Schnell wie der Wind aufgebaut und Platz für zusätzliches Gear auf dem Dachzelt. Arcta will mit dem Alu-Hartschalenzelt Vento für knapp 2.700 € ein praktisches Komplettpaket für eure spontanen Wochenendtrips oder die akribisch geplante Offroad-Expedition anbieten. Kann das Arcta Dachzelt mit der Konkurrenz mithalten?
Wir haben die spannendsten 12 ½ Dachzelte im direkten Vergleich getestet und dafür 20 Dachzelt-Newbies und -Experten, 2 Kleinkinder, 2 Hunde und 1 Riesenteddy auf einen legendären Roadtrip mitgenommen – hier geht’s zur Kaufberatung und zum Überblick über alle von uns getesteten Dachzelte.
Es wird familiär: Arcta ist ein deutsches Vater-Sohn-Familienunternehmen mit Sitz in Rheinland-Pfalz, bei dem auch noch die Oma indirekt ein Wörtchen mitzureden hat. Die lateinischen Produktnamen sind ein Tribut des Gründers an die Großmutter, mit der er als Schüler Lateinvokabeln gelernt hat. Das Zelt in unserem Vergleichstest heißt dann auch Vento – der Wind. Eine Anspielung auf die flotte Geschwindigkeit, mit der das triangelförmige Alu-Hartschalenzelt geöffnet werden kann. Doch nicht nur mit dem schnellen Aufbau will Arcta bei seinem Vento punkten, sondern auch mit einem Rundum-sorglos-Paket, bei dem rein gar nichts extra dazugekauft werden muss.
Vergleicht man das Arcta Dachzelt mit seinen direkten Konkurrenten, den ebenfalls triangelförmigen Hartschalenzelten von Vickywood und Naturbummler, ist nicht zu übersehen, dass alle drei Modelle aus der gleichen Fabrik stammen. Teils identische Bauteile, viel Ähnlichkeit in Material und Zubehör. Dennoch gibt es einige relevante Unterschiede zwischen den drei Zelten, wie zum Beispiel Preis, Zubehör und Funktion – umso spannender zu sehen, wie sich das Arcta Dachzelt im Vergleich zu den beiden anderen Hartschalenzelten schlägt. Kann es die direkte Konkurrenz im Testfeld abhängen? Lest rein!
Arcta Vento
2.690€
Technische Daten
Typ Alu-Hartschalenzelt
Personen 2
Gewicht 85 kg (ohne Leiter)
Abmessungen (geöffnet)
217 x 131 x max. 140 cm
Abmessungen (geschlossen)
217 x 131 x 19 cm
Innenraumhöhe 140 cm
Matratze
Liegefläche 210 x 117 cm
Dicke 6 cm
Material High-Density Viskoschaumstoff (Memory Foam)
Bezug Flanell, abnehmbar und maschinenwaschbar
Vickywood Vento
.
Serienausstattung
Anti-Kondensationsmatte
dimmbare USB-LED-Licht
Schuhtasche
Empfohlenes optionales Zubehör
Außenduschkabine Shower+ 279 €
BESONDERHEIT
Zwei zusätzliche Dachträgerschienen sind auf dem Case vormontiert.
Arcta Dachzelt Vento: Vorbereitung und Montage aufs Fahrzeug
Die Ungeduldigen unter den Outdoorfans werden sich freuen: Vor dem Aufbau des Hartschalenzeltes aufs Autodach muss keine extra Vorbereitungszeit eingeplant werden, denn die Befestigungsschienen sind bereits montiert und es kann direkt losgehen. Nun müssen sich idealerweise vier Menschen mit ordentlichen Muckis zusammenfinden, denn mit den ab Werk verbauten zusätzlichen Aluminium-Querträgern fürs Outdoor-Equipment ist das Arcta Dachzelt stolze 85 kg schwer. Wer sich hier aufgrund des Claims auf der Hersteller-Website für den Kauf des Vento entschieden hat, wird sich verwundert die Augen reiben: „Hauchdünn und leicht“ soll das Hartschalenzelt sein und nur 70 kg wiegen. Das entspricht definitiv nicht den Tatsachen und bezieht sich – so der Hersteller auf Anfrage – auf das Gewicht ohne Dachträgersystem und Alu-Querträger. Da diese de facto aber Teil des Produkts sind, ist ihr Gewicht relevant für die Montage und sollte somit auch unbedingt beachtet werden. Montage-Lifehacks wie ein Dachzelt-Lift für Garagen sind bei dem hohen Gewicht hilfreich. Dazu mehr in unserer Einleitung zum Vergleichstest.
Liegt das Arcta Dachzelt einmal auf dem Grundträger, wird es mit den gummierten und vorgeformten Stahlbügeln aus dem Lieferumfang festgeschraubt. Wie im gesamten Testfeld, mit Ausnahme der Modelle von qeedo, Decathlon und Yakima, müssen die Sicherheitsmuttern aufwändig mit einer Ratsche (spätestens JETZT kaufen!) verschraubt werden, was die Montage unnötig in die Länge zieht. Flügelschrauben, die die Muttern bei Vibration vor dem Lösen schützen, wären hier wirklich praktischer.
