Pendeln und Abenteuer – der Name des ÅSKA Super Commuter All-Road Adventurer klingt vielversprechend! Die Entwickler wollen nicht nur der Umwelt etwas Gutes tun, sondern haben ein besonderes Herstellungsverfahren für das vollgefederte S-Pedelec entwickelt. Wie ÅSKA an die Sache herangeht, erfahrt ihr hier!
ÅSKA – zu deutsch: Gewitter – wurde 2019 von begeisterten Radfahrern mit einer Leidenschaft für E-Mobilität gegründet. Die Belgier Alden, Filip und Michiel bringen Erfahrung aus der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der Produktentwicklung ein und wollen ein E-Bike entwickeln, das eine ideale Kombination aus Komfort und Abenteuer bietet. Aber ÅSKA geht mit einer neuen Denkweise an die Sache heran, denn das Super Commuter All-Road Adventurer soll in Europa und durch einen besonderen Herstellungsprozess, mit Blick auf Nachhaltigkeit, gefertigt werden. Wie genau? Das haben wir für euch herausgefunden!
Kurze Wege – die Herstellung des ÅSKA im Detail
Bei herkömmlichen Bikes kommen die meisten Rahmen aus Asien. Hier hat sich eine hohe Kompetenz, vor allem im Rahmenbau, über Jahrzehnte aufgebaut und die Arbeitskräfte sind dort oftmals günstiger. Dadurch ergibt sich eine Abhängigkeit der Bike-Industrie von Asien, die sich in letzter Zeit durch sehr lange Lieferzeiten oder sogar Lieferausfälle bemerkbar gemacht hat. Eine weitere Kehrseite der Produktion in Asien sind die sehr hohen Transportkosten für die Seefracht, die während der Corona-Pandemie um ein Vielfaches gestiegen sind. Außerdem erfordert die Herstellung von Aluminium sehr viel Energie und in Asien sind die Hauptquellen für die Stromerzeugung Kohle und Öl, wodurch die Umweltbelastung weiter steigt. ÅSKA möchte nicht von asiatischen Zulieferern abhängig sein, deshalb werden die Rahmen zu 100 % in Europa entwickelt und produziert.
Stellen wir uns ein klassisches Fahrrad vor, dann denken die meisten an einen Rahmen, der aus geschwungenen Rohren besteht, ÅSKA aber geht die Sache anders an und setzt auf dünnes Alu-Blech. Die Hauptrahmen-Konstruktion wird aus einem Mix aus gelaserten Blechen und Vierkant-Rohren geschweißt. Für die Abdeckungen an Unter- und Oberrohr werden Bleche abgekantet und an den geschweißten Hauptrahmen genietet. Durch die sichtbaren Nieten und nicht kaschierten Schweißnähte wirkt das Super Commuter All-Road Adventurer sehr massiv und kommt in einer polarisierenden Optik daher und am Ende bringt es 34,2 kg auf die Waage. Zudem kann aus drei Farben – Rebel Red, Olive Green und Metallic Grey – gewählt werden. Bisher ist das Super Commuter All-Road Adventurer das einzigste Bike im Portfolio der jungen Brand und wechselt für 9.599 € den Besitzer.
Doch wie nachhaltig ist diese Bauweise? Am grundsätzlich modularen Rahmenkonzept könnten Updates angebracht werden, wie eine neue Generation von Akkus, – somit entsteht ein Produkt, das sich potenziell mit dem Nutzer im Laufe der Zeit verändern kann. Sollte der Rahmen einmal Schaden nehmen, ist eine Reparatur möglich und beim späteren Recycling können die Materialien wieder sortenrein getrennt werden, wodurch der Produktlebenszyklus auf das Maximum ausgereizt werden soll. Die Belgier streben ein qualitativ hochwertiges und vollständig in Europa hergestelltes Produkt an, denn auch viele andere Komponenten des Bikes, wie Motor, Getriebe und Akku, werden lokal hergestellt und sparen dadurch CO2 in der Logistik.
