knapp 16 kg. Im Gegensatz zum Vorgänger lässt sich der Akku nun auch direkt im Bike laden, der Ladeport dafür ist unauffällig auf der Unterseite des Oberrohrs platziert. Komfortabler geht es kaum – kein nerviges Bücken und auch kein umständliches Suchen des Ladeports wie etwa am Moustache Dimanche 29 EQ.



Für den Stadtverkehr ist die Ausstattung gut durchdacht: Details wie die minimalistische Klingel oder Anschraubpunkte für einen Ständer, den ihr für 30 € am besten gleich beim Kauf mitbestellt, passen zum City-ausgerichteten Konzept und erhöhen den Komfort im Alltag. Nützlich ist zudem die SP Connect-Halterung auf dem Vorbau in Kombination mit der USB-C-Ladefunktion fürs Smartphone auf dem Oberrohr, die sich unauffällig ins Gesamtbild einfügt. Die integrierten Lichter LightSKIN Ultra Mini und Supernova E3 Tail 2 sorgen für gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr, ersetzen aber keine leistungsstarke Beleuchtung für unbeleuchtete Waldwege oder echte Offroad-Abenteuer – auf Bärenjagd wie mit dem Bruder im Canyon-Portfolio, dem Grizl:ONfly CF Daily, wird man hier nicht gehen.


Dafür kann man relaxed fahren, Sorgenfreiheit garantieren die robusten Aluminium-Schutzbleche sowie der für 15 kg zugelassene Gepäckträger mit Halterungen für das Ortlieb-Taschensystem QL3.1 – praktisch für Einkäufe oder den Transport weiterer Güter. Ein kleines Manko: Die fest mit dem Gepäckträger verschweißten Aufnahmepunkte für das Ortlieb-System ragen leicht über die Auflagefläche des Gepäckträgers hinaus. Das kann den Transport von Kisten oder anderen festen Ladegütern erschweren, weil diese dann nur auf diesen beiden Punkten ruhen. Beim Canyon Grizl:ON lassen sich die Aufnahmepunkte bei Bedarf entfernen, was uns etwas besser gefällt. Darüber hinaus ist das Commuter:ONfly 7 für Anhänger zugelassen, sodass kleine Kinder oder Gepäck transportiert werden können. Zur Befestigung der Anhängerkupplung verbirgt sich unter einer Kappe an der Hinterradachse ein passendes Gewinde. Ob mit Anhänger oder ohne – Schalten lässt es sich mit dem Commuter:ONfly verlässlich und präzise, wofür eine solide Shimano-Schaltgruppe sorgt.


Sobald man auf dem Commuter:ONFly 7 Platz nimmt, positioniert es einen angenehm aufrecht, wofür vor allem der Flatbar-Lenker mit 640 mm Breite sorgt. Die Lenkung ist direkt und agil und lässt euch perfekt durch den Stadtdschungel zirkeln. Hier ähnelt es dem Specialized Tero X 5.0, das als E-SUV aber in puncto Gewicht und Ausrichtung eine ganz andere Zielgruppe anspricht. Enge Gassen und schnelle Ausweichmanöver lassen sich mit dem Canyon spielerisch meistern. Allerdings führt die sehr direkte Auslegung bei hohen Geschwindigkeiten oder auf grobem Untergrund zu einem eher nervösen Fahrverhalten. Ein klassisches Abenteuer-Gefühl kommt hier weniger auf, da der Komfort spürbar eingeschränkt ist. Weder Federung noch andere Dämpfungssysteme sind vorhanden, und die Schwalbe G-One-Reifen mit 40 mm Breite, die auch am Riese & Müller UBN Five commute verbaut sind, sind die schmalsten im Testfeld. Dadurch zieht es das Commuter hauptsächlich auf Asphalt und feinen Schotter, Vibrationen und Schläge werden überdies sehr direkt an den Rider weitergegeben.

Für wen ist das Canyon Communter:ONfly 7
Das Commuter:ONfly 7 richtet sich an urbane Pendelnde oder Gelegenheits-Rider, die überwiegend in der Stadt oder auf gut asphaltierten Strecken unterwegs sind. Auch wer leichte Touren im Umland fahren möchte, ist mit dem Canyon gut bedient. Wer Schwierigkeiten beim Auf- und Absteigen befürchtet oder einen Kindersitz am Sitzrohr befestigen möchte, kann überdies zum Tiefeinsteiger greifen.
Wer hingegen häufiger auf Schotterwegen, unbefestigten Pfaden oder bei hohen Geschwindigkeiten unterwegs ist, bekommt die Grenzen des Canyon recht schnell aufgezeigt: wenig Komfort, eine in weniger smoothen Situationen nervöse Lenkung und eine Beleuchtung, die zwar in der Stadt ausreicht, aber abseits gut ausgeleuchteter Wege nicht überzeugt. So ist das Commuter:ONfly 7 kein Abenteuer-Bike und auch für besonders sportliches Fahren wenig geeignet. Alle, die viel Wert auf Komfort, Offroad-Qualitäten oder Stabilität bei hohem Tempo legen, sollten sich eher bei Specialized Tero oder dem Canyon Grizzl umsehen.
Insgesamt kann das Commuter:ONfly 7 für Einsteiger interessant sein, die hauptsächlich in der City fahren eine solide Basis suchen und das Bike mit der Zeit durch Anbauteile, wie dickere Reifen oder eine gefederte Sattelstütze, aufwerten möchten. So lässt sich verhältnismäßig leicht mehr Komfort und Kontrolle abseits asphaltierter Straßen gewinnen und der Einsatzzweck entsprechend erweitern.
Fahreigenschaften
SICHERHEITSEMPFINDEN
- niedrig
- hoch
MOTORPERFORMANCE
- niedrig
- hoch
STABILITÄT
- nervös
- laufruhig
HANDLING
- herausfordernd
- intuitiv
Alltagstauglichkeit
- niedrig
- hoch
FAHRSPAß
- niedrig
- hoch
VIELSEITIGKEIT
- niedrig
- hoch
KOMFORT
- straff
- komfortabel
Geplanter Gebrauch
Pendeln
Abenteuer
Everyday
Eisdiele
Fazit zum Canyon Communter:ONfly 7
Wer ausschließlich ein Rad für den urbanen Alltag sucht, ist mit dem Canyon Commuter:ONfly 7 oft besser bedient als mit einem waschechten E-Gravel-Bike. Der FAZUA Ride 60 überzeugt durch ausreichend Power für den City-Einsatz, der entnehmbare Akku erleichtert das Laden und dank Komplettausstattung zum fairen Preis von 3.499 € steht einem stressfreien Pendlerleben kaum etwas im Wege. Allerdings: Das Canyon ist kein Spaß-Bike für Offroad-Abenteuer. Wurzelige Waldwege, grobe Schotterpisten oder rasante Bergabfahrten sorgen schnell für Unbehagen.

Tops
- stylisch
- top Gesamtpaket für die City

Flops
- wenig Komfort
- als Offroad-Abenteuer-Bike nicht geeignet
Mehr Informationen findet ihr unter Canyon.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Gravel-Bike 2025 – Die spannendsten Modelle im großen Vergleichstest
Alle Bikes im Test: BMC URS AMP LT TWO, Canyon Commuter:ONfly 7, Canyon Grizl:ON Daily, Moustache Dimanche 29.4 EQ, Riese & Müller UBN Five commute, ROSE BACKROAD Plus EQ, Specialized Turbo Creo 2 Expert, Specialized Turbo Tero X 5.0, Ultima Mobility eGRAVEL YIN SPORT.
Words: Jonny Grapentin Photos: Jan Richter