Wer will, packt dann auf die beiden ab Werk schon zusätzlich angebrachten Querträger seine Alubox oder Solarmodule: mit dem passenden Dachträger eine zusätzliche top Staufläche! Damit ist das Arcta dem Vickywood Cumaru Light einen Schritt voraus – denn bei diesem muss man die zusätzlichen Querträger für knapp 100 € dazukaufen. Die Alu-Kraftkiste von Naturbummler kommt dagegen ebenfalls ab Werk mit diesem Extra.
Arcta Dachzelt Vento: Auf- und Abbau
Auf die Plätze – fertig – Kaffee! In Windeseile und mit nur wenigen Handgriffen ist das Arcta Dachzelt aufgebaut. Dazu muss man lediglich die Verschlussschnallen öffnen, das Gummiseil runterschieben, das später für den Abbau hilfreich sein wird, dem Zelt einen Stups geben und die Gasdruckfedern erledigen den Rest. So weit, so identisch wie bei der Alu-Kraftkiste von Naturbummler und dem Cumaru Light von Vickywood. Anders als bei den beiden ist beim Arcta Dachzelt anschließend kein Einspannen der Spannstäbe für das kleine Vordach über dem Zelteingang nötig, da diese schon verbaut sind. Außer dem Öffnen des Zeltes und dem Einhängen der Leiter ist wirklich gar nichts zu tun, um sich sein schlafbereites Lager zu schaffen.
Der Abbau geht ebenfalls im Rekordtempo. Keine Stangen abbauen, nur das Hilfsgummiseil ums Arcta Dachzelt schieben und am Zugband ziehen – fertig! Der Schließmechanismus ist extrem leichtgängig, es ist kaum Widerstand zu spüren. Instant-Zelt statt Instant-Coffee!
Leider können weder die Alu-Teleskopleiter noch das Bettzeug im Arcta Dachzelt transportiert werden. Höchstens ultradünne Schlafsäcke/Decken oder aufblasbare Kissen finden Platz, damit die Gummilippe am Case sauber abschließen kann. Bettzeug und Leiter müssen also im Auto verstaut werden. Das kostet Platz und ist ein Nachteil im Vergleich zu den Faltzelten, die unter dem Softcover oft noch Luft für Decke, Teddy und Co. haben. Bei der Konkurrenz von Naturbummler sieht das zum Beispiel ganz anders aus. Aber dazu mehr im Einzeltest.
Das Arcta Dachzelt Vento im Einsatz
Geht es ans Schlafen, stellt man schnell fest, dass die Liegefläche nicht komplett nutzbar ist: Die Matratze umfasst zwar die gesamte Grundfläche, aber: Aufgeklappt nimmt das Zelt die Form eines liegenden Tortenstücks ein, an dessen schmalem Ende das Zeltdach im spitzen Winkel auf den Boden zuläuft. Das wirkt sich insofern auf die Raumnutzung aus, als dass die Füße beim Schlafen nur aufgestellt werden können, wenn man mit dem Kopf ganz weit nach oben gerückt schläft. Andersrum aber passt der Kopf auch nicht ans enge Ende. Für größere Personen ab ca. 180 cm Körpergröße wie Paul ist das eher beengend, und „nachtaktive“ Pärchen finden im Arcta Dachzelt Vento auch weniger Raum vor als etwa im Hubdachmodell Radix des Pfälzer Herstellers, mit dem sie bestimmt glücklicher werden.
Die in der Länge eingeschränkte Nutzung der Fläche kann das Acta Dachzelt in der Breite etwas gutmachen, denn anders als bei Naturbummler (aber identisch mit dem Zelt von Vickywood) sind die Gasdruckfedern, die das Dachzelt aufrichten, außen am Case angebracht. Dadurch sind an der Matratze keine Aussparungen nötig und man kann die volle Breite des Zeltes zum Schlafen nutzen. Außerdem gibt es kein Gefummel beim Öffnen und Schließen des Reißverschlusses, der bei der Alu-Kraftkiste von Naturbummler teilweise hinter den innen liegenden Gasdruckfedern verläuft. Will man nach einer kurzen Nacht auf der 6 cm hohen Matratze morgens noch länger liegen bleiben, machen sich die ersten kräftigen Sonnenstrahlen auf dem schwarzen Alucase schnell bemerkbar. Ausschlafen im Arcta Dachzelt geht da nur bei Durchzug, sonst wird es schnell zu warm.
Ganz vorne im Arcta Dachzelt sitzt es sich bei geöffneten Fenstern fast wie draußen. Mit 140 cm ist das Dach dort luftig hoch. 80 cm lichte Höhe in der Zeltmitte ermöglichen dort aber schon kein aufrechtes Sitzen mehr. Ein Nachteil zu höheren Dachzelten wie dem Intrepid GEO 3.0 oder dem Testsieger qeedo Freedom Air 2, wenn man sich tagsüber auch mal länger im Dachzelt aufhalten will.