Im Herzen des Super Commuters schlägt ein europäisches Herz – Der E-Antrieb des ÅSKA
Beim ÅSKA Super Commuter All-Road Adventurer handelt es sich nicht um ein herkömmliches Pedelec, oder umgangsprachlich E-Bike, bei dem die Tretunterstützung bei 25 km/h aufhört. Der am hinteren Laufrad verbaute Nabenmotor unterstützt den Fahrer nämlich bis 45 km/h, was euch ermöglicht, in kürzerer Zeit noch mehr Strecke zurückzulegen, aber rechtlich mit einem Moped gleichgestellt wird. Aufgrund dessen besteht in den meisten Ländern eine Führerschein-, Versicherungs- und Helmpflicht, auch Rad- und Feldwege müssen mit einem S-Pedelec gemieden werden. Beim E-Antrieb greift ÅSKA ebenfalls auf Komponenten aus Europa zurück: Der Neodrives Z20RS-Nabenmotor wurde komplett in Deutschland entwickelt und produziert und besitzt 40 Nm Drehmoment. Für lange Pendelstrecken stellt der 950-Wh-Akku genügend Energie zur Verfügung und soll 60 km bei voller Reichweite und maximaler Unterstützung halten. Neigt sich der Füllstand dem Ende, kann der Stromspeicher zum Laden nach unten aus dem Unterrohr entnommen werden. Den Überblick über wichtige Informationen, wie Akkuladestand oder Geschwindigkeit, behält man durch das einfach gehaltene Neodrives Z20RS TFT-Display. Über den Remote am Lenker kann aus verschiedenen Graden der Tretunterstützung und sogar aus zwei Rekuperationsstufen gewählt werden, die den Akku wieder aufladen.
Die Ausstattung des ÅSKA Super Commuter All-Road Adventurer
Agressive Optik im MTB-Style – doch der Schein trügt. Das ÅSKA Super Commuter All-Road Adventurer ist ein S-Pedelec für Commuter, das auf den Zeitgeist abzielt und eine neue Zielgruppe ansprechen soll. Dennoch profitiert das Bike von den vielen MTB-Komponenten, die am ÅSKA zum Einsatz kommen – so ist auch ein einfacher Single-Trail auf dem Weg zur Arbeit kein Hindernis. Große Schläge schluckt die Formula Selva C-Federgabel mit 130 mm Federweg und massiven 36er-Standrohren. Komplett unter dem Sattel versteckt, verwaltet der Öhlins TTX1 Air-Dämpfer 70 mm Federweg. Ebenso aus dem MTB-Bereich in den urbanen Einsatzbereich des ÅSKA verfrachtet, sind die leistungsstarken hydraulischen Scheibenbremsen von Formula. Mit den Vierkolbenbremsen kommen Mountainbiker schnell zum Stehen und versprechen auch am ÅSKA bei hoher Geschwindigkeit ausreichend Verzögerung.
Die Gänge werden durch einen Drehgriff des Pinion C1.6-Getriebes gewechselt. Das Getriebe ist zentral im Rahmen integriert und trägt dadurch zu einem tiefen Schwerpunkt bei. Die sechs Gänge mit 295 % Übersetzungsbandbreite haben sich in der Ebene als ausreichend erwiesen, lediglich in Zusammenarbeit mit dem Neodrives Z20RS-Nabenmotor kommt man an steilen Anstiegen bei sinkender Geschwindigkeit schnell ins Schwitzen. Der GATES CARBON-Riemenantrieb überträgt die Kadenz des Getriebes an das Hinterrad und punktet mit einem extrem niedrigen Wartungsaufwand und macht ein Ölen der Kette überflüssig, sodass euer Kettenöl im Schuppen einstaubt. Auf den Boden übertragen wird die Kraft durch die Schwalbe Hurricane-Reifen, die auf den RODI Tryp 35 29”-Laufrädern montiert sind. Durch die glatte Lauffläche in der Mitte der Pneus verfügen sie über gute Abrolleigenschaften und ermöglichen ein effizientes Fahren auf ebenen Untergründen. Ist man auf Schotterstraßen unterwegs, bieten die gröberen Seitenstollen gute Traktion.
Die starre Sattelstütze ist mit einem Schnellspanner versehen und falls das Bike mit mehreren Fahrern geteilt wird, kann sie schnell in der Höhe auf die jeweilige Größe angepasst werden. Eine Teleskop-Sattelstütze hätte hier aber noch mehr Komfort geboten, da sie per Knopfdruck in der Höhe anpassbar ist und das Auf- und Absteigen nochmals erleichtert. Fliegt man mit Highspeed über die Straße, hat man durch das Ergotec-Cockpit alles im Griff und der an S-Pedelecs vorschriftsmäßige Spiegel bietet eine gute Sicht nach hinten. Gute Sicht nach vorne bieten hingegen die Doppelscheinwerfer, vor allem wenn es dunkel wird und die Nacht früher hereinbricht, als gedacht. Die übereinander angeordneten Busch + Müller IQ-X verfügen über ein automatisches Tagfahrlicht und werden seitlich durch massive Bleche abgeschirmt – sie wirken dabei eher wie von einem Motorrad als von einem Fahrrad. Wer am Wochenende gelegentlich ein Abenteuer in der Natur sucht und mehr Proviant mitnehmen will, kann sich den optionalen Gepäckträger dazubuchen.
ÅSKA Super Commuter All-Road Adventurer
9.599 €
Ausstattung
Motor Neodrives Z20RS 40 Nm
Akku 950 Wh
Display Neodrives Z20RS TFT
Fork Formula Selva C 130 mm
Dämpfer Öhlins TTX1 70 mm
Bremsen Formula Cura 4
Schaltung Pinion C1.6 2.95
Reifen Schwalbe Hurricane 2,4”
Technische Daten
Größe Einheitsgröße
Gewicht 34.2 kg
Zul. Gesamtgewicht (zGG) 150 kg
Max. Zuladung (Fahrer) 115.8 kg
Ständeraufnahme ja
Besonderheiten
EU-Produktionskonzept
besonderes Fertigungsverfahren
Das ÅSKA S-Pedelec im Test
Gut gelungen ist das vollgefederte Fahrwerk des Super Commuter All-Road Adventurer. Auch wenn ihr mit Highspeed über die Straßen fetzt und aus Versehen in ein Schlagloch rumpelt, oder eine Abkürzung über die Schotterstraße nehmt, bietet die Enduro-Gabel an der Front in Kombination mit dem Luftdämpfer im Heck guten Komfort. Allerdings ist gerade auf losem Untergrund Vorsicht geboten, denn hier untersteuert das leichte Vorderrad auch gerne mal. Also zurück auf die Straße: Springt die Ampel hier in letzter Sekunde von Grün auf Rot und ihr müsst voll in die Eisen steigen, verzögern die Vierkolbenbremsen zuverlässig, auch wenn es mal schneller bergab geht. Zudem folgt das ÅSKA weiten Lenkbefehlen berechenbar, sobald man sich aber durch enge Gassen schlängelt oder sich den Weg zwischen parkenden Autos zum Haus kämpft, wirkt es durch das hohe Gewicht vergleichsweise behäbig und ähnelt eher einem sehr sehr leichten E-Moped als einem Fahrrad, das man mal eben hochheben kann.
Unser Fazit zum ÅSKA Super Commuter All-Road Adventurer
Das ÅSKA Super Commuter All-Road Adventurer mit aggressiver Optik spricht neue Zielgruppen an. Hergestellt in Europa mit guter Verarbeitung, kommt es mit einer neuen Denkweise in Sachen Nachhaltigkeit. Das Fahrwerk bietet zwar viel Komfort und das Bike schreckt vor leichtem Gelände nicht zurück, ist aber eindeutig ein Commuting-Bike, das zu Abenteuern einlädt, und kein MTB-Ersatz. Das ÅSKA bietet ein spannendes Konzept für alle, die ein Bike zum Pendeln und die Abenteuerlust dazwischen suchen.
Tops
- bis zu gewissem Maße Offroad-tauglich
- EU-Produktionskonzept
- außergewöhnliche und daher polarisierende Optik
- fliegender Teppich durch Fully-Bauweise
Flops
- sehr leichtes Vorderrad, das auf losem Untergrund schnell untersteuert
- Nabenmotor hat relativ wenig Kraft bei langsamer Fahrt bergauf
Mehr Informationen unter aska-bike.com.
Words: Mike Hunger Photos: Benjamin Topf