Obwohl es aufgrund der Bauweise nur Öffnungen zu drei Seiten gibt, sind die Fenster schön groß. Nicht ganz so ausladend wie beim GEO 3.0 von Intrepid, aber immerhin doch 135 cm breit und 85 cm hoch. Dadurch bietet das Arcta Dachzelt gute Lüftungsmöglichkeiten, eine super Aussicht und viel Licht. Aber: Wer den Tag zur Nacht machen und eine Siesta im Zelt halten will, kann kurz alle Öffnungen schließen und es innen auch am helllichten Tag stockdunkel werden lassen.
Beim Zubehör ist das Arcta Dachzelt genau wie bei Naturbummler in seinem Triangel-Hartschalenzelt sehr großzügig ausgestattet. Enthalten ist eine dimmbare LED-Leiste mit USB-Bedienelement, die eine gemütliche Atmosphäre zum Lesen und Kuscheln schafft. Praktische große Mesh-Taschen am Dachhimmel nehmen den ganzen Kabel-Kleinkram, Zeitschriften sowie ein Tablet im transparenten Fach auf. Auch eine Schuhtasche ist mit dabei, die in die Kederleiste eingezogen wird.
Tipp: Beim Modell Radix bietet Artca für 2.890 € denselben Hubmechanismus wie der Vento-Konkurrent Alu-Kraftkiste von Naturbummler und damit Platz für Füße, Leiter und Schlafzeug.
Das bemerkenswert großzügige Zubehör umfasst auch die Belüftung: Es ist eine 1 cm hohe Mesh-Unterlage für eine bessere Luftzirkulation und somit auch gegen Schimmel dabei – eine solche Anti-Kondensationsmatte muss bei den meisten anderen Herstellern teuer dazugekauft werden. Allerdings ist sie auch wirklich nötig, denn es gibt krasse Spuren von Kondensation nach einer Nacht im Arcta Dachzelt. An der Decke läuft trotz Matratzenunterlage und geöffnetem Belüftungsfenster das Wasser nur so runter, zumindest unter den Testbedingungen auf unserem DOWNTOWN Roadtrip mit Nächten im einstelligen Temperaturbereich und zwei Personen im Zelt. Am Zeltende abgelegte Jeans waren am Morgen nass. Im Sommer ist die Kondensation vielleicht weniger stark, wenn die großen Fenster zur Belüftung geöffnet werden können und nur die Moskitonetze geschlossen bleiben.
Für wen und welches Auto passt das Arcta Dachzelt Vento?
Das Arcta Dachzelt ist geeignet für Superfaule – bzw. alle, die keinen Bock auf langwierige Aufbau-Aktionen haben: Das Öffnen geht bis zu dreißigmal schneller als beim aufwendigsten Modell in unserem Vergleichstest, dem GentleTent Dachzelt. Das Arcta stapelt mit 19 cm Höhe eher tief, was vor allem gut für höhere Fahrzeuge ist, die trotzdem noch einen Platz in Tiefgaragen finden wollen. Nur das Vickywood Cumaru Light Eco 127 (Höhe: 15 cm) und das Intrepid GEO 3.0 (Höhe: 18 cm) sind noch niedriger. Große Menschen ab ca. 180 cm sind wegen des spitz zulaufenden Endes mit dem Vento allerdings nicht so gut bedient.
Wer die Dachträger auf dem Arcta Dachzelt für Zusatzgepäck oder Sportequipment nutzen will, muss seine Fahrzeugdaten kennen, denn Achtung: Die vom Hersteller angegebene maximale Zusatzbeladung von 100 kg dürften nur die wenigsten Fahrzeuge stemmen können. Deshalb unbedingt die zulässige dynamische Dachlast beachten. Und dann natürlich nicht mit Bike auf dem Dach in die Tiefgarage fahren 😉 .
Unser Fazit zum Arcta Dachzelt Vento
Das Arcta Dachzelt Vento ist super schnell und unkompliziert im Auf- und Abbau und bringt von Matratzenunterlage bis LED-Leiste eine tolle Ausstattung mit. Im Rennen der drei fast baugleichen Triangel-Hartschalenzelte schneidet es besser ab als das Vickywood, das bei weniger Ausstattung 100 € teurer ist. Im Vergleich zum Modell von Naturbummler punktet das Arcta Dachzelt mit Zeitersparnis und mehr nutzbarer Matratzenbreite, lässt aber Federn beim Raumvolumen und dem Transport von Leiter und Bettzeug im Zelt.
Tops
- super schneller und simpler Auf- und Abbau dank Gasdruckfedern und eingebauter Fenster-Spannstangen
- Umfangreiche und durchdachte Ausstattung ab Werk
- Überzeugende Qualität von Verarbeitung und
- extra Dachträger für Bike und Co.
Flops
- Gewicht
- Sicherheitsmuttern erschweren flotte Montage
- Reine Triangelform sorgt für limitierte Raumnutzung
- vergleichsweise viel Kondenswasser
Mehr Infos gibts unter arcta.de
Das Testfeld
Hier gehts zum großen Vergleichstest – 12 ½ Dachzelte fürs Auto im Dachzelt Test
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Words: Felicia Nastal, Julian Schwede Photos: Mike Hunger, Robin Schmitt